Autor Thema: [DE] Essen  (Gelesen 15373 mal)

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Tramwaycafe

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[DE] Essen
« am: 27. Dezember 2014, 13:14:46 »
In den letzten Monaten habe ich schon einige Reisebeiträge aus verschiedensten Städten geschrieben: Und eine gewisse Euphorie den meisten besuchten Straßenbahnstädten gegenüber kann diesen Beiträgen wohl nicht abgeschrieben werden ;). Es geht auch anders:

Essen war die vorletzte ex-westdeutsche Stadt, deren Straßenbahn ich besuchen durfte. Dass Essen so lange warten musste, kam und kommt nicht von ungefähr. Was fasse ich denn als ein gelungenes Straßenbahnnetz auf? Es sollte die Lebensadern einer Stadt bilden, strukturierend wirken, verkehrsflussprägend. Es sollte adäquat in die Zentren integriert sein, ein wesentlicher Gestaltungsaspekt in diesen und für diese. Es sollte den maßgeblichen Teil des hochfrequenten Oberflächen-ÖPNV ausmachen. Und es sollte so etwas wie eine Netzwirkung haben; umso mehr, wenn die geschichtlichen Voraussetzungen dieses nahelegen.

Es sollte jedenfalls nicht bloß peripheres Beiwerk auf nur mehr minderprioritären Achsen darstellen, und vor allem nicht dort aus dem Stadtbild verdrängt worden sein, wo es schon einmal besonderen Nutzen gestiftet hatte. Fehler einzugestehen ist ein Bonus; wenn man Strecken wiederaufbaut, deren Einstellung man bereut, dann umso besser. Fährt ein anderes stadtbildstrukturierendes Verkehrsmittel auf einer ehemaligen Straßenbahntrasse, sprich, ein Obus, dann sei das hingenommen.

Soweit ein paar Kriterien zur Netzstruktur. Zweifellos gibt es andere, weitere, aber belassen wir es hier einmal bei der Struktur. Auf die sonstigen Straßenbahnstädte, in denen ich heuer zu tun hatte, trifft das eigentlich fast durchgehend zu: Warschau, Krakau, Zagreb, Linz, Antwerpen. In Sofia teils teils, aber dort fehlte die Zeit, sich länger mit der Straßenbahn zu befassen. Das Gegenbeispiel für das alles ist Essen.

Essen hat ohne die geringste Notwendigkeit dafür sein Straßenbahnnetz in der Innenstadt in zwei Tunnelquerungen kanalisiert, die zudem noch durch eine ebenso überflüssige Teilumspurung auf Normalspur betrieblich auf Dauer getrennt sind. Wer den «Charme» der Essener Innenstadt samt der umliegenden autobahnartigen Straßenzüge kennt, versteht noch weniger, dass diese Kanalisierung in Form von Tunnelstrecken geschah. Alles, was einmal Netzwirkung war, ist zerrissen; die Tunnelstrecken in der Innenstadt sind so gebaut, dass durch die Linienbündelung auf den daran anschließenden Außenstrecken nur eher bescheidene Intervalle möglich sind; eher bescheidene Intervalle für die neuntgrößte deutsche Stadt mit fast 600000 Einwohnern. Eine stadtnahe Straßenbahnstrecke wurde nur aufgegeben, weil sie nicht mit den vorgegebenen Tunnelmündern verträglich war. Eine der richtig starken Äste, der nach Kray, wurde dem Experiment Spurbus geopfert, das dreifach glorios scheiterte: Die Tunneleinbindung gibt es nicht mehr, die Obusse gibt es nicht mehr; und die Spurbustrasse auf der A40 ist so marod, dass sie akut gefährdet ist.

Ein vordem vorbildlich vermaschtes Netz ist in seine Einzelbestandteile zerfallen. Von den 10 Linien, die noch 1965 über den Viehofer Platz fuhren, als der Zenit der Tram in Essen schon überschritten war, blieben gerade einmal magere zwei im Zehnminutentakt über. Diese Absätze meine ich nicht als militanter Tunnelfeind: Es mag in engem Rahmen zwischen sinnvollen und notwendigen Tunnelstrecken geben, und etwas differenzierter werde ich mich damit im sehr komplexen Fall Antwerpen auseinander setzen.

