Tramwayforum

Öffentlicher Verkehr national und international => Straßenbahn außerhalb Österreichs => Frankreich => Thema gestartet von: tramway.at am 14. Juli 2012, 14:51:55

Titel: [FR] Orleans
Beitrag von: tramway.at am 14. Juli 2012, 14:51:55
Edit durch twf: Abgetrennt von http://www.tramwayforum.at/index.php?topic=2499.msg51742#msg51742 (http://www.tramwayforum.at/index.php?topic=2499.msg51742#msg51742)

Grauslicher geht's wohl nicht mehr. Otto Wagner dreht sich im Grab um! Hoffentlich ist das nur ein Provisorium... glaub ich aber nicht.

Wahnsinn. Immer wenn ich glaub, schircher gehts nimmer, werd ich eines schlechteren belehrt. Hier zum Vergleich ein Bild aus einem französischen Provinzkaff...
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: B. S. Agrippa am 14. Juli 2012, 15:53:17
Grauslicher geht's wohl nicht mehr. Otto Wagner dreht sich im Grab um! Hoffentlich ist das nur ein Provisorium... glaub ich aber nicht.

Wahnsinn. Immer wenn ich glaub, schircher gehts nimmer, werd ich eines schlechteren belehrt. Hier zum Vergleich ein Bild aus einem französischen Provinzkaff...
Welch ein Anblick! Der Gleiskörper harmoniert wunderbar mit der Umgebung, keine Oberleitung, schöne Straßenbahn-Garnitur....in allen Belangen absolut beneidenswert!  :(
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: Conducteur am 14. Juli 2012, 17:14:58
Hier zum Vergleich ein Bild aus einem französischen Provinzkaff...
Ein interessantes Ding, diese Tramway ohne Oberleitung in Orleans. Kaiser Franz Josef I. hätte seine helle Freude.

Hier ein paar detailliertere Bilder der Mittelunterleitung vom 28. Mai 2012:
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Bedient sich aber nicht, wie weiland in Wien, eines eigenen, im Boden versenkten Unterleitungsschiffchens, sondern scheint jeweils veränderlich lokal immer nur dann abschnittsweise unter Spannung gesetzt zu werden, wenn sich gerade ein Straßenbahnwagen darüber befindet. Technisch ein Rätsel bleibt es aber für mich immer noch, daß es dabei nicht zu Kurzschlüssen kommt. Ich denke nur z.B. an Überschwemmungen oder kleine, auf der Straße liegende Metallteile sowie an die Zuverlässigkeit des Zu- und Abschaltens der Mittelunterleitung.

Auf http://de.wikipedia.org/wiki/Alimentation_Par_Sol#Alimentation_Par_Sol (http://de.wikipedia.org/wiki/Alimentation_Par_Sol#Alimentation_Par_Sol) befindet sich eine genauere Beschreibung dieses APR-Systems:

Zitat
Alimentation Par Sol (APS)

Bei diesem System befindet sich zwischen den beiden Schienen eine Stromschiene, die 750 Volt Gleichspannung führen kann. Die Stromschiene ist in einzelne Sektionen unterteilt. Jede Sektion besteht aus einer 8 Meter langen stromführenden Schiene und einem 3 Meter langen isolierten Abschnitt.

Der stromführende Teil ist normalerweise abgeschaltet, so dass Passanten nicht gefährdet werden. Wird die Stromschiene von einer Straßenbahn überfahren, so sendet diese per Funk ein codiertes Signal aus, das jenen Abschnitt der Stromschiene aktiviert, der sich zur Gänze unter dem Fahrzeug befindet. Es können maximal zwei der 11 Meter langen Segmente gleichzeitig aktiviert werden. Bevor die Straßenbahn ein Segment verlässt wird es abgeschaltet und aus Sicherheitsgründen geerdet. Die Fahrzeuge verfügen über zwei Stromabnehmer („frotteurs“), sodass immer einer der beiden unter Spannung steht, auch wenn der andere gerade ein isoliertes Stück überfährt.
Kontrollbox

Gesteuert wird das System von in den Boden eingelassenen Kontrollboxen („coffrets“). Derartige Boxen befinden sich alle 22 Meter entlang der Strecke; jede Box steuert zwei Streckenabschnitte. Des Weiteren befindet sich im Bereich jeder Station eine automatische Kontrollstation, die den Betriebszustand überwacht. Steht ein Teilabschnitt unter Spannung, obwohl sich keine Straßenbahn über ihm befindet, so wird binnen 0,2 Sekunden der gesamte Streckenabschnitt abgeschaltet. Danach wird das defekte Teilstück identifiziert, deaktiviert, und die übrigen Teilabschnitte wieder aktiviert. Dieser Vorgang dauert 2 Sekunden. Ist ein Teilabschnitt defekt, so schalten die Fahrzeuge automatisch auf Batteriebetrieb um. Sie können dann eine maximale Strecke von 150 Metern mit einer Geschwindigkeit von 3 km/h bewältigen.

Anmerkung: Vielleicht könnte ein Administrator diesen Orleans-Subfaden von tramway.at und meiner Antwort mit den Bildern in einen internationalen Faden "[FR] Orleans" verschieben.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: tramway.at am 14. Juli 2012, 17:20:38
Anmerkung: Vielleicht könnte ein Administrator diesen Orleans-Subfaden von tramway.at und meiner Antwort mit den Bildern in einen internationalen Faden "[FR] Orleans" verschieben.

Ja bitte, da kommen von mir nämlich in den nächsten Tagen aktuelle Bilder.

zur Technik (in dem Fall Bordeaux, das war die erste Stadt):

Urban transport systems: animation (http://www.youtube.com/watch?v=RRHXxrvddkA#ws)
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: Conducteur am 14. Juli 2012, 17:38:12
Ja bitte, da kommen von mir nämlich in den nächsten Tagen aktuelle Bilder.
:up: :up: :up:
Danke. Darauf freue ich mich schon!

