Autor Thema: Hausabriss und Mietenpreise  (Gelesen 866076 mal)

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #330 am: 17. April 2014, 00:44:32 »
Umso besser, auch wenn die Außenfassade interessant ist, wäre eine sanfte Renovierung vielleicht nicht schlecht. Die Schilder über den Türen find ich besonders faszinierend. :up:
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60er

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #331 am: 17. April 2014, 00:44:35 »
Über das Haus in der Liechtensteinstraße haben wir in diesen Forum bereits vor einiger Zeit diskutiert:
http://www.tramwayforum.at/index.php?topic=1946.msg33269

Ferry

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #332 am: 17. April 2014, 10:48:49 »
Dieses Objekt befindet sich in Privatbesitz und der Eigentümer denkt nicht dran, es wegzureißen, zumal der Innenhof anders aussieht als die Fassade vermuten lässt.
Dann sollte er es aber auch sanieren, die Außenfassade wirkt ziemlich schäbig.
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60er

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #333 am: 17. April 2014, 12:07:17 »
Dann sollte er es aber auch sanieren, die Außenfassade wirkt ziemlich schäbig.
Ich finde es allerdings auch irgendwie genial, dass das Haus in einer Form konserviert wird, wie sie vermutlich bereits vor etwa 100 Jahren existiert hat mit dem  Pferdefleischhauer Rudolf Schlapota und dem Lager der Firma Alexander Häusler. Im Inneren soll es ja noch viel mehr alte Sachen geben. Bei einer Sanierung läuft man Gefahr, dass diese Dinge teilweise vernichtet werden.

W_E_St

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #334 am: 17. April 2014, 15:36:16 »
Die Türen und Fenster leiden ohne regelmäßige Neulackierung allerdings massiv und sind wohl irgendwann Totalschäden. Es wundert mich auch, dass die nur mit einer dünnen Kette gesicherten Eingänge der Geschäfte nie aufgebrochen wurden.
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158er

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #335 am: 17. April 2014, 23:40:30 »
Die Türen und Fenster leiden ohne regelmäßige Neulackierung allerdings massiv und sind wohl irgendwann Totalschäden.
Unlängst wurde ein Scharnier ausgetauscht, das neue goldene Scharnier wirkt ganz fremd neben der irgendwann 1930 stehengebliebenen Restfassade.

Dann sollte er es aber auch sanieren, die Außenfassade wirkt ziemlich schäbig.
"Soll er sanieren" sagt sich halt auch leicht. Für einen Privateigentümer ist eine Sanierung auch nicht immer leistbar. Abgesehen davon gefällt mir der derzeitige, aus der Zeit gefallene Zustand des Hauses recht gut. Wien-Besucher bekommen u.a. das oft von mir gezeigt.

Ferry

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #336 am: 18. April 2014, 11:05:58 »
"Soll er sanieren" sagt sich halt auch leicht. Für einen Privateigentümer ist eine Sanierung auch nicht immer leistbar. Abgesehen davon gefällt mir der derzeitige, aus der Zeit gefallene Zustand des Hauses recht gut. Wien-Besucher bekommen u.a. das oft von mir gezeigt.
Naja, aber so wie es aussieht, bröckelt da teilweise schon der Putz ab. Und das ist dann weniger lustig, wenn man soetwas auf den Kopf bekommt. Also zumindest eine Minimalsanierung der Außenfassade wäre da schon angebracht. Ist ja auch für die Bausubstanz nicht gut, wenn die Ziegel offenliegen, und auch die Fenster und Fensterstöcke halten neu lackiert länger als im derzeitigen Zustand.
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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #337 am: 02. Mai 2014, 13:24:11 »
Übrigens habe ich neulich feststellen können, dass man beim Blick durchs Schlüsselloch durchaus ein bisschen was vom Innenhof erkennen kann - also wenn's wen interessiert...
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Tramwayhüttl

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #338 am: 02. Mai 2014, 15:41:20 »
Ein recht originales Biedermeierhaus in der Garbergasse 9 soll - trotz protesten von Anrainern und Gebietsbetreuung - abgerissen werden  >:( :bh:
Bitte seien Sie achtsam! Zwischen Ihren Ohren befindet sich nichts als Luft.

hema

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #339 am: 02. Mai 2014, 17:06:47 »
Momentan und in letzter Zeit wird und wurde überhaupt unheimlich viel abgerissen!  :'(
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

158er

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #340 am: 03. Mai 2014, 14:42:06 »
Zu Beginn der nächsten Woche werden in der Badgasse im Lichtental (9. Bezirk) völlig unbeachtet von Medien, Bezirkspolitik und Denkmalamt zwei fast 300 Jahre alte Gebäude abgerissen, die bedauerlicherweise nicht unter Denkmalschutz stehen. Um die Bedeutung der beiden Gebäude zu verstehen, zunächst ein kurzer Exkurs zur Geschichte des Viertels.

