Autor Thema: Damals und heute  (Gelesen 75708 mal)

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158er

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Re: Damals und heute
« Antwort #45 am: 16. Juni 2012, 16:57:20 »
Nur wenige. Die ganze Operngasse vom Verkehrsbüro bis zur Schleifmühlgasse ist einheitlich in den 1930er Jahren gebaut worden; wann wurde das Porrhaus und das "Einkaufszentrum" gebaut? Ich glaube, nur das Grundstück der TU blieb recht lang teilweise leer, oder?
Interessant, ich habe es mir gerade am Kulturgutkataster angeschaut. Das Porrhaus stammt aus 1930, dürfte also nicht auf bebauten ex-Freihausgründen errichtet worden sein (oder es wurde dort schon früher demoliert). Die Verlängerung der Operngasse zur Margaretenstraße stammt ja auch aus der Zeit, da war vorher keine Straße, sondern locker bebautes Gelände, wie man auch am Stadtplan von 1912 erkennen kann:

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Zusammengefaßt dürfte das Freihausviertel, das in den dreißiger Jahren oder später demoliert wurde, so ausgesehen haben:

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Als einziges altes Gebäude in diesem Bereich existiert noch immer die ehemalige Heiliggeister-Mühle in der Rechten Wienzeile 3. Es stammt aus 1845, also noch vor der Wienflußregulierung, was sich am tiefer liegenden Eingang schön bemerkbar macht. Das Foto stammt aus dem Kulturgutkataster.

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Außerhalb der oben markierten Grenzen (offenbar in einem Bereich des Freihauses, der schon früher demoliert wurde) entstanden 1914-15 die ersten Vorläufer der Gemeindebauten des roten Wien: der Wiedenhof am Kühnplatz 1-4, der noch immer Gemeindewohnungen beinhaltet und der seltenen Spezies von Häusern des Jugendstils, die keine 3,5m Raumhöhe haben, angehört. Bildquelle: Kulturgutkataster.

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N1

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Re: Damals und heute
« Antwort #46 am: 18. Juni 2012, 20:47:48 »
Zum Freihausviertel:

Quelle: Wien im Aufbau, Assanierungsfonds, 1937, 45.

Nachtrag zum Haus Gumpendorfer Straße 78:

Quelle: Ebd., 15.
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Hans Rauscher

158er

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Re: Damals und heute
« Antwort #47 am: 19. Juni 2012, 09:25:32 »
Beides sehr interessant, danke!  :up:

ad Freihausviertel: Ein Plan aus den fünfziger oder sechziger Jahren wäre auch interessant, um nachvollziehen zu können, inwieweit das TU-Grundstück wirklich noch bebaut war. Der halbkreisförmige Altbestand samt Zubauten nächst "In der Rosenlukken" hätte ja zumindest theoretisch noch weiterbestehen können, da er vollständig auf dem Baublock des heutigen TU-Freihauses liegt. Bemerkenswert auch, daß in den Dreißiger Jahren offenbar ein "Freihausplatz"auf einem Teil des heutigen TU-Geländes vorgesehen war. Das Grundstück, auf dem sich heute die TU-Bibliothek befindet, war und blieb offenbar bis 1977 leer.

Die eingezeichneten neuen Baufluchtlinien auf der Wiedner Hauptstraße wurden nicht umgesetzt, hier und auch am Beginn der Margaretenstraße befindet sich heute noch der Altbestand aus dem 18./19. Jahrhundert. Gekübelt hat man offenbar nur die Kirche und das mitten auf der Paniglgasse (heute in diesem Abschnitt Schaurhofergasse) stehende Gebäude.

ad Gumpendorfer Straße: Am oberen Bild sieht man auch, daß sich vor dem weit vorspringenden Althaus (es werden ja die gewonnenen 200 m² Straßenfläche verkündet) eine Schnürstelle des 57ers befunden hat, die - laut Grafik - gen Osten offenbar noch weiterführte. Weiß jemand, bis wohin?
Kann es weiters sein, daß die Schnürstelle auch nach 1935 noch beibehalten wurde? Am unteren Bild ist jedenfalls kein zweites Gleis zu erkennen.

95B

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Re: Damals und heute
« Antwort #48 am: 19. Juni 2012, 09:31:42 »
Gekübelt hat man offenbar nur die Kirche und das mitten auf der Paniglgasse (heute in diesem Abschnitt Schaurhofergasse) stehende Gebäude
... weshalb Ecke Wiedner Hauptstraße/Schaurhofergasse das Nachbargebäude der Gasse eine Feuermauer zuwendet.
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
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hema

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Re: Damals und heute
« Antwort #49 am: 07. Juli 2012, 22:10:07 »
Mariahilfer Straße, Haltestelle Kranzgasse. Das Bild von 1952 stammt von der ÖNB, das aktuelle aus NORC.


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Mariahilfer Straße 168, Haltestelle Kranzgasse 1952 und heute.

Stadtauswärts hieß die Haltestelle früher "Karmeliterhofgasse".
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Re: Damals und heute
« Antwort #50 am: 07. Juli 2012, 22:26:05 »
Die Norc-Bilder stammen aber aus spätestens 2008 - das weiß ich, weil mein altes Auto noch zu sehen ist  ;)

Ansonsten ein super Vergleich (2x mit Motorrad). Wann sind eigentlich die Stiegen zu den höhergelegenen Gehsteigen in der äußeren Mahü durch das Geländer ersetzt worden? Das muss so um 1995 gewesen sein, oder?

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Re: Damals und heute
« Antwort #51 am: 08. Juli 2012, 02:24:04 »
Ein Blick die Gumpendorfer Straße runter übers "Apollobergl". Einst und heute. Das alte Bild ist wieder von der ÖNB, das neue von NORC.


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Gumpendorfer Straße im Jahr 1900 und über hundert Jahre später.
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Re: Damals und heute
« Antwort #52 am: 08. Juli 2012, 02:49:17 »
Auf der Opernkreuzung 1920 und in der Jetztzeit (ÖNB und NORC)!


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Opernkreuzung und Kärntner Straße 1920 und heutzutage.
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Re: Damals und heute
« Antwort #53 am: 08. Juli 2012, 11:56:50 »
Wann sind eigentlich die Stiegen zu den höhergelegenen Gehsteigen in der äußeren Mahü durch das Geländer ersetzt worden? Das muss so um 1995 gewesen sein, oder?
Ich weiß nur, dass die damals aus gestalterischen Gründen verbauten herausragenden (im eigentlichen Sinn des Wortes) Steinquader genau auf Kinderkopfhöhe platziert waren, was wenig später geändert werden musste. ::)
_____

Neben dem vorher von mir bereits erwähnten Assanierungsfonds richtete der Ständestaat einen weiteren Fonds ein, welcher Hausherren bei der Sanierung vielfach total verkommener, mietergeschützter Altbauten unterstützen sollte: den Hausreparaturfonds.

Im entsprechenden Band der Reihe "Wien im Aufbau" war dazu unter anderem Folgendes zu lesen:
Zitat
Besonders groß war in allen 3 Jahren die Zahl der Fassadeninstandsetzungen, sowohl der Gassen- als auch der Hofschauflächen der Gebäuden [sic!]. Vielfach wurden hiebei an Stelle solcher Gassenschauflächen, die eine übermäßig reiche, dabei aber künstlerisch wertlose Gliederung aufwiesen, zweckmäßigerweise vollkommen glatte oder nur einfach gegliederte, den modernen Anschauungen entsprechende neue Schauflächen hergestellt, welche gegenüber den ursprünglichen Fassaden vor allem eine bedeutend längere Lebensdauer besitzen und damit auch eine entsprechend bessere Wirtschaftlichkeit in der Ausführung darstellen.
Zwei Beispiele, wie sich diese Philosophie auf Häuser in Ottakring auswirkte:

Die oben zu sehenden 20er-Jahre-typischen Gurtgesimse wirken an einem Gründerzeithaus etwas seltsam.

1999 präsentierte sich das Gebäude Ganglbauergasse 29 so (zweites Haus von links):

Es scheint, als sei die Sanierung der 30er Jahre die einzige im Leben dieses Hauses gewesen. Wenige Jahre später wurde es demoliert und durch einen rentableren Betonbunker ersetzt.

Gepflegt war und ist hingegen das Eckhaus Brunnengasse 32:

Heute befindet sich anstelle des Michelfeit ein "Reno"-Schuhgeschäft.

