Autor Thema: Tempo 30 in der Josefstadt?  (Gelesen 3851 mal)

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13er

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Tempo 30 in der Josefstadt?
« am: 12. Mai 2017, 16:43:04 »
Die Stadträtin, Krone und WL geifern gerade wegen des von der ÖVP geforderten Tempo 30 in der Josefstadt, dass dann für den 13A zig Mio. Betriebskosten mehr aufzuwenden seien. Nun bin ich wahrlich kein Freund der ÖVP, aber sachlich begründet sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. Das Institut für Verkehrsplanung der TU hat sich die Sache in einer Studentenarbeit nämlich schon einmal angeschaut. Ich darf zitieren:
Zitat
Angeblich würde der 13A durch Tempo 30 auf seiner Strecke im 8. Bezirk (~ 1,3 Kilometer) so viel Zeit verlieren, dass "mindestens drei Busse zusützlich nötig" wären (s. "Krone").

Zum Glück haben wir bereits vor fast 2 Jahren begonnen, die Geschwindigkeitprofile von Wiener Bus- und Straßenbahnlinien systematisch zu erheben.

Auch auf der Linie 13A hat eine Messfahrt stattgefunden, mit folgendem Ergebnis:
- der 13A benötigt knapp 1 Stunde für einen Umlauf ( = eine komplette Runde)
- über 30% davon sind Stehzeiten (in Haltestellen und an Ampeln)
- nur 7% der Zeit ist der 13A schneller als 30 km/h unterwegs
- bei Deckelung der Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h auf der ganzen Strecke beträgt die Fahrzeitverlängerung 35 Sekunden

Anmerkungen:
- die Einzelfahrt auf der Linie 13A stellt natürlich nur ein Einzelereignis dar. Da es sich allerdings um eine off-peak-Fahrt handelt (früher Nachmittag), ist damit zu rechnen, dass der "Zeitverlust" durch T30 bei starkem Verkehrsaufkommen noch geringer ausfällt.
- um tageszeitliche Unterschiede zu identifizieren haben wir inzwischen auf ausgewählten Linien vertiefte Analysen mit bis zu 30 Fahrten pro Fahrtrichtung durchgeführt.
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

Klingelfee

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Re: Tempo 30 in der Josefstadt?
« Antwort #1 am: 12. Mai 2017, 17:01:46 »
Auch wenn es jetzt auch Grund der Studie, die ich keinster Weise auch bezweifle, in Frage stelle

Ich halte nur die Tempo 30 - Beschränkung als Schwachsinn und als Verschlechterung.

Auch wenn die Verzögerung in der Studie nur 35 Sekunden ist, musste sich mMn die Fahrzeit um mindestens 2-3 min verlängert werden.

Begründung:

Derzeit ist eine theoretische Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h angenommen. Wie hoch jetzt die fahrplantechnische Höchstgeschwindigkeit tatsächlich ist, kann ich nicht sagen.

Aber bei Tempo 30 musste man die fahrplantechnische Höchstgeschwindigkeit ebenfalls reduzieren, damit die Lenker bei unplanmässigen Aufenthalten die Möglichkeit haben geringe Verspätungen wieder aufzuholen.

Und weiters, dass ist mMn der größere Grund. Tempo 30 erfordert beim Fahrpersonal eine wesentlich höhere Aufmerksamkeit zur Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit, als bei Tempo 50. Zumindest ist das bei mir so. Bei geringeren Geschwindigkeiten muss ich wesentlich öfters auf den Tacho schauen, damit ich die Geschwindigkeiten überschreite, als bei Tempo 50.
Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen

moszkva tér

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Re: Tempo 30 in der Josefstadt?
« Antwort #2 am: 12. Mai 2017, 19:53:47 »
Tempo 30 erfordert beim Fahrpersonal eine wesentlich höhere Aufmerksamkeit zur Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit, als bei Tempo 50.
Dafür braucht man eine deutlich geringere Aufmerksamkeit zur Einhaltung der Verkehrssicherheit.
Zitat
Bei geringeren Geschwindigkeiten muss ich wesentlich öfters auf den Tacho schauen, damit ich die Geschwindigkeiten überschreite, als bei Tempo 50.
Moderne Autos haben einen Geschwindigkeitsregler. Der funktioniert ähnlich wie ein Tempomat, nur dass man eine Geschwindigkeit einstellt, die nicht überschritten werden soll. Ich weiß nicht, ob die Busse sowas haben, aber das wäre doch eine sinnvolle Ausstattung, oder?
Aber das erlaubt wahrscheinlich die Gewerkschaft nicht. "De Oaweit deaf net zu aafoch wean, sunst kemma uns nimma beschwean!"

Ansonsten... Autobusforum?  >:D C:-)

Klingelfee

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Re: Tempo 30 in der Josefstadt?
« Antwort #3 am: 12. Mai 2017, 20:58:11 »
Dazu sage ich nur, dass andere Verkehrsteilnehmer  bei langsamer Annäherung sich eher zu fatalen Manower verleitet werden.

Und ganz abgesehen davon.

Auf der einen Seite schreien viele, dass die Öffis beschleunigt werden sollen auf der anderen seite bremst man sie mit Geschwindigkeitsbeschränkungen immer wieder ein.

Das ist ungefähr so wie einige sich hier im Forum aufregen, wenn zu viele Hochflurer unterwegs sind auf der anderen Seite am liebsten einen Staatstrauertag ausrufen wollen, wenn ein E1 seinen letzten Weg in die HW antritt.
Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen

Linie 41

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Re: Tempo 30 in der Josefstadt?
« Antwort #4 am: 12. Mai 2017, 21:32:04 »
@Klingelfee: Geh bitte, laß Dir doch noch abstrusere Argumente einfallen.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

haidi

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Re: Tempo 30 in der Josefstadt?
« Antwort #5 am: 12. Mai 2017, 22:32:26 »
Und ganz abgesehen davon.

Auf der einen Seite schreien viele, dass die Öffis beschleunigt werden sollen auf der anderen seite bremst man sie mit Geschwindigkeitsbeschränkungen immer wieder ein.

Wenn ich den 13A bei zwei Ampeln bevorzuge habe ich 1-2 Minuten eingespart, das bringt mehr als das Tempo 50.
Aber da geht man lieber her und gibt dem Bus lieber noch schnell Rot, damit ein zu spät kommender Fahrgast noch bequem bei Grün zum Bus kommt oder sperrt eien Straßenbahn mit einer Pimperlampel grundsätzlich ab. So lange sich die Wiener Linien mit derartigen Dingen oder mit der Rolldienstzulage selbst ausbremsen brauchen sie sich über so marginale Dinge nicht aufregen.
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

W_E_St

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Re: Tempo 30 in der Josefstadt?
« Antwort #6 am: 14. August 2017, 16:47:29 »
Und ganz abgesehen davon.

Auf der einen Seite schreien viele, dass die Öffis beschleunigt werden sollen auf der anderen seite bremst man sie mit Geschwindigkeitsbeschränkungen immer wieder ein.

Wenn ich den 13A bei zwei Ampeln bevorzuge habe ich 1-2 Minuten eingespart, das bringt mehr als das Tempo 50.
Aber da geht man lieber her und gibt dem Bus lieber noch schnell Rot, damit ein zu spät kommender Fahrgast noch bequem bei Grün zum Bus kommt oder sperrt eien Straßenbahn mit einer Pimperlampel grundsätzlich ab. So lange sich die Wiener Linien mit derartigen Dingen oder mit der Rolldienstzulage selbst ausbremsen brauchen sie sich über so marginale Dinge nicht aufregen.

Bei T30 könnte ich die meisten Ampeln gleich komplett wegräumen und es hätten alle einen Vorteil!
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")