Autor Thema: [UA] Kamjanske  (Gelesen 16843 mal)

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dalski

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[UA] Kamjanske
« am: 01. August 2016, 21:59:53 »
Die Stadt Kamjanske (ukr. Кам'янське bzw. russisch Каменское) ist eine größere ukrainische Stadt unweit der durchaus bekannteren Metropole Dnipropetrovsk (mittlerweile heißt sie allerdings Dnipro). Bis vor ein paar Monaten hieß die Stadt Kamjanske übrigens noch Dniprodzeržynsk (ukrainisch Дніпродзержинськ bzw. russisch Днепродзержинск).
In der Stadt gibt es ein kleineres Straßenbahnnetz bestehend aus 4 Linien, auf welchen ein Mix aus Tatra und KTM-Wagen im Einsatz ist.
Die örtliche Straßenbahn erreichte im Jahr 1996 traurige Bekanntheit, da bei einem folgenschweren Unfall 34 Menschen aus dem Leben gerissen wurden. Mehr Infos gibt es unter anderem hier:
https://ru.wikipedia.org/wiki/%D0%9A%D0%B0%D1%82%D0%B0%D1%81%D1%82%D1%80%D0%BE%D1%84%D0%B0_%D1%82%D1%80%D0%B0%D0%BC%D0%B2%D0%B0%D1%8F_%D0%B2_%D0%94%D0%BD%D0%B5%D0%BF%D1%80%D0%BE%D0%B4%D0%B7%D0%B5%D1%80%D0%B6%D0%B8%D0%BD%D1%81%D0%BA%D0%B5_2_%D0%B8%D1%8E%D0%BB%D1%8F_1996_%D0%B3%D0%BE%D0%B4%D0%B0
(nur in Russisch, Ukrainisch und Polnisch verfügbar)
Mich persönlich verschlug es vor zwei Wochen für lediglich eine Stunde in diese nicht unbedingt belebte Stadt und leider gelang mir nur dieser Schnappschuss von KTM-8 122 (natürlich auch noch mit einer noch nicht ganz ausgeschlafenen Dame im Vordergrund):
Всё будет хорошо

martin8721

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Re: [UA] Kamjanske
« Antwort #1 am: 02. August 2016, 09:44:36 »
Toll, wo es überall auf der Welt kleine Straßenbahnbetriebe gibt und du uns von diesen exotischen Betrieben immer wieder Fotos und Reportagen zukommen lässt!  :up:

Konstal 105Na

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Re: [UA] Kamjanske
« Antwort #2 am: 02. August 2016, 11:05:31 »
Toll, wo es überall auf der Welt kleine Straßenbahnbetriebe gibt und du uns von diesen exotischen Betrieben immer wieder Fotos und Reportagen zukommen lässt!  :up:

In der Ukraine gibt es viele solche kleinen Straßenbahnbetriebe, vor allem im Donbas.

Die örtliche Straßenbahn erreichte im Jahr 1996 traurige Bekanntheit, da bei einem folgenschweren Unfall 34 Menschen aus dem Leben gerissen wurden. Mehr Infos gibt es unter anderem hier:
https://ru.wikipedia.org/wiki/%D0%9A%D0%B0%D1%82%D0%B0%D1%81%D1%82%D1%80%D0%BE%D1%84%D0%B0_%D1%82%D1%80%D0%B0%D0%BC%D0%B2%D0%B0%D1%8F_%D0%B2_%D0%94%D0%BD%D0%B5%D0%BF%D1%80%D0%BE%D0%B4%D0%B7%D0%B5%D1%80%D0%B6%D0%B8%D0%BD%D1%81%D0%BA%D0%B5_2_%D0%B8%D1%8E%D0%BB%D1%8F_1996_%D0%B3%D0%BE%D0%B4%D0%B0
(nur in Russisch, Ukrainisch und Polnisch verfügbar)

Kurz zusammengefasst:
Ein KTM-5 fuhr als 2a eine steile Strecke bergab. Der Wagen war mit mehr als 150 Personen überfüllt (Spitzenzeit). Die Bremsen versagten und die Straßenbahn fuhr ungebremst weiter. Nach ca. 2 km entgleiste der Wagen und kollidierte mit einer niedrigen Betonwand. Aufgrund der hohen Geschwindigkeit (ca. 70 km/h) wurde der Rumpf vom Fahrgestell getrennt. Dabei wurden auch Sitze mitsammt den Fahrgästen vom Boden gerissen. Der Rumpf kam einige Meter nach der Betonwand zum Stillstand. 29 Menschen starben an Ort und Stelle, 5 im Spital. Einige Fahrgäste versuchten in Panik durch die Fenster das fahrende Fahrzeug zu verlassen.

Der Sprecher des Betriebsbahnhofes meinte, dass technisch bis zum Unfall alles mit dem Wagen in Ordnung war. Der Wagen war oft auch auf der Linie 9 im Einsatz, wo die Bedingungen wesentlich härtere sind. Auch in der Dokumentation des Wagens wurden keine Fehler gefunden. Eine Untersuchungskommission kritisierte, dass auf so einer Strecke eine 20-jährige als Fahrerin unterwegs war und der Zug nicht von erfahrenerem Personal geführt wurde.

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95B

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Re: [UA] Kamjanske
« Antwort #3 am: 02. August 2016, 11:20:49 »
Die Bremsen werden wohl nicht versagt haben, sondern der Wagen wird zu schnell geworden sein und ließ sich dann einfach nicht mehr bremsen. Eine Schienenbremse ist bergab bei hoher Geschwindigkeit nahezu wirkungslos und die generatorische Bremse allein wird es nicht mehr derpackt haben, sofern nicht ohnehin Rädergleiten aufgetreten ist.
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
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haidi

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Re: [UA] Kamjanske
« Antwort #4 am: 02. August 2016, 11:38:01 »
Aus der Google-Übersetzung habe ich auch herausgelesen, dass die Fahrerin einen "Schnellsiedekurs" gemacht hätte.
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Konstal 105Na

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Re: [UA] Kamjanske
« Antwort #5 am: 02. August 2016, 18:02:41 »
Aus der Google-Übersetzung habe ich auch herausgelesen, dass die Fahrerin einen "Schnellsiedekurs" gemacht hätte.

In der polnischen Wikipedia steht was von einer Praktikantin. Habe ich vergessen zu erwähnen.
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HLS

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Re: [UA] Kamjanske
« Antwort #6 am: 02. August 2016, 23:06:52 »
Aus der Google-Übersetzung habe ich auch herausgelesen, dass die Fahrerin einen "Schnellsiedekurs" gemacht hätte.

In der polnischen Wikipedia steht was von einer Praktikantin. Habe ich vergessen zu erwähnen.
Oha, dann hat meine Cousine es doch richtig übersetzt, aus dem russischem und dabei sagte ich ihr noch, dass ich mir das so nicht vorstellen kann.
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moszkva tér

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Re: [UA] Kamjanske
« Antwort #7 am: 03. August 2016, 06:11:36 »
Aus der Google-Übersetzung habe ich auch herausgelesen, dass die Fahrerin einen "Schnellsiedekurs" gemacht hätte.

Und zwar in einer anderen Stadt, in Winnizja.

HLS

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Re: [UA] Kamjanske
« Antwort #8 am: 03. August 2016, 10:04:35 »
Aus der Google-Übersetzung habe ich auch herausgelesen, dass die Fahrerin einen "Schnellsiedekurs" gemacht hätte.

Und zwar in einer anderen Stadt, in Winnizja.
War sowas in den ehemaligen GUS-Staaten üblich?
"Grüß Gott"

Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen. Dieter Nuhr

Konstal 105Na

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Re: [UA] Kamjanske
« Antwort #9 am: 08. August 2016, 09:23:24 »
Aus der Google-Übersetzung habe ich auch herausgelesen, dass die Fahrerin einen "Schnellsiedekurs" gemacht hätte.

Und zwar in einer anderen Stadt, in Winnizja.
War sowas in den ehemaligen GUS-Staaten üblich?

Du meinst wohl in der ehemaligen Sowjetunion. Die GUS gibt es ja immer noch.  ;)

Gut möglich, dass das üblich war, genau weiß ich es aber nicht. Straßenbahnbetriebe in der Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten haben einige Bessonderheiten, wie z.B. dass der Beruf des Straßenbahnfahrers in vielen Städten ein typischer Frauenberuf ist/war. Zudem ist in der Regel ein Fahrzeug einem Fahrer zugeordnet, d.h. ein Fahrer fährt in der Regel immer mit dem gleichen Fahrzeug. Das ist in vielen Betrieben der ehemaligen Sowjetunion heute noch so.
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Paulchen

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Re: [UA] Kamjanske
« Antwort #10 am: 08. August 2016, 09:27:04 »
Zudem ist in der Regel ein Fahrzeug einem Fahrer zugeordnet

Ist das nicht schrecklich ineffizient, weil das Fahrzeug dann einen Großteil seiner Zeit herumsteht, weil der zugehörige Fahrer gerade nicht im Dienst ist? Oder teilen sich mehrere Fahrer ein Fahrzeug?

moszkva tér

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Re: [UA] Kamjanske
« Antwort #11 am: 08. August 2016, 09:36:53 »
Zudem ist in der Regel ein Fahrzeug einem Fahrer zugeordnet

Ist das nicht schrecklich ineffizient, weil das Fahrzeug dann einen Großteil seiner Zeit herumsteht, weil der zugehörige Fahrer gerade nicht im Dienst ist? Oder teilen sich mehrere Fahrer ein Fahrzeug?

