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Straßenbahn Wien => Allgemeines => Thema gestartet von: 13er am 19. April 2012, 09:19:04

Titel: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: 13er am 19. April 2012, 09:19:04
Zitat
Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind

Ein Straßenbahnfahrer der Linie 5 hat Mittwochfrüh eine Mutter mit ihrem Kind wüst beschimpft, berichtet die „Kronen Zeitung“. Die Wiener Linien bestätigen den Vorfall und kündigen disziplinäre Konsequenzen an.

Mutter und Kind waren bei der Station Lerchenfelderstraße gerade noch rechtzeitig eingestiegen, als der Straßenbahnfahrer angeblich mit seinen Schimpftiraden loslegte. Ein Zeuge schilderte im Zeitungsinterview die Situation: „Der Lenker beschimpfte die Frau und ihren Nachwuchs vulgär mit Worten wie Verbrecher und Gesindel. Das Kind war völlig verängstigt und weinte.“

Fahrgäste meldeten den Vorfall bei den Wiener Linien. Der Fahrer erklärte gegenüber seiner Dienststelle, die Frau sei mit ihrem Kind noch schnell über die Straße gelaufen, um die Straßenbahn zu erwischen. Er wollte gerade losfahren, als die Frau die Türe blockiert beziehungsweise aufgedrückt haben soll.
Folgen werden in den nächsten Tagen geklärt

Der Sprecher der Wiener Linien betonte, dass das trotz unterschiedlicher Darstellungen kein akzeptables Verhalten des Fahrers sein. Der Lenker hat nun mit disziplinären Konsequenzen zu rechnen. Wie die aussehen, wird sich in den nächsten Tagen klären.

Bereits Ende des vergangenen Jahres hatte es einen Fall von unangemessenen Benehmen bei einem Straßenbahnfahrer gegeben. Der Bimfahrer hatte einer Mutter mit Kinderwagen seine Hilfe verweigert. Der Fahrer wurde daraufhin vom Dienst abgezogen- mehr dazu in Straßenbahnfahrer hilft Mutter nicht.

Quelle: http://wien.orf.at/news/stories/2529602/ (http://wien.orf.at/news/stories/2529602/)

Klarstellen muss man im letzten Absatz, dass der Fahrer von "Kinderwagengate" am 26er selbstverständlich nicht vom Dienst abgezogen wurde (ich hab ihn in der Zwischenzeit schon ein paar Mal am 26er getroffen), außerdem war er - den moralischen Standpunkt einmal außen vor gelassen - im Recht.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: 95B am 19. April 2012, 10:18:29
Zum Beruf des Straßenbahnfahrers gehört eben die nötige Contenance dazu, Provokationen zu übergehen (und ich gehe davon aus, dass es seitens der Mutter mit Kind solche gegeben haben wird, denn aus heiterem Himmel fängt wohl niemand an, grundlose Schimpftiraden loszulassen). Dass das in seltenen Fällen das eine oder andere Mal nicht klappt - schließlich ist auch der Tramwayer nur ein Mensch - ist kein Grund, den Vorfall aufzubauschen.

Sonst müsste man auch über jeden Autofahrer, der einem Fußgänger den Finger zeigt, einen ebenso langen Artikel verfassen. Für mich fällt diese Pressemeldung daher in die Kategorie Breaking News:
(http://www.ultrafeel.tv/wp-content/uploads/image/humor/china-rice-bag-fallen-over.jpg)
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: moszkva tér am 19. April 2012, 10:23:43
Zum Beruf des Straßenbahnfahrers gehört eben die nötige Contenance dazu, Provokationen zu übergehen (und ich gehe davon aus, dass es seitens der Mutter mit Kind solche gegeben haben wird, denn aus heiterem Himmel fängt wohl niemand an, grundlose Schimpftiraden loszulassen). Dass das in seltenen Fällen das eine oder andere Mal nicht klappt - schließlich ist auch der Tramwayer nur ein Mensch - ist kein Grund, den Vorfall aufzubauschen.

Und hier lässt sich die goldene Regel - wie überall im Leben - anwenden: Wer zu schimpfen beginnt, ist im Unrecht. Selbst, wenn er eigentlich im Recht wäre.

Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: ULF am 19. April 2012, 11:57:05
Zum Beruf des Straßenbahnfahrers gehört eben die nötige Contenance dazu, Provokationen zu übergehen (und ich gehe davon aus, dass es seitens der Mutter mit Kind solche gegeben haben wird, denn aus heiterem Himmel fängt wohl niemand an, grundlose Schimpftiraden loszulassen).
Da kann ich dir voll und ganz zustimmen.

Dass das in seltenen Fällen das eine oder andere Mal nicht klappt - schließlich ist auch der Tramwayer nur ein Mensch - ist kein Grund, den Vorfall aufzubauschen.

Sonst müsste man auch über jeden Autofahrer, der einem Fußgänger den Finger zeigt, einen ebenso langen Artikel verfassen.
Das kann ich hingegen nicht unterschreiben. Im Gegensatz zu Autofahrern sitzt der Straßenbahnfahrer im Auftrag eines öffentlichen Dienstleistungsunternehmens dort - hier verhält sich das ganz anders. Ich denke mal nicht, du würdest dich von deinem Friseur, Taxler oder Installateur als Verbrecher und Gesindel beschimpfen lassen, oder? (Ob begründet oder unbegründet sei völlig dahingestellt. Das hat im Vokabular eines Arbeitnehmers gegenüber dem Kunden nichts verloren. Man kann sich's ja von mir aus denken oder sich auf die Zunge beißen.) Das Problem hier ist aber, dass es sich um kein gewöhnliches Dienstleistungsunternehmen handelt. Ich denke, dass das Problem bei den Wiener Linien sehr wohl daran liegt, dass in diesem Betrieb - abseits des Normalbetriebs und zur Aufrechterhaltung dessen - nichts weitergeht außer mit öffentlichen Druck. Und der ist hier sehr wohl berechtigt. (Und ich betone nochmals: Ob es begründet oder unbegründet war, hat hier nichts verloren.) Noch dazu wo die gesamte Fahrerschaft das Gesicht des uns so lieben städtischen Verkehrsbetriebes ist. Die fallen dem Ottonormal-Fahrgast auf - keine fachunkundige Sau in Wien (man entschuldige meine Ausdrucksweise) weiß wer Answer Lang ist oder was der jeden Tag so sagt. Ein schlechtes Verhalten dieser Gruppe schadet dem öffentlichen Verkehr in Wien wesentlich mehr als jede Verspätung, jede falsch funktionierende FGI-Anzeige, jeder falsch beschilderte Wagen, etc.. Klar, jeder kann einen schlechten Tag haben oder seinen Beruf nicht sonderlich viel Bedeutung beimessen, aber das Fahrpersonal sollte immerhin höflich zu den Fahrgästen sein und - ungeachtet äußerer Umstände - auch bleiben. Das würde dem Image des öffentlichen Verkehrs in Wien nur gut tun. In der Zeit in der ich Wien bin - und das sind jetzt schon ein paar Jährchen - habe ich, aber auch viele aus meinem Bekanntenkreis, leider schon dutzende Gegenbeispiele gesehen und erlebt. Und als Zuagroasta fallen einen solche Dinge wohl besser auf. Ich will aber nichts verallgemeinern: Es gibt genügend Fahrer die äußerst Kundenfreundlich agieren - keine Frage. Aber die, die sich dermaßen weit aus dem Fenster lehnen, wie der im Artikel beschriebene Fahrer sollten nicht unter den Teppich gekehrt werden - ganz im Gegenteil, genau so wie es mit diesem Artikel geschehen ist.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: 13er am 19. April 2012, 12:14:48
Meine erste (leider schon größtenteils verblasste) Erinnerung an die Straßenbahn in Wien als Kind: Eine Fahrt mit dem 52er oder 58er auf der Mariahilfer Straße (muss so etwa irgendwo zwischen Neubaugasse und Westbahnhof gewesen sein). Ein Autofahrer macht irgendeinen Blödsinn und der Fahrer schreit (so ungefähr) hinaus: "Gschissana, wo hosdn du dein Fiahraschein gmochd!" 8)

So ein ordinäres Verhalten gibt's heute in Wien wirklich in keinem Dienstleistungsberuf mehr außer bei den Wiener Linien. Man stelle sich vor, man kommt (aus welchem Grund auch immer) am Samstag erst um 17:55 zum Billa und die Kassiererin würde einen anschauen und sagen: "De Oaschlecha miassnd imma in da letztn Minutn einkaufn kumma!".

Eine viel schönere und auf Dauer gesundere Form der Aggressionsbewältigung (die man als Fahrer zweifellos braucht) ist Humor. Würde ich jedem empfehlen, der mit dem Dienst (teilweise) überfordert ist. Ansonsten ist man mit 40 ein seelisches Wrack.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: W_E_St am 19. April 2012, 12:43:57
Ich erinnere in diesem Zusammenhang an den ehemaligen Leiter des Straßenbahnmuseums... dieser hat anlässlich einer mit einem "seiner" Beiwagen veranstalteten VEF-Sonderfahrt einen ihn störenden Autofahrer bei einem Fotohalt lautstark mit "W****er, Oaschloch, Deppata!" beschimpft.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: 95B am 19. April 2012, 13:09:24
Ich erinnere in diesem Zusammenhang an den ehemaligen Leiter des Straßenbahnmuseums... dieser hat anlässlich einer mit einem "seiner" Beiwagen veranstalteten VEF-Sonderfahrt einen ihn störenden Autofahrer bei einem Fotohalt lautstark mit "W****er, Oaschloch, Deppata!" beschimpft.
Na gut, unter Kampffotografen herrscht sowieso ein mörderischer Ton... 8)
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: coolharry am 19. April 2012, 13:12:19
So ein ordinäres Verhalten gibt's heute in Wien wirklich in keinem Dienstleistungsberuf mehr außer bei den Wiener Linien. Man stelle sich vor, man kommt (aus welchem Grund auch immer) am Samstag erst um 17:55 zum Billa und die Kassiererin würde einen anschauen und sagen: "De Oaschlecha miassnd imma in da letztn Minutn einkaufn kumma!".

Du hast auch noch nie einen Mitarbeiter der MA48 gehört, wenn er mal wieder in einen vollgestopften Müllraum gekommen ist.  Dagegen sind die Fahrer der WL a lercherl.

Und wennst kurz vor Ladenschluß in ein Geschäft kommst, sagen die Verkäufer und innen sehr wohl das von dir genannte, aber halt in den meist imaginären Bart.

Jeder von uns braucht mal ein Ventil, man sollte es nur tunlichst vermeiden es vor Publikum geschweige denn vor seinen Kunden oder Auftraggebern, zu tun.
Ich kann den Fahrer verstehen und ich kann verstehen dass niemand gern angepflaumt wird mit irgendwelchen wüsten beschimpfungen. Der Fahrer hat falsch reagiert und sollte deswegen zur Rechenschaft gezogen werden. Hätte er wohl lieber in sich hinein geschimpft. Aber manchmal sagt man dass was man sich denkt zu laut.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: 95B am 19. April 2012, 14:35:49
Du hast auch noch nie einen Mitarbeiter der MA48 gehört, wenn er mal wieder in einen vollgestopften Müllraum gekommen ist.
Ich weiß, dass die kein gepflegtes Burgtheaterdeutsch parlieren.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: moszkva tér am 19. April 2012, 15:21:33
Du hast auch noch nie einen Mitarbeiter der MA48 gehört, wenn er mal wieder in einen vollgestopften Müllraum gekommen ist.
Ich weiß, dass die kein gepflegtes Burgtheaterdeutsch parlieren.
À Propos Burgtheaterdeutsch: Ich empfehle einmal die Staatsopernführung für 6 Euro zu machen! Die ist wirklich hochinteressant.
Und wenn man die Führung während der Spielsaison macht, wird die Bühne gerade für die Abendvorstellung hergerichtet. Zwei Minuten vorher kriegt man noch erklärt, was für Glamour und Glanz in den Logen und Loungen herrscht, wo der Kaiser und der Bundespräsident am liebsten sitzen bzw. saßen, und dann hört man die Bühnenarbeiter:

"Heaaast, Deppata! Net stöö des do hea, des brauch ma no! Stöööös do uma. Du bist a zu nix zum Brauchn, du g'heast zruckbudat und oootriam!"
Sehr genial!

Allerdings der Unterschied: Die Arbeiter reden untereinander so, und niemand von ihnen würde auf die Idee kommen, einen Kunden so anzufahren.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: HLS am 19. April 2012, 18:07:26
Im neusten der Artikel über den Bim-Fahrer find ich ziemlich arg. Aber das erinnert mich an ein Gespräch zwischen einem weiblichen und einem männlichen Fahrer aus Fav. die ziemlich arg und völlig überzogen schimpften was das Zeug hält, bis es mir zu viel wurde und ich nur gefragt habe für was sie denn bei einem öffentlichen Verkehrsunternehmen arbeiten. Es war schlagartig ruhig ich mußte mir zwar ein paar unschöne Blicke zukommen lassen aber anschließend sind sie vor die Tür.
Solche Fahrer gehören, wenn es sich als die Wahrheit herrausstellt, entlassen. Das sind nämlich genau solche Personen wegen was sich dann alle anderen verallgemeinern lassen müssen.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: Tatra83 am 22. Mai 2012, 11:36:29
Wir dürften hier wieder mal einer tendenziösen Berichterstattung der Kronenzeitung aufgesessen sein. Es gibt Zeugenaussagen, dass die Frau mit Kind auf die anfahrende Straßenbahn zugelaufen sei (über eine rote Ampel), dabei stürzte und hernach die erste Tür aufgedrückt hätte. Der Fahrer hätte demnach den Wagen zum Stillstand gebracht und beide einsteigen lassen. Nach einem kurzen Wortwechsel war die Sache wohl gegessen.
Allerdings befand sich ein Schreibmaschinenknecht der Kronenzeitung im Zug und so soll das Ganze seinen Lauf genommen haben.  :-X
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: HLS am 22. Mai 2012, 11:42:19
Wir dürften hier wieder mal einer tendenziösen Berichterstattung der Kronenzeitung aufgesessen sein. Es gibt Zeugenaussagen, dass die Frau mit Kind auf die anfahrende Straßenbahn zugelaufen sei (über eine rote Ampel), dabei stürzte und hernach die erste Tür aufgedrückt hätte. Der Fahrer hätte demnach den Wagen zum Stillstand gebracht und beide einsteigen lassen. Nach einem kurzen Wortwechsel war die Sache wohl gegessen.
Allerdings befand sich ein Schreibmaschinenknecht der Kronenzeitung im Zug und so soll das Ganze seinen Lauf genommen haben.  :-X
Solchen Schmieren müßte man mit Klagen so richtig zu pfastern.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: tramway.at am 22. Mai 2012, 12:44:50
Du hast auch noch nie einen Mitarbeiter der MA48 gehört, wenn er mal wieder in einen vollgestopften Müllraum gekommen ist.
Ich weiß, dass die kein gepflegtes Burgtheaterdeutsch parlieren.

Schon die Cabskutscher waren sprichwörtlich :) (ist der Ausspruch heute noch bekannt?)
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: hema am 22. Mai 2012, 13:07:50

Schon die Cabskutscher waren sprichwörtlich :) (ist der Ausspruch heute noch bekannt?)
Kapskutscher!  ;)



Die Kapsen (Kisten) waren Pferdewagen mit zwei Rädern und ein Kubikmeter Fassungsraum zur Abfuhr von Aushubmaterial etc.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: tramway.at am 22. Mai 2012, 14:15:11

Schon die Cabskutscher waren sprichwörtlich :) (ist der Ausspruch heute noch bekannt?)
Kapskutscher!  ;)

Beide Versionen sind korrekt.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: moszkva tér am 22. Mai 2012, 14:20:34
Kommt von den K/Cabskutschern das amerikanische Wort "cab" für Taxi?
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: 60er am 22. Mai 2012, 15:01:10
Ob da ein Zusammenhang besteht, bezweifle ich. Der amerikanische Begriff "cab" beruht auf dem früher nahezu ausschließlich als Taxi verwendete Automodell.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: 13er am 22. Mai 2012, 15:08:08
Ob da ein Zusammenhang besteht, bezweifle ich. Der amerikanische Begriff "cab" beruht auf dem früher nahezu ausschließlich als Taxi verwendete Automodell.

