Autor Thema: Jahreskarte um € 800,-?  (Gelesen 9869 mal)

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Lukas Schnell

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Jahreskarte um € 800,-?
« am: 23. Juli 2017, 10:41:28 »
Hey, Leutz!

Ihr habt schon lang nix mehr gehört von mir. Nun, im Sommer darf ich als Praktikant sogar in die hohen Sphären der Generaldirektion schnuppern. Dabei lerne ich auch den professionellen Umgang mit voll heiklen Themen, zum Beispiel hier: "Öffis: Jahreskarte um 800 €?" So lautete eine Schlagzeile in der Kronen Zeitung. Inhaltlich geht es in dem Beitrag wieder einmal um das Thema Liberalisierung des Verkehrsmarktes bzw. Privatisierung der Öffis. Hier dazu die wesentlichen Fakten aus Wiener-Linien-Sicht.

Wien hat mit uns sein eigenes, kommunales aber ausgegliedertes Unternehmen beauftragt, den öffentlichen Verkehr in unserer Stadt zu organisieren. Der mit der Stadt Wien in den vergangenen Jahren neu verhandelte Finanzierungsvertrag spielt dabei eine entscheidende Rolle. Er stellt die wirtschaftliche Grundlage für den weiteren Öffi-Ausbau und -Betrieb bei gleichbleibend hoher Qualität dar.

Rund 60 Prozent der Kosten des laufenden Betriebes erwirtschaften wir selbst. Das ist im internationalen Vergleich ein hoher Wert. Dennoch wäre das umfangreiche Leistungsangebot – bei gleichzeitig sehr günstigen Preisen – ohne den finanziellen Ausgleich der Stadt Wien nicht möglich. Schon seit 2002 erfolgt die Finanzierung der Öffis auf Basis eines solchen Finanzierungsvertrages. Der neue – seit Jänner 2017 gültige - Vertrag läuft wieder für 15 Jahre und er ist Basis dafür, die voll hohe Qualität des öffentlichen Verkehrs auch in Zukunft zu sichern, die Fahrgastzahlen weiter zu steigern und das Angebot weiter zu optimieren.

Die Fahrgastmilliarde als Ziel

Wir haben in der Vergangenheit unser Angebot laufend erweitert und voll verbessert. Denken wir nur an den Ausbau der U1 und der U2, die fortschreitende Barrierefreiheit in den Fahrzeugen und Stationen, neue Straßenbahnprojekte (Öffi-Paket 2020), die Sanierung der Karlsplatzpassage, die 2010 eingeführte Nacht-U-Bahn und vieles, vieles mehr. Das gelingt nur mit einer gemeinsamen Anstrengung aller und einer gesicherten wirtschaftlichen Basis. Unser ambitioniertes Ziel ist es, die jährlichen Fahrgastzahlen bis zum Jahr 2020 voll auf eine Milliarde zu steigern und den Öffi-Anteil am Modal Split auf 40 Prozent zu erhöhen.

Der aktuelle Finanzierungsvertrag sieht einen finanziellen Ausgleich seitens der Stadt für Verkehrsdienstleistungen sowie für Verkehrsinfrastruktur vor. Für 2017 liegt der Richtwert für den finanziellen Ausgleich der Stadt Wien bei insgesamt fast 500 Millionen Euro. Das ist in wirtschaftlichen schwierigen Zeiten voll viel Geld und keine Selbstverständlichkeit, aber die Stadt Wien bekennt sich damit zu den Öffis und auch zu der Arbeit, die wir als Verkehrsdienstleister Tag für Tag leisten.

Vertrag definiert Qualitätskriterien

Im Gegenzug definiert der Vertrag Leistungen, die wir im Sinne der Fahrgäste erbringen müssen. Das reicht von einem gewissen Angebot an Platzkilometern bis hin zu Qualitätskriterien, die laufend überprüft werden. Dazu zählen zum Beispiel Pünktlichkeit, Sauberkeit, Sicherheit, Barrierefreiheit, Kundenzufriedenheit oder auch die Anschlusssicherheit. Erreichen wir diese Ziele nicht, bedeutet das finanzielle Einbußen, übertreffen wir die Vorgaben, dann können wir voll einen Bonus erarbeiten. Hier bedarf es also unserer gemeinsamen Anstrengung und noch mehr Effizienz, um diese Ziele auch in Zukunft zu erreichen.

haidi

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Re: Jahreskarte um € 800,-?
« Antwort #1 am: 23. Juli 2017, 11:48:09 »
Im Gegenzug definiert der Vertrag Leistungen, die wir im Sinne der Fahrgäste erbringen müssen. Das reicht von einem gewissen Angebot an Platzkilometern bis hin zu Qualitätskriterien, die laufend überprüft werden. Dazu zählen zum Beispiel Pünktlichkeit, Sauberkeit, Sicherheit, Barrierefreiheit, Kundenzufriedenheit oder auch die Anschlusssicherheit. Erreichen wir diese Ziele nicht, bedeutet das finanzielle Einbußen, übertreffen wir die Vorgaben, dann können wir voll einen Bonus erarbeiten.
Da bekommen die WL ja einen negativen finanziellen Ausgleich, da wird man mit der 800 Euro-Jahreskart auch nicht das Auslangen finden.
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

Tatra83

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Re: Jahreskarte um € 800,-?
« Antwort #2 am: 23. Juli 2017, 12:25:40 »
Ihr habt schon lang nix mehr gehört von mir.
Boah, Lukas, alter Heißluftföhn, das war eigentlich auch gut so! :D
Und ich dachte, mit der Straßenbahn bin ich schneller als zu Fuß.

LH

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Re: Jahreskarte um € 800,-?
« Antwort #3 am: 23. Juli 2017, 15:46:07 »
Hey, Leutz!

Ach du meine Güte. Das -z als englischer Dialektplural war nebenbei schon vor 10 Jahren nicht mehr so modern.

"Öffis: Jahreskarte um 800 €?" So lautete eine Schlagzeile in der Kronen Zeitung.

Das ist allerdings ein interessantes Fundstück. Wie hier nachzulesen will die ÖVP eine Gesetzesänderung erreichen, um die Stadtverkehre per Ausschreibung zu privatisieren.

haidi

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Re: Jahreskarte um € 800,-?
« Antwort #4 am: 23. Juli 2017, 15:48:11 »
Der Endeffekt könnte sein, dass die Straßenbahn in WIen verschwindet und der Verkehr mit Bussen abgewickelt werden wird.
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

58er

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Re: Jahreskarte um € 800,-?
« Antwort #5 am: 23. Juli 2017, 16:04:44 »
Eher noch, dass der ganze Busbetrieb privatisiert wird.  >:D
Macht man ja jetzt schon in deutschen Städten. Die Straßenbahn bleibt bei der Stadt.

Rodauner

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Re: Jahreskarte um € 800,-?
« Antwort #6 am: 23. Juli 2017, 18:08:51 »
Einem Unternehmen, das einen PR-Schreiberling eigens für sowas Sonntags(über?)stunden schreiben lässt, kann es nicht schlecht gehen... (oder es liegt bereits so darnieder, dass' eh scho wurscht is.)

13er

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Re: Jahreskarte um € 800,-?
« Antwort #7 am: 24. Juli 2017, 15:39:20 »
Eher noch, dass der ganze Busbetrieb privatisiert wird.  >:D
Ist das nicht ohnehin schon schleichend im Gange?

Eher wäre es so, dass man bei halbwegs vorhandener Kostenwahrheit den U-Bahn-Bau sofort einstellen und die Straßenbahn stark ausbauen müsste.

Jedenfalls bin ich schon gespannt auf die Preiserhöhung!
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

Klingelfee

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Re: Jahreskarte um € 800,-?
« Antwort #8 am: 24. Juli 2017, 18:44:38 »
Eher noch, dass der ganze Busbetrieb privatisiert wird.  >:D
Ist das nicht ohnehin schon schleichend im Gange?

Also mir wäre in letzter Zeit keine Linie bekannt, die von WL von einem privaten Betreiber übernommen wurde.

Und dass die SEV in letzter Zeit von privaten geführt werden liegt eher daran, dass man das mit eigenen Personal zwar durchführen kann, dieses aber dadurch in Summe mehr Überstunden leisten müsste. Und Überstunden ist etwas, was überhaupt vom Sektor Autobahn nach Möglichkeit vermieden wird.
Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen

haidi

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Re: Jahreskarte um € 800,-?
« Antwort #9 am: 24. Juli 2017, 22:06:06 »
Und Überstunden ist etwas, was überhaupt vom Sektor Autobahn nach Möglichkeit vermieden wird.
So ein Handy ist schwerer in den Griff zu bekommen als ein Rudel durchgedrehter Kinder  ;D ;D
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

Rodauner

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Re: Jahreskarte um € 800,-?
« Antwort #10 am: 25. Juli 2017, 06:30:53 »
Ich hab absolut keine Ahnung wer hinter dem Profil "Lukas Schnell" steckt, aber wie man sowas für lustig empfinden kann, ist mir ein absolutes Rätsel..........

Irgeindeiner der Alt-User vermutlich der sich als Foren-Troll betätigt. Ich wäre ja dafür diesen Account zu sperren...

Jemand von der Facebook-Truppe der WL, der sich ab und zu einen Scherz erlaubt...?

