Autor Thema: Linie 75 (1907-1973)  (Gelesen 27468 mal)

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13er

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Linie 75 (1907-1973)
« am: 16. Februar 2011, 00:53:28 »
Der 75er war die Korrespondenzlinie des J-Wagens am Landstraßer Ast. Hier ist er gleich in Form eines echten Exoten, dem F 453, vertreten, abgelichtet 1932 von W. Saliger beim Bahnhof Erdberg:

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Linienchronik: http://www.strassenbahnjournal.at/wiki/index.php/Linie_75
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nord22

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Re: Linie 75 (1907-1973)
« Antwort #1 am: 13. April 2015, 18:57:10 »
Die ursprünglichen Gleisanlagen am Rennplatz Freudenau waren nur selten voll ausgelastet, wie diese Aufnahme mit G 721 auf der Linie 75 zeigt; im Hintergrund Exkursionswagen 2001. Die Fensteranordnung der G im Ursprungszustand mit zwei großen und vier kleinen Seitenfenstern wurde bei allen G später auf acht gleichgroße Seitenfenster umgebaut (Foto: Archiv W.L., um 1910).

LG nord22

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Re: Linie 75 (1907-1973)
« Antwort #2 am: 06. August 2015, 19:27:14 »
Ein echter Exot! Kaum zu glauben - damals gab es auch schon Niederflurmittelteile! 8)

Tatra83

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Re: Linie 75 (1907-1973)
« Antwort #3 am: 06. August 2015, 20:12:30 »
Ein echter Exot! Kaum zu glauben - damals gab es auch schon Niederflurmittelteile! 8)
Nebenbei war die Wiener Baureihe F wohl einer der ersten niederflurigen Straßenbahn-Triebwagen auf dem europäischen Kontinent.
Und ich dachte, mit der Straßenbahn bin ich schneller als zu Fuß.

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Re: Linie 75 (1907-1973)
« Antwort #4 am: 07. August 2015, 20:43:17 »
Ein echter Exot! Kaum zu glauben - damals gab es auch schon Niederflurmittelteile! 8)
Nebenbei war die Wiener Baureihe F wohl einer der ersten niederflurigen Straßenbahn-Triebwagen auf dem europäischen Kontinent.

Wo war der beheimatet? In Erdberg?
Meines Wissens hat doch nur Rudolfsheim geeignete Abstellhallen, oder? ???

haidi

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Re: Linie 75 (1907-1973)
« Antwort #5 am: 08. August 2015, 00:30:14 »
Rudolfsheim wurde entsprechend umgebaut.
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

Erdberg

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Re: Linie 75 (1907-1973)
« Antwort #6 am: 04. Februar 2016, 09:04:02 »
Da war ich ja überrascht, daß keine neueren Bilder des 75er hier zu finden waren. Aber da kann ich abhelfen, wohnte ich doch in Erdberg und kenne den 75er daher aus dieser Zeit.

Es gab am Abend zwei letzte Züge für die Linie J, die nicht mehr bis Ottakring fuhren, sondern nur mehr den Erdberger Ast befuhren.
Ab 8.11.1948 gab es den 75er früh und spätabends zwischen der Schleife Schwarzenbergplatz (vor dem Hochstrahlbrunnen) und Erdberg.
Ab 23.12.1966 bog er dann auf dem Ring nach rechts ein und weiter über die Strecke des 78ers bis Schleife Radetzkystraße. Aber das war nur die Spätlinie. Zu Betriebsbeginn ging es über Schlachthausgasse - Rennweg zum Ring und dann weiter nach Erdberg zurück.
Ab 5.8.1972 gab es den 75er nur mehr spätabends. Und wegen des Ausbaus der Weichen beim Parkring konnte der 75er nicht mehr über den Ring zur Radetzkystraße fahren, sondern mußte in die Invalidenstraße einbiegen, um die Schleife Radetzkystraße zu erreichen. Das letzte Stück bis Ring blieb also ohne Verkehr.

Ich muß das folgende Bild also zwischen 5.8.1972 und 1.12.1973 aufgenommen haben, denn Ende 1973 wurde der 75er umgezeichnet und hieß fortan J (durchgestrichen).

1. L3 474 biegt als allerletzter Zug irgendwann zwischen 23 und 24 Uhr von der Landstraße in die Invalidenstraße. Mir ging es darum, diesen sonst nicht befahrenen Gleisbogen mit Bim zu fotografieren. Nach einigem Warten fuhr ich dann mit dem allerletzten Zug zurück zur Erdbergstraße, wo ich wohnte.

2. Wie schon beim J-Wagen erzählt, gab es im Februar/März 1973 einen drohenden Hauseinsturz auf der Landstraße, weshalb die Linie J nicht zum Ring verkehren konnte. Für einige Tage gab es eine Sonderlinie 75, die zwischen Rochusmarkt (Metzgerschleife) und Erdberg verkehrte. Anfangs waren solche Züge im Einsatz: T1 410 mit einem m3-Beiwagen. Der Zug hat soeben die Schnürstelle verlassen. Zwei der drei alten Häuser zwischen Parkgasse und Kundmanngasse stehen noch. Heute ist dort ein Bürohochhaus.

3. Hier sieht man die Schnürstelle besser. Nach ein oder zwei Tagen besann man sich und sparte einen Schaffner ein, in dem man zwei (oder drei?) Gelenkwagen einsetzte. E1 4689 biegt aus der Kundmanngasse in die Erdbergstraße ein und vollendet damit die Schleifenfahrt.

4. Ein paar Meter weiter passiert der E1 4691 meinen als Kind favorisierten Eissalon, den für uns legendären "Cattani". Jedes Jahr im Sommer gab es hier köstlichstes hausgemachtes Eis. Den Chef sah ich häufig vom Rochusmarkt mit frisch eingekauftem Obst zu seinem Laden gehen. Seine Frau sprach schlecht Deutsch: "Danke beste" klingt mir noch heute im Ohr. Das Haus steht längst nicht mehr. Hier befindet sich nun der Durchgang zur U3-Station Rochusgasse.

Zwei Bilder folgen noch später.

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Re: Linie 75 (1907-1973)
« Antwort #7 am: 04. Februar 2016, 11:41:09 »
Erfolgte die Umzeichnung des 75er in "J gestrichen" aus den gleichen Gründen, wie für den damals 2 geteilten "D gestrichen" an SF?

95B

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Re: Linie 75 (1907-1973)
« Antwort #8 am: 04. Februar 2016, 11:44:28 »
Erfolgte die Umzeichnung des 75er in "J gestrichen" aus den gleichen Gründen, wie für den damals 2 geteilten "D gestrichen" an SF?
:up:
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

Erdberg

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Re: Linie 75 (1907-1973)
« Antwort #9 am: 04. Februar 2016, 13:44:06 »
Zitat
Erfolgte die Umzeichnung des 75er in "J gestrichen" aus den gleichen Gründen, wie für den damals 2 geteilten "D gestrichen" an SF?
Ja. In den Jahren 1973 und 1974 wurden die letzten "Korrespondenzlinien" umgezeichnet. Man wollte wohl keine Sonderlinien mehr betreiben, die seltene, im Normalverkehr nicht verwendeten Linienbezeichnungen hatten.

Die Früh- und Spät-Linie sowie auch Sonntags-Linie 69 wurde am 28.9.1973 zum letzten Mal eingesetzt, danach D (durchgestrichen).
Mit gleichem Tag galt die Umstellung auch für die Linie 36 (die gab es auch in der HVZ).
Es gab dann dummerweise zwei D-Linien mit unterschiedlichen Strecken.
Die Spät-Linie 75 wurde am 1.12.1973 durch J (durchgestrichen) ersetzt.
Die Früh-Linie 74 wurde ebenso am 1.12.1973 durch T (durchgestrichen) ersetzt.
Die Spät-Linie 21 wurde am 6.1.1974 durch A (durchgestrichen) ersetzt.

Die Linie 22 gab es nur am 1. Mai (abgesehen vom Zentralfriedhofsverkehr) zu Betriebsbeginn. Der Einsatz endete aber schon 1971.

