So, ich habe das Buch jetzt durch und muss sagen, dass es mir - nachdem ich anfänglich mit einer nicht unbedingt positiven Grundhaltung darangegangen bin - insgesamt schon erstaunlich gut gefallen hat!
Die Bilder sind sowohl technisch als auch motivisch (und von der Nachbearbeitung her) auf jeden Fall besser als das Titelbild und es sind viele schöne Aufnahmen darunter, die man eher dem einen oder anderen unserer Altvorderen zuordnen würde, wenn man es nicht besser wüsste.
Der Text erhebt gar nicht den Anspruch, eine technische Abhandlung der Wiener Straßenbahn zu sein, sondern ich würde ihn eher als Tagebuch über so viele Jahrzehnte sehen: Basierend auch von seiner persönlichen Lebensgeschichte erzählt der Autor locker von den diversen Änderungen im Straßenbahnbetrieb (ein wenig auch Stadt- und U-Bahn), die er auf seinen Wienbesuchen erlebt hat. Und zumindest für den Zeitbereich, den ich selbst miterlebt habe, kann ich seine Beobachtungen durchaus nachvollziehen (allein seine Beschreibung der unterschiedlichen Bedienstetentypen, der eine freundlich und hilfsbereit, der andere ein Arschloch sondergleichen, ist einem nur allzu bekannt; und dass ein Bus mit defekter 2er-Tür einen ganzen Abend lang nicht getauscht wird und er mit seiner Frau im Rollstuhl einfach in der Haltestelle stehengelassen wird, wem sagt er da was Neues...). Dass in einigen Teilen Wiens nur noch wenig Deutsch gesprochen wird, fällt einem Schweizer natürlich noch mehr auf als uns, die wir das schleichend miterleben... dass ihm ein 30er-Fahrer das Fotografieren der Routenzettel verboten hat, ist aber nur noch absurd. Naja, zu viel will ich nicht verraten
Dass die historischen Fakten nicht immer zu 100% stimmen, finde ich bei so einem Buch ehrlich gesagt keinen Weltuntergang. Wenn jemand von uns über Zürich schreiben würde, wäre das wohl ähnlich... jedenfalls insgesamt eine unterhaltsame Lektüre und allein schon wegen der Menge an bisher unveröffentlichtem Bildmaterial empfehlenswert!