Das kleine Video ist hochinteressant und veranschaulicht das System sehr gut.  8)

Nur: Die Zuverlässigkeit und Stabilität dieses Systems ist mir immer noch ein Rätsel (Verunreinigungen, Metallteile, Regen, Schnee etc.).   ???
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: tramway.at am 23. Juli 2012, 17:02:38
Hier nun mein kleiner Bericht zu Orleans. Da ich die Vorgeschichte bzw die Linie 1 nicht nochmal dokumentieren möchte, verweise ich auf meine Website:

http://www.tramway.at/orleans/ (http://www.tramway.at/orleans/)

Inzwischen wurde die zweite Linie gebaut, und die sah ich mir am 10.7.2012 an - bei leider trübem Wetter, ich hoffe, die Bilder gefallen trotzdem.

Orleans ist nicht allzuweit von Paris entfernt, etwa eine Bahnstunde vom Gare d'Austerlitz, der Ausflug zahlt sich aus, das Ticket kostet pro Richtung 19,40 - ich kann nur jeden Paris-Urlauber ermutigen so einen Ausflug einzuplanen, sei es nach Orleans, Reims oder zB Le Mans... Orleans ist aber fast das lohnendste Ziel, die Altstadt ist wunderbar, die Kathedrale eine Wucht und die Loire sehenswert.

Bei der Linie B entschied man sich für ein Stück mit Unterleitung, das System ist inzwischen ausgereift und die durchfahrenen Straßen haben es sich verdient, nicht durch Schnürln beeinträchtigt zu werden. Nun kreuzen sich die beiden Linien am zentralen Knotenpunkt "De Gaulle" rechtwinkelig. Die Fotos zeigen die Metamorphose.

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Hier die auf die Kathedrale zulaufende Rue Jeanne d'Arc vor und nach dem Bau der Straßenbahn. Schon hier ist klar, warum die Bevölkerung den Umbau als Verbesserung empfindet. Sowas wie bei uns üblich wäre dort völlig unmöglich, damit käme die Stadt nie durch.

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Der Platz vor der Kirche ist geradezu atemberaubend, ich hab ja in Frankreich schon einiges gesehen, aber das ist wieder ein neuer Höhepunkt:

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Wie sehr man ins Detail geht, sieht man - tja - an den Details  :)

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An sich sind die Stationen voll ausgestattet, im zentralen Bereich verzichtete man aber auf das übliche Zubehör, so ist eine Haltestelle nur an der Bahnsteigkante erkennbar. Weiter draussen ist alles wie gewohnt - sorgfältige Stationsgestaltung, Rasengleis und das ganze Pipapo, wie üblich.

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Die neuen Fahrzeuge wurden übrigens vom Kosmetikhersteller Guerlain entworfen, Orleans ist Zentrum der Kosmetikindustrie.

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Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: 95B am 23. Juli 2012, 19:34:56
Hier die auf die Kathedrale zulaufende Rue Jeanne d'Arc vor und nach dem Bau der Straßenbahn. Schon hier ist klar, warum die Bevölkerung den Umbau als Verbesserung empfindet. Sowas wie bei uns üblich wäre dort völlig unmöglich, damit käme die Stadt nie durch.
Glatter Wahnsinn. Mit der aktuellen Wiener Schule des Straßenbahnstreckenbaus wäre das tatsächlich völlig unmöglich, außerdem würden sich die Autos bis Paris zurückstauen. ;) In Wien werden derartige Dinge noch auf Jahrzehnte hinaus unmöglich sein, da Fachleute, die solche Pläne zu erstellen imstande sind, von den allwissenden Senatsräten sofort als Wirrköpfe abgekanzelt werden, denen man keinen verantwortungsvollen Planungsjob umhängen kann. :-[

Der Platz vor der Kirche ist geradezu atemberaubend, ich hab ja in Frankreich schon einiges gesehen, aber das ist wieder ein neuer Höhepunkt:
Da es deinem Posting zufolge ein Ein-Tages-Ausflug gewesen sein dürfte, hast du wahrscheinlich von dieser Stelle keine Nachtaufnahme?
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: Linie 41 am 23. Juli 2012, 19:40:35
Da kommt einem bei der Straßengestaltung in Wien echt nur mehr das Kotzen. Im Vergleich zu den französischen Städten wirkt das alles noch 100-mal schlimmer als es eh schon ist.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: N1 am 23. Juli 2012, 20:06:33
Der Platz vor der Kirche ist geradezu atemberaubend, ich hab ja in Frankreich schon einiges gesehen, aber das ist wieder ein neuer Höhepunkt:

–- Bild –- (http://www.tramwayforum.at/index.php?action=dlattach;topic=2619.0;attach=22042;image)
Die Gleise wirken auf dem Bild etwas - im wahrsten Sinne des Wortes - unrund. ??? Davon abgesehen sieht das für den leidgeprüften Wiener natürlich atemberaubend aus.

In Wien werden derartige Dinge noch auf Jahrzehnte hinaus unmöglich sein, da Fachleute, die solche Pläne zu erstellen imstande sind, von den allwissenden Senatsräten sofort als Wirrköpfe abgekanzelt werden, denen man keinen verantwortungsvollen Planungsjob umhängen kann. :-[
Kann man die nicht nach Frankreich auf Studienreise schicken? Wenn's sein muss auch unfreiwillig? :D

Btw., für die, die noch nicht dort waren oder den Bericht in "Wien Heute" vom Samstag nicht gesehen haben:
Dreimal dürft ihr raten, aus welchem Material die Wege in den eben neu gestalteten Teilen des Naschmarkts bestehen? :-[
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: 13er am 23. Juli 2012, 20:39:52
Kann man die nicht nach Frankreich auf Studienreise schicken? Wenn's sein muss auch unfreiwillig? :D
Sie fahren eh immer wieder ins Ausland. Nur lernen tun's dabei nix bzw. sagen, dass bei uns ja eigentlich eh alles bestens ist, weil wo anders kocht man auch nur mit Wasser :) Im nächsten Schritt wird ein Ausredenkatalog ausgearbeitet, warum bei uns kein Rasengleis möglich ist (bekanntermaßen Wiener Steppe), die Tramway nicht durch Fußgängerzonen fahren kann (da gäb's täglich zig Tote) und man lieber die U-Bahn an den Stadtrand verlängert als die Straßenbahn zu beschleunigen.

