Autor Thema: Parkraumbewirtschaftung  (Gelesen 180993 mal)

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abc

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Re: Parkraumbewirtschaftung
« Antwort #540 am: 20. Januar 2022, 19:23:27 »
Keine Frage, das Parkpickerl wird eine (kurzfristige) Verbesserung für Anrainer in den neuen Zonen bringen - die Erfahrung als "älteren" Parkpickerlbezirken zeigt jedoch, dass es dort trotz Parkpickerl auch wieder keine Stellplätze mehr gibt ...

Mittelfristig wird der lokale (Fach-)Handel in den Außenbezirken weiter geschwächt - die Einkaufszentren mit den 08/15 Ketten und Produkt-Einheitsbrei werden gestärkt. Das soziale Moment von (abendlichen) Besuchen wird weiter eingeschränkt.
Sorry aber das ist beides Parteipropaganda.

Ach, den Teil, dass nach einiger Zeit wieder keine Stellplätze frei sind, glaube ich sogar. So ein Parkpickerl ist doch meist viel günstiger als ein Garagenplatz, und wenn man es sowieso kauft, um im eigenen Bezirk überall hinfahren und parken zu können - wieso dann überhaupt einen Garagenplatz mieten?

Das sieht man ja selbst in Gegenden, in denen alle Anrainer Garagen oder Betriebsparkplätze haben: selbst hier wird der öffentliche Raum zum dauerhaften Lagern von >10 m² Privateigentum missbraucht, und die Garagen stehen leer. Es wäre mal Zeit für eine systematische Untersuchung auf Grätzlebene, wie viele gemeldete Autos wie vielen Garagenplätzen gegenüberstehen, und natürlich entsprechende politische Schlussfolgerungen daraus. Meines Erachtens hat nur Neubau bisher eine solche Untersuchung.

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Re: Parkraumbewirtschaftung
« Antwort #541 am: 20. Januar 2022, 19:31:37 »
Am Heuberg scheint mir die Gefahr nicht all zu groß, weil die öffentliche Anbindung etwas Mau ist. 20 Minuten Intervall von der Moosgasse zum 43er ist halt nicht prickelnd.
Es ist mir gelungen, die derzeit noch außerhalb der Kurzparkzone liegende Hassingergasse in 1210 in dem Bereich, wo Sie nur 6 Meter breit ist, komplett von parkenden Autos zu befreien. Es waren nämlich ganze Häuserblöcke nahezu durchgehend verparkt, und so waren PKW-Begegnungen nicht mehr bzw nur im Kreuzungsbereich möglich. Das ist mir als PKW-Besitzer und Anwohner mit Garage beim Durchfahren so auf die Nerven gegangen, dass ich das der Parkraumüberwachung geschrieben habe. Gleich am nächsten Tag hatten alle einen Strafzettel, und zumindest alle 2 Tage wurden auch die Neuankömmlinge bestraft. Nun ist die Gasse praktisch frei.

Wenn nun überall Kurzparkzone sein wird, werden die Sheriffs auch in Gassen kommen, wo sie von selbst normalerweise nicht hinkommen. Und damit wird es viele bisher tolerierte, weil unkontrollierte Parkplätze nicht mehr geben. Den Heuberg stelle ich mir ähnlich schmal vor oder sogar noch schmäler als die Hassingergasse.

Und jemandem von Euch irgendwo eine Stelle einfällt, wo bei Gegenverkehr durch parkende Autos keine 2 Fahrstreifen (laut Rechtsprechung mindestens 5,2 Meter) übrig bleiben, der kann sich ja an die Parkraumüberwachung wenden. Die sind anscheinend sehr schnell.

haidi

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Re: Parkraumbewirtschaftung
« Antwort #542 am: 20. Januar 2022, 19:59:27 »
Und jemandem von Euch irgendwo eine Stelle einfällt, wo bei Gegenverkehr durch parkende Autos keine 2 Fahrstreifen (laut Rechtsprechung mindestens 5,2 Meter) übrig bleiben, der kann sich ja an die Parkraumüberwachung wenden. Die sind anscheinend sehr schnell.
Kommt halt eine Einbahn hin.
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Re: Parkraumbewirtschaftung
« Antwort #543 am: 20. Januar 2022, 20:00:15 »
Und jemandem von Euch irgendwo eine Stelle einfällt, wo bei Gegenverkehr durch parkende Autos keine 2 Fahrstreifen (laut Rechtsprechung mindestens 5,2 Meter) übrig bleiben, der kann sich ja an die Parkraumüberwachung wenden. Die sind anscheinend sehr schnell.