Beim Lichtental handelt es sich um ein erst im 18. Jahrhundert besiedeltes und trockengelegtes ehemaliges Überschwemmungsgebiet von Nebenströmen der unregulierten Donau. Die flächenmäßig starke und intensive Bebauung innerhalb weniger Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts ist auf die zuvor in unmittelbarer Umgebung gegründete Brauerei zurückzuführen, die Arbeitgeber für die neuen Siedler war, denen auch Steuererleichterungen zugestanden wurden. Auch nach der Schließung der Brauerei Mitte des 19. Jahrhunderts blieben die typischen ein- bis zweistöckigen Vorstadthäuser bestehen, viele überlebten unbeschadet beide Weltkriege. Die Bausubstanz und -struktur im Lichtental 1950 ließe sich wohl gut mit der heute noch bestehenden am Spittelberg vergleichen. Jedoch setzte ab den 1950er-Jahren nicht etwa eine sanfte Altstadtsanierung, sondern ein eher brutales "Assanierungsprogramm" der Stadt Wien ein, das darin bestand, zahlreiche alte Häuser aufgrund des kolportierten schlechten Bauzustands abzureißen und die freigewordenen Parzellen durch Gemeindebauten zu ersetzen. Ein Baublock wurde zum Lichtentaler Park umgestaltet.

Dem Assanierungsprogramm fielen jedoch entgegen ursprünglicher Planungen nicht alle alten Gebäude zum Opfer. Manche, wenige Hausbesitzer zeigten sich resistent und verweigerten eine Ablöse ihres Besitzes. Die nach diversen Abbrüchen neuerer Zeit übrigen insgesamt acht im Lichtental verstreuten Häuser, sechs davon in drei zusammenhängenden Ensembles, spiegeln also gut den architektonischen Charakters des Viertels um 1800 wider. Umso tragischer ist es, dass eines dieser drei Ensembles aus dem frühen 18. Jahrhundert nun abgetragen wird. Es handelt sich um die Häuser Badgasse 27 und 29. Der Literatur nach zu schließen wurde Badgasse 27 ("Zum Blumenstock") 1722 und Badgasse 29 ("Zur heiligen Anna") um 1716 erbaut. Die Gebäude überlebten beide Weltkriege nicht unbeschadet, Badgasse 27 wies laut zeitgenössischer Literatur sogar Bombenschäden auf, wurden jedoch wieder instandgesetzt und entgingen der Abtragung im Rahmen der Assanierung - leider nicht der durch den Eigentümer, eine Immobilienfirma, im Jahr 2014. Entstehen wird, da der Flächenwidmungsplan auf die alte Bausubstanz keine Rücksicht nimmt, wohl ein weiterer sechsstöckiger, gesichtsloser Neubau.  :-\

Die folgenden Aufnahmen sind vom Februar 2014. Mittlerweile sind die Gebäude schon entkernt, es fehlen die Fenster und bei Badgasse 29 das halbe Dach.

tramway.at

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #341 am: 03. Mai 2014, 15:21:00 »
Ach f*ck, die kommen bzw kamen sogar in meinem Buch vor...

Ein netter Kontrast dazu ist der Spaziergang durch das Thury-Viertel. Hier, zwischen Reznicekgasse,  Badgasse und Marktgasse, haben sich Reste der vorgründerzeitlichen Bebauung erhalten, manche Hinterhöfe verbergen romantische Überraschungen. Am Block Badgasse/Fechtergasse/Wiesengasse steht ein 1952 fertiggestelltes Wohnhaus: Es ist das letzte Werk des Architekten Karl Ehn, einer der aktivsten Gemeindebauarchitekten in der Zwischenkriegszeit – der Karl Marx-Hof hat ihn berühmt gemacht.

Das gelbe hat sogar ein neues Dach... Hier die Rückseite, letzten Sommer.
Harald A. Jahn, www.tramway.at

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #342 am: 03. Mai 2014, 17:30:04 »
Das gelbe hat sogar ein neues Dach... Hier die Rückseite, letzten Sommer.
Sehr schlau, ins Stiegenhaus des Gemeindebaus zu gehen! Werd ich morgen auch noch machen, ab Montag wird nach Aussage von Bauhacklern abgerissen. Das gelbe, Badgasse 29, dürfte vor ca. 20 Jahren saniert worden sein, es verfügte auch über neue Fenster. Das Dach ist schon halb entfernt, die Fenster ebenso.

Zu diesem Haus gibt es übrigens noch eine lustige Anekdote: Im Erdgeschoß war 200 Jahre lang ein Wirtshaus untergebracht. Erster Wirt war Johann Lochner, der das damals noch nach dem Hausnamen "Zur heiligen Anna" benannte Gasthaus am 25. 6. 1800 eröffnete. Der Wirt zeichnete sich vor allem durch seinen groben Schmäh aus, so wurde jeder Gast mit Sprüchen wie „Na, is denn nirgends a Bradl z ́haben als da bei mir?“ empfangen. Dies brachte ihm den Spitznamen "Narrendattel" ein, nach dem das Gasthaus in Folge auch benannt wurde und sich zu einer lokalen Berühmtheit entwickelte. Sogar von Ferdinand Raimund wurde das Lokal literarisch verarbeitet. Erst 2000 wurde das klitzekleine Lokal, das nur aus einem Raum bestand, schließlich aus feuerpolizeilichen Gründen geschlossen.

Zur Geschichte der "Narrendattel" existiert sogar ein Forschungsprojekt des Bezirksmuseum, die Publikation aus 1999 kann hier abgerufen werden.

Daraus noch zwei Bilder: Badgasse 29 und 27 in den 1950er-Jahren sowie das Aussehen des Gasthauses 1990:

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Solche Geschichten gibt es im Lichtental übrigens zuhauf. Jedes Haus aus dem 18. Jahrhundert verfügte über einen Hausnamen und ein Hauszeichen (teilweise sehr humorvolle Hausnamen, wie "Zum goldenen Bierkrug"). Die Anzahl der Gaststätten war überdurchschnittlich hoch, im 19. Jahrhundert gab es in fast jedem zweiten Haus ein Gasthaus. Noch in den 1990er-Jahren gab es zehn Gastgewerbebetriebe im Lichtental, heute sind es nur mehr fünf.

Noch eine Korrektur zu Deinen veröffentlichten Sätzen:

Ein netter Kontrast dazu ist der Spaziergang durch das Thury-Viertel. Hier, zwischen Reznicekgasse,  Badgasse und Marktgasse, haben sich Reste der vorgründerzeitlichen Bebauung erhalten, manche Hinterhöfe verbergen romantische Überraschungen. Am Block Badgasse/Fechtergasse/Wiesengasse steht ein 1952 fertiggestelltes Wohnhaus: Es ist das letzte Werk des Architekten Karl Ehn, einer der aktivsten Gemeindebauarchitekten in der Zwischenkriegszeit – der Karl Marx-Hof hat ihn berühmt gemacht.
Das Viertel zwischen Reznicek-, Bad- und Marktgasse ist nicht Thurygrund, sondern Lichtental. Der südliche Teil von Thurygrund (es handelt sich dabei ja um einen zweigeteilten Bezirksteil, dessen Teile nicht miteinander verbunden sind) beginnt ab der Fechtergasse südwärts, die Grenze durchschneidet den Thuryhof. Der Karl-Schönherr-Hof, den Du beschreibst, steht komplett auf Lichtentaler "Bezirksteilgebiet".

Falls von Interesse, kann ich gerne einmal eine Lichtental-Reportage mit so manchen G'schichtln und Bildern zusammenstellen, ich habe mich damit in den letzten Monaten recht intensiv beschäftigt.

Revisor

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #343 am: 03. Mai 2014, 18:12:49 »
Falls von Interesse, kann ich gerne einmal eine Lichtental-Reportage mit so manchen G'schichtln und Bildern zusammenstellen, ich habe mich damit in den letzten Monaten recht intensiv beschäftigt.

Ja, gerne. So etwas ist immer nett zu lesen.

hema

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Re: Hausabriss und Mietenpreise
« Antwort #344 am: 03. Mai 2014, 18:37:31 »
Das gelbe, Badgasse 29, dürfte vor ca. 20 Jahren saniert worden sein, es verfügte auch über neue Fenster. Das Dach ist schon halb entfernt, die Fenster ebenso.
Es ist halt eine Zeit, wo nur der (mögliche) Profit zählt.  :-X


Zitat
Falls von Interesse, kann ich gerne einmal eine Lichtental-Reportage mit so manchen G'schichtln und Bildern zusammenstellen . . . .
Im ÖNB-Bildarchiv gibt es auch Fotos, die kann man dann ja einfügen!
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