Ich denke, ob ein Artikel Folgen hat, ist von mehr Dingen abhängig als von der Reichweite des Mediums, das das Thema aufwirft:
- Wichtig ist m.E., wer das Medium liest.
Die Falter-Leserschaft hat einen höheren Anteil an tertiären Bildungsabschlüssen und im Schnitt ein höheres Einkommen - beides sind Indikatoren,
die für eine höhere Wahlbeteiligung als im Bevölkerungsschnitt sprechen. Der Anteil der Wechselwählenden links der Mitte und in der Mitte (sprich: zwischen Grünen und SPÖ, ggf. noch mit den Neos) dürfte in der Leserschaft auch höher sein als in der Gesamtbevölkerung. Und nicht zu vergessen: wenn es die
richtigen Leute lesen, reichen im Zweifelsfall auch 100 Lesende...
- Ein anderes Thema ist natürlich, wie viele und welche Medien das Thema aufgreifen, und mit welchem Spin.
Auch das "Profil" gehörte ja meines Wissens nie zu den ganz großen Medien des Landes, und dennoch haben von ihm aufgebrachte Themen (u.a. Waldheim, Groër) die Republik erschüttert und verändert. Das Ibiza-Video wurde zuerst von zwei Medien veröffentlicht, deren Hauptzielgruppe überhaupt nicht in Österreich lebt. Umgedreht hat sich z.B. die "Bild" als auflagenstärkste Zeitung Deutschlands letztes Jahr an Prof. Drosten die Zähne ausgebissen.
Das soll nicht heißen, dass wir es hier mit einem zweiten Waldheim zu tun haben, es soll nur zeigen, dass man allein aus der Reichweite des Mediums nicht schließen kann, wie sich die Sache entwickelt.