Autor Thema: Julius Meinl und co.  (Gelesen 170302 mal)

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60er

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Re: Julius Meinl und co.
« Antwort #225 am: 24. September 2018, 09:01:50 »
Ich bin erschüttert, für mich hatte der Meinl und seine Niederlassungen immer etwas Vornehmes - und jetzt dieser ÖNB Fund. Ausgerechnet in der Kurstadt Baden im Beethofen-Haus befand sich dieser Krämerladen!
Bis ca. in die 50er-Jahre waren viele Meinl-Filialen auch nur kleine Greißler. Die größeren und etwas "vornehmeren" Geschäftslokale kamen erst später.

Ich habe das Foto vergrössert: Auf der linken Kreidetafel wird >Werkskaffee< zu 26,- per kg angeboten, rechts kann werden Jaffa Orangen ausgelobt.
26,- per kg Kaffee, wer konnte sich das leisten? :o

moszkva tér

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Re: Julius Meinl und co.
« Antwort #226 am: 24. September 2018, 09:42:47 »
26,- per kg Kaffee, wer konnte sich das leisten? :o
Kaffee war eigentlich ein Luxusgut. Deswegen gab es ja oft Kaffeeersatz (Malzkaffee usw.)
Ich habe Gemäß Verbraucherpreisindex der Statistik Austria berechnet, dass die 26 Schilling (als Jahr habe ich einfach 1950 angenommen) heute ca. 100 Euro wären. Somit war der Kaffee also durchaus auf Nespresso-Niveau; da kommt man auf den Kilo gerechnet heute auch ohne Weiteres auf 70 Euro  >:D

coolharry

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Re: Julius Meinl und co.
« Antwort #227 am: 24. September 2018, 10:15:40 »
26,- per kg Kaffee, wer konnte sich das leisten? :o
Kaffee war eigentlich ein Luxusgut. Deswegen gab es ja oft Kaffeeersatz (Malzkaffee usw.)
Ich habe Gemäß Verbraucherpreisindex der Statistik Austria berechnet, dass die 26 Schilling (als Jahr habe ich einfach 1950 angenommen) heute ca. 100 Euro wären. Somit war der Kaffee also durchaus auf Nespresso-Niveau; da kommt man auf den Kilo gerechnet heute auch ohne Weiteres auf 70 Euro  >:D

Kommst mittlerweile auf 76€ für die günstigeren Sorten.
Damals war der Transport noch aufwendiger. Pferdefuhrwerke in den Anbauländern, Dampfschiffe im gegensatz zu heute kleine Transportschiffe. Mühsames umladen von kleinen Paletten etc.. Das trieb die Kosten nach oben. Heute kostet der Transport fast nichts mehr.
Wenigstens war es noch ein Genussmittel und nicht ein "ich lass das halbe Häferl voll überall rumstehen bis es gammelt" meiner Kollegen.
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

U4

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Re: Julius Meinl und co.
« Antwort #228 am: 24. September 2018, 10:18:40 »
Ich bin erschüttert, für mich hatte der Meinl und seine Niederlassungen immer etwas Vornehmes - und jetzt dieser ÖNB Fund. Ausgerechnet in der Kurstadt Baden im Beethofen-Haus befand sich dieser Krämerladen!
Wer ist Beethofen  >:D ich kenn nur einen Beethoven  >:D ;D
🥒 Haltestelle NEU -  die schlechteste Version seit Beginn der Haltestellen, Stangln die fast nicht zu sehen sind im Bild der Stadt

Helga06

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Re: Julius Meinl und co.
« Antwort #229 am: 24. September 2018, 10:20:17 »
Ich bin erschüttert, für mich hatte der Meinl und seine Niederlassungen immer etwas Vornehmes - und jetzt dieser ÖNB Fund. Ausgerechnet in der Kurstadt Baden im Beethofen-Haus befand sich dieser Krämerladen!
Bis ca. in die 50er-Jahre waren viele Meinl-Filialen auch nur kleine Greißler. Die größeren und etwas "vornehmeren" Geschäftslokale kamen erst später.

Ich habe das Foto vergrössert: Auf der linken Kreidetafel wird >Werkskaffee< zu 26,- per kg angeboten, rechts kann werden Jaffa Orangen ausgelobt.
26,- per kg Kaffee, wer konnte sich das leisten? :o
Damals konnte man Kaffee noch offen kaufen, 5 oder 10 DAG waren an der Tagesordnung. Werkskaffee wurde allerdings nur verpackt angeboten. Obwohl ich viel von JM erzählen könnte würde ich meinen kehren wir zurück zu unserem Thema Straßenbahn, ehe sich Andere echauffieren.

60er

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Re: Julius Meinl und co.
« Antwort #230 am: 24. September 2018, 10:28:21 »
Damals konnte man Kaffee noch offen kaufen, 5 oder 10 DAG waren an der Tagesordnung. Werkskaffee wurde allerdings nur verpackt angeboten. Obwohl ich viel von JM erzählen könnte würde ich meinen kehren wir zurück zu unserem Thema Straßenbahn, ehe sich Andere echauffieren.
Das Bord Viennensia und dieser Thread haben mit Straßenbahn ohnehin nur sehr am Rande zu tun. Ich bin mir sicher, über interessante Geschichten von JM würde sich hier niemand echauffieren. ;)

U4

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Re: Julius Meinl und co.
« Antwort #231 am: 24. September 2018, 10:55:36 »
 :up:
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WIENTAL DONAUKANAL

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Re: Julius Meinl und co.
« Antwort #232 am: 24. September 2018, 12:30:46 »
Damals konnte man Kaffee noch offen kaufen, 5 oder 10 DAG waren an der Tagesordnung. Werkskaffee wurde allerdings nur verpackt angeboten. Obwohl ich viel von JM erzählen könnte würde ich meinen kehren wir zurück zu unserem Thema Straßenbahn, ehe sich Andere echauffieren.
Das Bord Viennensia und dieser Thread haben mit Straßenbahn ohnehin nur sehr am Rande zu tun. Ich bin mir sicher, über interessante Geschichten von JM würde sich hier niemand echauffieren. ;)

Finde ich auch, der Julius war ein Stück österreichische Kultur - schade drum.
Ich erinnere mich noch an die zylindrischen, polierten Messing-Kaffeebehälter, aus denen über einen Schieber der offene Kaffee in kleine Sackerl abgefüllt wurde.
Der KONSUM hat seine Bedienungsläden an denen des Julius Meinl orientiert, nur halt um etliches schlichter. So waren diese Kaffeebehälter nicht aus Messing sondern aus vernickeltem Stahlblech.

@Helga: Fragen - was war der der Werkskaffee für eine Röstung und welche obliegenheiten hatte ein Instruktor. Vom KONSUM her kenne ich den Inspektor, der die Filialen visitierte.

Helga06

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Re: Julius Meinl und co.
« Antwort #233 am: 27. September 2018, 15:34:25 »
Inspektoren gab es bei JM auch.
Instruktoren hatten vielfältige Aufgaben. Es gab welche für Feinkost und Delikatessen (ICH), Obst und Gemüse, Kaffee, Tee, Schokolade inkl. Brot und Backwaren, Wein und Non Food.
Die Aufgabe war Personalschulung für das jeweilige Warengebiet. Da gehörte Warenkenntnis und dessen Präsentation dazu. Auch die Kontrolle wie Ablaufdaten und die Sauberkeit der Vitrinen und Regale war zu prüfen. Richtige Verkaufsgespräche zu führen usw. Auch der richtige und gefahrlose Umgang mit Schneidewerkzeugen wie Messer und Maschinen wurde geschult. In weiterer Folge galt es Seminare in meinem Fachgebiet zu halten. Wir hatten neben der Meinl-Akademie in Wien Schulungszentren in ganz Österreich. Mein Werdegang bei JM war Verkäufer, Abteilungsleiter f. Feinkost und Delikatessen, Instruktor, Chef Instruktor und die letzten 10 Jahre Seminarleiter und Berufsschullehrer in der JM-Akademie für JM spezifische Warenkunde. Ich kannte alle Filialen in Österreich und Südtirol, in die Filialen in Bayern bin ich leider nie gekommen.

Zur Frage Werkskaffee weiß ich nur, dass er aus preiswerten Kaffeesorten geröstet wurde.

Und Nebenberuflich war ich 45 Jahre lang Mitarbeiter, mit diversen Prüfungen bei den WL, beim WTM. Aus Altersgründen mache ich zZ. nur mehr fallweise Führungen in Erdberg.
So jetzt weiß du fast alles über JM und mich.

moszkva tér

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Re: Julius Meinl und co.
« Antwort #234 am: 27. September 2018, 20:47:10 »
Inspektoren gab es bei JM auch.
Instruktoren hatten vielfältige Aufgaben. Es gab welche für Feinkost und Delikatessen (ICH), Obst und Gemüse, Kaffee, Tee, Schokolade inkl. Brot und Backwaren, Wein und Non Food.
Die Aufgabe war Personalschulung für das jeweilige Warengebiet. Da gehörte Warenkenntnis und dessen Präsentation dazu. Auch die Kontrolle wie Ablaufdaten und die Sauberkeit der Vitrinen und Regale war zu prüfen. Richtige Verkaufsgespräche zu führen usw. Auch der richtige und gefahrlose Umgang mit Schneidewerkzeugen wie Messer und Maschinen wurde geschult. In weiterer Folge galt es Seminare in meinem Fachgebiet zu halten. Wir hatten neben der Meinl-Akademie in Wien Schulungszentren in ganz Österreich.
Es ist wirklich interessant, wie der Lebensmittel-Einzelhandel damals organisiert war. Damals gab es qualifizierte Arbeitsplätze, aber das kostet natürlich auch, das schlägt sich auf die Preise. Das hat letztlich Meinl, aber auch dem Klassenfeind Konsum, das Genick gebrochen. Die Preise zu hoch, aber die Qualität konnte da nicht mithalten. Auch das Umdenken, dass der Einkauf beim Diskonter keine Schande ist, hat letztlich dem gehobeneren Segment das Genick gebrochen. Das Luxussegment wird ja weiterhin bestehen bleiben, wie man bei Meinl am Graben sieht.

moszkva tér

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Re: Julius Meinl und co.
« Antwort #235 am: 27. September 2018, 20:53:49 »
Beim Keller übersiedeln habe ich doch noch mein altes Magnettaferl der Hauszustellung Anno 1996/97 gefunden!
(Image removed from quote.)
Übrigens @Helga06: Falls du Interesse an diesem Autodach-Magnetschild hättest... Schreib mir eine PN mit deiner Adresse. Ich schicke es dir gerne zu (unfrei) für deine Sammlung. Bei mir im Keller setzt es jedenfalls nur Staub an und wird von den Ratten angeknabbert; ist auch schade drum.

haidi

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Re: Julius Meinl und co.
« Antwort #236 am: 27. September 2018, 21:13:05 »
Es ist wirklich interessant, wie der Lebensmittel-Einzelhandel damals organisiert war. Damals gab es qualifizierte Arbeitsplätze, aber das kostet natürlich auch, das schlägt sich auf die Preise. Das hat letztlich Meinl, aber auch dem Klassenfeind Konsum, das Genick gebrochen. Die Preise zu hoch, aber die Qualität konnte da nicht mithalten. Auch das Umdenken, dass der Einkauf beim Diskonter keine Schande ist, hat letztlich dem gehobeneren Segment das Genick gebrochen. Das Luxussegment wird ja weiterhin bestehen bleiben, wie man bei Meinl am Graben sieht.
Dem Konsum hat in erster Linien die Personalpolitik das Genick gebrochen. "Heast Genosse, wast a Hackn für mei Oide?" und schon war sie beim Konsum.
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

