Auch ins Kretaviertel. Eigentlich hätte man die Schleife komplett absagen und die Gelder zur Kretaschleife umschichten können sobald diese konkreter wurde. Weil zwei Schleifen im Abstand von 300m ist ja auch ein Schildbürgerstreich. (Mir ist schon klar, dass die Aufträge vermutlich schon vergeben waren - blödes Timing - aber den Baufirmen wär's wohl wurscht gewesen ob sie dort oder 300m daneben bauen.)
Naja, was heißt "blödes Timing"? Gäbe es in Wien irgendeine Form von vorausschauender, integrierter Stadt- und Verkehrsentwicklungsplanung, die über die tagesaktuellen Launen des gerade auf diesem Posten abgestellten SPÖ-Mitglieds hinausgeht, hätte es dieses "blöde Timing" nicht gegeben.
Und das hat mit meinen langjährigen Erfahrungen zu tun. Der Fahrgast fährt nun mal lieber auf kurzen Weg zur U-Bahn (2 Stationen gerechnet ab Abssberggasse), als dass er mal etliche Stationen bis zur Oper fahren muss. Noch dazu denke ich da an die Personen, die im Bereich Reumannplatz einkaufen wollen. Ich weis einfach nicht, was für den Fahrgast so attraktiv ist, dass er aus dem Kretaviertel mit der Straßenbahn Richtung Hauptbahnhof/Oper fährt.
Sicher würde die Linie Richtung Reumannplatz weitaus stärker nachgefragt als der D-Wagen. Darum geht es aber auch nicht, weil ja niemand vorgeschlagen hat, den D-Wagen
statt des 6ers ins Kretaviertel zu führen. Sinnvollerweise sollte man schon Nutzen und Gesamtaufwand gegenüberstellen. Der Nutzen wäre eine schnelle Anbindung des Kretaviertels an das Schulzentrum Sonnwendviertel, den Hauptbahnhof, die dort entstehenden und entstandenden Bürobauten und vor alle an die S-Bahn-Stammstrecke (auch Richtung Floridsdorf, in dieser Richtung hilft der 6er nicht viel). Dem gegenüber steht ein höherer Fahrzeugeinsatz.
Bei der nun gefundenen Lösung verschenkt man dieses Potential. Allerdings ist die Schleife in Bau und Instandhaltung ja auch nicht kostenlos. Die Instandhaltung dürfte dank enger Radien und vieler Weichen auch nicht unbedingt kostengünstig sein. Zudem wäre die Frage, ob man die nun für die Schleife benötigte Fläche nicht weiterverkaufen hätte können - wahrscheinlich angesichts der Lage nicht um extrem viel Geld, aber immerhin.
Rechnet man das alles zusammen und stellt dem den etwas höheren Fahrzeugbedarf eines D-Wagens ins Kretaviertel gegenüber, bin ich mir nicht mehr sicher, ob die gefundene Lösung die unterm Strich günstigere ist.
Ich wüsste auch nicht so recht, wieso der D-Wagen sein Publikum nicht finden sollte. Von mir ist es z.B. genauso weit zur U3 wie zum 71er - und ich fahre, wenn ich in den Süden der Innenstadt möchte, stets mit dem 71er. Und wenn ich mich in der Bahn umschaue, bin ich bei weitem nicht der einzige, der das so macht. Letztlich geht es um zwei Faktoren: die Gesamt(!)reisezeit und Bequemlichkeit. Und ich wäre mir gar nicht so sicher, ob jeder den Umstieg in die stets überfüllte U1 gegenüber dem umsteigefrei ins Zentrum fahrenden D-Wagen mit hoher Sitzplatzwahrscheinlichkeit vorziehen würde.