Autor Thema: Durchhäuser  (Gelesen 11291 mal)

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moszkva tér

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Re: Durchhäuser
« Antwort #15 am: 30. August 2012, 08:16:49 »
Die Schulhof-Passage wurde leider inzwischen für den Durchgang gesperrt . . . .
Wobei die Frage ist, ob das rechtlich überhaupt einwandfrei ist/war. Wegerecht, Gewohnheitsrecht, Widmung usw.!
Wenn es kein gewidmeter Durchgang war, sondern ein "freiwilliger Durchgang", kann der Besitzer tatsächlich den Durchgang jederzeit zusperren. Eine Regelung wie in Großbritannien, dass ein privater Weg nach einer bestimmten Zeit der tolerierten oder erlaubten Benützung (ich glaube 20 Jahre) automatisch zu einem legal right of way wird, gibt es in Österreich nicht.

Zitat
Jahrzehntealte Fußwege einfach zu unterbinden zeugt nicht gerade von fußgängerfreundlicher Politik, deren sich Wien so gerne rühmt!
Wie gesagt, das ist nicht primär die Schuld der Stadt, sondern der Besitzer, die ihren Privatgrund jederzeit absperren können, wenn sie es wollen.
Was man der Politik schon zum Vorwurf machen kann, ist, da nicht aktiver das Gespräch mit den Hausbesitzern zu suchen um diese Verbindungen offen zu halten oder diese Verbindungen einfach im Flächenwidmungsplan zu verankern.

tramway.at

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Re: Durchhäuser
« Antwort #16 am: 30. August 2012, 10:39:52 »
Nachtrag zum Raimundhof: Philosophie im Stadtbild. Solange es dieses Schild gibt, wird die Welt in Ordnung sein.
Harald A. Jahn, www.tramway.at

hema

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Re: Durchhäuser
« Antwort #17 am: 30. August 2012, 11:10:41 »

Wenn es kein gewidmeter Durchgang war, sondern ein "freiwilliger Durchgang", kann der Besitzer tatsächlich den Durchgang jederzeit zusperren. Eine Regelung wie in Großbritannien, dass ein privater Weg nach einer bestimmten Zeit der tolerierten oder erlaubten Benützung (ich glaube 20 Jahre) automatisch zu einem legal right of way wird, gibt es in Österreich nicht.
Schon. Wird der Weg über einen Zeitraum von 30 Jahren "redlich" (in diesem Fall von der Gemeinde bzw. von den Bürgern im Interesse der Gemeinde) und vom Grundeigentümer unbeeinsprucht benützt, gilt das Recht als ersessen. Der Eigentümer muss nachweislich einen Vorbehalt (z.B. "Bis auf Widerruf gestattet") vor Ablauf der Ersitzungsfrist anbringen oder den Weg rechtzeitig vor Ablauf sperren. Und da wird es wohl für den heutigen Eigentümer schwer, nachzuweisen, dass er bei einem z.B. seit 1800 bestehenden Durchgang schon vor 1830 die entsprechende Tafel angebracht hat.



Zitat
Wie gesagt, das ist nicht primär die Schuld der Stadt, sondern der Besitzer, die ihren Privatgrund jederzeit absperren können, wenn sie es wollen.
Es ist nur die Schuld der Gemeinde, denn sie hätte auf ihr Ersitzungsrecht bestehen müssen. Anders bei einem Durchgang, der zu einem anderen (Privat-)Grundstück führt, da müsste der interessierte Grundbesitzer schauen, dass er zu seinem Recht kommt bzw. es nicht verliert. Sonst muss er in Hinkunft einen Umweg machen (oder drüberfliegen  8)).
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moszkva tér

