Autor Thema: 2.8.1960: 39er-Unfall Billrothstraße  (Gelesen 82293 mal)

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matto

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Re: 2.8.1960: 39er-Unfall Billrothstraße
« Antwort #45 am: 05. August 2011, 08:36:50 »
Am 21.2.1953 passierte ein ähnliches Unglück mit 63 Toten in Mexiko Stadt. Hier eine Quelle (englisch): http://www.tramz.com/mx/mc/mc75.html
Hier kollidierten zwei Straßenbahnen frontal auf offener eingleisiger Strecke. Vielleicht wurden diese Unfälle in der Erinnerung durcheinandergebracht.

Als Reaktion auf den Unfall (dahinterliegender Grund offensichtlich, wie damals so oft, Überalterung der Betriebsmittel) wurde in den darauffolgenden Jahren praktisch das gesamte Netz stillgelegt inkl. Museumsbetrieb im Zentrum. Nur eine einzige Strecke überlebte nach Aufwertung zu einer Stadtbahn ("Light Rail" mit Stationen die wie bei uns U6 Thaliastraße aussehen). Dafür wurde 1969 die erste U-Bahn eröffnet und wurden die Hauptstraßen zu Quasi-Autobahnen ausgebaut.

Edit: Jahreszahl korrigiert (1969 statt 1968)

13er

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Re: 2.8.1960: 39er-Unfall Billrothstraße
« Antwort #46 am: 05. August 2011, 10:50:58 »
Am 21.2.1953 passierte ein ähnliches Unglück mit 63 Toten in Mexiko Stadt. Hier eine Quelle (englisch): http://www.tramz.com/mx/mc/mc75.html
Hier kollidierten zwei Straßenbahnen frontal auf offener eingleisiger Strecke. Vielleicht wurden diese Unfälle in der Erinnerung durcheinandergebracht.
Danke für den Link! Das dürfte dann wohl trauriger Rekord sein.
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N1 2957

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Re: 2.8.1960: 39er-Unfall Billrothstraße
« Antwort #47 am: 09. August 2011, 14:50:38 »
@N1 2957
Du bist offensichtlich Arzt oder zumindest Medizinstudent, kennst dich also besser aus als die meisten hier. Daher meine Frage: Kann es sein, dass durch die von dir aufgelisteten Symptome sich ein so hoher Blutalkoholgehalt "von selber" bilden kann?


Nach einem Colloquium mit mehreren Fakultätskolleginnen und Kollegen haben wir wie folgt diese Conclusio gefunden:  Es  muß hier einiges zusammengekommen sein. Möglicherweise Medikamente und Getränke  , unter der Richtlinie , daß 0,8  Promille erlaubt  und daher normal waren. Dies war damals so üblich und auch bis zur StVo Reform 1995/96 - im Pkw Verkehr nur mehr 0,5 Promille , Führer von Kraftfahrzeugen über 3,5t  (FS Klassen C, D, +E samt Unterklassen ) 0,00 Promille- normal und galt als verkehrstauglich. Daher hat wohl auch der Revisor bei der vorangegangenen Bergfahrt nichts beanstandet. WAS genau dem Herrn Trumler in der Wendezeit bis zur verhängnisvollen Talfahrt verabreicht wurde , vorallem in dieser kurzen Zeit von ca30min. , kann nicht mehr nachvollzogen werden. Es muß  auf jeden Fall die Differenz von den erlaubten 0,8 auf die postmortal gemessenen 2,6Promille in kürzester Zeit aufgewogen haben. Wohl aber auch durch fragliche Medikamenteneinnahme. Alles in Allem wollte ich darauf hinweisen ,daß es nicht mehr eindeutig klärbar ist,was sich hier wirklich abgespielt hat,ähnlich wie bei dem Unglück der Lz129 " Hindenburg"..
Alles in Allem galten damals weit andere Maßstäbe im Gesellschaftsleben generell und im Besonderen in der Arbeitswelt ,und ist dies mit HEUTE nicht mehr vergleichbar.

13er

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Re: 2.8.1960: 39er-Unfall Billrothstraße
« Antwort #48 am: 09. August 2011, 15:45:08 »
und ist dies mit HEUTE nicht mehr vergleichbar.
Naja, also von der plötzlichen Trunkenheit her gibt es ein Beispiel, das noch gar nicht so alt ist – Oktober 2008... Vodka... 142 km/h... Betonpfeiler...
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hema

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Re: 2.8.1960: 39er-Unfall Billrothstraße
« Antwort #49 am: 09. August 2011, 15:58:21 »
Glaubst du, dass sich auch der 39er-Fahrer ein Klistier verabreichen ließ?  :o


Der dienstliche und vordiensttliche Alkoholkonsum war in früheren Zeiten bei Fahrern und Schaffnern zwar nicht die Regel, aber durchaus keine seltene Ausnahme. Allerdings eher in Maßen und weniger in Form von Volltrunkenheit.  :(
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

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Re: 2.8.1960: 39er-Unfall Billrothstraße
« Antwort #50 am: 09. August 2011, 16:22:10 »
Mag ja sein, das ändert aber nichts daran, daß auch damals schon für Straßenbahner, Taxilenker, Buslenker, Eisenbahner etc. 0,0 Promille galten. Man kann es also drehen und wenden wie man will, Johann Trummler war verbotenerweise erheblich alkoholisiert.