Ich find den Beton am Naschmarkt jedenfalls super, weil ich bin früher kaum hingegangen und werd das jetzt auch nicht ändern ;)
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: Linie 41 am 23. Juli 2012, 20:40:55
Die Gleise wirken auf dem Bild etwas - im wahrsten Sinne des Wortes - unrund. ??? Davon abgesehen sieht das für den leidgeprüften Wiener natürlich atemberaubend aus.
Das ist ja nix gegen das Schienenzickzack auf Wiens Straßen. Wenn man mit dem 31er die Brünner Straße entlangfährt haut's einen alle 50 Meter vom Sitz, weil die Ingenieure bei den Wiener Linien noch immer nicht verstanden haben, daß eine Gerade eine Kurve OHNE Krümmung ist.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: tramway.at am 23. Juli 2012, 20:44:56
Da kommt einem bei der Straßengestaltung in Wien echt nur mehr das Kotzen. Im Vergleich zu den französischen Städten wirkt das alles noch 100-mal schlimmer als es eh schon ist.

Ja, und wie immer wieder erwähnt - das sind Provinzstädte, Orleans ist etwas wichtiger, aber Städte wie Mulhouse oder Le Mans kann man etwa im Rang von Amstetten einordnen. @95B, Nachtaufnahmen hab ich keine, im Sommer ist es in Westeuropa bis 22.30 noch zu hell, und da fahren schon die letzten Züge zurück nach Paris.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: 95B am 23. Juli 2012, 21:08:09
Wenn man mit dem 31er die Brünner Straße entlangfährt haut's einen alle 50 Meter vom Sitz, weil die Ingenieure bei den Wiener Linien noch immer nicht verstanden haben, daß eine Gerade eine Kurve OHNE Krümmung ist.
Den Autofahrern kann man nicht zumuten, auf einer gekrümmten Fahrbahn den Haltestelleninseln auszuweichen, denn das bremst den Individualverkehr ein und es gibt einen Rückstau bis nach $stadt_weit_weg.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: Conducteur am 23. Juli 2012, 21:09:38
Da kommt einem bei der Straßengestaltung in Wien echt nur mehr das Kotzen. Im Vergleich zu den französischen Städten wirkt das alles noch 100-mal schlimmer als es eh schon ist.
Das war aber nicht immer so. Zu Zeiten des Kaisers Franz Josef I. und Bürgermeisters Lueger hat Wien noch ein Gesicht gehabt.

Bei der Linie B entschied man sich für ein Stück mit Unterleitung, das System ist inzwischen ausgereift und die durchfahrenen Straßen haben es sich verdient, nicht durch Schnürln beeinträchtigt zu werden.
Und wie zuverlässig ist dieses System? Kommt es zu Störungen? Wie ist das bei Regen? Kann es zu Kurzschlüssen kommen? Ist die laufende Zu- und Abschaltung wirklich sicher?

Wenn dieses System wirklich so gut funktioniert, warum verwendet man es dann nicht auch außerhalb des Zentrums?
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: tramway.at am 23. Juli 2012, 21:34:02
Und wie zuverlässig ist dieses System? Kommt es zu Störungen? Wie ist das bei Regen? Kann es zu Kurzschlüssen kommen? Ist die laufende Zu- und Abschaltung wirklich sicher? Wenn dieses System wirklich so gut funktioniert, warum verwendet man es dann nicht auch außerhalb des Zentrums?

Soweit ich weiss ist es inzwischen ausgereift und sicher. Es sind Kostengründe, der Kanal ist teurer als die Oberleitung.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: N1 am 23. Juli 2012, 21:40:45
Da kommt einem bei der Straßengestaltung in Wien echt nur mehr das Kotzen. Im Vergleich zu den französischen Städten wirkt das alles noch 100-mal schlimmer als es eh schon ist.
Das war aber nicht immer so. Zu Zeiten des Kaisers Franz Josef I. und Bürgermeisters Lueger hat Wien noch ein Gesicht gehabt.
Gerade an den Fotos von tramway.at sieht man, dass eine ansprechende Gestaltung des öffentlichen Raumes nichts mit der Zeit oder einer bestimmten politischen Richtung zu tun hat. (Das schwingt für mich bei dem Statement nämlich ein bisschen mit.)
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: Conducteur am 23. Juli 2012, 22:00:27
Gerade an den Fotos von tramway.at sieht man, dass eine ansprechende Gestaltung des öffentlichen Raumes nichts mit der Zeit oder einer bestimmten politischen Richtung zu tun hat. (Das schwingt für mich bei dem Statement nämlich ein bisschen mit.)
Tatsache in Wien ist jedenfalls, daß die damals handelnden Personen etwas zustande gebracht haben, die heutigen aber kaum. Mag bei Dir etwas mitschwingen, was Du herauszulesen glaubst. Wie man aber gerade auch an diesem Beispiel sieht, läßt sich vieles einfach nicht so eindimensional in ein Rechts-Links- oder Freund-Feind-Schema einordnen, wie es uns der heutige Zeitgeist einzureden versucht. Es bleibt Dir überlassen die Parameter herauszufinden, die damals solch großartige Entwicklungen ermöglicht haben, und jene, die heute ähnliche Entwicklungen verhindern.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: tramway.at am 23. Juli 2012, 22:10:29
Gerade an den Fotos von tramway.at sieht man, dass eine ansprechende Gestaltung des öffentlichen Raumes nichts mit der Zeit oder einer bestimmten politischen Richtung zu tun hat. (Das schwingt für mich bei dem Statement nämlich ein bisschen mit.)
Tatsache in Wien ist jedenfalls, daß die damals handelnden Personen etwas zustande gebracht haben, die heutigen aber kaum. Mag bei Dir etwas mitschwingen, was Du herauszulesen glaubst. Wie man aber gerade auch an diesem Beispiel sieht, läßt sich vieles einfach nicht so eindimensional in ein Rechts-Links- oder Freund-Feind-Schema einordnen, wie es uns der heutige Zeitgeist einzureden versucht. Es bleibt Dir überlassen die Parameter herauszufinden, die damals solch großartige Entwicklungen ermöglicht haben, und jene, die heute ähnliche Entwicklungen verhindern.