Seltsam fand ich in diesem Zusammenhang, daß es nach Einstellung der Linie 78 (6.10.1972) trotzdem wieder eine Frühlinie 78 (durchgestrichen) gegeben hat, die erst 1984 eingestellt wurde, weil der Bahnhof Erdberg mit Einstellung der Linie J geschlossen wurde. danach fuhr der 75A-Bus zur Hauptallee, um eine Verbindung herzustellen, weil der H2 von Hernals viel später ankam.
Also inkonsequent. Aber das kennt man ja.

Und nun noch die zwei letzten 75er-Bilder:

1. Noch ein Bild von der Kurzlinie wegen dem drohenden Sünnhof-Einsturz: Der E1 4690 kommt gerade aus der Erdbergstraße und befährt damit die Metzgerschleife. Dieses Gleis wurde fast nie befahren und war für mich daher eine Sensation. Nicht nur für mich. Wie man sieht, steht da noch ein Fotograf links. Manche Fahrer haben korrekt den 75er mit dem Balken durchgestrichen, aber wie man auf früheren Bildern sieht, machten das nicht alle.

2. Am 1. Mai war der 75er ausnahmsweise auch als Frühlinie (zum Betriebsgebinn) eingesetzt. Richtig betafelt mit Parkring, denn er fuhr über Schlachthausgasse und Rennweg zum Ring, um vor dem ersten J-Wagen aus Ottakring bereits die Landstraße und Erdbergstraße bedienen zu können. An Werktagen gab es die Frühlinie 75 damals nicht mehr. Ich bin unsicher, ob es stimmt, daß die Frühlinie im August 1972 eingestellt wurde. Das würde dann bedeuten, daß die Aufnahme am 1.5.1972 gemacht wurde. Ich hätte sonst 1973 vermutet. Denn waren 1972 tatsächlich schon die L3 auf dem J-Wagen üblich?

IbisMaster

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Re: Linie 75 (1907-1973)
« Antwort #10 am: 04. Februar 2016, 14:01:30 »
1. L3 474 biegt als allerletzter Zug irgendwann zwischen 23 und 24 Uhr von der Landstraße in die Invalidenstraße. Mir ging es darum, diesen sonst nicht befahrenen Gleisbogen mit Bim zu fotografieren. Nach einigem Warten fuhr ich dann mit dem allerletzten Zug zurück zur Erdbergstraße, wo ich wohnte.
Am Bild ist 454 zu erkennen.

58er

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Re: Linie 75 (1907-1973)
« Antwort #11 am: 04. Februar 2016, 14:09:21 »
Leider fehlt dort jetzt die Straßenbahn.

Ferry

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Re: Linie 75 (1907-1973)
« Antwort #12 am: 04. Februar 2016, 17:07:30 »
Seltsam fand ich in diesem Zusammenhang, daß es nach Einstellung der Linie 78 (6.10.1972) trotzdem wieder eine Frühlinie 78 (durchgestrichen) gegeben hat, die erst 1984 eingestellt wurde, weil der Bahnhof Erdberg mit Einstellung der Linie J geschlossen wurde. danach fuhr der 75A-Bus zur Hauptallee, um eine Verbindung herzustellen, weil der H2 von Hernals viel später ankam.
Also inkonsequent. Aber das kennt man ja.

Nicht H2, sondern N aus BRG. 1984, als ERB geschlossen wurde, gab es längst keinen H2 mehr (1980 eingestellt). Ich sehe hier auch keine Inkonsequenz. Was meinst du?
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")

Erdberg

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Re: Linie 75 (1907-1973)
« Antwort #13 am: 05. Februar 2016, 21:34:21 »
Mit INkonsequenz meinte ich, daß man eine Linie weiterbestehen läßt, die nur aus einer Fahrt (oder zwei Fahrten) bestand. Wo man zuvor doch den 74er, 75er, 36er und 69er eingestellt hatte. Man hätte also auch einen N (durchgestrichen) daraus machen können, aber man behielt das ansonsten nicht verwendete Signal 78.

nord22

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Re: Linie 75 (1907-1973)
« Antwort #14 am: 06. Februar 2016, 12:16:36 »
@ Erdberg: danke für die interessanten Aufnahmen. Der Auslauf der Linie J wurde im Juni 1972 von "Halbstarken" auf T2/ L3 + c2/ c3 umgestellt. Die bis dahin verwendeten K, L1 und H2 wurden 1972 kassiert und verschrottet.

nord22