Da wird eher das Taxi geerbt haben :)

Zitat
Kaps. Auch Caps oder Cabs; von engl. cab. Stabiles Lastenfuhrwerk für Transporte am Bau.
Nach Engelbert Rohringer Bezeichnung für eine Art Allzweckwagen: „Nahm man den
Bretteraufsatz ab, war es ein Plateauwagen. Entfernte man den ganzen Aufsatz, so blieben
nur die vier Räder mit der Lenkstange übrig, wenn notwendig, konnte man auch nur die
zwei Vorderräder mit der Lenkstange verwenden, dann hatte man einen ‚Zweiradler‘.“
Kapskutscher waren bekannt für ihre derbe sprachliche Ausdrucksweise: „Fluchen wia ra
Kapsgudscha“ (Teutschl).

Quelle: http://www.kurt-bauer-geschichte.at/PDF_Texte%20&%20Themen/Enzyklopaedie_Fahren.pdf (http://www.kurt-bauer-geschichte.at/PDF_Texte%20&%20Themen/Enzyklopaedie_Fahren.pdf)
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: Linie 41 am 22. Mai 2012, 15:54:39
Das Wort "cab" für Taxi kommt von "cabriolet", was im Französischen ursprünglich einen leichten zweirädrigen Einspänner bezeichnete, der vor allem auch für Mietfahrten genutzt wurde. Die Kapse dürfte eher "capsa", lateinisch für Behälter, Kapsel zurückzuführen sein.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: hema am 22. Mai 2012, 16:08:55
Die Kapse dürfte eher "capsa", lateinisch für Behälter, Kapsel zurückzuführen sein.
So ist es auch. Kiste. Weil es waren einfach Kisten auf zwei Rädern, die von einem Pferd gezogen wurden. Das Volumen dieser Kisten betrug einen Kubikmeter.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: W_E_St am 22. Mai 2012, 19:02:10
In meiner Generation würde ich den Begriff für ziemlich ausgestorben halten. Ich kenne ihn selber nur aus den "Memoiren eines Ottakringer Kieberers" (so lautet de Untertitel des Buchs, an den Rest kann ich mich nicht mehr erinnern). Der Autor dieser Autobiographie ist in Ottakring aufgewachsen und hat den Bau des Sandleitenhofs direkt miterlebt. Von den dort beschäftigten Cabskutschern hat er - sehr zum Unmut seiner Eltern - einiges an Vokabular übernommen :)
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: alteremil6 am 19. Januar 2017, 23:24:33
Es geht auch anders: hilfsbereiter Fahrer heute Vormittags am 43er, Haltestelle Dornbacher Straße :up:
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: 13er am 20. Januar 2017, 00:07:33
Ja, es gibt auch noch viele, die kein simuliertes oder echtes Kreuzweh haben 8) Der Zug davor war übrigens der 4861 - auch wenn nur drei E1 unterwegs sind, schafft man es, dass zwei davon hintereinander fahren 8) Wobei das am 43er keine so große Tragödie ist.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: Inventar am 21. Januar 2017, 13:59:48
Ja, es gibt auch noch viele, die kein simuliertes oder echtes Kreuzweh haben 8)

Es geht weniger um dieses. Viel mehr um die Scheinheiligkeit des Unternehmens. Nach Außen zeigt man sich bei einer Beschwerde entrüstet, intern trichtern sie dir ein - Hände weg von einem Kinderwagen. Sollte nämlich irgendetwas passieren gehört es dem Fahrer alleine. Das Unternehmen putzt sich dann ab. Ich hab jezt noch eine Broschüre daheim wo zu lesen ist - der Fahrer ist bei einem Kinderwagen zu keiner Hilfe verpflichtet.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: 13er am 21. Januar 2017, 14:01:05
Ja, es gibt auch noch viele, die kein simuliertes oder echtes Kreuzweh haben 8)
Es geht weniger um dieses. Viel mehr um die Scheinheiligkeit des Unternehmens. Nach Außen zeigt man sich bei einer Beschwerde entrüstet, intern trichtern sie dir ein - Hände weg von einem Kinderwagen. Sollte nämlich irgendetwas passieren gehört es dem Fahrer alleine. Das Unternehmen putzt sich dann ab. Ich hab jezt noch eine Broschüre daheim wo zu lesen ist - der Fahrer ist bei einem Kinderwagen zu keiner Hilfe verpflichtet.
Ja, natürlich, das ist der zweite Aspekt! Und ich muss sagen, es gibt schon wirklich schwere SUV-Kinderwägen, wo auch noch der Wocheneinkauf unten im Windelraum ist, die sind schon nicht ohne.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: hema am 21. Januar 2017, 14:14:12
Sollte nämlich irgendetwas passieren gehört es dem Fahrer alleine.
Natürlich ist jeder für sein Tun eigenverantwortlich, wer denn sonst? Wenn ein Fahrer (dienstlich) durch einen vollen Zug geht und dabei wem auf die Zehen steigt, ist auch nicht das Unternehmen schuld dran. Ein gar nicht so seltener Vorfall war früher, dass Passanten beim Weichenstellen von den langen Weichekrücken am Kopf getroffen wurden, wenn sie gerade hinter dem Zugführer/Fahrer das Gleis überquerten. Da war auch der Weichensteller schuld, obwohl er hinten naturgemäß keine Augen hatte, aber trotzdem ausreichend Vorsicht hätte walten lassen müssen. Im täglichen (Berufs-)Leben lassen sich da hunderte Beispiele finden!
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: 13er am 21. Januar 2017, 14:19:56
Aber für viele Fehler, die im Dienst passieren, übernimmt ein Unternehmen schon auch die Haftung. Kommt drauf an, was es ist, und natürlich, ob (grobe) Fahrlässigkeit im Spiel war.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: hema am 21. Januar 2017, 14:45:42
Aber für viele Fehler, die im Dienst passieren, übernimmt ein Unternehmen schon auch die Haftung. Kommt drauf an, was es ist, und natürlich, ob (grobe) Fahrlässigkeit im Spiel war.
Ja, aus der Dienstgeberhaftung für die Begleichung von privatrechtlichen Forderungen (Schadenersatz, Schmerzensgeld), soweit dem Vorfall keine grob fahrlässige oder vorsätzlich schädigende Handlung zugrunde liegt. Was aber auf die eigentliche Verschuldensfrage am Vorfall und eventuelle strafrechtliche Folgen für den Verursacher keinen Einfluss hat. Aber das gilt ganz allgemein im Berufsleben, bei exponierter Tätigkeit ist das Risiko solchen Vorfällen ausgesetzt zu sein natürlich größer.

