Autor Thema: Körperschall neue Linie 26  (Gelesen 13121 mal)

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bluesverige

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Körperschall neue Linie 26
« am: 06. Juni 2015, 18:39:33 »
Liebes Forum,

Wir haben uns ja sehr über die super Anbindung der neuen Linie 26 damals gefreut am Kagraner Platz. Nachdem jetzt seit 1,5 Jahren mein gesamtes Haus häufig (mom. alle 7 Minuten) vibriert sehen wir es etwas nüchterner. Jeder ULF Richtung Hausfeldstraße erzeugt Körperschall der auch unseren Gästen störend auffällt weil der Boden vibriert und man es hört. Alte Züge oder die Gegenrichtung sind (fast) unmerkbar. Luftschall stört uns dank Schallschutzfenster überhaupt nicht.

Natürlich haben wir uns bei den WiLi beschwert. Natürlich kam sich jemand das ansehen. Natürlich wurde befunden es wäre eigentlich nicht so schlimm und überhaupt lägen die Emissionen unter den gesetzlichen Schwellwerten.

Doch es ist schlimm. Tag und Nacht klirren die Gläser, knarzen die Balkendecken und klappern die Möbel, das nervt.
Leider hat es lange gedauert das Problem dingfest zu machen. Seltsamerweise besteht das Phänomen im Winter auch kaum, jetzt im Sommer aber bei JEDEM ULF Richtung Hausfeldstraße. Die Vibrationen sind auch sehr unterschiedlich stark. Ich vermute es hängt einfach davon ab wie schnell der Zug gerade fährt.

Was mich wundert ist:

* Ist das wirklich normal? Oder wurde doch bei den Bauarbeiten gepfuscht?

* Was könnte man dagegen tun? Langsamer fahren? Wie sanieren? (Gummimatten liegen angeblich schon unter den Gleisen)

* Wen sollte ich ansprechen? Beim Kundendienst der WiLi reagiert man immer sehr freundlich auf unser Anliegen, tut aber nichts und behauptet, das müsse an einzelnen schadhaften Zügen liegen, oder "man wird den Gleiskörper ansehen".


Vielen Dank für Hinweise!

inno

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Re: Körperschall neue Linie 26
« Antwort #1 am: 06. Juni 2015, 18:54:48 »
Genau genommen habt ihr "Glück", das Gleisbett ist nach neueren Standards gebaut die Erschütterungen sind im bestand schlimmer.

Umbau wäre möglich in Frankreich werden in letzter zeit sehr häufig aufwendige Dämpfsysteme  verbaut aber s.o. nicht realistisch abweichende Tram bzw. Geschwindigkeit führt zu veränderten Vibrationen.

95B

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Re: Körperschall neue Linie 26
« Antwort #2 am: 06. Juni 2015, 19:03:42 »
Habt ihr euer Glück schon einmal beim Bürgerdienst oder beim Bezirksvorsteher versucht? Die WL werden sicher nicht von sich aus irgendwelche Maßnahmen durchführen, um eure Situation zu verbessern, sondern es muss ihnen von übergeordneter Stelle angeschafft werden.
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hema

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Re: Körperschall neue Linie 26
« Antwort #3 am: 06. Juni 2015, 19:27:26 »
Am einfachsten ist, dran g'wöhnen!  ;)
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nord22

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Re: Körperschall neue Linie 26
« Antwort #4 am: 06. Juni 2015, 19:50:25 »
Einige Erläuterungen technischer Natur:
* Unterschied alte/ neue Züge (Type E1 + c4/ B oder B1):
die Niederflurgarnituren haben mehr als die doppelte Radsatzlast wie die alten Züge und keine Drehgestelle; dementsprechend werden Vibrationen insbesondere unrund laufender Räder beim ULF viel stärker auf den Untergrund übertragen

* unterschiedliche Vibrationen im Winter oder Sommer:
Straßenbahnschienen sind lückenlos verschweißt. Durch die Kälte im Winter ziehen sich die Schienen zusammen und sind einer erhöhten Zugspannung ausgesetzt. Die Gleisgeometrie variiert mit der Außentemperatur und dementsprechend die Übertragung von Vibrationen auf den Untergrund. Die Ausdehnung der Schienen durch die Sommerhitze wird durch (übertrieben ausgedrückt) Bildung von S förmigen Gleisverwindungen ausgeglichen.

* im Vergleich zum übrigen Gleisnetz der Wiener Straßenbahn ist die Neubaustrecke am Kagraner Platz im Topzustand. Die W.L. werden daher, wie 95B richtig angemerkt hat, von sich aus keine Verbesserungsmaßnahmen setzen.

* einzelne schadhafte Züge lt. Kundendienst der W.L.: damit sind Flachstellen auf den Straßenbahnrädern gemeint, welche bei schlüpfrigem Schienenzustand (Nieseln, Laubfall, beginnender Regen) beim Bremsen entstehen können. Flachstellen kommen im Sommer recht selten vor und kommen daher als generelle Ursache der Lärmbelästigung nicht in Betracht.

nord22

hema

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Re: Körperschall neue Linie 26
« Antwort #5 am: 06. Juni 2015, 20:03:15 »
Die Ausdehnung der Schienen durch die Sommerhitze wird durch (übertrieben ausgedrückt) Bildung von S förmigen Gleisverwindungen ausgeglichen.

Da darf sich nichts verwinden! Gute Verschweißung der Schienenstücke und entsprechende Verankerung im Unterbau vorausgesetzt. Bei eingebauten Rillenschienen ist zudem der Hitzeeinfluss wesentlich geringer.


Bei mangelhaftem Oberbau und entsprechender Witterung gibt es allerdings fallweise echte Gleisverwerfungen, die natürlich hochgefährlich für den Betrieb sind! Macht im Sommer auch Baustellen gefährlich, deshalb werden die Schienen nach dem Freilegen in gewissen Abständen schräg durchgeschnitten und mit einem größeren Spalt verlascht.
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bluesverige

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Re: Körperschall neue Linie 26
« Antwort #6 am: 06. Juni 2015, 22:38:00 »
Hmm, Hoffnung macht ihr mir nicht gerade  :-[

@inno: Ich weiß, das Gleisbett ist nach neuen Standards gebaut. Gerade deswegen wundert's mich dass Sie derartige Störungen der Anrainer offenbar nicht verhindern können?! Kann mir aber auch kaum vorstellen, dass es im restlichen Netz viele noch schärfere Fälle gibt die akzeptiert werden. Meine Nachbarn steigen zumindest alle auf die Barrikaden.

@95B: Nein haben wir noch nicht, danke für den Tipp, werde ich auch probieren, auch wenn ich da eher hoffnungslos bin.

@hema: "einfach dran gewöhnen": das war auch meine Devise, wenn man sich drüber aufregt fallen einem die Vibrationen natürlich umso stärker auf. Leider hat's nicht geklappt weil's einfach mit der Dauer und Häufigkeit sehr störend wird. Alle 7 Minuten Lärm nervt jeden. Als wir es am Tag der Eröffnung der Straßenbahn zum ersten Mal gehört haben, dachten wir es fährt noch eine Straßenwalze mit eingeschaltetem Exzenter vorm Fenster vorbei (wenn das wer kennt), d.h. die Vibrationen sind schon stark. Insofern hab ich das "dran gewöhnen" jetzt nach 1,5 Jahren mal beiseite geschoben und versuche was zu ändern.

@nord22: danke für die Infos. Warum die Straßenbahnen im Winter kaum zu hören sind ist mir nach wie vor ein Rätsel. Das Geräusch ist nämlich nicht das klassische "Tacktack tacktack tacktack" wie man es von der Bahn kennt, sondern ein langsam aufschwellendes 1 sek haltendes und dann wieder abschwellendes Vibrieren / Brummen. D.h. ich glaube mit Schweißnähten oder Flachstellen auf den Rädern hat es nichts zu tun.

Nachtrag: Wie gesagt vermute ich die hohe Geschwindigkeit als Verursacher der Vibrationen. Wi-Li selbst meinten mal zu uns, die übertragene Energie steigt etwa quadratisch mit der Geschwindigkeit. Jetzt ist ja der 26er eine "Hochgeschwindigkeitsstrecke" unter den Straßenbahnen. Steht auch hier: http://www.meinbezirk.at/donaustadt/chronik/26er-zu-laut-und-zu-schnell-d804766.html

Weiß hier jemand welches Geschwindigkeitslimit am Kagraner Platz gilt?

lg

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Re: Körperschall neue Linie 26
« Antwort #7 am: 06. Juni 2015, 23:30:43 »
Weiß hier jemand welches Geschwindigkeitslimit am Kagraner Platz gilt?
Sollten eigentlich 50 km/h sein. Aber am besten wie geschrieben direkt an eine höhere Instanz wenden, die WL kannst du vergessen. Wenn sie von oben eine draufkriegen, dann machen sie was, sonst sicher nicht.
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95B

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Re: Körperschall neue Linie 26
« Antwort #8 am: 07. Juni 2015, 00:17:28 »
@95B: Nein haben wir noch nicht, danke für den Tipp, werde ich auch probieren, auch wenn ich da eher hoffnungslos bin.

Du bist natürlich durch deine bisherigen Erfahrungen entmutigt und auch Politiker genießen nicht unbedingt einen guten Ruf, was ihre Bürgernähe angeht (schon gar nicht, wenn sich in ihrer Stadt ein Flughafen befindet, aber das weißt du ja eh durchaus ...). Gerade Bezirkspolitiker, wenn sie nicht vom Schlag eines Rudi Gneißer sind, können durchaus etwas bewegen bzw. relevante Kontakte vermitteln. Ich würde das keinesfalls unversucht lassen, ganz nach dem Motto "Nutzts nix, so schadts nix"!
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W_E_St

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Re: Körperschall neue Linie 26
« Antwort #9 am: 07. Juni 2015, 01:25:13 »
Die Beschreibung ist das für mich typische "Grammeln" von beliebigen Fahrzeugen. Habe ich letztens sogar auf einer Parkbank sitzend erlebt wie ein Skateboard vorbeigefahren ist (natürlich viel schwächer als bei einem schweren Schienenfahrzeug). Bei der Tramway werden die beim zügigen Durchfahren sogar manchmal leiser als beim Bremsen oder langsamen Fahren, das habe ich Ecke Gentzgasse/Türkenschanzstraße so erlebt.
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

inno

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Re: Körperschall neue Linie 26
« Antwort #10 am: 07. Juni 2015, 01:25:29 »
Bezirkspolitiker sind auf jeden Fall diejenigen die wenn sie es möchten etwas ändern könnten, wenn es eine Mietwohnung ist sollte man sich ggf. auch wegen einer Mietminderung schlau machen.

Zu Winter / Sommer unterschied gibt es noch weitere mögliche Gründe Bodentemperatur, Bodenfrost, Grundwasserspiegel verändern unter anderem die Schwingeigenschaften.

Schlimmer geht's immer -Ich habe mal eine Zeit lang in der Jörgerstraße im 3. Stock gewohnt - nach dem ersten 43er am Morgen stehst aufrecht im Bett ;-)
Der ist an der stelle aber auch komplett ohne Dämpfung.

hema

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Re: Körperschall neue Linie 26
« Antwort #11 am: 07. Juni 2015, 04:04:14 »
. . . .  sondern ein langsam aufschwellendes 1 sek haltendes und dann wieder abschwellendes Vibrieren / Brummen.
Die haben dort beim Neubau die Schienen geschliffen. Das führt zwar zu besseren Fahreigenschaften, aber auch zu einem typischen unangenehmen Geräusch an der Strecke (eine Art lautes Singen und Schwirren), drum ist man eigentlich wieder davon abgekommen, zumindest überall dort, wo ein Gleis an Häusern vorbeiführt. Möglicherweise ist es das, was dich stört, da gibt es aber Hoffnung, da mit zunehmendem Abfahren der Gleise auch das Geräusch wieder verschwindet. Leider könnte was anderes drohen, der ULF ist geradezu prädestiniert zur Riffelbildung auf den Schienen, die ein (leises) Rumpeln beim Befahren erzeugen. Die lassen sich dann wieder nur mit Schleifen beseitigen, wodurch man den Teufel mit Belzebub austreibt. Aber dafür hat man den tollen modernen ULF!

Liegt die Ursache wo anders, hilft vermutlich wirklich nur das Gewöhnen, was eine gewisse "Liebe" zur Straßenbahn voraussetzt und ein nötiges Maß an Toleranzbereitschaft. Das ist/war in ganz Wien so, meist fällt mindestens 90 Prozent der Anrainer die Straßenbahn gar nicht mehr auf, ein paar matschkern aus Gewohnheit (über alles) und einzelne bleiben ewige Straßenbahnhasser und rotieren ihr Leben lang, schon aus Prinzip!
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petestoeb

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Re: Körperschall neue Linie 26
« Antwort #12 am: 07. Juni 2015, 08:35:10 »
Ich befürchte, dass ihr hier einem Gegner der Straßenbahn auf den Leim geht, der sich hier nur Tipps für eine Kampagne eines Öffisgegner (FPÖler???)  gegen Rot/Grün auf Bezirksebene holt.

Zum einen glaubt niemand, dass Verkehr - jeder Verkehr völlig geräusch und erschütterungslos sein kann. Zum Anderen - wenn man den BZ Artikel liest - ärgert es dem Poster, dass die Straßenbahn dort mit 50, 60 fahren darf, während die Autos "nur" mit 30 unterwegs sein dürfen.

Die neue Strecke m.M. sehr gut gebaut, wird von Tram UND Bussen benutzt und derartige "Probleme" gibt es im ganzen Stadtgebiet, meist ausgelöst von LKWs und Bussen. Aber auch eine Straßenbahn fährt nicht völlig geschräuschlos. Das geht einfach nicht.

Am Kagranerplatz hat sich die Situation ohnehin verbessert, weil durch die Straßenbahn die Verkehrshölle dort wesentlich verringert wird. In der Oberfeldgasse ist es schon klar, dass dort vorher verkehrsmäßig absolut tote Hose war. Und natürlich macht die Tram auch Geräusche, die es dort vorher nicht gegeben hat. Aber ach hier macht die Straßenbahn mit 60 wesentlich weniger Lärm, als ein LKW mit 30. Dafür gibt es dort erstmals eine vernünftige öffentliche Verkehrsanbindung.

Lasst euch also nicht auf diese bewusste Provokation ein. Hier wird um Agrumente GEGEN die Straßenbahn gesucht und so mancher, der alles bei den WL Schlecht findet, springt sofort auf dies auf.

95B

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Re: Körperschall neue Linie 26
« Antwort #13 am: 07. Juni 2015, 17:03:41 »
Ich befürchte, dass ihr hier einem Gegner der Straßenbahn auf den Leim geht, der sich hier nur Tipps für eine Kampagne eines Öffisgegner (FPÖler???)  gegen Rot/Grün auf Bezirksebene holt.

Deine Befürchtungen in allen Ehren, aber sie sind grundfalsch.
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Petersil

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Re: Körperschall neue Linie 26
« Antwort #14 am: 07. Juni 2015, 21:29:12 »
Weiter draußen am 26er kurz vor der Endstation hat man übrigens einen ungedämmten Oberbau eingebaut. Generell scheint mir, dass in Wien (ganz im Gegensatz zu Graz oder Gmunden) gedämmter Oberbau kaum ein Thema ist und wenn, dann wenig und nur auf kurzen Strecken.