N1 2957

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Re: 2.8.1960: 39er-Unfall Billrothstraße
« Antwort #51 am: 09. August 2011, 18:37:18 »
Glaubst du, dass sich auch der 39er-Fahrer ein Klistier verabreichen ließ?  :o


Der dienstliche und vordiensttliche Alkoholkonsum war in früheren Zeiten bei Fahrern und Schaffnern zwar nicht die Regel, aber durchaus keine seltene Ausnahme. Allerdings eher in Maßen und weniger in Form von Volltrunkenheit.  :(


Das stimmt ! Ein alter Bekannter und ehemaliger Altkagraner 317er Motorführer hat mir viele solche legendären Stories erzählt! ....." Do san de Trottln immer scho ohgsprunga - oba bei mia neeeed! - Schleife resch durchfahren ,meinte er damit" Cafe Falk legendärer Treffpunkt ! Ob damals 0,0galten , kann ich nicht verifizieren ,da Bj1964. 

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Re: 2.8.1960: 39er-Unfall Billrothstraße
« Antwort #52 am: 09. August 2011, 18:47:04 »
Die absolute Nüchternheit steht in einer Dienstvorschrift aus 1930 (eine ältere habe ich nicht), in der BOStrab 1938 und der StrabVo 1957. Du kannst sie also als sicher gegeben akzeptieren. Und somit bleibt es ein schweres Dienstvergehen, wobei unerheblich ist, wann, was und wieviel der Unglücksfahrer getrunken hat. Da gibt es nichts zu beschönigen.

Ferry

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Re: 2.8.1960: 39er-Unfall Billrothstraße
« Antwort #53 am: 09. August 2011, 18:57:41 »
Die absolute Nüchternheit steht in einer Dienstvorschrift aus 1930 (eine ältere habe ich nicht), in der BOStrab 1938 und der StrabVo 1957. Du kannst sie also als sicher gegeben akzeptieren. Und somit bleibt es ein schweres Dienstvergehen, wobei unerheblich ist, wann, was und wieviel der Unglücksfahrer getrunken hat. Da gibt es nichts zu beschönigen.
Genauso ist es. Ich verstehe die Versuche von "N1 2957", die Trunkenheit des Fahrers zu beschönigen, nicht ganz. Ich wünsche bei Gott niemandem den Tod, und ich bedaure auch den Tod dieses Fahrers, aber andererseits ist zweifellos er selber schuld daran. Abgesehen davon: hätte er überlebt, wäre von ihm nach dem zweifellos folgenden Disziplinar- und Strafrechtsverfahren und den allfälligen zivilrechtlichen Schmerzensgeld- und Schadenersatzansprüchen ohnehin nicht mehr viel übriggeblieben.
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")

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Re: 2.8.1960: 39er-Unfall Billrothstraße
« Antwort #54 am: 10. August 2011, 08:28:42 »
An der Alkoholisierung gibt es zweifellos nichts zu beschönigen. Die Frage, ob die Alkoholisierung unfallkausal war, ggf. auch indirekt, ist sicherlich zulässig. Da dies aber nicht mehr feststellbar ist, ist die Diskussion jedoch eher akademisch. Selbst wenn in diesem Fall die Alkoholisierung nicht unfallkausal gewesen sein sollte, stellte sie doch eine erhebliche Gefährdung dar und ist deshalb auf jeden Fall zu verurteilen.

haidi

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Re: 2.8.1960: 39er-Unfall Billrothstraße
« Antwort #55 am: 10. August 2011, 14:04:17 »
Auch wenn Alkoholisierung verboten bzw. eingeschränkt (0,8 o%) war so galt es damals in weiten Kreisen durchaus als Kavaliersdelikt.
Ich erinnere mich an unseren Nachbarn. Ende der Sechziger war er LKW-Fahrer und ständig blau. Es wurde offen darüber geredet, dass er nur  mti einem gewissen Alkoholpegel fahrfähig war, das hat niemanden gestört. Ein mit bekannter Versicherungsvertreter hatte in den Siebzigern volltrunken einen Alleinunfall, auf Böschung aufgefahren und überschlagen. In den Kreisen, in denen er sich herumtrieb, war es notwendig, immer viel Geld mit sich herumzuführen. Den ankommenden Polizisten bot er die 30.000 Schilling an und fuhr unbehelligt mit dem Taxi nach Hause.

So kann ich mir gut vorstellen, dass dem Revisor bei der Bergfahrt zwar schon eine Alkoholisierung aufgefallen sein wird, aber der Franz fährt immer recht gut und hat keine Anstände bisher gehabt, außerdem ist er mein Spezi.....

Hannes
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Nightshift

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Re: 2.8.1960: 39er-Unfall Billrothstraße
« Antwort #56 am: 11. Februar 2014, 10:10:24 »
Hier noch ein Bericht mit genauen Zeitangaben bzw Ablauf der Rettungs und Bergemassnahmen und einigen Bildern
http://www.berufsretter-wien.at/02.08.1960-schwerer-unfall-mit--tram-.html

scrat

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Re: 2.8.1960: 39er-Unfall Billrothstraße
« Antwort #57 am: 28. September 2015, 16:53:28 »
Ich habe in den Tiefen meiner Festplatte noch einige Fotos unbekannter Herkunft gefunden.


13er

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Re: 2.8.1960: 39er-Unfall Billrothstraße
« Antwort #58 am: 04. Oktober 2015, 16:55:34 »
Vielen Dank! :up:
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Re: 2.8.1960: 39er-Unfall Billrothstraße
« Antwort #59 am: 04. Oktober 2015, 17:27:31 »
Ich habe in den Tiefen meiner Festplatte noch einige Fotos unbekannter Herkunft gefunden.
Wo bitte, findet man solche Fotos? Liegen die einfach herum? :up: