Autor Thema: Linie 18G (1925-1945)  (Gelesen 50086 mal)

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13er

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Re: Linie 18G (1925-1945)
« Antwort #15 am: 30. Juli 2012, 23:04:14 »
Wurde auf der Straßenbahnstrecke im STehen gefahren und nur auf der Stadtbahn  im Sitzen?
Vurschrift is Vurschrift :)
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Re: Linie 18G (1925-1945)
« Antwort #16 am: 31. Juli 2012, 09:39:21 »
Die Schaffner stiegen bei der Burggasse ein bzw. aus. Der Stadtbahnzugführer verließ erst nach der Ausfahrt bei der Gumpendorfer Straße den Zug, um auf den Gegenzug wieder aufzusteigen. Nach Einführung der Fahrersitze auf der Stadtbahn mußte er diesen ebenfalls mitnehmen.

Wurde auf der Straßenbahnstrecke im STehen gefahren und nur auf der Stadtbahn  im Sitzen?

Ursprünglich wurde auch auf der Stadtbahn stehend gefahren. Selbst den Triebfahrzeugführern bei der großen Eisenbahn war das Sitzen nicht gestattet. Erst so um 1930 wurden in den Lokomotiven Sitze eingebaut, 1932 folgte dann die Wiener Stadtbahn. Ab diesem Zeitpunkt mußte bei Verlassen der Stadtbahngleise der Sitz entfernt und stehend gefahren werden. Selbst die kurze Schleifenfahrt um Michelbeuern mußte im Stehen durchgeführt werden. Aufgehoben wurde dieses Sitzverbot erst nach Einführung der deutschen BOStrab, da ab 1941 auch Straßenbahnwagen Fahrersitze erhielten.

coolharry

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Re: Linie 18G (1925-1945)
« Antwort #17 am: 31. Juli 2012, 10:12:53 »
Ursprünglich wurde auch auf der Stadtbahn stehend gefahren. Selbst den Triebfahrzeugführern bei der großen Eisenbahn war das Sitzen nicht gestattet. Erst so um 1930 wurden in den Lokomotiven Sitze eingebaut, 1932 folgte dann die Wiener Stadtbahn. Ab diesem Zeitpunkt mußte bei Verlassen der Stadtbahngleise der Sitz entfernt und stehend gefahren werden. Selbst die kurze Schleifenfahrt um Michelbeuern mußte im Stehen durchgeführt werden. Aufgehoben wurde dieses Sitzverbot erst nach Einführung der deutschen BOStrab, da ab 1941 auch Straßenbahnwagen Fahrersitze erhielten.

Warum wurde stehend gefahren? Gabs dafür irgendeinen besonderen Grund?
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

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Re: Linie 18G (1925-1945)
« Antwort #18 am: 31. Juli 2012, 10:34:12 »
Warum wurde stehend gefahren? Gabs dafür irgendeinen besonderen Grund?

Offenbar eine gesetzliche Regelung.

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Re: Linie 18G (1925-1945)
« Antwort #19 am: 31. Juli 2012, 10:39:26 »
Ursprünglich wurde auch auf der Stadtbahn stehend gefahren. Selbst den Triebfahrzeugführern bei der großen Eisenbahn war das Sitzen nicht gestattet. Erst so um 1930 wurden in den Lokomotiven Sitze eingebaut, 1932 folgte dann die Wiener Stadtbahn. Ab diesem Zeitpunkt mußte bei Verlassen der Stadtbahngleise der Sitz entfernt und stehend gefahren werden. Selbst die kurze Schleifenfahrt um Michelbeuern mußte im Stehen durchgeführt werden. Aufgehoben wurde dieses Sitzverbot erst nach Einführung der deutschen BOStrab, da ab 1941 auch Straßenbahnwagen Fahrersitze erhielten.
Interessant wäre die Klärung der Frage, welche Überlegungen zu so einer Vorschrift geführt haben. Ich vermute, daß es wahrscheinlich um die Sicherheit und schnelle Erreichbarkeit der Bedieneinrichtungen für den Motorführer gegangen ist, da damals die Bedieneinrichtungen für einen stehenden Motorführer ausgelegt waren. Und das hat vermutlich wieder seinen Ursprung im stehenden (?) Kutscher der Pferdetramway.

Auf "das war immer so" konnte man sich jedenfalls nicht berufen, denn im schienenungebundenen Verkehr (Kutschen, Fiaker, Stellwagen-Omnibusse) scheinen ja Sitze für den Kutscher immer vorhanden gewesen zu sein. Jedenfalls glaube ich auf den von hema im "städtische Stellwagenunternehmung"-Faden geposteten Photos von Omnibussen aus der Zeit von etwa 1905 bis 1914 einen Sitzplatz für den Kutscher zu erkennen.

