Autor Thema: Straßenbahnersatzverkehr für die U1 im Jahr 1978  (Gelesen 5852 mal)

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Stellwerker

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Straßenbahnersatzverkehr für die U1 im Jahr 1978
« am: 21. August 2016, 17:38:52 »
Nach der Eröffnung der U1 im Jahr 1978 wurden im Bhf. Favoriten mehrere Straßenbahngarnituren bereitgehalten, um bei einer Störung der U1 eingesetzt zu werden. Diese Züge waren als Ersatzverkehr beschildert. Eine solche Bugtafel (von der Größe passend für einen T2/L/L3/L4) befindet sich in meinem Fundus.

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Von Karl Holzinger bekam ich vor Jahren per Mail was zu diesem Ersatzverkehr, den ich hier posten möchte.
Zitat
Zitat aus "Eisenbahn 4/78":

Auch Störungsfälle auf der U 1 wurden von den WVB einkalkuliert und hiefür eine Reihe von Maßnahmen vorgesehen: So wurden zwar die Straßenbahnstrecken zwischen Gudrunstraße und Wiedner Hauptstraße gesperrt, blieben aber vorerst befahrbar. Im Bahnhof Favoriten standen kurzzeitig 15 Reservezüge der Straßenbahn mit der Beschilderung "Ersatzverkehr" bereit. Sie sollten im Notfall über Quellenstraße - Matzleinsdorfer Platz (USTRAB) - Wiedner Hauptstraße eine direkte Verbindung zwischen Favoriten und Karlsplatz herstellen.Für den Fall eines längerwährenden Zusammenbruchs des U-Bahn-Betriebes wäre dieser Notverkehr nach Räumung der Graf-Starhemberg-Gasse von parkenden Autos über die ehemalige Strecke der Linien 66 und 167 geführt worden.

Zitat
Zitat aus "Straßenbahn International" 3/78:

Die Strecke Laxenburger Straße ab Gudrunstraße - Columbusplatz - Favoritenstraße - Südtiroler Platz - Graf-Starhemberg-Gasse (beziehungsweise Südtiroler Platz - Wiedner Gürtel bis zur Vereinigungsweiche mit der Linie 18) wurde sofort nach Passieren durch den letzten Zug gesperrt, bleibt aber vorläufig erhalten (U-Bahn-Ersatzverkehr). Mit der Sperre dieser Strecke müssen die Einführungs- und Schlußfahrten der Linien D und O vom Bahnhof Favoriten über die Quellenstraße geführt werden.Für den Fall einer größeren U-Bahn-Störung verblieben im Bahnhof Favoriten zunächst fünfzehn Reservezüge; diese Reserve wurde mit 1. März aufgegeben, wodurch freiwerdende Garnituren ab 3. März auf den Verstärkerlinien 29 und 231 eingesetzt werden können. Dadurch konnten alle M+m2,3-Garnituren von der Linie 231 abgezogen werden. Somit verkehren M-Züge nur noch auf den Linien 31/5, 43, 71 und D/.

Hat jemand von euch eventuell Fotos dieser im Bhf. Favoriten vorgehaltenen Ersatzverkehrsgarnituren?

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Re: Straßenbahnersatzverkehr für die U1 im Jahr 1978
« Antwort #1 am: 21. August 2016, 18:54:23 »
Bedeutet das, dass die erfolgreiche Reaktivierung der Linie O der Angst vor dem Versagen der U-Bahn zu verdanken ist, weil die Strecke sonst viel früher zerstört gewesen und somit vollendete Tatsachen vorgelegen wären?
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Stellwerker

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Re: Straßenbahnersatzverkehr für die U1 im Jahr 1978
« Antwort #2 am: 21. August 2016, 19:08:21 »
Haben da nicht damals die Favoritner Genossen intensiv beim Bürgermeister interveniert und Gratz dann die Freigabe der Strecke verfügt?

95B

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Re: Straßenbahnersatzverkehr für die U1 im Jahr 1978
« Antwort #3 am: 21. August 2016, 19:22:13 »
Eine solche Bugtafel (von der Größe passend für einen T2/L/L3/L4) befindet sich in meinem Fundus.

Ich habe so ein Exemplar in der für E1 passenden Größe. Nun weiß ich endlich, wofür es einst hergestellt wurde!

Haben da nicht damals die Favoritner Genossen intensiv beim Bürgermeister interveniert und Gratz dann die Freigabe der Strecke verfügt?

Der Legende nach haben sich die Favoritner Genossen vehement für einen "Citybus" eingesetzt, woraufhin Gratz entgegnet habe: "Wauns unbedingt a öffentliches Verkehrsmittel woits, kriagts de Tramway zruck."
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hema

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Re: Straßenbahnersatzverkehr für die U1 im Jahr 1978
« Antwort #4 am: 21. August 2016, 19:43:02 »
Bedeutet das, dass die erfolgreiche Reaktivierung der Linie O der Angst vor dem Versagen der U-Bahn zu verdanken ist, weil die Strecke sonst viel früher zerstört gewesen und somit vollendete Tatsachen vorgelegen wären?
Nein, aus diesem "Fehler", nur die Oberleitung zu entfernen, die Schienen aber unangetastet zu lassen, haben sie gelernt. Ab der nächsten Streckeneinstellung haben sie nur mehr die Politik der verbrannten Erde angewandt und umgehend zerstört, was zu zerstören ging, um gegen eine allfällige Wiederinbetriebnahme mit den hohen Kosten argumentieren zu können.
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Stellwerker

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Re: Straßenbahnersatzverkehr für die U1 im Jahr 1978
« Antwort #5 am: 21. August 2016, 20:51:45 »
Wieso Oberleitung entfernen? Wäre das passiert hätte ja der gedachte U-Bahn-Ersatzverkehr nicht in der Laxenburger Straße fahren können.

hema

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Re: Straßenbahnersatzverkehr für die U1 im Jahr 1978
« Antwort #6 am: 22. August 2016, 01:43:12 »
Wieso Oberleitung entfernen? Wäre das passiert hätte ja der gedachte U-Bahn-Ersatzverkehr nicht in der Laxenburger Straße fahren können.
Der Ersatzverkehr wäre ja über die Strecke von 6er -> 62er zum Ring gefahren!


Vielleicht wurde die Oberleitung auch erst kurze Zeit nach Betriebsaufnahme der U1 entfernt, jedenfalls war sie weg, aber die Gleise blieben unangetastet. Dadurch war die Wiedereröffnung der Strecke durch die Laxenburger Straße ein relativ einfaches Unterfangen.
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Wattman

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Re: Straßenbahnersatzverkehr für die U1 im Jahr 1978
« Antwort #7 am: 22. August 2016, 08:13:40 »
Siehe hier und Folgepostings bis inkl. Antwort #10.
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Stellwerker

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Re: Straßenbahnersatzverkehr für die U1 im Jahr 1978
« Antwort #8 am: 22. August 2016, 08:17:06 »
Der Ersatzverkehr wäre ja über die Strecke von 6er -> 62er zum Ring gefahren!


Vielleicht wurde die Oberleitung auch erst kurze Zeit nach Betriebsaufnahme der U1 entfernt, jedenfalls war sie weg, aber die Gleise blieben unangetastet. Dadurch war die Wiedereröffnung der Strecke durch die Laxenburger Straße ein relativ einfaches Unterfangen.

Im von mir zitierten Bericht ist die Rede davon, daß der Ersatzverkehr bei einer länger andauernden Störung durch die Graf-Starhemberg-Gasse geführt worden wäre. Dorthin kam man aber nur über die Laxenburger Straße, und da hätte man ohne Oberleitung ein Problem gehabt. Ich vermute daher, wenn die Oberleitung wirklich weg war, daß diese erst abgebaut wurde, nachdem die Ersatzverkehrgarnituren nicht mehr vorhanden waren.

Ferry

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Re: Straßenbahnersatzverkehr für die U1 im Jahr 1978
« Antwort #9 am: 23. August 2016, 10:29:19 »
Nein, aus diesem "Fehler", nur die Oberleitung zu entfernen, die Schienen aber unangetastet zu lassen, haben sie gelernt.

Hast du irgendetwas, das belegt, dass zwischen März und Dezember die Oberleitung in der Laxenburger Straße entfernt war? Ich bin die Strecke nach der Einstellung etliche Male abgegangen (das letzte Mal kurz vor der Wiederaufnahme des Betriebs) und kann mich nicht daran erinnern. Rote Taferln, Weichen verkeilt, und das war's.

Zitat von: hema
Ab der nächsten Streckeneinstellung haben sie nur mehr die Politik der verbrannten Erde angewandt und umgehend zerstört, was zu zerstören ging, um gegen eine allfällige Wiederinbetriebnahme mit den hohen Kosten argumentieren zu können.

Stimmt so nicht - die Gleisanlagen der Zweierlinien zwischen Invalidenstraße und Schwarzenbergplatz waren noch lange nach der Einstellung vorhanden (die Gleistrasse am Heumarkt wurde als Parkplatz genutzt). Nur die Oberleitung war relativ bald weg, wobei - kurioserweise - zunächst unmittelbar nach der Verzweigung Invalidenstraße und unmittelbar nach der Kreuzung Schwarzenbergplatz Isolierstücke eingefügt wurden. Das blieb dann so bis Herbst 1980, und eines Tages war sie dann ganz weg.

Und die Strecke des 8ers blieb bis Frühjahr 1990 - inklusive Oberleitung - betriebsfähig.
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")

13er

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Re: Straßenbahnersatzverkehr für die U1 im Jahr 1978
« Antwort #10 am: 23. August 2016, 10:39:48 »
Und die Strecke des 8ers blieb bis Frühjahr 1990 - inklusive Oberleitung - betriebsfähig.
Aber nur auf Anordnung des Bürgermeisters...
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

W_E_St

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Re: Straßenbahnersatzverkehr für die U1 im Jahr 1978
« Antwort #11 am: 24. August 2016, 12:20:54 »
Und die Strecke des 8ers blieb bis Frühjahr 1990 - inklusive Oberleitung - betriebsfähig.
Aber nur auf Anordnung des Bürgermeisters...

Die Gleise allerdings waren im Bereich Michelbeuern bis 1998 vollständig vorhanden.
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")