Wenn der Chef seiner Sekretärin aufträgt, sie solle seinem Kunden einen Kaffee servieren und sie verbrüht den dann, weil sie ihm das heiße Getränk über den Kopf schüttet, wird auch sie für den Unfall vor Gericht gradstehen müssen. War es ein echter Unfall, wird allerdings der Chef/die Firma alle Forderungen des Opfers übernehmen müssen, war allerdings Fahrlässigkeit im Spiel, kann es sein, dass auch die Sekretärin einen (kleinen) Teil der Entschädigungsleistung zahlen muss. Bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit sogar alles.

Eigentlich wäre jeder Mensch gut beraten, wenn er eine Haftpflichtversicherung zahlt, die für diverse seiner außerhäuslichen Ungeschicklichkeiten aufkommt (Zu Hause zahlt ja vieles die Haushaltsversicherung).
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: 13er am 21. Januar 2017, 14:50:29
Wenn der Chef seiner Sekretärin aufträgt, sie solle seinem Kunden einen Kaffee servieren und sie verbrüht den dann, weil sie ihm das heiße Getränk über den Kopf schüttet, wird auch sie für den Unfall vor Gericht gradstehen müssen. War es ein echter Unfall, wird allerdings der Chef/die Firma alle Forderungen des Opfers übernehmen müssen, war allerdings Fahrlässigkeit im Spiel, kann es sein, dass auch die Sekretärin einen (kleinen) Teil der Entschädigungsleistung zahlen muss. Bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit sogar alles.
Und so ist es ja im Prinzip auch hier. Wenn man das Wagerl fallen lässt, weil das Kind so schiach ist, dann wird man selber schuld sein. Und wenn einem der Halter aus der Hand rutscht, dann übernimmt das sicher die Firma (auch wenn sie nicht wollen).
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: hema am 21. Januar 2017, 15:41:15
Und wenn einem der Halter aus der Hand rutscht, dann übernimmt das sicher die Firma (auch wenn sie nicht wollen).
Dann muss sie sogar, was die zivilrechtlichen Folgen betrifft!  :lamp:
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: h 3004 am 21. Januar 2017, 20:06:05
Seit der Einführung der Niederflurfahrzeuge auf allen Linien wäre ich mir nicht sicher, ob:
1. der Verweis eines Hochflurfahrers auf den nächsten NFL gereicht hätte
2. wenn er trotzdem in den HFL einen Kinderwagen hineinheben geholfen hat und was passiert ist, er automatisch aus "dem Schneider" ist?.
3. der Fahrgast von sich aus nicht auf den nächsten NFL. warten sollte, soferne er nicht ohne Hilfe in den HFL hineinkommt (s. FGI - außer es gibt in der Station keine).
4. Warum wird durch Betriebsvereinbarung nicht die Haftung des Fahrers in solchen Fällen ausgeschlossen?
Eine diesbezügliche Rechtsprechung wäre interessant.
 
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: Klingelfee am 21. Januar 2017, 20:24:56
4. Warum wird durch Betriebsvereinbarung nicht die Haftung des Fahrers in solchen Fällen ausgeschlossen?


Ich weis nicht, ob man da den Mitarbeiter aus der Haftung entlassen kann - rein rechtlich gesehen
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: 99B am 21. Januar 2017, 21:26:09
Wir dürften hier wieder mal einer tendenziösen Berichterstattung der Kronenzeitung aufgesessen sein. Es gibt Zeugenaussagen, dass die Frau mit Kind auf die anfahrende Straßenbahn zugelaufen sei (über eine rote Ampel), dabei stürzte und hernach die erste Tür aufgedrückt hätte. Der Fahrer hätte demnach den Wagen zum Stillstand gebracht und beide einsteigen lassen. Nach einem kurzen Wortwechsel war die Sache wohl gegessen.
Allerdings befand sich ein Schreibmaschinenknecht der Kronenzeitung im Zug und so soll das Ganze seinen Lauf genommen haben.  :-X
So etwas ist zunehmend ärgerlich, jeder möchte (und darf) heute Aushilfs-Journalist spielen, schnell ist wo ein Fehler gefunden, hinterfragt oder recherchiert wird erst gar nicht, dann noch ein Handyfoto oder Video und ab in Zeitung, Facebook u.ä.. Ob das stimmt oder nicht, aus dem Zusammenhang gegriffen ist oder nicht, egal, Hauptsache man kann mit dem Finger auf jemanden zeigen und sich an Fehlern anderer aufgeilen.

Gegenbeispiel zum Thema Wortwahl des Fahrers, vor einiger Zeit am 71er. Wagen, ein E2, setzt sich bereits in Bewegung, stürmt eine Gruppe Jugendlicher mit Testosteronüberschuss auf die Bim zu, einer schlägt mehrmals fest auf die erste Tür weil er noch reinwollte. Fahrer bleibt stehen, öffnet die Tür und schreit raus "haben's da ins Hirn gschissen oder was!?", macht wieder zu und fährt => ein komplett verdutzter Bursche draußen und lautes Gelächter und Zustimmung bei den Fahrgästen. Das war auch vulgär, aber so treffend platziert und kam sehr gut an.  ;D ;D
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: haidi am 21. Januar 2017, 23:14:17
4. Warum wird durch Betriebsvereinbarung nicht die Haftung des Fahrers in solchen Fällen ausgeschlossen?


