Spannender finde ich den Leserbrief darunter, der ja auch durchaus von manch illustrem Namen (z.B. Peter Schmied) unterzeichnet ist. Nach überschwänglichem Lob für ULHP und sein Opus Magnum folgt ein (verständlich) emotionales Statement, das leider insgesamt nicht allzu durchdacht und stringent in seiner Argumentation ist. Ich fasse nur zwei Punkte heraus.
Wenn wir z.B. die Sammlung Leopold hernehmen, so finde ich auf deren Homepage innerhalb von Sekunden die Aussage, dass es ein Depot gibt und nicht alle Werke dauerhaft ausgestellt werden können. So geht es eigentlich jedem (auch Privat-)Museum. Die Anzahl der Ausstellungsstücke ist fast immer größer als der zur Ausstellung verfügbare Platz (oder man packt eben von vorne bis hinten alles voll und überlastet und schlimmstenfalls ermüdet den Besucher). Weiters gibt es auch im Leopold-Museum wechselnde Themenschwerpunkte, sodass die derzeit nicht ausgestellten Bilder vielleicht schon in ein paar Monaten wieder dabei sind. Das Leopold-Konzept entspricht ziemlich dem zukünftigen Museum und ist nicht dazu geeignet, den Standpunkt der Leserbriefautoren zu stützen.
Weiters der Vergleich mit dem Schulbuch "Geschichte": Würde das Schulbuch wirklich komplett die Geschichte von A bis Z behandeln, wäre es ein Schmöker von 20.000 Seiten und nicht 200. Außerdem würde es den Schülern zwar die Geschichte komplett darbringen, dabei aber viele nutzlose Informationen geben über geschichtliche Entwicklungen, die in einer Sackgasse endeten und für den weiteren Verlauf der Geschichte keine Bedeutung hatten.
Gerade in der Lehrliteratur (und ich habe auch schon Bücher selbst geschrieben) muss man sehr wohl ständig auswählen, was man macht und - viel wichtiger - was man weglässt. Tut einem manchmal leid, weil es mich selbst durchaus interessiert, aber man muss erkennen, dass es für Schüler bzw. Studenten darum geht, sich auf die großen Zusammenhänge zu konzentrieren und nicht auf kleine Details, die sie sich später bei selbständiger Behandlung des Gebiets ohne weiteres selbst beibringen könnten.
Machen wir uns nix vor: Das bisherige Museum mit der ständigen Ausstellung aller Fahrzeuge war Harrys Privatvergnügen und im Gegensatz zu den Autoren des Leserbriefs bin ich sehr wohl der Ansicht, dass man die Reichweite des Museums steigern sollte, sonst wird sich früher oder später überhaupt die Sinnfrage für die BWLer im Unternehmen stellen - und dann ist es womöglich ganz aus, denn man muss sich nur die Immobilienpreise in Erdberg anschauen und 1+1 zusammenzählen.
Darum nützt es nichts, sich in defensiver Beleidigtenrhetorik zu verschanzen, sondern muss die Chance nützen, das am Konzept zu verbessern, was einem wichtig ist. Ist auf der anderen Seite aber sicher auch nicht einfach, wenn der Museumsbeirat nur ein Feigenblatt wie der Fahrgastbeirat ist.