Die "Norc"-Bilder, auf denen beide Gebäude festgehalten sind, sehen leider grauslich aus, weshalb ich sie hier nicht zeige.

Quellen: Wien im Aufbau, Hausreparaturfonds, 1937, 8 f. (Zitat), 10 (Scan).

wien.gv.at/kulturportal (Fotos)
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Hans Rauscher

158er

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Re: Damals und heute
« Antwort #54 am: 28. Juli 2012, 23:49:13 »
Mariahilfer Straße, Haltestelle Kranzgasse. Das Bild von 1952 stammt von der ÖNB, das aktuelle aus NORC.
Erst jetzt gesehen: sehr interessanter Vergleich! Offenbar haben da sogar alle sichtbaren Häuser seit 1952 überlebt!  :o
Und in dem Eckhaus Ecke Oesterleingasse ist noch immer eine (sehr gute) Eisenhandlung, die eigentlich in den Geschäftethread passen würde. Edit: Ups, ist eh schon drin.  ;)

158er

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Re: Damals und heute
« Antwort #55 am: 28. September 2012, 23:27:18 »
Wieder ein Vergleichsbild:

Zollergasse 33 / Mondscheingasse 14 in den Jahren 1906 und 2011. Schade, daß eines der wenigen Biedermeierhäuser in dem Grätzel so aussehen muß. Offenbar wurde das Haus um 2003 sogar noch hergerichtet, wie dieser Artikel beweist.

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Bildquellen: ÖNB (August Stauda) / Wikipedia (Michael Kranewitter)

@hema: Wie hast Du die großen ÖNB-Bilder ohne Logo bekommen?

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Re: Damals und heute
« Antwort #56 am: 28. September 2012, 23:45:13 »
Bis vor kurzem konnte man via Europeana die Bilder der ÖNB in einer ganz passablen Auflösung (800 Pixel Breite) ohne Logo ansehen und runterladen. Leider wurde das inzwischen geändert und die Bilder auf ein besseres Thumbnail-Niveau geschrumpft:


Quelle: europeana.eu/bildarchivaustria.at

Zum Bild: Das Haus ist rein optisch - bis auf die Graffiti-Tags >:( - eh noch halbwegs beinand.
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Hans Rauscher

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Re: Damals und heute
« Antwort #57 am: 29. September 2012, 11:18:02 »
Zum Bild: Das Haus ist rein optisch - bis auf die Graffiti-Tags >:( - eh noch halbwegs beinand.
Ja, es wurde ja in den 2000er-Jahren renoviert, siehe obiger Link. Mein Beitrag bezog sich auf die verschandelnde Beschmierung.

hema

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Re: Damals und heute
« Antwort #58 am: 29. September 2012, 14:27:51 »
Bis vor kurzem konnte man via Europeana die Bilder der ÖNB in einer ganz passablen Auflösung (800 Pixel Breite) ohne Logo ansehen und runterladen. Leider wurde das inzwischen geändert und die Bilder auf ein besseres Thumbnail-Niveau geschrumpft:

Ja, das ist schlimm! Ich hätte mir rechtzeitig alle interessanten Bilder runterladen müssen. Auf die Idee, dass das so rasch geändert wird, bin ich nicht gekommen. Möglicherweise war da der Überreuther-Verlag dahinter, der die ÖNB-Bilder ja kommerziell verwertet! Man kann auch Bilder ohne Wasserzeichen bei der ÖNB käuflich erwerben. Ob man die dann ins Internet stellen darf, weiß ich nicht.

Etliche interessante alte Bilder findet man im Wikimedia.commons, noch dazu oft in toller Auflösung!


Hier findet man auch viele interessante Bilder in recht guter Größe!
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hema

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Re: Damals und heute
« Antwort #59 am: 29. September 2012, 16:56:04 »
Noch ein Beispiel, an der Ecke Siebensterngasse/Kirchengasse (Ludovica-Hof). Das Haus ist zwar gut erhalten, doch es fehlt schon einiges. Besonders an Geschäftsdlokalen kann man immer sehen, was "Architekten" Häusern antun können und dafür auch noch viel Geld bekommen!

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Siebensterngasse 29  -  1891 und 2000


Die Fotos stammen aus der Wiener Bauindustrie Zeitung und von wien.gv.at
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