Autor Thema: In die weite Ferne gedacht  (Gelesen 7994 mal)

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Katana

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In die weite Ferne gedacht
« am: 29. April 2021, 19:28:33 »
Wow - der 5er! Unvorstellbar heute - ein Raucherwagen und bummvoll.

Das Rauchen hat sich über fast 500 Jahre immer mehr im europäischen Alltag etabliert, bis es in die Schranken gewiesen wurde.
Um topic zu bleiben: Wie wird es um die Zukunft des Schienenverkehrs bestellt sein? Wird der auch noch weitere 300 Jahre an Bedeutung gewinnen?

Nussdorf

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Re: In die weite Ferne gedacht
« Antwort #1 am: 29. April 2021, 21:24:14 »
Da kann man nur eine Münze werfen. Letztlich hängt alles davon ab, wie sich die Mobilität insgesamt entwickelt, begleitet von der Digitalisierung und Globalisierung, und das Ganze unter dem "Mantel" der Seuchenbekämpfung.
Ein Beispiel: wie jeder weiß, erstreckt sich der "Speckgürtel" rund um Wien bereits weit hinauf ins Wein- und Waldviertel und westlich bis Amstetten. An sich eine klassische Chance für den Schienenverkehr. Ich persönlich schätze aber, dass sehr viele in Dienstleistungsberufen, Behörden etc. Tätige, die so weit draußen wohnen, nicht mehr täglich an ihre Büroschreibtische zurückkehren werden.
Anderes Beispiel: Kongressbesuche. Wenn aus "Umweltschutzgründen" immer mehr Institutionen ein Flugverbot für Kurzstrecken aussprechen, wäre das an sich eine Chance für den Schienenverkehr. Wer wird sich aber freiwillig zweimal 8 Stunden in ICE/RJ setzen, um an einer eintägigen Konferenz in Berlin oder Köln teilzunehmen?

Resultat: Nichts genaues weiß man nicht, und vermutlich wird man sektoral und regional differenzieren müssen. Weitere usecases gerne auf Zuruf.

moszkva tér

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Re: In die weite Ferne gedacht
« Antwort #2 am: 30. April 2021, 05:51:27 »
Die Seuchenbekämpfung wird in einem Jahr wieder kein Thema mehr sein. Aber es wird in Zukunft immer weniger Bedarf an Vollzeit-Arbeitsplätzen geben. Es liegt an unserer Gesellschaft, damit einen vernünftigen Umgang zu finden. Arbeiten alle weniger und haben bei mehr Freizeit gleichbleibenden Wohlstand? Oder arbeiten einige wenige und die große Masse verarmt? Wenn zweiter es, wird der Freizeit Verkehr wohl stark eingeschränkt sein, weil sich Unternehmungen kaum mehr leisten können wird.

Aber wahrscheinlich werden Dienstleistungen am Menschen bedeutender (Gesundheit, Bildung, Soziales). Diese Jobs kann man nicht aus dem Home-Office machen

95B

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Re: In die weite Ferne gedacht
« Antwort #3 am: 30. April 2021, 09:34:16 »
Aber wahrscheinlich werden Dienstleistungen am Menschen bedeutender (Gesundheit, Bildung, Soziales). Diese Jobs kann man nicht aus dem Home-Office machen

Nein, aber sie müssen bezahlt werden, ohne dass unmittelbare Wertschöpfung entsteht. Das wird – wie vieles andere – immer mehr zu einem Problem, wenn sich das immer weniger leisten können.
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
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moszkva tér

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Re: In die weite Ferne gedacht
« Antwort #4 am: 30. April 2021, 09:49:33 »
Aber wahrscheinlich werden Dienstleistungen am Menschen bedeutender (Gesundheit, Bildung, Soziales). Diese Jobs kann man nicht aus dem Home-Office machen

Nein, aber sie müssen bezahlt werden, ohne dass unmittelbare Wertschöpfung entsteht. Das wird – wie vieles andere – immer mehr zu einem Problem, wenn sich das immer weniger leisten können.
Vor allem natürlich auch, wenn die Menschen als Arbeitskraft nicht gesund gehalten werden müssen, weil man sie eh nicht braucht.
Ein Sozialminister der BRD sprach einmal vom "sozial verträglichen Frühableben".

N1

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Re: In die weite Ferne gedacht
« Antwort #5 am: 30. April 2021, 11:24:15 »
Ein Sozialminister der BRD sprach einmal vom "sozial verträglichen Frühableben".
Dieser Begriff wurde in den späten 90er-Jahren vom damaligen Präsidenten der deutschen Ärztekammer verwendet.
"Der Raum, wo das stattfand, ist ziemlich groß."
Hans Rauscher

moszkva tér

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Re: In die weite Ferne gedacht
« Antwort #6 am: 30. April 2021, 11:39:27 »
Ein Sozialminister der BRD sprach einmal vom "sozial verträglichen Frühableben".
Dieser Begriff wurde in den späten 90er-Jahren vom damaligen Präsidenten der deutschen Ärztekammer verwendet.
Danke für die Richtigstellung  :up:

Konstal 105Na

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Re: In die weite Ferne gedacht
« Antwort #7 am: 30. April 2021, 11:54:09 »
Ein Beispiel: wie jeder weiß, erstreckt sich der "Speckgürtel" rund um Wien bereits weit hinauf ins Wein- und Waldviertel und westlich bis Amstetten. An sich eine klassische Chance für den Schienenverkehr. Ich persönlich schätze aber, dass sehr viele in Dienstleistungsberufen, Behörden etc. Tätige, die so weit draußen wohnen, nicht mehr täglich an ihre Büroschreibtische zurückkehren werden.

Was macht dich da so sicher? Das Thema Home Office ist nicht in allen Firmen einfach. Es gibt genug Firmen, die ihre Mitarbeiter auch während der Pandemie gerne im Büro sehen.
Hinzu kommt das Thema Datenschutz. Wer weiß schon genau, wer noch aller im Home Office auf den Firmenlaptop schaut? Gründe, warum man auch in Zukunft ins Büro fahren wird müssen, gibt es genug.


Anderes Beispiel: Kongressbesuche. Wenn aus "Umweltschutzgründen" immer mehr Institutionen ein Flugverbot für Kurzstrecken aussprechen, wäre das an sich eine Chance für den Schienenverkehr. Wer wird sich aber freiwillig zweimal 8 Stunden in ICE/RJ setzen, um an einer eintägigen Konferenz in Berlin oder Köln teilzunehmen?

Das kommt ganz darauf an. Bei mir in der Firma fahren viele Kollegen, die dienstlich reisen, gerne mit dem Zug. Unter anderem weil man da arbeiten kann, was im Flieger nicht bzw. nur begrenzt möglich ist. Zudem gibt es Menschen, die lieber mit dem Zug fahren, weil ihnen die Umwelt am Herzen liegt. Und dann gibt es noch die, die fahren werden, weil sie müssen. Wenn der Job mit Reisen verbunden ist, der Dienstgeber einem aber das Fliegen nicht erlaubt, wird man sich mit der Alternative abfinden müssen.
Eine weitere Frage ist, ob solche Kongresse, Tagungen etc. in Zukunft wirklich vor Ort stattfinden werden oder ob man das nicht generell virtuell abhalten wird wollen. Gerade nach der Krise werden viele Firmen unnötige Kosten einsparen wollen und Dienstreisen sind teuer.

po sygnale odjazdu nie wsiadac

95B

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Re: In die weite Ferne gedacht
« Antwort #8 am: 30. April 2021, 12:00:11 »
Eine weitere Frage ist, ob solche Kongresse, Tagungen etc. in Zukunft wirklich vor Ort stattfinden werden oder ob man das nicht generell virtuell abhalten wird wollen. Gerade nach der Krise werden viele Firmen unnötige Kosten einsparen wollen und Dienstreisen sind teuer.

Da brauchen die Kongressveranstalter bloß keine virtuelle Teilnahme mehr anbieten ... das ist für sie auch effizienter, weil größere Online-Konferenzen viel mehr Personal- und Ressourceneinsatz benötigen als reale Konferenzen. (Dinge wie Catering etc. nicht eingerechnet, denn diese Kosten werden sowieso an die Teilnehmer durchgereicht.)
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moszkva tér

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Re: In die weite Ferne gedacht
« Antwort #9 am: 30. April 2021, 13:20:37 »
Eine weitere Frage ist, ob solche Kongresse, Tagungen etc. in Zukunft wirklich vor Ort stattfinden werden oder ob man das nicht generell virtuell abhalten wird wollen. Gerade nach der Krise werden viele Firmen unnötige Kosten einsparen wollen und Dienstreisen sind teuer.

Da brauchen die Kongressveranstalter bloß keine virtuelle Teilnahme mehr anbieten ... das ist für sie auch effizienter, weil größere Online-Konferenzen viel mehr Personal- und Ressourceneinsatz benötigen als reale Konferenzen. (Dinge wie Catering etc. nicht eingerechnet, denn diese Kosten werden sowieso an die Teilnehmer durchgereicht.)
Ich denke, an Kongressen und Konferenzen ist das Interessante, dass man eben informelle Netzwerke knüpft. Diese Netzwerke nutzen einem dann auch beruflich. Sowas kann auf Dauer keine Videokonferenz leisten.

95B

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Re: In die weite Ferne gedacht
« Antwort #10 am: 30. April 2021, 13:33:15 »
Ich denke, an Kongressen und Konferenzen ist das Interessante, dass man eben informelle Netzwerke knüpft.

Natürlich – und zwar am Abend beim gemeinschaftlichen Saufen Networking Event.
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Re: In die weite Ferne gedacht
« Antwort #11 am: 30. April 2021, 17:45:28 »
Die Seuchenbekämpfung wird in einem Jahr wieder kein Thema mehr sein.
Bist du dir da sicher  ???
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hema

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Re: In die weite Ferne gedacht
« Antwort #12 am: 30. April 2021, 18:41:07 »
. . . .  dass man eben informelle Netzwerke knüpft. Diese Netzwerke nutzen einem dann auch beruflich.
Ah, ein Schüler vom Bastifantastie!   ;D
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

95B

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Re: In die weite Ferne gedacht
« Antwort #13 am: 30. April 2021, 19:44:46 »
. . . .  dass man eben informelle Netzwerke knüpft. Diese Netzwerke nutzen einem dann auch beruflich.
Ah, ein Schüler vom Bastifantastie!   ;D

Nein, das sind zumindest im wissenschaftlichen Bereich keine Intriganten- und Lobbyistennetzwerke, sondern da geht es darum, Kollegen und Institutionen zu finden, mit denen man neue Forschungsprojekte entwickelt (natürlich gefördert...).
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Re: In die weite Ferne gedacht
« Antwort #14 am: 05. Juni 2022, 10:19:47 »
Ich häng es an diesen Thread, weil der Link bald abläuft, aber doch interessant ist:

https://oe1.orf.at/player/20220602/681580

In die richtigen Bahnen?
Journal-Panorama
Wunsch und Wirklichkeit der Mobilitätswende.
Gestaltung: Stefan May

Mobilitätswende, von der Straße auf die Schiene – Schlagworte, die in aller Munde sind. Die Realität bleibt aber noch weit hinter den Wünschen zurück. Während im Personenverkehr die Züge gerade gestürmt werden, nähern sich viele Unternehmen nur zögernd den Angeboten der Bahn, sie gilt im Frachtverkehr vielen immer noch als zu wenig flexibel und wenig verlässlich. Die Treibhausgas-Emissionen im Verkehrsbereich, dem Sektor mit dem höchsten CO2-Ausstoß, steigen indes weiter. Was getan werden könnte und woran es krankt, wurde bei zwei Tagungen in Wien und Linz diskutiert, wir fassen die wichtigsten Aussagen zusammen.

Straßenbahn in Frankreich kommt auch vor  8)
Harald A. Jahn, www.tramway.at