WIENTAL DONAUKANAL

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Re: Julius Meinl und co.
« Antwort #237 am: 27. September 2018, 21:22:28 »
Es ist wirklich interessant, wie der Lebensmittel-Einzelhandel damals organisiert war. Damals gab es qualifizierte Arbeitsplätze, aber das kostet natürlich auch, das schlägt sich auf die Preise. Das hat letztlich Meinl, aber auch dem Klassenfeind Konsum, das Genick gebrochen. Die Preise zu hoch, aber die Qualität konnte da nicht mithalten. Auch das Umdenken, dass der Einkauf beim Diskonter keine Schande ist, hat letztlich dem gehobeneren Segment das Genick gebrochen. Das Luxussegment wird ja weiterhin bestehen bleiben, wie man bei Meinl am Graben sieht.
Dem Konsum hat in erster Linien die Personalpolitik das Genick gebrochen. "Heast Genosse, wast a Hackn für mei Oide?" und schon war sie beim Konsum.

In erster Linie war die dem KONSUM aufgezwungene Finanzierung der Partei am Niedergang schuld.

Kálvin tér

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Re: Julius Meinl und co.
« Antwort #238 am: 27. September 2018, 21:51:40 »
Dem Konsum hat in erster Linien die Personalpolitik das Genick gebrochen. "Heast Genosse, wast a Hackn für mei Oide?" und schon war sie beim Konsum.
In erster Linie war die dem KONSUM aufgezwungene Finanzierung der Partei am Niedergang schuld.
Nicht alleine, auch wenn die Freundlichkeit und Kompetenz des Konsum-Personals mitunter rustikal war und die finanziellen Verbindungen zur Partei ein offenes Geheimnis darstellten. Im Endeffekt begann der Niedergang eigentlich schon beim Zusammenschluss der Konsumgenossenschaften 1978, da ab diesem Zeitpunkt die "gesunden" Teile des Unternehmens die traditionell defizitären Regionalgenossenschaften mittragen mussten. Hinzu kamen in weiterer Folge das Fehlen einer klaren unternehmerischen Strategie, mangelnder Rationalisierung (keine Computerkassen) sowie diverse Managementfehler, 1995 war dann, wie wir wissen, endgültig Schluss.

coolharry

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Re: Julius Meinl und co.
« Antwort #239 am: 28. September 2018, 08:07:22 »
Dem Konsum hat in erster Linien die Personalpolitik das Genick gebrochen. "Heast Genosse, wast a Hackn für mei Oide?" und schon war sie beim Konsum.
In erster Linie war die dem KONSUM aufgezwungene Finanzierung der Partei am Niedergang schuld.
Nicht alleine, auch wenn die Freundlichkeit und Kompetenz des Konsum-Personals mitunter rustikal war und die finanziellen Verbindungen zur Partei ein offenes Geheimnis darstellten. Im Endeffekt begann der Niedergang eigentlich schon beim Zusammenschluss der Konsumgenossenschaften 1978, da ab diesem Zeitpunkt die "gesunden" Teile des Unternehmens die traditionell defizitären Regionalgenossenschaften mittragen mussten. Hinzu kamen in weiterer Folge das Fehlen einer klaren unternehmerischen Strategie, mangelnder Rationalisierung (keine Computerkassen) sowie diverse Managementfehler, 1995 war dann, wie wir wissen, endgültig Schluss.

Hofer hatte 1995 aber auch noch keine Computerkassen (Scanerkassen). Die waren damals erst seit wenigen Jahren überhaupt am Markt.
Und was ich mich erinnern kann, das kann mich aber auch täuschen, war beim Abverkauf im KGM Nordwestbahnstraße damals eine (mehrere) Scanerkassa aktiv.
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.