Die Autofahrer geben pro Besuch am meisten aus, machen aber die wenigsten Einkäufe und fallen daher im Wochenschnitt auf den letzten Platz, während Fußgänger im Wochenschnitt auf dem ersten Platz liegen.
Erscheint irgendwie logisch: Fahre ich mit dem Auto zum Einkaufen, mache ich gleich einen Großeinkauf, und brauche dann eine lange Zeit nichts mehr. Gehe ich zu Fuß einkaufen, kaufe ich Kleinigkeiten für den Tagesbedarf.
Es gibt natürlich solche und solche Geschäfte. Ein Geschäft, das sich auf Autofahrer spezialisiert (Großer Parkplatz in der Suburbia) nimmt den kleinen Geschäften in der Stadt die Kunden weg, weil diese stattdessen mit dem Auto fahren. Dadurch müssen die kleinen Geschäfte zusperren und die Fußgängerkunden werden auch aufs Auto gezwungen (vereinfacht geschrieben, natürlich nur).
Kaufleute haben aber sowieso oft eine etwas seltsame Sicht der Dinge. Viele denken halt extrem konservativ und an der Lebensrealität der Menschen vorbei, meiner Meinung nach auch der Grund dafür, warum sie vom Online-Handel oft gnadenlos in den Boden gestampft werden.
Es ist halt die Einstellung "des moch i jetz seit 40 Joa so, warum sollt i jetz wos ändan?"
Anekdote von einem Bekannten aus dem 7.: Er wollte hin und wieder was exquisites kochen, aber die Zutaten sind in der Umgebung nicht zu bekommen. Also fragt er bei einem kleinen Greißler / Obst-Gemüse-Tandler nach, ob sie ihm diese Zutaten bestellen können. "Nein, weil das kauft niemand". "Doch, ich würde es kaufen." "Trotzdem, des geht net, weü..."
Andere Geschichte von meiner Großmutter: Sie hat nicht mehr alleine einkaufen können, damals hats aber kaum Lieferung gegeben. Irgendein Greißler liefert aber. Anruf und Frage nach einer Angebots- und Preisliste: Hamma net. Was kostet die Zustellung: Kommt drauf an. Der Türke vom Eck hingegen hat geliefert, selbstverständlich gratis, und wenn meine Oma ein paar Tage nichts bestellt hat, hat er von selber (!) angerufen, um zu fragen, ob sie nicht doch was braucht. Und natürlich ist er auch nur wegen einem Liter Milch gekommen, kein Thema!
Aber ich verstehe schon die Probleme der Kaufleute auch. Wie in jedem Beruf muss man heute viel mehr machen als früher. Früher hat man einfach das Geschäft sauber halten müssen, Lagerhaltung, Buchhaltung, Kostenrechnung, das wars. Heute kommt noch dazu: Werbung, Produktplatzierung, Marketing, Onlinepräsenz, Konzepterstellung, Kundenbindungsprogramm. Das muss man als Einzelunternehmer auch erst einmal alles schaffen.
Ist bei Akademikern nicht anders. Früher hat man halt eine Studie getippt. Heute muss man sie auch layouten, Grafiken dazu machen, präsentieren, Kundenaquise, Projektaquise, das ganze Online stellen, dann noch Netzwerken...