Autor Thema: [PL] SKA - Krakaus S-Bahnsystem  (Gelesen 1754 mal)

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Konstal 105Na

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[PL] SKA - Krakaus S-Bahnsystem
« am: 08. Januar 2017, 19:02:58 »
Ich möchte euch hier die SKA, das S-Bahnsystem Krakaus vorstellen. SKA steht für Szybka Kolej Aglomeracyjna (Agglomeratoinsschnellbahn). In Betrieb ging sie zum Fahrplanwechsel 2014 mit der Linie SKA1 (Kraków Główny (Hauptbahnhof) - Wieliczka Rynek Kopalnia). Das System befindet sich noch im Aufbau, allerdings ging per letztem Fahrplanwechsel mit der Linie SKA3 (Kraków Główny - Tarnów) die vorläufig letzte Linie in Betrieb.

Im Endausbau soll das Netz folgendermaßen aussehen:

SKA1: Wieliczka Rynek-Koplania - Kraków Główny - Kraków Lotnisko/Airport
SKA2: Sędziszów - Kraków Główny - Podbory Skawińskie
SKA3: Trzebinia - Kraków Główny - Tarnów

Hier ein Link mit einem Plan:
https://pl.wikipedia.org/wiki/Plik:SKA_Krak%C3%B3w_mapa.png

Im Moment verkehrt nur die Linie SKA1 vollständig. Sie SKA2 fährt noch nicht nach Podbory Skawińskie da man dafür noch in Płaszów stürzen müsste. Sie endet daher am Hauptbahnhof. Derzeit ist aber das Verbindungsstück Kraków Zabłocie - Kraków Krzemionki im Bau. Fotos dazu findet man hier: http://fotozajezdnia.pl/search.php?search_keywords=Budowa_%C5%82%C4%85cznicy_D29-624
Ist dieser Bogen einmal fertiggestellt, kann man ohne Stürzen vom Hauptbahnhof in den Südwesten Krakaus und weiter in die Orte südwestlich von Krakau fahren.

Die SKA3 verkehrt momentan nicht nach Trzebinia. Das wäre zwar schon möglich, jedoch wird die Strecke saniert. Man wartet mit der Verlängerung bis die Strecke nach Katowice endlich fertig saniert ist. Schneller als 35 km/h könnte man auf dem Abschnitt momentan ohnehin nicht fahren.

Betrieben wird die SKA von den Koleje Małopolskie (Kleinpolnischen Eisenbahnen). Kleinpolen ist die Wojewodschaft in der Krakau liegt und deren Hauptstadt sie ist. Das Eisenbahnunternehmen gehört der Wojewodschaft.

Kommen wir nun zu einigen Impressionen.

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Allgemein ist der Fuhrpark modern. Auf der SKA3 nach Tarnów verkehren die seit kurzem in Betrieb genommenen EN79. Es handelt sich dabei um von Newag gebaute viergliedrige Triebwagen, die zur Typenfamilie Impuls gehören. Ähnliche Fahrzeuge sind auch bei der SKM, der S-Bahn von Warschau im Einsatz. Leider gab/gibt es bei der SKA3 Probleme. Die Koleje Małopolskie haben es nicht geschafft, rechtzeitig genügend Personal aufzutreiben. Somit werden einzelne Kurse der SKA3 von den Przewozy Regionalne betrieben. Die Przewozy Regionalne wickeln ansonsten den Regionalverkehr in Polen ab, wobei dieses Unternehmen mittelfristig wohl verschwinden wird, da die Wojewodschaften eigene Eisenbahnunternehmen gründen. Damit kommen vorläufig auf der SKA3 auch EN57 zum Einsatz.

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Auf der SKA1 kommen hauptsächlich EN77 zum Einsatz. Diese wurden von Pesa gebaut (Typen Familie Acatus II) und ursprünglich an die Przewozy Regionalne geliefert. 2015 übernahmen die Koleje Małopolskie die Triebwagen. Neben den EN77 kommen auf der SKA1 auch EN64 zum Einsatz (Foto folgt). Hier sieht man den Wagen in der Endstation Wieliczka Rynek-Kopalnia (Groß Salze Markt-Bergwerk). Wieliczka liegt südöstlich von Krakau und ist für sein Salzbergwerk berühmt, dass viele Touristen anlockt.

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Die Garnitur bei der Ausfahrt aus der Station Wieliczka Rynek-Kopalnia. Im Hintergrund rechts ist ein Franziskanerkloster.

