Autor Thema: Stadtbahn als S-Bahn  (Gelesen 7307 mal)

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highspeedtrain

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Re: Stadtbahn als S-Bahn
« Antwort #45 am: 15. November 2023, 15:35:30 »
Um auf die Ausgangsfrage des Herrn Fachlehrer zurück zu kommen:

Also, was wäre wenn die Wiener Elektrische Stadtbahn eine Vollbahn geblieben wäre? Wäre das überhaupt möglich, einen 4020er oder Talent auf der Wiental- oder Gürtellinie fahren zu lassen?

Dann wären einerseits am Gürtel, am Donaukanal und im Wiental keine N gefahren, und andererseits ein paar Jahrzehnte später auf der Schnellbahnstammstrecke wahrscheinlich keine 4030 und später 4020 gefahren, sondern Fahrzeuge, die an ein ganz anderes S-Bahnnetz angepasst wären. Und ohne Systemgrenzen in Heiligenstadt und Hütteldorf würde auch das Wiener Umfeld anders ausschauen. Und dadurch hätte sich wiederum auch die Stadt anders entwickelt.

Es wäre auch nicht auszuschließen, dass wir dann rund um Wien - wie in Berlin - ein Gleichstrom-Stromschienennetz bekommen hätten.

W_E_St

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Re: Stadtbahn als S-Bahn
« Antwort #46 am: 16. November 2023, 22:12:02 »
Um auf die Ausgangsfrage des Herrn Fachlehrer zurück zu kommen:

Also, was wäre wenn die Wiener Elektrische Stadtbahn eine Vollbahn geblieben wäre? Wäre das überhaupt möglich, einen 4020er oder Talent auf der Wiental- oder Gürtellinie fahren zu lassen?

Dann wären einerseits am Gürtel, am Donaukanal und im Wiental keine N gefahren, und andererseits ein paar Jahrzehnte später auf der Schnellbahnstammstrecke wahrscheinlich keine 4030 und später 4020 gefahren, sondern Fahrzeuge, die an ein ganz anderes S-Bahnnetz angepasst wären. Und ohne Systemgrenzen in Heiligenstadt und Hütteldorf würde auch das Wiener Umfeld anders ausschauen. Und dadurch hätte sich wiederum auch die Stadt anders entwickelt.

Ich würde auch nicht ausschließen, dass man die 20er und 30er, vielleicht sogar bis in die 50er, weiter mit Dampftraktion eine Art Regionalverkehr gefahren wäre und dann analog zur Stammstrecke elektrifiziert. Da hängt sehr viel davon ab, von welcher wirtschaftlichen Entwicklung wir in unseren Fantasien ausgehen. Wenn wir annehmen, dass sie gerade so viel besser gewesen wäre, dass sich ein BBÖ-Verkehr auf der Stadtbahn so irgendwie rentiert hätte, wäre garantiert nicht in eine Elektrifizierung oder neue Fahrzeuge investiert worden, dann wären da Zweiachser mit offenen Plattformen und Dampfloks gefahren, in einem Intervall irgendwo zwischen 5 und 10 Minuten. Ich meine mich zu erinnern, dass in Wagners Werk für Wien 12 Züge pro Stunde als dichtestes Intervall der Dampfzeit angegeben werden, das wären 5 Minuten. Eventuell hätte man irgendwann in eine neue Signalanlage investiert, und neuere Stellwerke, aber vielleicht auch erst in den späten 50ern.

PS: bitte korrigiert mich, falls ich die Angabe verdreht haben sollte und es tatsächlich 5 Züge pro Stunde waren, also ein 12-Minuten-Takt!
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")