Autor Thema: Hausabriss und Mietenpreise  (Gelesen 869220 mal)

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Beutetiroler

  • Schaffner
  • **
  • Beiträge: 129
Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1215 am: 20. Februar 2018, 22:11:33 »
und nur weil die SPÖ drin ist oder war, hätte man es ja nicht abreißen müssen... 8)
Wahrscheinlich hat man dort einen Schatz vermutet. Ein Ziegel des Hauses soll angeblich besonders wertvoll sein. Im Volksmund auch "Silberstein" genannt  >:D

Habe mich heute auf die Webside des Bauträgers verirrt- Bruttomiete pro m² E 15,00. Ob Heizung, Warm- und Kaltwasser da schon dabei sind, steht nicht.

Tramwayhüttl

  • Zugführer
  • *
  • Beiträge: 766
Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1216 am: 22. März 2018, 07:19:45 »
Mal ein positives, durchaus gelungenes Beispiel  :up: :up: :up:!

https://derstandard.at/2000076564087/2014-in-Wien-explodiertes-Wohnhaus-wurde-wiederaufgebaut

Geht doch, wenn man will. Nur warum lässt man zu dass so etwas in weitaus besserem Zustand oft demoliert wird?
Bitte seien Sie achtsam! Zwischen Ihren Ohren befindet sich nichts als Luft.

W_E_St

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 7245
Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1217 am: 22. März 2018, 17:55:24 »
Mal ein positives, durchaus gelungenes Beispiel  :up: :up: :up:!

https://derstandard.at/2000076564087/2014-in-Wien-explodiertes-Wohnhaus-wurde-wiederaufgebaut

Geht doch, wenn man will. Nur warum lässt man zu dass so etwas in weitaus besserem Zustand oft demoliert wird?

Hier wollte ziemlich sicher schlicht der Eigentümer, das ist der simple Grund. Hinter den Abbrüchen meistens stehen zwei bis drei Gedanken:
1) Raumausnutzung. Neubauten haben im Vergleich zu Gründerzeithäusern meistens kleinere Räume (oder wesentlich ungleicher aufgeteilte, 40 m2 Wohnzimmer und 12 m2 Schlafzimmer zum Beispiel), definitiv wesentlich niedrigere Stockwerke (2,5 m statt 3-3,5 m, in Nobellagen bis zu 4,5 m), dementsprechend bekommt man mit Abbruch und Neubau mehr Wohnungen am gleichen Grundstück
2) Profit. Das Mietrechtsgesetz sorgt dafür, dass die Mieten in vor 1954 errichteten Gebäuden auch für weniger luxuriös verdienende Bevölkerungsschichten bezahlbar sind. Damit tragen sich die Bauten zwar vor allem wenn nicht zu viele Mieter mit Verträgen für Kategorie C oder gar D vorhanden sind durchaus selber und können erhalten werden, für einen großen Profit reicht es allerdings nicht. Und weil die Gier ein Hund ist, wird entweder parifiziert und verscherbelt oder abgerissen und neu gebaut.
3) Fehleinschätzung der Kosten. Viele Entscheidungsträger unterschätzen den Anteil der Errichtungskosten an den Gesamtkosten eines Gebäudes völlig und schrecken vor den Erhaltungskosten zurück, in völliger Verkennung der Realität - in einer Zeitschrift der Immobilienwirtschaft wurde einmal vorgerechnet, dass die Erhaltungs- und Sanierungskosten meistens nur ca. ein Drittel der Gesamtkosten ausmachen, sprich Erhaltung deutlich billiger wäre als Abbruch und Neubau.

Häufig wird als Ausweg eine Aufhebung der Mietpreisbindung genannt. Mir ist jedoch völlig unklar, wie am resultierenden freien Markt dafür gesorgt werden soll, dass sich die Bevölkerung Wohnraum mit relativ fix gegebenen Einkommen dann noch leisten soll - ich würde annehmen, dass man damit hauptsächlich die immer weitere Zersiedelung fördert und der Stadtkern von Großstädten mehr und mehr zum Luxusghetto und Büroviertel wird.
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

31/5

  • Expeditor
  • **
  • Beiträge: 1102
Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1218 am: 22. März 2018, 19:46:38 »
Durch den modernen Dachaufbau ist es weder Fisch noch Fleisch: Kein renovierter Altbau und schon gar kein Neubau.

RobertK

  • Fahrer
  • ***
  • Beiträge: 214
    • Tramtrack Austria
Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1219 am: 22. März 2018, 23:24:46 »
Es geht munter weiter :'( :'(->
Aufnahmeort ist Ecke Argentinierstraße/Wiedner Gürtel
(Bitte entschuldigt die Qualität, ich habe es nur schnell beim Vorbeifahren mit dem Auto aufgenommen!)

Ich bin heute Abend dort vorbeigefahren: der Abbruch ist im vollen Gange, vom Haus Nr. 16 ist fast nichts mehr übrig.

Fotos von heute Vormittag, sowie zum Vergleich ein Foto, das ich vor zwei Jahren aufgenommen habe.

Hier noch ein Artikel, in dem zu lesen ist, dass sich die Initiative Denkmalschutz kritisch zu diesem Abbruch geäußert hat.

Übrigens hatte im Erdgeschoß dieses Hauses der frühere Boxer Edip Sekowitsch sein Lokal ("Ring frei" bzw. "Champ's Pub"), und dort ist er im Jahr 2008 tragischerweise erstochen worden.

Zum Wiedner Gürtel 16: wir hatten ja alle angenommen, dass da nichts besseres nachkommen wird, aber seht selbst - vielleicht gefällt das ja jemandem von euch.

Hier der Entwurf für das "MOOONS"-Hotel, das dort errichtet werden soll (Quelle, der dortige Zeitplan ist aber nicht mehr aktuell).

haidi

  • Geschäftsführer
  • *
  • Beiträge: 14504
Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1220 am: 23. März 2018, 00:32:50 »
Auffällig ja - schön ist was anderes, zumindest für mich.
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

tramway.at

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 7697
    • www.tramway.at
Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1221 am: 23. März 2018, 09:17:21 »
Zum Wiedner Gürtel 16: wir hatten ja alle angenommen, dass da nichts besseres nachkommen wird, aber seht selbst - vielleicht gefällt das ja jemandem von euch.

Das schlimme an den heutigen Bauten ist die falsche Maßstäblichkeit. Die Fassaden früherer Generationen wurden für die Wahrnehmung aus Fußgängersicht / -geschwindigkeit aus dem Straßenraum entworfen; die heutigen Fassaden sind für PKW-Geschwindigkeiten entworfen. Leider betrifft das aber auch Gebäude, die nicht an Autobahnen stehen, und die werden damit für den Betrachter auf zwei Beinen reizlos und mühsam zu passieren. Vergl. Peek & Beklopptenburg in der Kärntnerstraße - das sieht aus wie eine Shopping City. Gegenbeispiel dazu das Haas-Haus (ich weiß, vielen gefällt es nicht wegen der Trommelform, aber die sorgfältige Detaillierung wird oft übersehen)
Harald A. Jahn, www.tramway.at

95B

  • Verkehrsstadtrat
  • **
  • Beiträge: 36120
  • Anti-Klumpert-Beauftragter
Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1222 am: 23. März 2018, 09:45:49 »
Das schlimme an den heutigen Bauten ist die falsche Maßstäblichkeit. Die Fassaden früherer Generationen wurden für die Wahrnehmung aus Fußgängersicht / -geschwindigkeit aus dem Straßenraum entworfen; die heutigen Fassaden sind für PKW-Geschwindigkeiten entworfen.

Bist du dir sicher, dass heutige Architekten überhaupt so weit (Pkw-Geschwindigkeit) denken? Meiner Meinung nach ist die Einfallslosigkeit der heutigen Gebäudegestaltung (Architektur mag ich das eigentlich nicht nennen, da dieser Begriff meiner Ansicht nach künstlerischen Wert enthält, der bei der heutigen Gebäudegestaltung nur zu oft fehlt) hauptsächlich den vorgegebenen CAD-Formenkatalogen und den Anforderungen der Bauträger geschuldet, die für schönere Gestaltung (ja, klar kostet die mehr als das Zusammenstoppeln von Autoformen) keinen Cent übrig haben.

Vergl. Peek & Beklopptenburg in der Kärntnerstraße - das sieht aus wie eine Shopping City.

Oder der Gebäudeplaner hatte neben dem Schreibtisch ein Expedit-Regal vom Ikea stehen, das ihm immer wieder gedankenverloren ins Blickfeld gekommen ist. :D Das Haus wäre ja an sich auch nicht so schlecht – aber warum ist es heute so verpönt, einen Neubau so ins bestehende Stadtbild einzufügen, dass er nicht von Haus aus als Fremdkörper dasteht? Selbst das Hundertwasserhaus verträgt sich besser mit seiner Umgebung als dieser grauenhafte, unproportionale (Fenstergröße, viel störender wirkt für mich aber die Fenstertiefe!) Kobel.

Gegenbeispiel dazu das Haas-Haus (ich weiß, vielen gefällt es nicht wegen der Trommelform, aber die sorgfältige Detaillierung wird oft übersehen)

Mir gefällt es nicht, weil es mir zu 1980er-Jahre-zeitgeistig ist. Dass rund um den Stephansdom auch noch andere, sehr diskutable Bauwerke stehen, ist mir bewusst. Das Haashaus sticht halt heraus, weil es auf einem weiten Platz steht, daher von größerer Entfernung sichtbar ist und folglich auch die Zone oberhalb des Erdgeschoßes im menschlichen Blickwinkel landet. Das ist bei den anderen Häusern (zum Beispiel vis-a-vis vom Riesentor) nicht oder weniger der Fall, daher wirken sie weniger (ver)störend.
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

tramway.at

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 7697
    • www.tramway.at
Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1223 am: 23. März 2018, 10:04:03 »
Bist du dir sicher, dass heutige Architekten überhaupt so weit (Pkw-Geschwindigkeit) denken? Meiner Meinung nach ist die Einfallslosigkeit der heutigen Gebäudegestaltung (Architektur mag ich das eigentlich nicht nennen, da dieser Begriff meiner Ansicht nach künstlerischen Wert enthält, der bei der heutigen Gebäudegestaltung nur zu oft fehlt) hauptsächlich den vorgegebenen CAD-Formenkatalogen und den Anforderungen der Bauträger geschuldet, die für schönere Gestaltung (ja, klar kostet die mehr als das Zusammenstoppeln von Autoformen) keinen Cent übrig haben.

Das kann auch sein - ich habe festgestellt, dass beim computerunterstützen Zeichnen (ohne Papier, Bleistift und Modell) der Sinn für den Maßstab abhanden kommt. Und zwar in beiden Richtungen! Mir ist das aufgefallen, wie ich für meine Stadtbahnmodelle einen Architekturstudenten für die CAD-Planung beschäftigt habe, da wurde ich erstmals umfangreich mit dieser zu meinen Gewohnheiten ganz unterschiedlichen Technik konfrontiert (ich selbst arbeite beim Entwurf ja vor allem mit Modellen und hingeschmierten Bleistiftskizzen). Der hat völllig maßstabsunabhängig gearbeitet, was dazu geführt hat, dass zB bei den Ätzvorlagen für Türen (in 1:87 ca 2,5 cm hoch) die Schlüssellöcher oder völlig unsichtbare Details wie Scharniere eingezeichnet waren. Oder der Entwurf des Südtirolerplatzes - ein typischer CAD-Entwurf, wo irgendwelche Punkte verbunden wurden, diese Bezüge sind in 1:1 aber nicht wahrnehmbar. Dazu kommt Copy/Paste von Details, und schon hat man banalste Architektur - es ist ja oft so, dass Kreative nicht das verwirklichen, was wirklich in ihrer Vorstellung existiert, sondern das, was ihre Werkzeugkenntnis zulässt.
Harald A. Jahn, www.tramway.at

95B

  • Verkehrsstadtrat
  • **
  • Beiträge: 36120
  • Anti-Klumpert-Beauftragter
Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1224 am: 23. März 2018, 10:13:05 »
Das kann auch sein - ich habe festgestellt, dass beim computerunterstützen Zeichnen (ohne Papier, Bleistift und Modell) der Sinn für den Maßstab abhanden kommt. Und zwar in beiden Richtungen!

Nicht nur das – der Computer arbeitet halt aalglatt, deshalb schauen die Renderings auch immer so unnatürlich aus. Der Bezug zur Realität geht verloren.

Oder der Entwurf des Südtirolerplatzes - ein typischer CAD-Entwurf, wo irgendwelche Punkte verbunden wurden, diese Bezüge sind in 1:1 aber nicht wahrnehmbar.

Logisch. Der Entwurf wurde auf Grundlage eines Stadtplans erarbeitet. Als Stadtbenutzer erlebt man die Räume aber nicht aus der Vogelperspektive. Gleiches gilt für die Teichsiedlung (Danke an Gustav Peichl für diese Wortkreation!) – eine Reißbrettstadt mit theoretisch übergestülpter Lebensqualität, die aber in der Realität nicht zum Zug kommt.
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

Schienenchaos

  • RBL-Disponent
  • ***
  • Beiträge: 1911
Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1225 am: 23. März 2018, 10:15:16 »
Ich habe vielmehr dein Eindruck, dass auch am Modell oft mit den falschen Maßstäben und vor allem aus der falschen Perspektive gearbeitet wird. Ein Modell in 1:500, das zum städtebaulichen Entwurf hergestellt wird, wird kaum aus der späteren Aughöhe der Nutzer betrachtet, sondern immer von oben aus einer Distanz von umgerechnet mehreren Dutzend Metern.
Und gerade da hab ich das Gefühl, das CAD und dabei insbesondere der BIM-Standard (building information modelling - also komplette 3D-Konstruktion des virtuellen Gebäudemodells) in Kombination mit VR-Brillen und ähnlichen Technologien wieder ein wenig menschlichen Maßstab in den Entwurf bringen kann, weil ich die Möglichkeit habe, mich in der späteren Wahrnehmungsebene zu bewegen.

60er

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 7814
Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1226 am: 23. März 2018, 10:21:26 »
Das Haus wäre ja an sich auch nicht so schlecht – aber warum ist es heute so verpönt, einen Neubau so ins bestehende Stadtbild einzufügen, dass er nicht von Haus aus als Fremdkörper dasteht? Selbst das Hundertwasserhaus verträgt sich besser mit seiner Umgebung als dieser grauenhafte, unproportionale (Fenstergröße, viel störender wirkt für mich aber die Fenstertiefe!) Kobel.
Das stimmt leider. Die meisten Neubauten werden einfach hingeklotzt und wirken dann wie ein Fremdkörper.

Eines der wenigen positiven Beispiele ist in meinen Augen der Julien-Hof in der Lainzer Straße, wo man es geschafft hat einen halbwegs "dezenten" Neubau hinzusetzen.

https://www.meinbezirk.at/hietzing/lokales/der-julienhof-ein-baujuwel-d2054128.html

hema

  • Geschäftsführer
  • *
  • Beiträge: 16391
Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1227 am: 23. März 2018, 15:38:12 »
. . . .  wo man es geschafft hat einen halbachtelwegs "dezenten" Neubau hinzusetzen.

Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

Soundy

  • Schaffner
  • **
  • Beiträge: 170
Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #1228 am: 23. März 2018, 16:58:41 »
Der Julien-Hof selbst ist recht gut geworden, nur der Dachausbau ist ein  :ugvm:.

Soundy

tramway.at

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 7697
    • www.tramway.at
Harald A. Jahn, www.tramway.at