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Gleich neben der Bahnstation gibt es einen P+R-Platz und eine Bushaltestelle. Die hier zu sehenden Fahrzeuge gehören MPK verkehren hier jedoch im Auftrag der Stadt Wieliczka. Die Bahnstrecke nach Wieliczka gab es schon früher, doch mit der Eröffnung der S-Bahn wurde endlich im Takt und mit modernen Fahrzeugen gefahren. Schnell stiegen die Fahrgastzahlen, die Stadt Wieliczka führte zudem eigene Zubringerbuslinien ein, die auf die Züge abgestimmt sind. Diese Linien werden von MPK im Auftrag der Stadt Wieliczka betrieben.

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Der nächste Zug. Die SKA1 verkehrt im 30-Minutentakt. Sobald die Bauarbeiten westlich des Hauptbahnhofes abgeschlossen sind, soll zur Hauptverkehrszeit sie im 15-Minutentakt verkehren, was ich durchaus gut finden würde. Bereits jetzt sind die Züge gut ausgelastet. Die Strecke ist bis Kraków Bieżanów zweigleisig, danach eingleisig mit einer Ausweiche in der Haltestelle Wieliczka Park.

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Die andere Endstation der Linie SKA1, Kraków Lotnisko (Krakau Flughafen). Endlich hat Krakau eine Flughafenstation, die einer europäischen Großstadt würdig ist. Ende September 2015 wurde die Strecke zum Flughafen wiedereröffnet. Zweigleisig und elektrifiziert. Das Stationsgebäude ist nun in den Flughafen, der ebenfalls großzügig ausgebaut wurde, integriert.

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Das ist die alte Flughafenstrecke, am zweiten Bild rechts neben dem Gleis ist/war der Bahnsteig. Man musste ca. 400 Meter vom Flughafen zur Bahnstation gehen, im Freien wohlgemerkt. Alternativ konnte man mit einem Shuttelbus vom Terminal zum Bahnsteig fahren. Einmal in der Stunde (kein Takt) verkehrte ein Schienenbus vom Flughafen zum Hauptbahnhof bzw. vice versa. Das ganze ist auch nur eine Abzweigung von der Bahnstrecke Katowice - Krakau. Die Strecke wurde 1951 eröffnet, jedoch als reine Güterstrecke. Per Bahn wurde hauptsächlich Treibstoff zum Flughafen transportiert. In der Nähe befindet sich auch ein Tanklager, welches ebenfalls an die Bahn angeschlossen ist. Erst am 25. Mai 2006 wurde der Personenverkehr aufgenommen.

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In der Station Kraków Łobzów machte ich noch ein Foto vom ausfahrenden Zug.

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Zum Abschluss noch ein älteres Bild von einem EN64 als SKA1 am Hauptbahnhof. Heute verkehren die EN64 auf der SKA2, sowie in Doppeltraktion als SKA1 oder auf Regionlazügen der Koleje Małopolskie.

Einige Mankos hat das S-Bahnsystem jedoch noch. Das größte Manko ist meiner Meinung nach die fehlende Tarifintegration. Es gibt nur ein 70-Minutenticket, das sowohl für den Stadtverkehr als auch in den Zügen der SKA1 gilt (ausgenommen zum Flughafen). Sonst gibt es eigene Fahrpreise.

Die Linienbezeichnungen sind streng genommen eigentlich Zugsnamen. So werden sie auch in den Durchsagen auf Bahnhöfen angesagt. Das ist aber für Außenstehende nicht so genau sichtbar. Wichtig ist, dass auf den Displays und in den Ansagen die Linienbezeichnung vorkommt. Leider zeigen die Impulsgarnituren (noch) keine Linienbezeichnung, sondern nur die Zugnummer an.

Zwischen Wieliczka und Krakau wird die S-Bahn schon gut angenommen. Es wird auch viel Werbung gemacht. In den Zügen liegen Infofolder mit Fahrplänen und Tarifinfos auf. Auch das Personal informiert gerne. Mit der Einführung der SKA3 nach Tarnów besteht nun ein Taktfahrplan zwischen Krakau und Tarnów, der zweitgrößten Stadt (ca. 110 000 Einwohner) der Wojewodschaft. Man fährt ungefähr im Stundentakt mit ein paar Verstärkern an Werktagen und ein paar Regional- und Fernzügen dazwischen. Meiner Meinung nach wäre ein 30-Minutentakt gerechtfertigt oder zumindest ein reiner Stundentakt ohne Löcher und Verschiebungen. Zudem halten nicht alle SKA3-Züge alle Haltestellen entlang der Strecke ein, was vor allem kleineren Dörfern keinen Taktverkehr bringt. Aber immerhin die Städte und größeren Dörfer haben nun eine brauchbare Anbindung an Krakau und Tarnów.

Mit der Zeit wird es hier kleinere Updates und ein paar Bildberichte geben.
po sygnale odjazdu nie wsiadac