Das hat weniger mit politischen Richtungen zu tun, sondern damit, dass ein Großteil der Kulturbürgerschicht von den Nazis ausgerottet oder vertrieben wurde. In der Vorkriegszeit hat man in Wien den selben guten Geschmack gehabt wie überall anderswo auch (im Modebereich war Wien sogar mit Paris und - ich glaube - Berlin führend). Der Sieg von Biertisch und Proletentum über Niveau und Kultur ist bis heute nicht überwunden. In jedem Dorf in Italien, Frankreich, Spanien oder sonst wo hat jeder einfache Handwerker mehr Gefühl als die hiesigen Dumpfbacken.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: Conducteur am 23. Juli 2012, 22:20:17
Das hat weniger mit politischen Richtungen zu tun, sondern damit, dass ein Großteil der Kulturbürgerschicht von den Nazis Nationalsozialisten ausgerottet oder vertrieben wurde. In der Vorkriegszeit hat man in Wien den selben guten Geschmack gehabt wie überall anderswo auch (im Modebereich war Wien sogar mit Paris und - ich glaube - Berlin führend). Der Sieg von Biertisch und Proletentum über Niveau und Kultur ist bis heute nicht überwunden. In jedem Dorf in Italien, Frankreich, Spanien oder sonst wo hat jeder einfache Handwerker mehr Gefühl als die hiesigen Dumpfbacken.
;D ;D ;D  :up:  :up:  :up: Wie wahr!
Leider.  :'(  :'(  :'(

Edit: Wobei aber zur Vollständigkeit dieser Aussage schon zu ergänzen wäre, daß es eine politische Strömung gegeben hat, die den Ausspruch "Proletarier aller Länder vereinigt Euch!" auf ihre Fahnen geschrieben hat, auch wenn das jetzt für den hier besprochenen Sachverhalt nicht unbedingt direkt anwendbar ist, da diese Strömung bei uns bis auf den Nationalsozialismus nie einen übermäßigen Einfluß gehabt hat.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: moszkva tér am 23. Juli 2012, 22:29:16
Das hat weniger mit politischen Richtungen zu tun, sondern damit, dass ein Großteil der Kulturbürgerschicht von den Nazis ausgerottet oder vertrieben wurde. .... In jedem Dorf in Italien, Frankreich, Spanien oder sonst wo hat jeder einfache Handwerker mehr Gefühl als die hiesigen Dumpfbacken.
In Italien und Spanien sind die Faschisten auch nicht gerade nett mit der sog. Kulturbürgerschicht umgegangen. Der Unterschied muss auch irgendwo anders begründet sein.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: Linie 41 am 23. Juli 2012, 22:43:02
Edit: Wobei aber zur Vollständigkeit dieser Aussage schon zu ergänzen wäre, daß es eine politische Strömung gegeben hat, die den Ausspruch "Proletarier aller Länder vereinigt Euch!" auf ihre Fahnen geschrieben hat, auch wenn das jetzt für den hier besprochenen Sachverhalt nicht unbedingt direkt anwendbar ist, da diese Strömung bei uns bis auf den Nationalsozialismus nie einen übermäßigen Einfluß gehabt hat.
Nur, daß die Kommunisten in Frankreich, England, Italien oder sonst wo, mit Sicherheit mehr Einfluß hatten als sie es je in Österreich hatten – also daran kann's definitiv bei uns nicht gelegen haben. Und im übrigen hat uns sogar der Dinosaurier Deutschland heute einiges voraus und die Deutschen hatten nach dem Krieg die gleichen Voraussetzungen.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: Conducteur am 23. Juli 2012, 22:54:05
In Italien und Spanien sind die Faschisten auch nicht gerade nett mit der sog. Kulturbürgerschicht umgegangen. Der Unterschied muss auch irgendwo anders begründet sein.
Ich wäre beim Gebrauch des Begriffes Faschismus sehr vorsichtig. Der wird heute oft als Kampfbegriff gebraucht, der dann aber sehr unterschiedliche Systeme bezeichnet. Die Situationen in Italien (Faschismus), Spanien, Österreich und Deutschland (Nationalsozialismus) waren sehr unterschiedlich, zu unterschiedlich, um sie in einen Topf zu werfen.

Aber sicher sind diese Unterschiede nicht die einzigen, die die genannten Resultate hervorgebracht haben. In Österreich und speziell in Wien hat sicher der Nationalsozialismus den größten Schaden angerichtet. Aber auch Mentalitätsunterschiede spielen sicher eine Rolle. Nicht zu vergessen auch die fehlende Monarchie: Die k. u. k. Monarchie war ein viele Völker umfassendes, großes Gebilde mit einem weiten, geistigen Horizont. Das kleine Nachkriegsösterrech war ein Zwerg, das sich zum großen Teil in der Zwischenkriegszeit noch den alten, geistigen Horizont bewahrt hat, der dann größtenteils durch die Nationalsozialisten ausgelöscht wurde.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: N1 am 23. Juli 2012, 23:13:21
Gerade an den Fotos von tramway.at sieht man, dass eine ansprechende Gestaltung des öffentlichen Raumes nichts mit der Zeit oder einer bestimmten politischen Richtung zu tun hat. (Das schwingt für mich bei dem Statement nämlich ein bisschen mit.)
Tatsache in Wien ist jedenfalls, daß die damals handelnden Personen etwas zustande gebracht haben, die heutigen aber kaum. Mag bei Dir etwas mitschwingen, was Du herauszulesen glaubst. Wie man aber gerade auch an diesem Beispiel sieht, läßt sich vieles einfach nicht so eindimensional in ein Rechts-Links- oder Freund-Feind-Schema einordnen, wie es uns der heutige Zeitgeist einzureden versucht. Es bleibt Dir überlassen die Parameter herauszufinden, die damals solch großartige Entwicklungen ermöglicht haben, und jene, die heute ähnliche Entwicklungen verhindern.
Bei deinem Lob eines - zumindest zu Beginn - absolut regierenden Monarchen und eines in seiner Regierungszeit amtierenden konservativen Bürgermeisters, der nur einer kleinen Minderheit der Wiener verpflichtet war, muss es schon gestattet sein, dass jemand hieraus eine gewisse Tendenz hinausliest.

Ich erinnere mich gerade an dieses Gedicht von Bert Brecht:
Zitat
Fragen eines lesenden Arbeiters

Wer baute das siebentorige Theben
In den Büchern stehen die Namen von Königen.
Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt?
Und das mehrmals zerstörte Babylon,
Wer baute es so viele Male auf? In welchen Häusern
Des goldstrahlenden Lima wohnten die Bauleute?
Wohin gingen an dem Abend, wo die chinesische Mauer fertig war,
Die Maurer? Das große Rom
Ist voll von Triumphbögen. Über wen
Triumphierten die Cäsaren? Hatte das vielbesungene Byzanz
Nur Paläste für seine Bewohner? Selbst in dem sagenhaften Atlantis
Brüllten doch in der Nacht, wo das Meer es verschlang,
Die Ersaufenden nach ihren Sklaven.
Der junge Alexander eroberte Indien.
Er allein?
Cäsar schlug die Gallier.
Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich?
Philipp von Spanien weinte, als seine Flotte
Untergegangen war. Weinte sonst niemand?
Friedrich der Zweite siegte im Siebenjährigen Krieg. Wer
Siegte außer ihm?
Jede Seite ein Sieg.
Wer kochte den Siegesschmaus?
Alle zehn Jahre ein großer Mann.
Wer bezahlte die Spesen?

So viele Berichte,

So viele Fragen.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: Linie 41 am 23. Juli 2012, 23:19:18
Die k. u. k. Monarchie war ein viele Völker umfassendes, großes Gebilde mit einem weiten, geistigen Horizont.
Der geistige Horizont der meisten Menschen war auch damals nicht besonders groß. Er ist nur noch kleiner geworden als man in der Zwischenkriegszeit und im zweiten Weltkrieg der geistigen Elite den Garaus gemacht hat – was zum Teil darauf zurückzuführen ist, daß sie zu einem großen Teil von Juden gestellt wurde.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: W_E_St am 24. Juli 2012, 01:11:29
Mag sich jemand, der in Photoshop begabt ist, hinsetzen und in das Vorher-Foto einen typischen Wiener Oberbau als abschreckenden Kontrast hineinbasteln? Komplett mit Masten an allen Ecken und Enden und natürlich Großflächenplatten...
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: moszkva tér am 24. Juli 2012, 08:31:49
In Italien und Spanien sind die Faschisten auch nicht gerade nett mit der sog. Kulturbürgerschicht umgegangen. Der Unterschied muss auch irgendwo anders begründet sein.
Ich wäre beim Gebrauch des Begriffes Faschismus sehr vorsichtig. Der wird heute oft als Kampfbegriff gebraucht, der dann aber sehr unterschiedliche Systeme bezeichnet. Die Situationen in Italien (Faschismus), Spanien, Österreich und Deutschland (Nationalsozialismus) waren sehr unterschiedlich, zu unterschiedlich, um sie in einen Topf zu werfen.
Klar kann man das nicht direkt vergleichen, das war auch nicht meine Absicht, weil man sonst Gefahr läuft, die Verbrechen eines Regimes zu relativieren.

Nur zu Spanien: Als was statt "Faschismus" würdest du denn die Franco-Diktatur sonst bezeichnen? Und die hat sogar gut zwei Generationen länger gedauert, als die faschistischenautoritären Regimes im westl. Mitteleuropa.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: invisible am 24. Juli 2012, 10:24:04
Mag sich jemand, der in Photoshop begabt ist, hinsetzen und in das Vorher-Foto einen typischen Wiener Oberbau als abschreckenden Kontrast hineinbasteln? Komplett mit Masten an allen Ecken und Enden und natürlich Großflächenplatten...

Das wird aber viel Arbeit (vor allem die Stangln und Schnürln); einfacher wär's wohl architektonisch ähnliche Situationen zu finden...  ;)
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: fastpage am 01. Oktober 2014, 20:54:27
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Habe 2011 ne kleine Frankreichtour hinter mich gebracht, allerdings mit einem französischen Oldtimer ;)

Orleans war mit dabei und das einzige Foto mit einer Straßenbahn seht ihr oben. Das Rasengleis hat mich damals vom Hocker ghaut und mir unverständlich was die Stadt Wien beim 25er aufgführt hat Nähe Donauzentrum trotz Neubaustrecke.

Übrigens hab ich die Linien mit für Wienverhältnisse langen Intervallen in Erinnerung (10min oder gar 12?) und auf die Nächste warten weil voll brachte in Orleans nix. Die Nächste war genauso voll.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: 4463 am 01. Oktober 2014, 23:07:34
Die Intervalle sind sicher etwas, wo Wien nach wie vor sehr positiv hervorsticht. Allerdings sind die Intervalle leider nicht alles. Dinge wie die verhunzten Rasengleise in fast ganz Wien fügen sich aber ganz gut in die Wurschtigkeit ein, die im Bereich der Stadtgestaltung hier leider allzuoft herrscht.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: fastpage am 02. Oktober 2014, 12:14:01
Hat eigentlich mal wer ein Foto an zuständige Stellen gesendet mit der Frage, warum man in Wien dazu nicht in der Lage ist?
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: tramway.at am 02. Oktober 2014, 12:40:19
Hat eigentlich mal wer ein Foto an zuständige Stellen gesendet mit der Frage, warum man in Wien dazu nicht in der Lage ist?

Dia Antwort findest du hier:

http://www.tramway.at/downloads/www.tramway.at-Rasengleise.pdf (http://www.tramway.at/downloads/www.tramway.at-Rasengleise.pdf)
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: 95B am 02. Oktober 2014, 13:01:29
Hat eigentlich mal wer ein Foto an zuständige Stellen gesendet mit der Frage, warum man in Wien dazu nicht in der Lage ist?

Wir wissen es doch ohnehin: Das Wiener Steppenklima samt äußerst salzhaltiger Meeres-, äh, Winterluft lässt es einfach nicht zu, dass der Rasen wächst – zumindest der, den die WL ausgesät haben. Das Unkraut und das von der lokalen Bevölkerung eigenmächtig gesäte Gras gedeihen hingegen allerprächtigst.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: coolharry am 02. Oktober 2014, 13:40:03
Hat eigentlich mal wer ein Foto an zuständige Stellen gesendet mit der Frage, warum man in Wien dazu nicht in der Lage ist?

Wir wissen es doch ohnehin: Das Wiener Steppenklima samt äußerst salzhaltiger Meeres-, äh, Winterluft lässt es einfach nicht zu, dass der Rasen wächst – zumindest der, den die WL ausgesät haben. Das Unkraut und das von der lokalen Bevölkerung eigenmächtig gesäte Gras gedeihen hingegen allerprächtigst.

Dieser Sommer hat aber sogar das Rasengleis beim Schweizergarten entlang des Gürtels üppig sprießen lassen. Wenn man halt nicht ständig drauf rum kurvt und dem ganzen auch mal eine Chance gibt, kanns auch was werden, aber man will in Wien nicht.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: fastpage am 02. Oktober 2014, 14:10:04
Danke für die Antworten, Wien ist halt anders. ;)
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: Wattman am 04. Januar 2015, 18:38:30
Na, dann will ich diesen Thread wieder back to topic führen. Auf meiner letzten FR-Reise besuchte ich auch diese Stadt.

Die "alte" Straßenbahn in Orléans wurde bereits zwischen  1933 und 1938 eingestellt. Ein Umdenken setzte in den 90er-Jahren ein, welches im Jahr 2000 zur Eröffnung der ersten Linie A und 2012 zur Eröffnung der Linie B führte. Auf letzterer gibt es im Bereich der Kathedrale einen  Abschnitt mit dem in diesem Thread bereits vorgestellten APS-System. (http://www.tramwayforum.at/index.php?topic=2619.msg51777#msg51777) Einen Netzplan findet man hier. (http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/86/Orl%C3%A9ans-01.jpg)

Der Wagenpark umfasst 22 Citadis 301 und 21 Citadis 302 mit geänderter Frontpartie. Nur Letztere sind mit APS ausgerüstet, sodass die Linie B nur mit diesen betrieben werden kann. Auf der Linie A kommen üblicherweise Citadis 301 zum Einsatz, fallweise aber auch 302, wie wir noch sehen werden.

Die folgenden Bilder entstanden alle am 19.08.2014.

Am Bhf. Gare d'Orléans empfing mich TW 43:

[attach=1]

Sogleich begann ich mit der Streckenerkundung. TW 56 verlässt soeben die Endstelle Jules Verne:

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THE STREETCAR STRIKES BACK!!  Citadis 302 Nr. 72 auf dem APS-Abschnitt der Linie B in der Rue Jeanne d'Arc.
Hier fuhr bereits die frühere Straßenbahn, weshalb ich mir erlaubt habe, ein passendes Bild von damals einzublenden:

[attach=3]

Kreuzung der beiden Linien und damit auch Begegnung der beiden Wagentypen auf der Place De Gaulle,
hier mit Citadis 302 Nr. 74 (Linie B) und Citadis 301 Nr. 42 (Linie A):

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TW 42 vor dem in den 60er-Jahren rekonstruierten Haus von Jeanne d'Arc:

[attach=5]

Fallweise kommen auf der Linie A beide Wagentypen zum Einsatz,
so wie hier im Bild Citadis 302 Nr. 56 und Citadis 301 Nr. 40 in der Endstelle Hôpital de la Source:

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Unweit dieser Endstelle befindet sich eines der beiden Depots.
Ein offenes Tor ermöglichte mir diese verbotenen Einblicke:

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[attach=8]

Zum Schluss noch ein Abstecher auf die Linie B -
TW 64 verlässt gerade die Endstelle Clos du Hameau:

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TW 68 in der im Vorort La Chapelle Saint-Mesmin gelegenen Rue du Faubourg Madeleine:

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Damit ist meine letzte FR-Reise aus 2014 komplett aufgearbeitet. Mit weiterem Spam von mir aus FR ist frühestens im Sommer zu rechnen.  ^-^
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: HLS am 24. April 2015, 17:03:34

Damit ist meine letzte FR-Reise aus 2014 komplett aufgearbeitet. Mit weiterem Spam von mir aus FR ist frühestens im Sommer zu rechnen.  ^-^
Mit so einem Spam könntest du auch täglich kommen.  ;) :D
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: tramway.at am 30. September 2021, 12:40:40
Nach einigen Jahren war ich endlich wieder in Orléans. Die Stadt hat vor Allem die Linie B äußerst sorgfältig in das Umfeld eingebettet, und die ganze Substanz (auch der Linie A von 2000) ist nach wie vor in sehr gutem Zustand.

Ein witziges Detail zeigen die letzten drei Bilder: Nach der notwendigen Verlegung der Kreuzungsstation an der Place De Gaulle kam der Bahnsteig in den Kurvenbeginn - hier gibt es ausfahrbare Trittbretter, aber nicht wie üblich am Wagen, sondern am "Festland" :)
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: 95B am 01. Oktober 2021, 09:28:39
Nach einigen Jahren war ich endlich wieder in Orléans. Die Stadt hat vor Allem die Linie B äußerst sorgfältig in das Umfeld eingebettet, und die ganze Substanz (auch der Linie A von 2000) ist nach wie vor in sehr gutem Zustand.

Das verbildlicht, dass die Straßenbahn der Goldstandard urbanen Massenverkehrs ist. 8)

Ein witziges Detail zeigen die letzten drei Bilder: Nach der notwendigen Verlegung der Kreuzungsstation an der Place De Gaulle kam der Bahnsteig in den Kurvenbeginn - hier gibt es ausfahrbare Trittbretter, aber nicht wie üblich am Wagen, sondern am "Festland" :)

Konntest du herausfinden, wie die Trittbretter mit dem Fahrzeug kommunizieren? Einerseits müssen sie ja eingefahren werden, wenn der Wagen abgefertigt ist, andererseits wäre eine Rückmeldung an den Fahrer nicht schlecht, ob das Zeug auch wirklich drinnen ist.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: coolharry am 01. Oktober 2021, 09:40:54
Man verzeihe mir. Aber als Wiener muß man sich nach den Hochglanz Fotos hin und wieder etwas erden. ;)

Haltestellle Mouilere Linie A
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Ja mittlerweile über 20 Jahre alt, aber das ist in Wien auch sehr viel.
Persönlich finde ich den Mittelbahnsteig zwar nicht schlecht, aber wenn man hier den Wiener Hupfer (Also die aufgedoppelte Fahrbahn) mit etwas breiteren Gehwegen hätte, würde es mir besser gefallen.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: 95B am 01. Oktober 2021, 09:50:30
Dennoch: Die Straßenbahn ist das zentrale Element im Straßenraum. Auf der Fahrbahn ist kein einziger Parkplatz zu sehen, so weit das Auge reicht.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: coolharry am 01. Oktober 2021, 09:56:09
Dennoch: Die Straßenbahn ist das zentrale Element im Straßenraum. Auf der Fahrbahn ist kein einziger Parkplatz zu sehen, so weit das Auge reicht.

Da hätt ich noch was anderes...  :D

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Ist vom anderen Bild übrigens ca. 1km weiter Richtung Stadtzentrum.

Oder man müsste sich an der Stelle des oben von mir geposteten Auschnittes nur um 180° drehen.  ;)
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: 95B am 01. Oktober 2021, 10:06:02
Das ist weniger toll – vor allem, da Fahrzeuge beim Rückwärtsausparken im Blindflug (Bäume! Das gepostete Bild zeigt, dass der Lenker des roten Autos keine Möglichkeit hat, von hinten herannahenden Verkehr wahrzunehmen!) schnell einmal in den Lichtraum der Straßenbahn kommen.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: tramway.at am 01. Oktober 2021, 10:15:47
Das ist weniger toll – vor allem, da Fahrzeuge beim Rückwärtsausparken im Blindflug (Bäume! Das gepostete Bild zeigt, dass der Lenker des roten Autos keine Möglichkeit hat, von hinten herannahenden Verkehr wahrzunehmen!) schnell einmal in den Lichtraum der Straßenbahn kommen.

Ich geh nicht davon aus, das die da legal parken. Eine ähnliche Situation gibts in einer FuZo in Marseille, da ist das auch eingerissen und wird anscheinend toleriert.

Dennoch: Die Straßenbahn ist das zentrale Element im Straßenraum. Auf der Fahrbahn ist kein einziger Parkplatz zu sehen, so weit das Auge reicht.

Natürlich gibts die, ich hab die Motive natürlich so ausgewählt, dass sie die Ästethik zeigen. Abgesehen davon sind die meisten gezeigten Bilder in der FuZo des zentrums fotografiert.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: coolharry am 01. Oktober 2021, 10:30:01
Das ist weniger toll – vor allem, da Fahrzeuge beim Rückwärtsausparken im Blindflug (Bäume! Das gepostete Bild zeigt, dass der Lenker des roten Autos keine Möglichkeit hat, von hinten herannahenden Verkehr wahrzunehmen!) schnell einmal in den Lichtraum der Straßenbahn kommen.

Ich geh nicht davon aus, das die da legal parken. Eine ähnliche Situation gibts in einer FuZo in Marseille, da ist das auch eingerissen und wird anscheinend toleriert.

Doch die parken da völlig legal. Kurz vorher ist sogar ein behinderten Stellplatz.
https://www.google.com/maps/@47.8939155,1.9045268,3a,75y,172.01h,84.47t/data=!3m6!1e1!3m4!1sGSOrshdjPWWRmbQFqQzs4g!2e0!7i16384!8i8192 (https://www.google.com/maps/@47.8939155,1.9045268,3a,75y,172.01h,84.47t/data=!3m6!1e1!3m4!1sGSOrshdjPWWRmbQFqQzs4g!2e0!7i16384!8i8192)
Nur der schwarze PKW rechts steht illegal in einer Einfahrt.

Dennoch: Die Straßenbahn ist das zentrale Element im Straßenraum. Auf der Fahrbahn ist kein einziger Parkplatz zu sehen, so weit das Auge reicht.

Natürlich gibts die, ich hab die Motive natürlich so ausgewählt, dass sie die Ästethik zeigen. Abgesehen davon sind die meisten gezeigten Bilder in der FuZo des zentrums fotografiert.

Das ist ja auch völlig okay. Nur damit ich den Wiener wurschtizismus dann wieder etwas leichter ertragen kann such ich mir dann gezielt die dunklen Ecken eines Systems raus. Und die gibts überall.  :))
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: tramway.at am 01. Oktober 2021, 10:53:03
Doch die parken da völlig legal. Kurz vorher ist sogar ein behinderten Stellplatz.

Öha! Das war früher nicht. Da haben anscheinend die Anrainer was reinreklamiert. Aber abgesehen davon: Die hohe Ausführungsqualität wird bis zur Endstation durchgehalten (das ist ja das Grundkonzept), und die Infrastruktur der Linie A ist auch nach 20 Jahren noch in perfektem Zustand. Zu kritisieren hätte ich, dass die in den Bahnsteigen gepflanzten Bäume fast alle leiden oder hin sind, weil sie (wegen zu kleinem Loch) kein Wasser bekommen.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: hema am 01. Oktober 2021, 21:45:01
Das ist weniger toll – vor allem, da Fahrzeuge beim Rückwärtsausparken im Blindflug (Bäume! Das gepostete Bild zeigt, dass der Lenker des roten Autos keine Möglichkeit hat, von hinten herannahenden Verkehr wahrzunehmen!) schnell einmal in den Lichtraum der Straßenbahn kommen.
Ist in der Wiedner Hauptstraße auch nicht anders!  :-[
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: haidi am 02. Oktober 2021, 11:58:22
Das ist weniger toll – vor allem, da Fahrzeuge beim Rückwärtsausparken im Blindflug (Bäume! Das gepostete Bild zeigt, dass der Lenker des roten Autos keine Möglichkeit hat, von hinten herannahenden Verkehr wahrzunehmen!) schnell einmal in den Lichtraum der Straßenbahn kommen.
Ich bevorzuge deshalb Längsparkplätze. Aber so problematisch ist das Ausparken auch wieder nicht und es gibt keinen Grund, dass irgendein Fahrzeuglenker auf die Straßenbahntrasse kommen könnte, aber Spezialisten gibt es immer wieder.
Da lob ich mir unseren OGH, der in einem Urteil festgelegt hat, dass ein Vortasten in "10 cm-Sprüngen" in Ordnung geht.
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: dalski am 13. September 2022, 12:09:53
Eine Zugfahrt von Südwestfrankreich in die Schweiz brachte mich am 06.09.2022 zu unmenschlicher Zeit (5:30) für 3 Stunden nach Fleury-les-Aubrais, ein Nachbarort von Orléans, in welchem sich ein Fernverkehrshalt der SNCF befindet, der Kopfbahnhof von Orléans ist nur für den Regionalverkehr von Bedeutung. Die Straßenbahnlinie A verbindet beide großen Bahnhöfe miteinander in dichtem Takt, hier zwei Fotos davon, inklusive einem Bild eines der unzähligen Regionalzüge, die morgens in großer Anzahl Richtung Paris fahren:
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: tramway.at am 13. September 2022, 12:24:32
Eine Zugfahrt von Südwestfrankreich in die Schweiz brachte mich am 06.09.2022 zu unmenschlicher Zeit (5:30) für 3 Stunden nach Fleury-les-Aubrais, ein Nachbarort von Orléans, in welchem sich ein Fernverkehrshalt der SNCF befindet, der Kopfbahnhof von Orléans ist nur für den Regionalverkehr von Bedeutung. Die Straßenbahnlinie A verbindet beide großen Bahnhöfe miteinander in dichtem Takt, hier zwei Fotos davon, inklusive einem Bild eines der unzähligen Regionalzüge, die morgens in großer Anzahl Richtung Paris fahren:

Bist du da echt 3 Stunden in Fleury-les-Aubrais rumgehangen? Da ist ja garnichts!
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: dalski am 13. September 2022, 12:42:44
Eine Zugfahrt von Südwestfrankreich in die Schweiz brachte mich am 06.09.2022 zu unmenschlicher Zeit (5:30) für 3 Stunden nach Fleury-les-Aubrais, ein Nachbarort von Orléans, in welchem sich ein Fernverkehrshalt der SNCF befindet, der Kopfbahnhof von Orléans ist nur für den Regionalverkehr von Bedeutung. Die Straßenbahnlinie A verbindet beide großen Bahnhöfe miteinander in dichtem Takt, hier zwei Fotos davon, inklusive einem Bild eines der unzähligen Regionalzüge, die morgens in großer Anzahl Richtung Paris fahren:

Bist du da echt 3 Stunden in Fleury-les-Aubrais rumgehangen? Da ist ja garnichts!
Mehr oder weniger unfreiwillig ja, allerdings verging die Zeit mit diversen Ablenkungen (Frühstücken, Telefonieren,..) recht schnell.
Wollte eigentlich kurz nach Orléans selbst, allerdings waren die Züge aus Paris kommend mit über 30' verspätet, was dann das Erreichen des Anschlusszuges bei der Rückfahrt spannend gemacht hätte. :blankd:
Titel: Re: [FR] Orleans
Beitrag von: tramway.at am 13. September 2022, 17:34:47
Mehr oder weniger unfreiwillig ja, allerdings verging die Zeit mit diversen Ablenkungen (Frühstücken, Telefonieren,..) recht schnell.
Wollte eigentlich kurz nach Orléans selbst, allerdings waren die Züge aus Paris kommend mit über 30' verspätet, was dann das Erreichen des Anschlusszuges bei der Rückfahrt spannend gemacht hätte. :blankd:

oweh! Mit der Tramway wärst in 10 Minuten am anderen BHF gewesen, und weitere 6 Minuten später in Zentrum  :lamp: