Wurde schon jemals dieses Dogma gebrochen, oder etwa der Parallelverkehr ausprobiert ?
Angeblich steht dieses Dogma im U-Bahn-Finanzierungsvertrag festgeschrieben. Also wenn wo eine U-Bahn gebaut wird, muss dafür die Straßenbahn, die dort gefahren ist, eingestellt werden. Ich glaube aber noch immer nicht so recht dran (warum gilt das nur für die Tramway und nicht für den Bus?), dass das drinsteht und zweitens, falls es drinstünde, ob das nicht sogar von Seiten Wiens hineinreklamiert wurde, damit man die Straßenbahn loswird, und es dem Bund eigentlich egal wäre, wo in Wien eine Straßenbahn fährt. Unter dem Mantel des U-Bahn-Baus hat man auch schon Linien entsorgt, die eigentlich gar nicht parallel zur U-Bahn verkehrten, aber den Bezirk(svorsteher, die Einwohner sowieso nicht) störten (Strecke 74).
"Parallelbetrieb" zwischen Straßenbahn und U-Bahn gab und gibt es auf einigen kurzen Strecken. Ich erinnere da an den O-Wagen, den man nach massiven Protesten aus der Bevölkerung wieder "parallel" zur U1 führen musste. Der längste unbestrittene Parallelabschnitt heute dürften die Ringlinien vom Schottentor bis zur Oper sein. Die wollte man ja einst auch loswerden, aber glücklicherweise wurde die U2/4 (wohl nicht ganz unbeabsichtigt) zum riesigen Flop.
Von höheren U-Bahnern weiß ich, dass auch die über die ganzen unnötigen Verlängerungen der letzten Jahre furchtbar jammern: Denn die Politik zahlt nur die Errichtung, dann sind's bei der Eröffnung für Fototermine anwesend und ab dann ist die U-Bahn ein Problem der Wiener Linien (exorbitante Betriebskosten!). Auch vielen U-Bahnern wäre es lieber, man würde dort, wo es sinnvoll ist, eine Straßenbahn errichten und nicht mit der U-Bahn auf Spatzen schießen.