13er

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Re: Jahreskarte um € 800,-?
« Antwort #11 am: 25. Juli 2017, 11:38:26 »
Also mir wäre in letzter Zeit keine Linie bekannt, die von WL von einem privaten Betreiber übernommen wurde.
Offiziell von den WL betrieben, aber an Private weitergegeben, das gab es doch zahlreich in letzter Zeit. Die diversen Linien, die von B- zu A-Linien wurden...
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

Klingelfee

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Re: Jahreskarte um € 800,-?
« Antwort #12 am: 25. Juli 2017, 12:06:08 »
Also mir wäre in letzter Zeit keine Linie bekannt, die von WL von einem privaten Betreiber übernommen wurde.
Offiziell von den WL betrieben, aber an Private weitergegeben, das gab es doch zahlreich in letzter Zeit. Die diversen Linien, die von B- zu A-Linien wurden...

OK, wenn das so ist, dann hast du recht. Aber das ist mWn im Vergabevertrag mit der Stadt Wien geregelt.

Es sind nämlich ALLE Buskonzessionen von den Privaten zu den WL im Zuge der Neuausschreibungen gekommen. Allerdings war da die Vorgabe der Stadt Wien, dass diese Linien weiterhin privat vergeben werden. Ich bin mir jetzt nicht sicher. Aber die WL müssen mindestens 24%, aber höchstens 49% des Busverkehrs öffentlich ausschreiben. Wobei ich nicht weis, auf was sich die Prozent beziehen. Auf die Linienanzahl, die eingesetzten Fahrzeuge oder die Platzkilometer.

Hintergedanken an dieser Aktion war,

 :blank: Dass die Linien nicht auf einmal in Hand von ausländischen Busunternehmen sind
 :blank: Dass die Haltestellen des Ortslinienverkehrs ein einheitliches Bild haben
 :blank: Das für die Ausstattung und auch für die Wartung der Haltestellen nur mehr ein Generalunternehmen zuständig ist.

Denn bei Punkt 2 und 3 gab es früher bei den privaten Buslinien große Beschwerden.

Was sich da im Prinzip geändert hat, dass die Buslinien, die früher in Tarifgemeinschaft mit den WL gefahren sind, jetzt im Auftrag der WL fahren. Aber die Linien, die die WL selbst betreiben sind nicht weniger geworden.

Die Buslinien dürfen zwar noch immer mit eigenen Tarif fahren, müssen jetzt aber auch den VOR-Tarif verkaufen. Was mWn nur mehr der Postbus macht.

Und ejtzt bin ich schon wieder still, weil das Ganze gehört eigentlich in das Autobusforum.
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Bus

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Re: Jahreskarte um € 800,-?
« Antwort #13 am: 25. Juli 2017, 12:50:08 »
Es dürfte sich anscheinend um Platzkilometer handeln. Eigenen Tarif gibt es bei den Linien in Wien nicht mehr, die durch Sub geführt werden.

Und hier kann man ansetzen. Mindestens 24 % bedeutet, dass die Eigenleistungen durch WL weit nach unten geschraubt werden können, im Gegensatz zur Straßenbahn. Hier gibt es diese Richtlinie zum Glück nicht.

Dies wird man wohl oder übel auch machen müssen, um den Standard zu halten. Die Billigstpreisvergabe ist gegenüber den Fixkosten bei den WL haushoch überlegen. Die schlechteste Variante wären Intervalldehnungen im gesamten Netz.

Klingelfee

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Re: Jahreskarte um € 800,-?
« Antwort #14 am: 25. Juli 2017, 13:22:42 »
Es dürfte sich anscheinend um Platzkilometer handeln. Eigenen Tarif gibt es bei den Linien in Wien nicht mehr, die durch Sub geführt werden.

Und hier kann man ansetzen. Mindestens 24 % bedeutet, dass die Eigenleistungen durch WL weit nach unten geschraubt werden können, im Gegensatz zur Straßenbahn. Hier gibt es diese Richtlinie zum Glück nicht.

Dies wird man wohl oder übel auch machen müssen, um den Standard zu halten. Die Billigstpreisvergabe ist gegenüber den Fixkosten bei den WL haushoch überlegen. Die schlechteste Variante wären Intervalldehnungen im gesamten Netz.

Noch weiter runterschrauben, da hast du in die falsche Richtung geschaut. Ich weis nämlich nicht, wo wir in Wien momentan bei Fremdvergaben sind. ich schätze aber irgendwo um die 40%. Und wenn ich sage, dass mindestens 24% fremd vergeben werden darf, dann müssten die WL 16% den privaten wegnehmen, damit ich auf diesen Wert komme.
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