Autor Thema: Preiserhöhung bei Fahrscheinen ab 1.1.2018  (Gelesen 22538 mal)

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Petersil

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Re: Preiserhöhung bei Fahrscheinen ab 1.1.2018
« Antwort #75 am: 08. November 2017, 22:18:56 »
Die Italiener haben wenigstens recht flexible Öffnungszeiten und obendrein gibt es noch Städte, in denen nicht nur Trafiken, sondern auch Bars Fahrscheine verkaufen, k.A. wie es in Sassari ausschaut. Bars haben ja am Abend üblicherweise etwas länger offen. Mühsam ist so was in italienischen Städten, in denen Mitte August alles ausgestorben ist und Trafiken und Bars wegen Urlaub gesperrt sind. >:D

pronay

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Re: Preiserhöhung bei Fahrscheinen ab 1.1.2018
« Antwort #76 am: 09. November 2017, 09:15:24 »
Wie ich noch im Schulalter war (ich bin Jahrgang 1953), da gab's in Wien noch eine Handvoll Autobuslinien mit eigenem Tarif. Mit dem 6er ist mein Vater von Währing (Gentzgasse # Gymnasiumstraße) zur Creditanstalt-Zentrale (Schottentor) gefahren. Die Autobus-Fahrscheine berechtigten nicht zum Umsteigen in die Tramway.

Ja, das waren die innerstädtischen Autobuslinien 4 bis 9 mit eigenem (teurem) Tarif. Die hatten entfernungsabhängige Tarife, da gab es Fahrscheine in vielen verschiedenen Farben, mindestens 5 oder 6 Zonen. Wenn man die ganze Strecke (via Innenstadt) durchfahren wollte, kostete ein Fahrschein deutlich mehr als ein Straßenbahnfahrschein. Leider hab ich aus dieser Zeit keine Fahrscheine (mehr).
1970 wurden die Linien ersetzt durch drei Linien, die nun ausschließlich im 1. Bezirk verkehrten, erst ab 1982 fiel der Sondertarif.

Vielen Dank für die Zusatzinfo!

Rodauner

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Re: Preiserhöhung bei Fahrscheinen ab 1.1.2018
« Antwort #77 am: 18. November 2017, 21:37:09 »
Zum Thema Tariferhöhung ein Interview mit Alexandra Reinagl:
http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wien/stadtleben/927607_Die-Oeffis-werden-teurer.html
mit aufschlussreichen Aussagen - wenn man Managersprech richtig zu deuten weiß:

Zitat
Neben den Jugendtickets sowie den Studententickets im Onlineverkauf bleibt einzig die reguläre Jahreskarte um 365 Euro von den Preiserhöhungen unberührt. "Das war ein ausdrücklicher Wunsch der Stadt Wien, als Bekenntnis zum öffentlichen Verkehr", räumt Reinagl ein.

Damit lässt sie ganz klar durchblicken, dass die Wiener Linien auch diesen Preis gerne angehoben hätten, es ihnen von Seiten der Stadt Wien aber nicht gestattet wird. Kompensieren müssen es halt die Ratenzahler, die Senioren und die Käufer aller übrigen Fahrscheine.

Zitat
Im vergangenen Jahr konnten die Wiener Linien rund 500 Millionen Euro durch den Ticketverkauf lukrieren, was den laufenden Betrieb inklusive Netzausbau aber nicht abdecken kann. Da vonseiten der Stadt Wien keine Erhöhung der Zuschüsse (diese belaufen sich laut Voranschlag für 2017 auf 330 Millionen Euro) zu erwarten ist, will man die zusätzlichen Kosten, die um 5,3 Prozent gestiegen sind, durch Effizienzsteigerungen einsparen. Dafür werden unter anderem die Fahrzeuglieferanten bei den Wartungsarbeiten stärker in die Pflicht genommen. Außerdem soll die Verwaltung verschlankt werden. Hierbei setzt man aber auf natürliche Abgänge, die Verschiebungen von Beamten- zu Kollektivverträgen und weniger Neueinstellungen. "Abgebaut wird niemand", stellt Reinagl klar.

Das wundert nicht, denn in der Bilanz der Wiener Linien (letzte verfügbare Zahlen aus 2015) sind jährlich ca. 100 Mio. Euro als Abgang (=Fehlbetrag ) verbucht.
https://www.wienerstadtwerke.at/media/files/2016/geschaeftsbericht_wiener_stadtwerke_2015_185352.pdf
siehe Seite 66: Geschäftsentwicklung – Wiener Linien. Wie lange kann ein Unternehmen wie die WL 100 Mio. Abgang per anno verkraften? Wie wird trotzdem langfristig die Liquidität sichergestellt? Vielleicht kann der eine oder andere Ökonomieexperte hier etwas dazu sagen...
In diesem Kontext sind jedenfalls die aktuellen Zustände im Gleisnetz der Straßenbahn und der Zustand des Wagenparks zu sehen: Es fehlt hint' und vurn an Geld!

...und ausserdem (obwohl hier etwas off topic...):

Zitat
Das neue Jahr wird auch das Ende des Fahrkartenverkaufs in Autobussen direkt beim Fahrer einläuten. "Nur 0,06 Prozent kaufen ihren Fahrschein im Bus. Der Aufwand und die Fahrtverzögerungen stehen da einfach nicht mehr dafür", betont Alexandra Reinagl. In den Straßenbahnen werden die Automaten aber bestehen bleiben. Das bedeutet aber auch, dass es in Zukunft nicht möglich sein wird, einen Nightline-Fahrschein zu lösen. Am Wochenende kein Problem, aber wenn beispielsweise Dienstagnacht die U-Bahn-Stationen geschlossen und daher kein Automat in Reichweite ist? Für spontane oder unvorbereitete Nachtschwärmer bedeutet das, ein Onlineticket zu lösen, schwarz zu fahren oder ein Taxi zu nehmen.