Gleise am Döblinger Gürtel beim Verbindungsbogen der Stadtbahn

[Wolfgang84]

Hallo und einen schönen guten Abend,

Ich hoffe, dass ihr mir bezüglich meiner Frage weiterhelfen könnt. Im Generalstadtplan von 1912 habe ich erst jetzt entdeckt, dass auf einem Abschnitt der Heiligenstädter Straße (im Gegensatz zum Plan von 1904) die Gleise fehlen. Stattdessen verlaufen die Gleise entlang der Gürtelstrecke der ehemaligen Stadtbahn. Bis vor einiger Zeit fuhr der 35A Richtung Salmannsdorf auf dem selben Streckenabschnitt. Meine Frage: Wann wurde dieser Abschnitt eröffnet und wieder stillgelegt bzw. wozu diente er? An der Viaduktmauer konnte ich noch eine Oberleitungsrosette erkennen. Im Planausschnitt findet ihr einen gelben Pfeil, der den von mir gemeinten Abschnitt anzeigt. Schon vorab vielen Dank für eure Hilfe.

Beste Grüße,

Wolfgang U.

[nord22]

Vom Betrieb auf diesem Gleis gibt es sogar ein Foto im Buch Wiener Straßenbahn - Panorama (Verlag Slezak) auf Seite 44:
"Um 1902 den Straßenbahnverkehr zwischen dem Stadtzentrum und Nußdorf trotz Kanalbauten in der Liechtensteinstraße (auf ausdrücklichen Wunsch der Kahlenbergbahn) aufrechtzuerhalten, fuhren die Wagen bei den von Otto Wagner stilvoll gestalteten Gürtelbrücken einen Umweg (Heiligenstädter Straße - Glatzgasse - Döblinger Hauptstraße - Nußdorfer Straße - Viriotgasse - Liechtensteinstraße)." Auf dem Foto ist ein G (ohne Beiwagen) zu erkennen. Wahrscheinlich wurde das im Plan eingezeichnete Gleis nur für diesen Umleitungsverkehr angelegt.

nord22

[95B]

Auf dem von dir beschriebenen Umweg wird dieses Gleis allerdings überhaupt nicht befahren.

[nord22]

Mir ist auch aufgefallen, dass der Bildtext da nicht ganz stimmig ist. Die Fahrstrecke des G auf dem Foto führt eindeutig über das im Generalstadtplan eingezeichnete Gleis neben den Viadukten der Stadtbahn.

nord22

[Revisor]

Mir ist auch aufgefallen, dass der Bildtext da nicht ganz stimmig ist. Die Fahrstrecke des G auf dem Foto führt eindeutig über das im Generalstadtplan eingezeichnete Gleis neben den Viadukten der Stadtbahn.

Und über die Glatzgasse wieder zurück zur Liechtensteinstraße. Die Gleise in der Viriotgasse führten direkt in die Althanstraße und nicht in die Liechtensteinstraße. Vielleicht handelt es sich aber auch um zwei verschiedene Baumaßnahmen, da im Slezak-Buch 1902 als Jahreszahl angegeben wird, der Stadtplan aber aus 1912 stammt.

[Wolfgang84]

Vielen Dank für die vielen Hinweise. Im Streckenplan auf www.straßenbahnjournal.at ist dieses Gleis neben den Viadukten der Stadtbahn auch nicht eingezeichnet. Vielleicht, weil dieses Gleis nur kurze Zeit existiert hat?

[Linie 41]

Zum einen ist der Plan auf strassenbahnjournal.at kein Gleisplan und hat daher nicht diese Detailtreue, zum anderen ist er auch nicht völlig korrekt. Mein ältester Plan ist aus dem Jahr 1916 und da ist dieses Gleis nicht eingezeichnet.

[Revisor]

Natürlich ist auch der Plan aus 1912 nicht korrekt, da z. B. die Gleise in der Viriotgasse bereits 1907 gesperrt wurden.

Da die entsprechenden Daten nun im Straßenbahnjournal-Wiki vorliegen, kann ich hier eine Zusammenfassung der Umleitungsmaßnahmen zwischen 1904 und 1907 bringen. Die erste Umleitung führte vom 18. Juni 1904 bis 25. Juni 1905 von der Heiligenstädter Straße über den Döblinger Gürtel, den Währinger Gürtel, die Sechsschimmelgsse und die Alserbachstraße zur Liechtensteinstraße. Gleichzeitig wurde in der Liechtensteinstraße zwischen Alserbachstraße und Althanstraße ein Pendelverkehr eingerichtet. Die zweite Umleitung nach Fortschritt der Straßenbauarbeiten  führte vom 26. Juni 1905 bis Oktober 1907 ebenfalls über den Döblinger Gürtel, dann aber über die Glatzgasse zurück zur Stammstrecke in der Liechtensteinstraße. In die Zeit der zweiten Umleitung fiel auch die Einführung der neuen Liniensignale, sodaß auch die Linie 36 in den ersten Monaten ihres Bestehens über diese Umleitungsstrecke fuhr.