Genug über die Verkümmerung des Essener Straßenbahnnetzes beklagt, Zeit für die erste Aufnahme: Wagen 1520 an der Kreuzung der Altendorfer Straße mit dem Berthold-Beitz-Boulevard. Hier befindet sich ein Minilichtblickerl der Straßenbahn in Essen; doch dazu mehr im nächsten Beitrag 8) Diese Aufnahme stammt vom 28. Oktober 2014 fotografiert in einer Pause der CommitterConf.

Tramwaycafe

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Re: [DE] Essen
« Antwort #1 am: 03. Januar 2015, 19:35:50 »
Es ist genauso wenig im übertragenen Sinne richtig schwarz oder weiß in Straßenbahnbetrieben wie im sonstigen Leben: Nach dem Rundumschlag des letzten Beitrags zwei Punkte, die ich in Essen als positiv erlebt habe. Erstens: Die Fahrpläne sind so richtig knackig, will sagen, die Fahrzeiten knapp bemessen. Die Fahrer holen aus ihren Fahrzeugen 'raus, was geht, und fahren in aller Regel auf das Angenehmste zügig. Die 2,4 Kilometer von Steele zum Parkfriedhof (Stammstrecke zwischen Hotel und Linuxhotel :))) in 6 Minuten im Straßenplanum: 24km/h Reisegeschwindigkeit, und das ist schon sehr viel für eine klassische Straßenbahn. Offensichtlich schlägt sich hier auch der chronische Geldmangel der EVAG durch, denn jede Minute längere Fahrzeit bedeutet potentiell mehr Fahrzeugbedarf und wesentlich höhere Kosten. Ist bei uns anders, ich weiß; die Essener Logik spricht mich in diesem Kontext dennoch wesentlich mehr an.

Zweitens: Ein winzigkleiner Lichtblick betrifft eine Neubaustrecke, die am Wochenende vor meinem letzten Essenaufenthalt eröffnet wurde, und zwar die über den Berthold-Beitz-Boulevard. Die Frohnhausener Strecke war dereinst direkt am Limbecker Platz an die Innenstadt angebunden; und das war und ist auch die einzige logische Lösung. Leider passte diese Anbindung nicht in das Tunnelkonzept, und so fuhr die Linie 109 ab Anfang der 1990er Jahre nicht nur einen wilden Haken, um die Tunnelstammstrecke mit der Berliner Platz-Einbindung zu erreichen, sondern auch noch über die Helenenstraße, deren gleichnamige Haltestelle nun betrieblich so richtig knirschte. Dieser Fehler wurde heuer ein ganz klein bisschen ausgemerzt, indem durch den Berthold-Beitz-Boulevard eine etwas innenstadtnähere Verbindung zur Tunnelstrecke hergestellt wurde: Schön, dass es eine Neubaustrecke gibt, aber die Anbindung an den Limbecker Platz macht sie auch nicht wett. Sei es, wie es sei: Der Wagen 1609 der allerneuesten Essener Straßenbahnwagengeneration rauscht hier den Berthold-Beitz-Boulevard entlang, der sich fernab jeglicher Wohnbebauung befindet. Die Aufnahme ist zugegebenermaßen ein Kompromiss zwischen der Vermeidung von Bewegungsunschärfe und Lesbarkeit der Beschilderung. Die Aufnahme ist wiederum vom 28. Oktober 2014.

Tramwaycafe

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Re: [DE] Essen
« Antwort #2 am: 04. Januar 2015, 15:55:49 »
Bleiben wir am Berthold-Beitz-Boulevard und dessen einziger Haltestelle «Frohnhauser Straße»; hier ist wunderbar erkennbar, dass es in diesem Umfeld keinerlei politischer Überzeugungsarbeit bedurfte, eine Straßenbahnstrecke neu zu bauen, zumal der gesamte Berthold-Beitz-Boulevard selbst völlig neu angelegt wurde und also die Straßenbahnintegration mit dem Straßenbau per se einherging. Die Essener Farbgebung, die Stadtfarben repräsentierend ginstergelb mit blauen Zierelementen, gehört in meinen Augen zu den gelungeneren Tram-Farbschemata, und die meisten Straßenbahnwägen fahren bei allem Geldmangel nicht als letztes Mittel der Selbstaufgabe ihre eigene Haut verkaufend herum, sondern bei allen finanziellen Problemen immer noch stolz in ihren Hausfarben. Sehr, sehr gut so! Hier ist eine Ausnahme davon, der vollverworbene Wagen 1506 an der erwähnten Haltestelle: Gut zu sehen sind auch die typischen Echtzeitanzeiger, die leider regelmäßig entweder Planzeiten anzeigen oder, noch schlimmer, einzelne Kurse völlig vergessen.

Hier ein bewusst massiv geschärfter Ausschnitt:
[ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]
Die angegebenen Uhrzeiten sind Planzeiten; die Minutenangaben hingegen Echtzeiten. Fehlt beim 10-Minuten-Takt an der Anzeige einmal eine Bahn, überlegt man bei kürzeren Fahrten, ob man nicht gleich zu Fuß geht: Wenn einen dann die angeblich fehlende Bahn überholt, ist der Groll perfekt.

Die Flexity Classic, von denen hier einer zu sehen ist, haben eine etwas patscherte Inneneinrichtung, wo so mancher Sitzplatz für Klaustrophobiker unerträglich eng ist; aber sie liegen wie ein Brett auf der Straße bzw. auf den Gleisen: Wenigstens für den Fahrgast ein äußerst angenehmes Fahrverhalten; ich denke einmal, für die Fahrer ebenso, wenn man die im letzten Posting erwähnte Fahrdynamik hernimmt.

hema

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Re: [DE] Essen
« Antwort #3 am: 04. Januar 2015, 15:58:47 »
Märklin Schienen!  :o  ;D
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

Tramwaycafe

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Re: [DE] Essen
« Antwort #4 am: 04. Januar 2015, 16:04:34 »
Märklin Schienen!  :o  ;D
Aber immerhin schon K-Gleise :P

Tramwaycafe

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Re: [DE] Essen
« Antwort #5 am: 05. Januar 2015, 21:29:33 »
Weiter auf Märklingleisen ;), dieses Mal ein Notschlachtungsnachschuss: An dieser Stelle, Ecke Frohnhauser Straße und Berthold-Beitz-Boulevard, ist die Ampelschaltung so, dass dem Fotografen entgegen kommende Straßenbahnen wohl nur an Sonntagmorgen an keinem «Autoschaden» (oder unter «Mastzerstückelung») leiden. Die Aufnahme wollte ich dennoch teilen, zeigt sie doch im Hintergrund die Reste der eingestellten Strecke zum Limburger EDIT: Limbecker Platz und bietet einen guten Überblick über das typische Szenario der Neubaustrecke der Linie 109. Der abgebildete Wagen 1604 ist aus der neuesten Serie der M8D-NF2 Niederflurwägen; ebenso wie die Vorgänger Flexity Classics. Wiederum 28. Oktober 2014, spätnachmittags.

haidi

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Re: [DE] Essen
« Antwort #6 am: 05. Januar 2015, 22:04:34 »
Sind das Schwellen für Stromschienen oder wozu sind diese Dinger sonst da?
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

hema

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Re: [DE] Essen
« Antwort #7 am: 06. Januar 2015, 02:10:48 »
Ich denke, das ist so eine Art Geschwindigkeitsüberwachung, die den Zug einbremst, wenn er zu rasch durch den Gleisbogen fährt.
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