Allerdings overrulen Markierungen diese Bestimmung. Bei mir in der Seisgasse hat die Bezirksvorstehung eine Parkordnung durchgeboxt, die die Gasse zur unerträglichen Blechwüste macht. Ich weiß nicht wie akkurat die Messung aus dem Luftbild ist, aber sie sagt 4 Meter, und so wirkt es auch vor Ort. Auch die 5-Meter-Zone an Straßenecken wurde wegmarkiert.
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maybreeze

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Re: Parkraumbewirtschaftung
« Antwort #544 am: 20. Januar 2022, 20:04:10 »
Es gibt aber noch die Widmung als Siedlungsstraße, wo (auch im Stadtgebiet) ein einfacheres Straßenprofil mit Begegnungsmöglichkeit zulässig ist.

Man hätte übrigens die geschilderte Brachialaktion in Zusammenarbeit mit der Bezirksvertretung freundlicher und genauso effizient gestalten können. Sind ja schließlich auch Nachbarn.

hema

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Re: Parkraumbewirtschaftung
« Antwort #545 am: 20. Januar 2022, 20:11:43 »
Es gibt aber noch die Widmung als Siedlungsstraße, wo (auch im Stadtgebiet) ein einfacheres Straßenprofil mit Begegnungsmöglichkeit zulässig ist.

Da musst du aber die (erlaubten) Stellplätze durch Tafeln oder Markierungen kennzeichnen! Da gibt es etliche Beispiele in Wien.
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Re: Parkraumbewirtschaftung
« Antwort #546 am: 21. Januar 2022, 07:59:08 »
Ja, danke für die Ergänzung.

Wobei mit Einführung der Parkraumbewirtschaftung in ganz Wien heikle Stellen durch Markierungen saniert werden - sind ja jetzt genügend Parkplätze vorhanden!

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Re: Parkraumbewirtschaftung
« Antwort #547 am: 21. Januar 2022, 09:16:22 »
Wobei mit Einführung der Parkraumbewirtschaftung in ganz Wien heikle Stellen durch Markierungen saniert werden - sind ja jetzt genügend Parkplätze vorhanden!

Wenn jetzt "genügend" Parkplätze vorhanden sind, werden es nach der Parkpickerleinführung zu viele sein. Die Sanierung sollte also darauf hinauslaufen, Stellplatzflächen zu eliminieren. Ich trau mich aber wetten, dass du das nicht so meinst ...
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Re: Parkraumbewirtschaftung
« Antwort #548 am: 21. Januar 2022, 10:16:46 »
Hast die Wette leider verloren  ;)

Bislang hat die MA46 immer wieder Lösungen gesucht, Parkraum nicht auf Biegen und Brechen zu reduzieren ("Wohin dann mit den Autos?") - mit der Einführung des Parkpickerls werden sicher Parkplätze, die bislang toleriert wurden, "saniert". Das finde ich auch ok (deswegen hast die Wette verloren).

Dazu kommen allerdings im Rahmen der Zonenerweiterung weitere Wünsche wie von Dir, möglichst viele "wasserfest legale" Parkplätze zusätzlich zu eliminieren. Das finde ich eher öd. Da rennen Menschen auf die Straße, weil durch eine Impfung die persönliche Freiheit eingeschränkt wird - wartet ab, bis Herr Kickl die Autofahrer als Demonstriererpotential entdeckt! Hier sind die Einschränkungen und Belastungen deutlich ärger als ein Impfstich.

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Re: Parkraumbewirtschaftung
« Antwort #549 am: 21. Januar 2022, 10:28:58 »
Dazu kommen allerdings im Rahmen der Zonenerweiterung weitere Wünsche wie von Dir, möglichst viele "wasserfest legale" Parkplätze zusätzlich zu eliminieren. Das finde ich eher öd.

Wenn es zu viele sind, kann man sie ja wegnehmen (ganz ohne Anflug von Ödnis). Stell dir vor, ein Bäcker produziert täglich 1.000 Semmeln, verkauft aber nur 800. Er muss also jeden Tag 200 wegschmeißen und die Semmeln nehmen hinter seiner Budel so viel Platz ein, dass er keinen Gugelhupf mehr unterbringt. Die Leute wollen aber auch Gugelhupfe (Gugelhüpfe? :D) kaufen. Jetzt sagt ihnen der Bäcker: Tut mir leid, meine Betriebsanlagengenehmigung erlaubt mir, täglich 1.000 Semmeln zu produzieren. ("Das ist wasserfest legal", sagt er zu seinen Kunden, "ich backe euch keinen Gugelhupf, denn ich muss und will nicht.")

Und so ist es natürlich auch legal, dass man Autos nach der StVO überall dort abstellen darf, wo es die Rahmenbedingungen erlauben und kein explizites Verbot herrscht. Aber die Frage, ob das den Bedürfnissen der Menschen entspricht, wird dabei völig außer Acht gelassen.

Da rennen Menschen auf die Straße, weil durch eine Impfung die persönliche Freiheit eingeschränkt wird - wartet ab, bis Herr Kickl die Autofahrer als Demonstriererpotential entdeckt! Hier sind die Einschränkungen und Belastungen deutlich ärger als ein Impfstich.

Was hat denn das mit dem Thema zu tun? ::) Hier geht es um ein Verkehrsthema und nicht um parteipolitische Agitation! :down:
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maybreeze

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Re: Parkraumbewirtschaftung
« Antwort #550 am: 21. Januar 2022, 10:39:51 »
Irgendwie ist deine Argumentation eigenartig.

Wenn Du zuviel Geld hast, darf ich es Dir einfach wegnehmen? Wenn die Straße in der Nacht nicht gebraucht wird, darf ich sie einfach zusperren? Wenn das Theater tagsüber leer ist, darf ich es einfach für eine Party verwenden? Eine leere Straßenbahn stellen wir einfach ab?

Und auch wenn Du es nicht wahrhaben möchtest: Die Parkpickerlfrage ist seit Anbeginn eine politische Agitation ...

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Re: Parkraumbewirtschaftung
« Antwort #551 am: 21. Januar 2022, 10:47:10 »
Wenn Du zuviel Geld hast, darf ich es Dir einfach wegnehmen?

Nein, denn mein Geld gehört mir. Ein Parkplatz auf der Straße gehört nicht mir. Man kann ihn mir also nicht wegnehmen.

Wenn die Straße in der Nacht nicht gebraucht wird, darf ich sie einfach zusperren?

Im Prinzip ja, nennt sich Fahrverbot. In manchen Straßen gibt es so sogar etwas, das in diese Richtung geht: Nachtfahrverbot für motorisierte Einspurige oder nächtliche Geschwindigkeitsbeschränkungen. Also Restriktionen in Zeiten geringerer Nutzung.

Wenn das Theater tagsüber leer ist, darf ich es einfach für eine Party verwenden?

Natürlich nicht, denn das Theater ist Privatbesitz und die Straße ist öffentlicher Raum.

Eine leere Straßenbahn stellen wir einfach ab?

Natürlich auch nicht, denn der Fahrplan ist einzuhalten. Aber wenn die Straßenbahn Tag für Tag leer herumfährt, wird sie irgendwann "abgestellt", sprich, der Kurs wird irgendwann beim Fahrplanwechsel entfallen.

Und auch wenn Du es nicht wahrhaben möchtest: Die Parkpickerlfrage ist seit Anbeginn eine politische Agitation ...

Es gibt hier zwei Zugänge: einen aus der verkehrsplanerischen Ecke (den ich vertrete) und einen aus der Politik – dem du nachkommst, indem du hier bedauerlicherweise gerade Äpfel mit Birnen vermischst und auf das Ergebnis "Erdbeermus" draufschreibst. :-\ Schade, denn so lässt sich eine sinnvolle Diskussion nicht führen.
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Re: Parkraumbewirtschaftung
« Antwort #552 am: 21. Januar 2022, 10:47:55 »
Und so ist es natürlich auch legal, dass man Autos nach der StVO überall dort abstellen darf, wo es die Rahmenbedingungen erlauben und kein explizites Verbot herrscht. Aber die Frage, ob das den Bedürfnissen der Menschen entspricht, wird dabei völig außer Acht gelassen.

Zeigt nebenbei auch ganz gut, für wen die StVO geschrieben ist. Als Normalfall wird vorausgesetzt, dass man das Privateigentum "Auto" fast überall im öffentlichen Raum lagern darf, Ausnahmen und Einschränkungen müssen explizit ausgeschildert bzw. in der StVO oder anderen Rechtstexten definiert sein. Wieso eigentlich nicht umgedreht? Parken ist im öffentlichen Straßenraum prinzipiell verboten, außer dort, wo es explizit erlaubt ist. Das würde automatisch auch die Argumentation umkehren: diejenigen, die Parkplätze fordern, müssten dies rechtfertigen, nicht diejenigen, die sinnvollere Nutzungen im Straßenraum vorsehen.

Da rennen Menschen auf die Straße, weil durch eine Impfung die persönliche Freiheit eingeschränkt wird - wartet ab, bis Herr Kickl die Autofahrer als Demonstriererpotential entdeckt! Hier sind die Einschränkungen und Belastungen deutlich ärger als ein Impfstich.

Was hat denn das mit dem Thema zu tun? ::) Hier geht es um ein Verkehrsthema und nicht um parteipolitische Agitation! :down:

Zumal ich die Voraussetzung - deutliche Einschnitte für den Autoverkehr - überhaupt nicht sehe. Paris handelt radikal, Wien betreibt Greenwashing. Ein paar Fahrradsymbole und 30er auf weiterhin viel zu breite, zum Rasen motivierende Fahrbahnen zu pinseln, hat nichts mit sinnvoller Verkehrspolitik und nichts mit einer Einschränkung des Autoverkehrs zu tun.

Und wer Autoverkehr so toll findet, kann sich ja eine Wohnung an der Triester Straße besorgen und dann auch die Folgen seines Tuns selbst genießen.

maybreeze

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Re: Parkraumbewirtschaftung
« Antwort #553 am: 21. Januar 2022, 11:17:19 »
Entspannt Euch wieder .... es gibt kein Entweder-Oder sondern nur ein Miteinander.

Und falls ihr es noch (immer) nicht mitbekommen habt: Bin seit über eineinhalb Jahre weder in der Politik tätig noch in einer Partei Mitglied. Diesbezügliche "Anzüglichkeiten" prallen daher locker bei mir ab.  ;)

Warten wir also gelassen ab, welche verbesserten Veränderungen das Parkpickerl für die neuen Zonen bringt und welche tollen Angebote die Wiener Linien bieten werden (Frequenz, Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, ...)

abc

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Re: Parkraumbewirtschaftung
« Antwort #554 am: 21. Januar 2022, 11:36:58 »
Entspannt Euch wieder .... es gibt kein Entweder-Oder sondern nur ein Miteinander.

Das kommt immer dann, wenn die Privilegien des Autoverkehrs in Frage gestellt werden. So weit, dass Ulli Sima aber z.B. einen rechtlich definierten Mindestabstand beim Überholen von Radfahrenden einfordert (oder Autofahrende freiwillig genug Abstand halten), geht das "Miteinander" dann doch nicht.

Warten wir also gelassen ab, welche verbesserten Veränderungen das Parkpickerl für die neuen Zonen bringt und welche tollen Angebote die Wiener Linien bieten werden (Frequenz, Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, ...)

Eine der ersten verkehrspolitischen Maßnahmen der "Fortschrittskoalition" war das Zusammenstreichen des ÖV-Angebots im Wochenendfrühverkehr. Die sPÖ in der Donaustadt hat einen Antrag der Grünen abgelehnt, sich für mindestens 15-Minuten-Intervalle auf allen Buslinien einzusetzen. Sehr viel erwarte ich von dieser Koalition nicht. Und als Feigenblatt haben sie ja das U-Bahn-Kreuz.