Offenbar hat man sich bei der Einführung der Pferdetramway mehr am Heizer und Lokführer von Dampflokomotiven als am Kutscher von Stellwagen, Fiakern, Kutschen und Omnibussen orientiert.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, daß bei Einführung der elektrischen Straßenbahn die Verglasung der Plattformen nicht gestattet wurde, da dies nach damaliger Ansicht die Kommunikationsfähigkeit des Motorführers mit den übrigen Verkehrsteilnehmern zu stark eingeschränkt hätte und somit Sicherheitsbedenken hervorgerufen hat.

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Re: Linie 18G (1925-1945)
« Antwort #20 am: 31. Juli 2012, 10:49:54 »
Wie noch Mitte des 19. Jahrhunderts den Lokführern Führerhäuser verwehrt wurden, da diese nach Ansicht der Verantwortlichen ihre Aufmerksamkeit bei den dienstlichen Verrichtungen beeinträchtigte. Irgendwann gewährte man ihnen kleine Schutzbleche, die sich nach und nach zu hinten immer noch offenen Führerhäusern entwickelten. Erst die deutsche Baureihe 50 hatte durch an den Tendervorderseiten angeschweißte Bleche tatsächlich so etwas Ähnliches wie ein geschlossenes Führerhaus. Wirklich geschlossene Führerhäuser bekamen erst die Kriegslokomotiven der Reihen 52 und 42. Die österreichischen Schlepptenderlokomotiven schafften diese Entwicklungsstufe nicht mehr.

moszkva tér

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Re: Linie 18G (1925-1945)
« Antwort #21 am: 31. Juli 2012, 10:50:53 »
Hier gibts eine interessante Abhandlung der Geschichte der Eisenbahnführerstände in der Schweiz:
http://www.lokifahrer.ch/Lokfuehrer/Lokfuehrer-2.htm

Ich habs nur überflogen, aber ich denke, das stehende Arbeiten kommt noch aus der Dampfzeit, als der Führerstand hinter dem Kessel war. Damit der Lokführer zumindest irgendwas von der Strecke sehen kann, musste er stehen. Außerdem, bei der Fülle von Hebeln usw. war der Lokführer ohnehin ständig in Bewegung. Irgendwas musste immer gedrückt, geschmiert oder gedreht werden.

95B

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Re: Linie 18G (1925-1945)
« Antwort #22 am: 31. Juli 2012, 11:09:15 »
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, daß bei Einführung der elektrischen Straßenbahn die Verglasung der Plattformen nicht gestattet wurde, da dies nach damaliger Ansicht die Kommunikationsfähigkeit des Motorführers mit den übrigen Verkehrsteilnehmern zu stark eingeschränkt hätte und somit Sicherheitsbedenken hervorgerufen hat.
Schließlich sollen die Schimpftiraden des Tramwayers ja für die übrigen Verkehrsteilnehmer gut hörbar sein. ;D ;D ;D
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

Wattman

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Re: Linie 18G (1925-1945)
« Antwort #23 am: 31. Juli 2012, 18:23:57 »
Aber geh, das weltbeste Perversonal schimpft doch net! ;D

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Re: Linie 18G (1925-1945)
« Antwort #24 am: 31. Juli 2012, 23:22:22 »
Genau, sie geben nur ihre Meinung etwas verständlicher wieder.  ;D
"Grüß Gott"

Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen. Dieter Nuhr

hema

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Re: Linie 18G (1925-1945)
« Antwort #25 am: 28. Januar 2014, 02:42:34 »
Bei der Stadtbahnstation "Gumpendorfer Straße" in den frühen 30er-Jahren.


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WIENTAL DONAUKANAL

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Re: Linie 18G (1925-1945)
« Antwort #26 am: 07. November 2014, 11:15:39 »
Ein Netzfund ist die seltene Aufnahme des Bahnhof Meidling mit der dort beheimateten Linie 18G.
Für den geschmückte Zug dürfte man einen der ersten vollroten Wagen gewählt haben.

Hawk

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Re: Linie 18G (1925-1945)
« Antwort #27 am: 09. November 2014, 09:24:04 »
Hat es 1934 noch geschmückte wagen am 1.Mai gegeben? Wurden 1934 nicht die Sozialisten verboten?
Das leben zwingt einen oft in die Knie,jedoch ein jeder kann selbst entscheiden ob er liegen bleibt oder wieder aufsteht! :-)

13er

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Re: Linie 18G (1925-1945)
« Antwort #28 am: 09. November 2014, 09:28:24 »
Hat es 1934 noch geschmückte wagen am 1.Mai gegeben? Wurden 1934 nicht die Sozialisten verboten?
Es gab einen Streit unter den Tramwayfahrern, ob man am 1. Mai 1934 in der Früh ausfahren solle oder nicht. Die Hälfte war dafür, die Hälfte dagegen.

Später wurde m.W. der 1. Mai als Tag der Stände uminterpretiert.
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

Hawk

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Re: Linie 18G (1925-1945)
« Antwort #29 am: 09. November 2014, 09:45:03 »
Danke!  :)
Das leben zwingt einen oft in die Knie,jedoch ein jeder kann selbst entscheiden ob er liegen bleibt oder wieder aufsteht! :-)