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Re: [DE] Essen
« Antwort #8 am: 06. Januar 2015, 07:26:20 »
Weiter auf Märklingleisen ;), dieses Mal ein Notschlachtungsnachschuss: An dieser Stelle, Ecke Frohnhauser Straße und Berthold-Beitz-Boulevard, ist die Ampelschaltung so, dass dem Fotografen entgegen kommende Straßenbahnen wohl nur an Sonntagmorgen an keinem «Autoschaden» (oder unter «Mastzerstückelung») leiden. Die Aufnahme wollte ich dennoch teilen, zeigt sie doch im Hintergrund die Reste der eingestellten Strecke zum Limburger EDIT: Limbecker Platz und bietet einen guten Überblick über das typische Szenario der Neubaustrecke der Linie 109. Der abgebildete Wagen 1604 ist aus der neuesten Serie der M8D-NF2 Niederflurwägen; ebenso wie die Vorgänger Flexity Classics. Wiederum 28. Oktober 2014, spätnachmittags.
Danke für den wirklich interessanten und guten Beitrag, freue mich immer wieder, von Dir etwas zu lesen! :up:

Tramwaycafe

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Re: [DE] Essen
« Antwort #9 am: 11. Januar 2015, 13:31:08 »
Danke für den wirklich interessanten und guten Beitrag, freue mich immer wieder, von Dir etwas zu lesen! :up:
Das freut mich ganz außerordentlich und so macht es noch mehr Freude, in der leider viel zu spärlichen Freizeit ein Foto nach dem anderen aus der Masse herauszupicken und die Erinnerungen ans D'rumherum abzurufen. Ganz happy bin ich ex post meistens eh nicht mit dem, was ich schreibe: Mein konsequent in Englisch ablaufender beruflicher Alltag hat an der Qualität der deutschen Texte massiv genagt, und die letzten deutschen Publikationen liegen schon so weit zurück, dass das geschriebene Deutsch intensiver eingerostet ist, als ich das damals™ zu Deutschschularbeitszeiten für möglich gehalten hätte. Sei's d'rum. Genug off topic gemotschgert, und zurück zum qualifizierten Motschgern über Essen >:D

Stuttgart mag als Beispiel für die nachhaltig-konsequente Umstellung von Hochflur-Stufen-Meterspur auf Hochflur-Hochbahnsteig-Normalspur dienen. Man mag davon halten, was man will, aber es hat dort funktioniert: Das Stuttgarter Stadtbahnnetz ist trotz der mit der Umstellung einher gegangenen Streckeneinstellungen verhältnismäßig dicht, umfassend, zeitgemäß, expansiv und äußerst erfolgreich. In Essen ist so vieles mitten in den guten Ideen stecken geblieben, halbherzig umgesetzt, lieblos verfolgt und monetär im Stich gelassen. So kommt es, dass in Essen nicht nur der Dreischienengleis-, sondern auch der Klapptrittstufenbetrieb lange Tradition hat und wohl auch lange weiter haben wird. Eine der Linien, die sowohl Hoch-, als auch Tiefbahnsteige aufweist, ist der 101er, der südlich der Innenstadt seine Tunneltrasse mit der Normalspurlinie U11 teilt.

Die schon vorher einmal gezeigte Riesenkreuzung Altendorfer Straße/Berthold-Beitz-Boulevard bietet die Möglichkeit, auch lange Garnituren ohne «Vordergrundschaden» seitlich abzubilden; und auf dieser Aufnahme ist der Klapptrittstufen-M 1164 auf seinem Weg nach Borbeck zu sehen. Die M-/N-Wägen sind Geschmacksache: Ich fahre sehr gerne mit ihnen und halte sie, gemeinsam mit dem Typ Mannheim, für die seinerzeit vielleicht nicht modernsten, aber doch sowohl zeitgemäßen, als auch zeitlosen Straßen- und Stadtbahngarnituren, wie sie die 1970er kaum besser repräsentieren könnten. Der Umbau der Zielanzeigen von Broseband auf Punkthaufen Matrix hat wohl die Seitenanzeige einbezogen; wie so oft bei derlei Umbauten ist jedoch innen die Fahrgastinformation sehr enden wollend. Die Klapptrittstufen verleihen dem Äußeren ein sehr markantes Seitenaussehen; und im Gegensatz zu den ganz neuen Niederflurwägen, die am 101er nicht fahren können, haben die M-Wägen auch die schon erwähnten, blauen Zierelemente, die das Ginstergelb komplementieren.

