Autor Thema: Bereitschaftsdienste  (Gelesen 7996 mal)

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13er

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Bereitschaftsdienste
« am: 25. September 2011, 16:32:40 »
Ich hatte dann auch Dienstschluß und noch dazu hatte ich ne Termin, hab angefunkt das mir ne Ablöse schicken solln. Hat auch fast geklappt *hust* nämlich erst Nußdorferstraße Stadteinwärts. -.- Somit hat sich mein Feierabend um knapp eine Stunde verzögert. :(
Früher gab's für Notfälle und längere Störungen noch eine Bereitschaft am Bahnhof, auch das wurde eingespart; würde bei etlichen Fällen helfen: Wenn ein Fahrer zu spät zum Dienst kommt, fällt der Kurs ja auch einfach aus...
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

Revisor

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Re: Bereitschaftsdienste
« Antwort #1 am: 25. September 2011, 16:44:55 »
Früher gab's für Notfälle und längere Störungen noch eine Bereitschaft am Bahnhof, auch das wurde eingespart; würde bei etlichen Fällen helfen: Wenn ein Fahrer zu spät zum Dienst kommt, fällt der Kurs ja auch einfach aus...

Wie viel früher? Vor 40 Jahren definitiv nicht mehr. Was es damals gab, war bei Betriebsbeginn die Gruppe 1 jeder Linie, die erst später, möglicherweise als letztes bevor einer zurückkehrte, ausfuhr. Was es aber natürlich auch gab, war insgesamt wesentlich mehr Personal, sodaß Improvisationen leichter waren. Entweder fuhr an Stelle eines Dreiwagenzuges eben nur ein Zweiwagenzug oder es konnte aus der Werkstatt ein Fahrer oder Schaffner aufgetrieben werden. Heute ist das nicht einmal bei den Bahnhöfen, geschweige denn bei den Abstellanlagen möglich.

13er

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Re: Bereitschaftsdienste
« Antwort #2 am: 25. September 2011, 16:51:04 »
Wie das in der Zeit vor der Einsparung genau gehandhabt wurde mit der "Bereitschaft" (unter Anführungszeichen), muss ich mal an anderer Stelle nachfragen! ;) Oder vielleicht kann auch hema dazu etwas sagen?
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95B

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Re: Bereitschaftsdienste
« Antwort #3 am: 25. September 2011, 19:28:00 »
Ich habe in meiner Sammlung ein aktuelles Gruppenbuch aus Speising, das Bereitschaft von 5.00 bis 6.45 sowie 7.14 bis 9.00 vorsieht und den eigentlichen Fahrdienst erst am Nachmittag (Unterbrecherdienst).
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
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HLS

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Re: Bereitschaftsdienste
« Antwort #4 am: 25. September 2011, 20:46:30 »
Ich habe in meiner Sammlung ein aktuelles Gruppenbuch aus Speising, das Bereitschaft von 5.00 bis 6.45 sowie 7.14 bis 9.00 vorsieht und den eigentlichen Fahrdienst erst am Nachmittag (Unterbrecherdienst).
Also bei den Ferienplänen gibts am 42er eine Gruppe die in der Früh 16min Bereitschaft hat. Diese Gruppe ist dafür da fals sich in der Früh wer am Gtl.Bhf "abseilt" bzw zu spät kommt den Zug herzurichten bzw dann den ausgefallenen Kollegen zu ersetzen. Sollte das der Fall sein fällt einfach eine Gruppe am schwachen 42er aus oder fängt eben verspätet an.
"Grüß Gott"

Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen. Dieter Nuhr

hema

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Re: Bereitschaftsdienste
« Antwort #5 am: 25. September 2011, 23:15:59 »
Wie das in der Zeit vor der Einsparung genau gehandhabt wurde mit der "Bereitschaft" (unter Anführungszeichen), muss ich mal an anderer Stelle nachfragen! ;)
Es ist so, wie es 95B schon erklärt hat, in der Regel gibt es in der Früh während etwa zwei Stunden in jedem Bahnhof ein oder zwei Fahrer in Bereitschaft. Kommt wer zu spät, müssen die einspringen. Allerdings werden diese Dienste als erstes nicht besetzt, wenn die Diensteinteilung knapp an Personal ist.

Auch "ganz früher" war das nicht viel anders, wie schon von Revisor dargestellt, im Gegenteil, die Zeit der Bereitschaft war damals sogar viel kürzer bemessen. Was allerdings ganz anders war, war die Motivation und Dienstbereitschaft, also der Wille bei Notwendigkeit umgehend (auch in freier Zeit) einzuspringen. War es spontan nötig einen Wagen zu besetzen, tat dies schnell ein Betriebsbeamter oder Werkstattler, bis es gelang einen Fahrer oder Schaffner aufzutreiben - also von zu Hause herbei zu zitieren oder nach seinem eigentlichen Dienstschluss länger zu verwenden. Es war früher auch einfacher Überstunden zu vergeben, weil es eben klar war, dass das "Werkel" laufen musste. Heute werden Überstunden vermieden wo es geht und auch in der Möglichkeit doch noch arbeitswillige Mitarbeiter zu Mehrdienstleistung einzusetzen hat sich der Betrieb selbst unheimlich beschnitten (unter Vorwendung diverser angeblicher EU-Bestimmungen und Arbeitszeitregelungen). Und letztlich hat man, wenn man es auch nie offen zugeben würde, glasklar erkannt: Ausgefallene Fahrten sind die billigsten Fahrten!
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

Revisor

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Re: Bereitschaftsdienste
« Antwort #6 am: 25. September 2011, 23:26:59 »
Ja, genau. Auch ich war einer jener damals sehr Zahlreichen, bei dem die Expeditoren wußten, daß sie meistens nicht vergeblich anriefen. Damals gab es auch noch Kameradschaft zwischen den "Indianern" und den "Häuptlingen" und, von Ausnahmen abgesehen, herrschte die Einstellung vor: den kann ich nicht im Stich lassen!

Wattman

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Re: Bereitschaftsdienste
« Antwort #7 am: 26. September 2011, 12:06:24 »
Auch ich war einer jener damals sehr Zahlreichen, bei dem die Expeditoren wußten, daß sie meistens nicht vergeblich anriefen.

Du warst bei der Straßenbahn im Fahrdienst? :o

13er

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Re: Bereitschaftsdienste
« Antwort #8 am: 26. September 2011, 14:56:17 »
Auch ich war einer jener damals sehr Zahlreichen, bei dem die Expeditoren wußten, daß sie meistens nicht vergeblich anriefen.
Du warst bei der Straßenbahn im Fahrdienst? :o
Warum denn der "schockiert"-Smiley? Revisor ist ein ganz ausgezeichneter Fahrer! :)
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

roadrunner

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Re: Bereitschaftsdienste
« Antwort #9 am: 26. September 2011, 15:41:44 »

Auch ich war einer jener damals sehr Zahlreichen, bei dem die Expeditoren wußten, daß sie meistens nicht vergeblich anriefen.

Genau so war es! :up: Es galt eine Hand wäscht die andere. Nicht einmal kam der Anruf um 4 Uhr : " Geh foarst ma die ersten drei am 9er?"
Allerdings war die Überstundenregelung nicht so rigoros wie heute und der Zusammenhalt wesentlich besser.

@admin: Vielleicht wäre ein eigener Thread über Bereitschaftsdienst ganz interessant.



Wattman

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Re: Bereitschaftsdienste
« Antwort #10 am: 26. September 2011, 16:06:24 »
Warum denn der "schockiert"-Smiley? Revisor ist ein ganz ausgezeichneter Fahrer! :)

Nicht schockiert, erstaunt, weil ich das bisher nicht wusste. ;)

HLS

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Re: Bereitschaftsdienste
« Antwort #11 am: 26. September 2011, 22:41:56 »
Auch bei mir gilt dieses, wenn Not am Mann ist und das Handy bimmelt sage ich zu 99,9% ja klar ich fahr es dir.
Ein Bsp. für: am E-Wagen im Sommer, läutete an meinem ZF-Tag, um 6.35Uhr mein Handy und man fragte mich ob ich nicht um 6.52Uhr den Zug übernehmen könne.
Da hab ich gesagt klar für dich fahr ich ihn gern... hab aber eine Bedingung gestellt es mußte mich wer in HLS an der S45 abholen und mich rüber bringen damit ich wenigstens Zeit habe mich anzuziehn, zu waschen un Zähne zu schrubbeln (weil ich ja noch schlief). Und da muß ich sagen das hat mehr als nur perfekt geklappt, ich wurde vom 43er Expeditor von zu hause abgeholt und direkt zum Marssanogasse geführt. Ich hatte zwar bis zur abfahrt nur mehr 2min aber war ja egal mußte mich nirgens anmelden brauchte mich um theoretisch nix kümmern, selbst das Gruppenbuch wurde mir vom Teamleiter zum Zug gebracht.
Sowas nenne ich für einander einstehn und im Sinne des Unternehmens und auch deren Fahrgäste denken und handeln.
"Grüß Gott"

Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen. Dieter Nuhr

coolharry

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Re: Bereitschaftsdienste
« Antwort #12 am: 27. September 2011, 07:50:42 »
Auch bei mir gilt dieses, wenn Not am Mann ist und das Handy bimmelt sage ich zu 99,9% ja klar ich fahr es dir.
Ein Bsp. für: am E-Wagen im Sommer, läutete an meinem ZF-Tag, um 6.35Uhr mein Handy und man fragte mich ob ich nicht um 6.52Uhr den Zug übernehmen könne.
Da hab ich gesagt klar für dich fahr ich ihn gern... hab aber eine Bedingung gestellt es mußte mich wer in HLS an der S45 abholen und mich rüber bringen damit ich wenigstens Zeit habe mich anzuziehn, zu waschen un Zähne zu schrubbeln (weil ich ja noch schlief). Und da muß ich sagen das hat mehr als nur perfekt geklappt, ich wurde vom 43er Expeditor von zu hause abgeholt und direkt zum Marssanogasse geführt. Ich hatte zwar bis zur abfahrt nur mehr 2min aber war ja egal mußte mich nirgens anmelden brauchte mich um theoretisch nix kümmern, selbst das Gruppenbuch wurde mir vom Teamleiter zum Zug gebracht.
Sowas nenne ich für einander einstehn und im Sinne des Unternehmens und auch deren Fahrgäste denken und handeln.

Das macht man gern wenn man:
1.) Seinen Job gerne macht und es nicht jeden freien Tag vorkommt.
2.) Die daraus entstehenden Überstunden auch abgegolten werde.
3.) Wenn man der Familie nicht versprochen hat mit ihnen was zu unternehmen.
4.) Man meistens keine Familie und schon gar keine kleinen Kinder hat (Ausnahmen gibts immer aber gern lässt man die Familie nicht im Stich)
5.) Man sich mit den Leuten gut versteht die einen Anrufen.

Es gibt sicher noch mehrere Gründe dafür oder dagegegen, aber das sind wohl die wichtigsten.

Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

moszkva tér

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Re: Bereitschaftsdienste
« Antwort #13 am: 27. September 2011, 09:11:07 »
Das macht man gern wenn man:
1.) Seinen Job gerne macht und es nicht jeden freien Tag vorkommt.
...
Als Außenstehender (niemals bei den Wiener Linien gearbeitet, und habs auch nicht vor  ;) ) kann ich dir nur Recht geben. Aber es ist wie an allen Arbeitsplätzen. Nur weil hier von vielen bekrittelt wird, dass "früher" der Zusammenhalt besser war...

Mich für meinen Arbeitgeber mehr als das notwendige Maß einsetzen würde ich auch nur, wenn ich mich am Arbeitsplatz wohlfühle. Dazu gehören z.B.:
- ... dass das Unternehmen sich nicht immer an den Schwächsten abputzt, wenn was nicht glatt läuft,
- ... dass ich Arbeitsbedingungen vorfinde, die optimales Arbeiten ermöglichen (Pausen, Ruhezeiten, Ruheräume usw.),
- ... dass ich in Krankenstand gehen kann, wenn ich krank bin, ohne um meinen Arbeitsplatz fürchten zu müssen, oder die nächsten Monate wieder für die Deppendienste eingeteilt zu werden,
- ... dass ich Anerkennung nicht nur über die Bezahlung bekomme - z.B. ein "Danke fürs Einspringen" wäre auch hin und wieder angebracht.
- ... dass ich auch "Nein" sagen kann, wenn ich einmal nicht einspringen kann/will, ohne negative Konsequenzen.
- ... dass, wenn ich gute Arbeit leiste, ich das Gefühl bekomme, dass es auch geschätzt wird.
- ... dass, wenn ich einen Fehler mache, man sich die Zeit nimmt, mir zu erklären, wie ich meine Arbeit verbessern kann (ohne mir gleich mit Entlassung zu drohen).

da gibts sicher noch mehr...

Offensichtlich haperts an einigen Punkten bei den Wiener Linien. Deswegen gibts auch so eine hohe Fluktuation. Auf Facebook wird auch gerne "die Fahrer haben keine Pausen" angeführt, wenn es Beschwerden über unfreundliches Verhalten oder überrasante Fahrweise gibt. Da sollten die Wiener Linien ansetzen.

Wenn einige Punkte nicht zutreffen, werden sich die Mitarbeiter auch nur mangelhaft mit dem Unternehmen identifizieren und fürs Unternehmen engagieren. Z.B. warum soll ich schon den dritten Sonntag hintereinander opfern, nur weil Kollege X wieder "krank" ist (es geht das Gerücht in der Kollegenschaft herum, er sei Alkoholiker). Dann gibts kein Dankeschön und wenn ich verweigere, droht man mir mit schlechteren Dienstzeiten usw...
Dann wird jeder, der kann, sich was besseres suchen. Und am besten in der Freizeit das Handy abdrehen (bzw. sich eine zweite Nummer zulegen, die man nur privaten Kontakten gibt).

hema

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Re: Bereitschaftsdienste
« Antwort #14 am: 27. September 2011, 13:16:03 »

. . . . "die Fahrer haben keine Pausen" . . . .
Und vor allem viel zu wenig Zeit zum Rauchen! Auf zehn Zigaretten pro Schicht zu kommen, kann ganz schön stressig werden und den Idealwert von zwanzig zu erreichen ist legal kaum bis gar nicht mehr möglich!   ::)


Man sollte endlich so sozial sein und für Raucher eigene Raucherpläne mit längeren Dienstpausen und Rauchpausen auf längeren Strecken erstellen! Auch die Handynutzung würde sich dann ohne allzulange Durststrecken gestalten lassen. 8)
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!