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Re: Durchhäuser
« Antwort #18 am: 30. August 2012, 11:29:28 »
Der Eigentümer muss nachweislich einen Vorbehalt (z.B. "Bis auf Widerruf gestattet") vor Ablauf der Ersitzungsfrist anbringen oder den Weg rechtzeitig vor Ablauf sperren.
Auf den meisten dieser Durchgänge war "freiwilliger Durchgang" angebracht. Am Raimundhof gibts die Aufschrift bis heute. Das ist ja genau dieses "bis auf Widerruf", das du ansprichst.
Freiwillig heißt in dem Fall, dass der Besitzer den Durchgang erlaubt, aber die Erlaubnis jederzeit zurückziehen kann.

hema

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Re: Durchhäuser
« Antwort #19 am: 30. August 2012, 11:37:47 »
Am Raimundhof gibts die Aufschrift bis heute. Das ist ja genau dieses "bis auf Widerruf", das du ansprichst.
Freiwillig heißt in dem Fall, dass der Besitzer den Durchgang erlaubt, aber die Erlaubnis jederzeit zurückziehen kann.
Ja, heute steht es dort und sicher auch schon lange. Aber stand es auch vor Ende der Ersitzungsfrist dort? Bei (sehr) alten Durchgängen wird der Nachweis praktisch nicht zu erbringen sein. Hier kann sich die Gemeinde beim aktuellen Eigentümer und "Sperrer" wehren oder es eben akzeptieren. Man hat sich halt (aus Gefälligkeit oder warum auch immer) für zweiteres entschieden und damit eindeutig gegen die Interessen der Bürger gehandelt!   :down:
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W_E_St

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Re: Durchhäuser
« Antwort #20 am: 30. August 2012, 13:00:42 »
Den Durchgang im 18. wollte ich auch schon erwähnen. Die Bezirksblauen haben da vor einiger Zeit einen riesigen Tanz gemacht und von Einsturzgefahr geschwafelt, Kaiser Karl hat das nur abgeblockt und gemeint, wenn wirklich Einsturzgefahr bestünde, sei das Sache der Baupolizei, ansonsten der Hausbesitzer. Ein kurzes Stück ist übrigens komplett renoviert, bis auf die Bodenfliesen meiner Meinung nach ziemlich mustergültig.
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

E2

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Re: Durchhäuser
« Antwort #21 am: 30. August 2012, 15:12:59 »
Die Schulhof-Passage wurde leider inzwischen für den Durchgang gesperrt . . . .
Wobei die Frage ist, ob das rechtlich überhaupt einwandfrei ist/war.

Warum sollt es das nicht sein? Ist immerhin Privatgrund, und wenn der Besitzer nicht will, hilft das gar nix....

haidi

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Re: Durchhäuser
« Antwort #22 am: 30. August 2012, 20:20:15 »
Die Schulhof-Passage wurde leider inzwischen für den Durchgang gesperrt . . . .
Wobei die Frage ist, ob das rechtlich überhaupt einwandfrei ist/war.

Warum sollt es das nicht sein? Ist immerhin Privatgrund, und wenn der Besitzer nicht will, hilft das gar nix....

[ ] du hast das vom Ersitzen schon mitbekommen.

Hannes
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Re: Durchhäuser
« Antwort #23 am: 31. August 2012, 02:24:37 »
Diese alten Durchhäuser, z.B. Mariahilfer Straße unten, sind gerade auch des Nachts wunderbar romantisch! Ich kann nur empfehlen, eine von euch Angebetete da mal am Nachhauseweg durchzuführen und ihr die kleinen verborgenen Schätze von Wien zu zeigen :)

</offtopic>
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

W_E_St

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Re: Durchhäuser
« Antwort #24 am: 31. August 2012, 20:08:52 »
Ein weiteres schönes Durchhaus gibt es von der Schwarzspanierstraße zur Beethovengasse, quasi deren Verlängerung. Leider waren die Lichtbedingungen alles andere als gut und ich hatte nur die Kompaktkamera mit. Übrigens ist dieser Durchgang in der Nacht ab 22 Uhr gesperrt.
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

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