Ich weis nicht, ob man da den Mitarbeiter aus der Haftung entlassen kann - rein rechtlich gesehen
Nicht aus der strafrechtlichen (fahrlässige Körperverletzung bis hin zu fahrlässiger Tötung im Extremfall), aber aus der finanziellen Haftung.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: Klingelfee am 22. Januar 2017, 07:46:59
4. Warum wird durch Betriebsvereinbarung nicht die Haftung des Fahrers in solchen Fällen ausgeschlossen?


Ich weis nicht, ob man da den Mitarbeiter aus der Haftung entlassen kann - rein rechtlich gesehen
Nicht aus der strafrechtlichen (fahrlässige Körperverletzung bis hin zu fahrlässiger Tötung im Extremfall), aber aus der finanziellen Haftung.

Und wie willst du das machen? Die Haftstrafe gehört dem Fahrer, die Geldstrafe gehört dem Unternehmen.

Ich bin kein Jurist. Aber das es zu einem Schmerzengeld kommt, muss es doch zu einer Körperverletzung, und sei es nur fahrlässig, kommen. Ansonsten sehe ich keinen Grund, dass der Erziehungsberechtigter bei einem Vorfall irgendeine Entschädigung bekommt.

Ausserdem will ich wieder einmal anmerken, dass wir schon wieder über einen Vorfall diskudieren, wo wir nicht dabei waren. Daher können wir nur mutmaßen, was damals wirklich vorgefallen ist.

Und bei der Präpotenz von so manchen Babyferrarifahrerinnen, würde es mich nicht wundern, wenn damals auch die Agression von der Mutter ausgegangen ist.

Ich gebe zu, dass ich in meiner Fahrdienstzeit immer von den Müttern gebeten werden wollte und nur selten gleich von mir aus geholfen habe. Allerdings haben dann bevor ich noch reagieren konnte schon andere Fahrgäste mitgeholfen.

Wirklich stehen gelassen habe ich ein einziges Mal einen Kinderwagen mit Mutter. Und das deshalb, weil ich der erste Zug nach einer Störung war und somit gar keinen Platz mehr für sie hatte. Ausserdem wusste ich, dass ich mehrere Züge unmittelbar hinter mir hatte. Das hatte sie Anfangs auch akzeptiert. Nur wie ich dann die Türe für einen zueilenden Fahrgast nochmals öffnete, dieser sich in meine Sadrinenbüchse hineinzwängte, fragte sie allen ernstes, wieso der Herr einsteigen darf und sie nicht.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: h 3004 am 22. Januar 2017, 08:39:05
Ansich habe ich nicht an die Möglichkeit einer strafrechtlichen Handlung gedacht, da dies sehr unwahrscheinlich ist und in einem solchen -fast undenkbaren  Fall der groben Fahrlässigkeit oder des Vorsatzes der Verletzung des Kindes -  beim ersten Mal sicher mit einer "bedingten" ausgeht.
Es ging mir um die zivilrechtlichen Folgen (ev. Arzt/ Krankenhauskosten, Betreuungskosten für das Kind, dadurch ev. Arbeitsausfall des Elternteiles, Gerichts- und Anwaltskosten etc.)
Daß diese Kosten dann ev. am Fahrer "hängenbleiben", nur weil er etwas Gutes tun wollte, habe ich mit meinem Vorschlag einer BV gemeint. Hier sollte in jedem Fall der Betrieb einspringen. 
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: Klingelfee am 22. Januar 2017, 08:55:52
Ansich habe ich nicht an die Möglichkeit einer strafrechtlichen Handlung gedacht, da dies sehr unwahrscheinlich ist und in einem solchen -fast undenkbaren  Fall der groben Fahrlässigkeit oder des Vorsatzes der Verletzung des Kindes -  beim ersten Mal sicher mit einer "bedingten" ausgeht.
Es ging mir um die zivilrechtlichen Folgen (ev. Arzt/ Krankenhauskosten, Betreuungskosten für das Kind, dadurch ev. Arbeitsausfall des Elternteiles, Gerichts- und Anwaltskosten etc.)
Daß diese Kosten dann ev. am Fahrer "hängenbleiben", nur weil er etwas Gutes tun wollte, habe ich mit meinem Vorschlag einer BV gemeint. Hier sollte in jedem Fall der Betrieb einspringen.

Ich habe deinen Vorschlag auch so verstanden. Ich bin kein Jurist, aber mir stellt sich einfach die Frage, ob auch bei einer bedingten Verurteilung das Unternehmen die Folgekosten darf, wenn der Mitarbeiter dazu verurteilt worden ist.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: h 3004 am 22. Januar 2017, 09:42:29
Eben daher eine Betriebsvereinbarung. Das Unternehmen hat dann eine Rechtsgrundlage, den Schaden für den Fahrer diesem zu ersetzen und der Fahrer ist nicht auf das Wohlwollen des Betriebes angewiesen.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: haidi am 22. Januar 2017, 13:47:59
Ansich habe ich nicht an die Möglichkeit einer strafrechtlichen Handlung gedacht, da dies sehr unwahrscheinlich ist und in einem solchen -fast undenkbaren  Fall der groben Fahrlässigkeit oder des Vorsatzes der Verletzung des Kindes -  beim ersten Mal sicher mit einer "bedingten" ausgeht.
Es ging mir um die zivilrechtlichen Folgen (ev. Arzt/ Krankenhauskosten, Betreuungskosten für das Kind, dadurch ev. Arbeitsausfall des Elternteiles, Gerichts- und Anwaltskosten etc.)
Daß diese Kosten dann ev. am Fahrer "hängenbleiben", nur weil er etwas Gutes tun wollte, habe ich mit meinem Vorschlag einer BV gemeint. Hier sollte in jedem Fall der Betrieb einspringen.
Genau das habe ich bei meinem Posting auch gemeint.