Tramwaycafe

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Re: [DE] Essen
« Antwort #10 am: 22. Februar 2015, 18:20:19 »
Nach einer langen Pause ist's Zeit und Gelegenheit, die kurze Essener Fotoserie abzuschließen: Dieses Mal gibt es eine für das gesamte Essener Straßenbahnnetz typische Aufnahme. Wir befinden uns hier an der Zinkstraße, gleich nach dem Bahnhof Bergeborbeck, wo die Linie 106 ihre Endstation hat. Hier fährt nur mehr die Linie 101, und das bedeutet: Zehnminutentakt als klassisches Intervall deutscher Stadt- und Straßenbahnnetze. Nicht deswegen ist diese Aufnahme typisch, sondern eher des Umfeldes wegen: Ein sehr, sehr großer Anteil der Straßenbahn in Essen ist ganz herkömmlich in Straßenmittellage trassiert, ohne eigenen Gleiskörper, aber auch sonst ohne irgendwelche zeitgemäße Hervorhebungen der Tramway. Könnte diesbezüglich fast Wien sein ;) Fotografisch gibt das wenig her; gute Fotostandpunkte zu finden, ist ein Kunststück, und dass Essen so selten als Stadt für Straßenbahnfotos herhält, mag sicher auch diesem durch und durch unspektakulärem (und vor allem: uncharmantem) Streckencharakter geschuldet sein.

Die Fotoeignung ist für den gemeinen Fahrgast natürlich ein denkbar untaugliches Kriterium für die Qualität eines Straßenbahnnetzes: Viel eher zählt, dass in Essen so vieles aus dem letzten Loch pfeift. An der zentralen (Tunnel-)Haltestelle Porschestraße fallen die Fliesen aus dem Kleber, der Verputz bröckelt, Teile der Infrastruktur sind offenbar komplett in der Wartung aufgegeben worden. Das gesamte Netz wirkt, als ob für den Betrieb nicht einmal im Ansatz genug Mittel aufgewendet würden. Die überfällige Verlängerung der Linie 105 in die Nachbarstadt Oberhausen mit ihrem neuen Betrieb, die ein starkes Zeichen der Stabilisierung des dahinsiechenden Essener Straßenbahnbetriebes wäre:

Die werfen wir nach politischen Querelen einer Bürgerbefragung zum Fraß vor, die im Vorfeld irgendwie der Befragung zur Verlängerung des Sechers in Graz vor 25 Jahren ähnelt. Die Zukunftsperspektiven gehen eigentlich in Richtung noch tristere Zeit: Vor dem Hintergrund eines quasi schwarzen Finanzloches steht selbst der Zehnminutentakt des schon so ausgedünnten Netzes zur Diskussion; ausgedünnt zusätzlich durch künstliche Kappungen von Linien im Nirgendwo. Die Endstation der Linie 104 an der Aktienstraße (statt der früheren Durchbindung in die die Stadt) entspricht in ihrem Charakter einer ganztägigen Kappung der Linie 52 an der Anschützgasse. Leut', könnt's eh in 58er umsteigen! Dazu kommt ein zerrissenes Netz, dessen Wirkung sich irgendwann aufgelöst hat. Doch es wäre nicht allzu schwer, aus Essen wieder etwas halbwegs Taugliches zu machen:
  • Führung Linie 109 oberirdisch über Limbecker Platz—Hindenburgstraße—Hollestraße—Hauptbahnhof (geplant; Ausführungswahrscheinlichkeit ungefähr so hoch wie Neubauten in Wien); damit Beseitigung der Tunnelkapazitätsprobleme für die nachfolgenden Planungen
  • Wiedereröffnung der Straßenbahn nach Kray
  • Verlängerung Linie 105 nach Oberhausen und in Rellinghausen
  • Wiederdurchbindung der Linie 104 in die Innenstadt Essen
Und als Vision: Zuschütten wenigstens der Schmalspurtunnel zugunsten einer oberirdischen Trasse auf den ohnehin überbreiten Straßen rund um die Kernstadt; damit massive Reduktion der Betriebskosten.

Mit wenigstens den ersten vier Schritten wäre in Essen so etwas wie Aufbruchstimmung geschaffen, auf Basis derer vieles andere möglich wäre. Allein mir fehlt der Glaube, dass in Eessen irgendwas weitergeht: Wenn doch, umso besser :) Zurück zur Aufnahme, die der Anlass für diesen Beitrag ist: Klapptrittstufen-M 1176 am 28. 10. 2014 an der Zinkstraße.

So war es das aus Essen: Als nächstes folgt eine ungleich spannendere Stadt, nämlich Antwerpen :)

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Re: [DE] Essen
« Antwort #11 am: 05. Juli 2015, 10:38:18 »
Die Sahara-Hitze lässt nicht nur die Menschen in Nordrhein-Westfalen schwitzen, sie bringt auch die Straßenbahn in Essen in arge Nöte.

Unter den tropischen Temperaturen verflüssigte sich im Stadtteil Altenessen ein Isolierstoff zwischen Teer und Schienen, wie die Essener Verkehrsbetriebe (EVAG) mitteilten. Das Bitumen ergab sich der sengenden Hitze, es schmolz zu einer tiefschwarzen Pampe und klebte an der Straßenbahn fest. Bis auf weiteres geht auf der Essener Teilstrecke nichts mehr. Zunächst müssen mehrere Hundert Meter Masse von der Straße gekratzt werden.


Q: http://www.focus.de/regional/essen/wetter-hitze-weicht-isolierstoff-auf-strassenbahn-klebt-fest_id_4793764.html

http://www.youtube.com/watch?v=veQUTzRX3TI#

Mehr: http://www.derwesten.de/panorama/hitze-laehmt-den-verkehr-gleisbett-in-essen-geschmolzen-id10844539.html
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

Tramwaycafe

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Re: [DE] Essen
« Antwort #12 am: 08. Juli 2015, 22:19:38 »
…und wie der Zufall so spielt war ich letzte Woche, genau beim Höhepunkt der Hitzewelle  :-\  :o  :fp: wieder einmal im Linuxhotel am Rande von Essen, und hab' während des Aufenthaltes dort genau fünf Straßenbahnfotos übers Herz gebracht, weil zugegebenermaßen einfach die Lust für mehr nach 9h in einer Art Saunaraum enden wollend war, zumal die Abende überhaupt keine Kühlung brachten. Es war für Ruhrgebietsverhältnisse schon sehr außergewöhnlich… Wie auch immer, Flexity-M8D-NF2 Niederflurwagen 1614 steht hier auf SL109 in gleißendem Sonnenlicht und vielunddreißig Grad im Schatten an der Haltestelle Parkfriedhof in Huttrop zur Weiterfahrt in die Innenstadt, vor der Einfahrt in den stadteinwärts für den MIV derzeit gesperrten Abschnitt der Steeler Straße. Ganz zu meinem Erstaunen scheint ein bisserl was zu passieren bei der Straßenbahn Essen: Die nächste Haltestelle Schwanenbuschstraße wird derzeit komplettsaniert, was für die benachbarten Franz-Sales-Anlagen Goldes wert ist; dazu dürfte nun die völlig heruntergekommene und desolate Tunnelstation Rathaus herausgeputzt werden. Am 109er fahren vor allem die feinen neuen Flexities, und das neue Liniennetz versucht, den Wagenparkeinsatz zu optimieren. Hmmmm, vielleicht ist doch noch nicht alles verloren, nach dem nächsten Rückschlag mit der Ablehnung der Verlängerung des 105ers nach Oberhausen. Aufnahme vom 30. Juni 2015.

Der Zugchef

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Re: [DE] Essen
« Antwort #13 am: 08. Dezember 2017, 13:30:39 »
Beruflich war ich am Dienstag in Essen, dort entstanden kurzfristig ein paar Fotos an der Haltestelle Hollestraße :


T1

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Re: [DE] Essen
« Antwort #14 am: 08. Dezember 2017, 13:37:01 »
Schön, die neuen Flexity Classic!