Ansich habe ich nicht an die Möglichkeit einer strafrechtlichen Handlung gedacht, da dies sehr unwahrscheinlich ist und in einem solchen -fast undenkbaren  Fall der groben Fahrlässigkeit oder des Vorsatzes der Verletzung des Kindes -  beim ersten Mal sicher mit einer "bedingten" ausgeht.
Es ging mir um die zivilrechtlichen Folgen (ev. Arzt/ Krankenhauskosten, Betreuungskosten für das Kind, dadurch ev. Arbeitsausfall des Elternteiles, Gerichts- und Anwaltskosten etc.)
Daß diese Kosten dann ev. am Fahrer "hängenbleiben", nur weil er etwas Gutes tun wollte, habe ich mit meinem Vorschlag einer BV gemeint. Hier sollte in jedem Fall der Betrieb einspringen.

Ich habe deinen Vorschlag auch so verstanden. Ich bin kein Jurist, aber mir stellt sich einfach die Frage, ob auch bei einer bedingten Verurteilung das Unternehmen die Folgekosten darf, wenn der Mitarbeiter dazu verurteilt worden ist.

Eine eventuelle Geldstrafe darf ein Betrieb durchaus durch eine "Sonderzahlung" ersetzen, die aber versteuert werden muss.

Die Folgekosten (Kinderbetreuung, Invaliditätskosten, Sachschaden am Kinderwagen etc.) sind Kosten, die auch durch eine Haftpflichtversicherung gedeckt werden können und darf der Betrieb auf alle Fälle übernehmen, eventuell muss er sie sogar vorerst übernehmen und kann diese dann vom Fahrer zurück verlangen (wobei der Richter am Arbeitsgericht ein Mäßigungsrecht  hat). Bei den WL spielen ja verschiedenste Rechtsgrundlagen mit: Beamte, Vertragsbedienstete und Kollektivvertragsangestellte.

Bei den Bundesbeamten ist es so, dass ein Beamter, der bei der Dienstausübung einen Schaden verursacht, nicht direkt geklagt werden kann. Der Geschädigte muss den Weg der Amtshaftpflichtklage gegen die Republik Österreich gehen, bei der die Anwälte der Finanzprokuratur als Gegner hat (und die sind andere Kaliber als die der WL). Ist er erfolgreich, kann dann unter bestimmten Umständen die Republik gegen den Beamten im Weg der Organhaftpflicht vorgehen - diese gilt aber nur zwischen Beamte und Dienstgeber.
Ein Strafverfahren geht aber immer gegen den Beamten.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: hema am 22. Januar 2017, 15:06:18
Eben daher eine Betriebsvereinbarung. Das Unternehmen hat dann eine Rechtsgrundlage, den Schaden für den Fahrer diesem zu ersetzen und der Fahrer ist nicht auf das Wohlwollen des Betriebes angewiesen.
Da braucht es keine Vereinbarung. Kommt es aufgrund eines durch einen Arbeitnehmer verursachten dienstlichen Vorfalls zu strafrechtlichen Konsequenzen für einen Bediensteten, muss er die allein tragen. Das Urteil könnte Haftstrafe, Geldstrafe und/oder eine Diversionsleistung an den Geschädigten umfassen. Will der Geschädigte zusätzlich eine Ersatzleistung für allfällige ihm entstandene Schäden und Kosten, sowie Schmerzensgeld aus dem Vorfall erhalten, muss er sich a) als Privatbeteiligter dem Strafverfahren anschließen und b) die Firma zivilrechtlich klagen. Bei diesem Verfahren wird über die Rechtmäßigkeit der Forderung und Höhe der Geldleistung entschieden. Ergab das vorausgehende Strafverfahren ein Vorsatz- oder Fahrlässigkeitsverhalten des Arbeitnehmers, kann der Betrieb an ihn Regressforderungen stellen (ganz bzw.  bis zu einer gewissen, verdienstabhängigen Maximalhöhe). Dass es in Zusammenhang mit einem Vorfall auch ein Strafverfahren gegen dritte geben könnte, macht die Sache vielleicht komplexer, ändert aber nichts am grundsätzlichen Sachverhalt.

Es gibt/gab einen Unterstützungsfonds des Betriebsrats, welcher meist Geldstrafen aus Verkehrsübertretungen (Verwaltungsdelikt) ersetzte. Geldstrafen aus Strafverfahren für wen anderen zu zahlen ist, glaube ich, rechtswidrig*. Man kann ihm natürlich (privat) das Geld leihen oder steuerpflichtig schenken, die Strafe direkt übernehmen oder eine Versicherung für solche Fälle abschließen ist, soweit ich weiß, nicht zulässig. Einem Gschädigten privatrechtlich zugesprochene Zahlungen kann natürlich tragen, wer immer es tut bzw. sich moralisch zur Übernahme der Leistung an Stelle des Beklagten verpflichtet sieht.


Wer es genauer wissen will, fragt am besten den Rechtsanwalt des Vertrauens!  ;)






*) Man kann bzw. darf sich ja auch nicht für wen anderen ins Gefängnis setzen oder seine Fußfessel in Vertretung tragen!  ^-^
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: h 3004 am 22. Januar 2017, 16:21:44
Ja, gut, aber wir reden ja über das Hineinheben eines Kinderwagens und nicht über einen Fahrer, der einen Unfall mit Verletzten oder Toten schuldhaft verursacht hat (z.B. 39er Unfall, wenn ihn der Fahrer überlebt hätte). Sowas kann man ja  in einer BV ausschließen.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: 4463 am 22. Januar 2017, 16:34:54
Wirklich stehen gelassen habe ich ein einziges Mal einen Kinderwagen mit Mutter. Und das deshalb, weil ich der erste Zug nach einer Störung war und somit gar keinen Platz mehr für sie hatte. Ausserdem wusste ich, dass ich mehrere Züge unmittelbar hinter mir hatte. Das hatte sie Anfangs auch akzeptiert. Nur wie ich dann die Türe für einen zueilenden Fahrgast nochmals öffnete, dieser sich in meine Sadrinenbüchse hineinzwängte, fragte sie allen ernstes, wieso der Herr einsteigen darf und sie nicht.
Da frage ich mich aber schon, warum Du einem zueilenden Fahrgast nochmal die Türe öffnest, wenn:
::)

Ja, gut, aber wir reden ja über das Hineinheben eines Kinderwagens und nicht über einen Fahrer, der einen Unfall mit Verletzten oder Toten schuldhaft verursacht hat (z.B. 39er Unfall, wenn ihn der Fahrer überlebt hätte). Sowas kann man ja  in einer BV ausschließen.
Wenn der Fahrer einen Kinderwagen hineinhebt, dabei aber plötzlich loslässt, das Kind von ganz oben samt Kinderwagen Kopf voran auf den Asphalt fällt, dann kann das als Baby schon tödlich enden.  :-\
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: hema am 22. Januar 2017, 16:40:03
Ja, gut, aber wir reden ja über das Hineinheben eines Kinderwagens und nicht über einen Fahrer, der einen Unfall mit Verletzten oder Toten schuldhaft verursacht hat (z.B. 39er Unfall, wenn ihn der Fahrer überlebt hätte). Sowas kann man ja  in einer BV ausschließen.
Schon, aber es geht ja um den Fall, dass beim Helfen was passiert (Sachbeschädigung, Körperverletzung). Und da kann es dann durchaus zu einem Strafverfahren kommen, wenn der Verdacht einer schuldhaften Handlung vorliegt. Und ein Gerichtsverfahren oder eine allfällige Verurteilung kann keine Betriebsvereinbarung verhindern. Das heißt nicht, dass man nicht helfen soll, aber aufpassen dabei, weil dir die rechtlichen Konsequenzen deiner Ungeschicklichkeit niemand abnehmen kann, soweit du mündig und Herr deiner Sinne bist.

Wie immer im Leben, obwohl da im Ernstfall auch allzuviele nichts von der Eigenverantwortlichkeit wissen wollen!   ;)
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: Klingelfee am 22. Januar 2017, 18:09:16
Wirklich stehen gelassen habe ich ein einziges Mal einen Kinderwagen mit Mutter. Und das deshalb, weil ich der erste Zug nach einer Störung war und somit gar keinen Platz mehr für sie hatte. Ausserdem wusste ich, dass ich mehrere Züge unmittelbar hinter mir hatte. Das hatte sie Anfangs auch akzeptiert. Nur wie ich dann die Türe für einen zueilenden Fahrgast nochmals öffnete, dieser sich in meine Sadrinenbüchse hineinzwängte, fragte sie allen ernstes, wieso der Herr einsteigen darf und sie nicht.
Da frage ich mich aber schon, warum Du einem zueilenden Fahrgast nochmal die Türe öffnest, wenn:
  • der Zug ohnehin schon verspätet war
  • der Zug vollgestopft war
  • der Folgezug hinten drauf pickte
  • der zueilende Fahrgast - im Gegensatz zu jenen im Zug (bzw. jenen, die schon gewartet hatten) - bisher wohl - bezogen auf Deine Linie - ohnehin pünktlich unterwegs war (sonst hätte er ja schon gewartet)
::)


Ganz einfach, weil ich bedingt durch den großen Fahrgastandrang die Ampelphase nicht erwischt hatte und bei einem gesperrten Signal in der Haltestelle stand.
Titel: Re: [PM] Straßenbahnfahrer beschimpfte Mutter mit Kind
Beitrag von: haidi am 22. Januar 2017, 22:06:19
Ja, gut, aber wir reden ja über das Hineinheben eines Kinderwagens und nicht über einen Fahrer, der einen Unfall mit Verletzten oder Toten schuldhaft verursacht hat (z.B. 39er Unfall, wenn ihn der Fahrer überlebt hätte). Sowas kann man ja  in einer BV ausschließen.
Schon, aber es geht ja um den Fall, dass beim Helfen was passiert (Sachbeschädigung, Körperverletzung). Und da kann es dann durchaus zu einem Strafverfahren kommen, wenn der Verdacht einer schuldhaften Handlung vorliegt. Und ein Gerichtsverfahren oder eine allfällige Verurteilung kann keine Betriebsvereinbarung verhindern. Das heißt nicht, dass man nicht helfen soll, aber aufpassen dabei, weil dir die rechtlichen Konsequenzen deiner Ungeschicklichkeit niemand abnehmen kann, soweit du mündig und Herr deiner Sinne bist.
Es gibt einen Fall, wo man strafrechtlich nicht belangt wird - wenn man bei der Ersten Hilfe einen Fehler macht, der dem dann nicht Geholfenem schadet. Davon sind ausgenommen: Ärzte und ähnliche (Krankenschwestern, Sanitäter) und wenn man wirklich einen Blödsinn macht (Mund und Nase verbinden, damit das Leben nicht entfleuchen kann.)