Das ist wirklich schrecklich ineffizient!

Wie ich in Kiew war (2011) sind gegen 10 Uhr (Ende der Morgen-HVZ) praktisch alle Straßenbahnen ins Depot eingezogen und dafür andere Züge ausgerückt. Offensichtlich Schichtwechsel.

Man braucht also ca. drei Mal so viele Züge, wie notwendig (angenommen, es wird in drei Schichten gefahren) plus weitere 40 Prozent, um Wochenenden abzudecken plus weitere 15 % um Urlaube und Krankenstände auszugleichen (ich nehme 25 Urlaubstage plus 15 Krankenstandstage = 40 Tage pro Jahr an).

Also rechnen wir: HVZ-Auslauf: 100 Wagen
in drei Schichten: = 300 Wagen
Dienstrad in einer 5-Tage-Woche: = 420 Wagen
Ausgleich von U und K: = 483 Wagen
Schadstand 10 %: = 531 Wagen

Also braucht man theoretisch eine fast fünf Mal so große Flotte, wie eigentlich notwendig wäre.

In der Sowjetzeit war das egal: Jeder Mensch bekam einen Arbeitsplatz, das heißt die Belegschaften der verschiedenen Betriebe konnten nicht groß genug sein. Und Fahrzeuge aus inländischer Industrieproduktion wurden ja nicht mit "echtem" Geld bezahlt.  :)

Konstal 105Na

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Re: [UA] Kamjanske
« Antwort #12 am: 08. August 2016, 09:51:18 »
Zudem ist in der Regel ein Fahrzeug einem Fahrer zugeordnet

Ist das nicht schrecklich ineffizient, weil das Fahrzeug dann einen Großteil seiner Zeit herumsteht, weil der zugehörige Fahrer gerade nicht im Dienst ist? Oder teilen sich mehrere Fahrer ein Fahrzeug?

Wen interessierte im Kommunismus Effizienz? Noch dazu bei so einem Thema wie öffentlichem Verkehr.

Durch diese Vorgehensweise braucht man mehr Fahrzeuge. Perfekt für die Betriebe, die Fahrzeuge herstellen, da man so mehr Fahrzeuge produzieren kann. Im Kommunismus ging es in erster Linie darum, so viel wie möglich zu produzieren, ganz egal ob es eine Nachfrage dafür gab oder nicht. Gab es keine, wurde sie eben künstlich erzeugt und es wurden z.B. Straßenbahnwagen ersetzt, die erst 15-20 Jahre alt waren.

Also braucht man theoretisch eine fast fünf Mal so große Flotte, wie eigentlich notwendig wäre.

Ganz so ist es auch nicht. Fahrer A ist im Urlaub, das Fahrzeug von Fahrer B nicht betriebsfähig. Dann fährt Farher B mit dem Fahrzeug von Fahrer A.

In der Sowjetzeit war das egal: Jeder Mensch bekam einen Arbeitsplatz, das heißt die Belegschaften der verschiedenen Betriebe konnten nicht groß genug sein. Und Fahrzeuge aus inländischer Industrieproduktion wurden ja nicht mit "echtem" Geld bezahlt.  :)

Das stimmt allerdings. Auch ein Grund, warum es in einigen ex-Sowjetbetrieben immer noch Schaffnerinnen in den Fahrzeugen gibt.

Es gab auch andere Berufe, die de facto unnötig waren. So waren im kumministischen Polen lange Zeit LKW-Fahrer, um beim Thema verkehr zu bleiben, kaum allein unterwegs war. Es gab einen sogenannten Pomocnik (Helfer). Theoretisch war seine Aufgabe den Fahrer zu unterstützen, also Karten lesen, den LKW ein-/ausladen, den Fahrer überwachen, etc. In der Praxis bedeutete das also Tratschen und eventuell gemeinsam Trinken.

Die Betriebsbahnhöfe konnten die Fahrzeuge auch in der Regel problemlos beherbergen, da in der Regel 4-Achser im Einsatz waren. Die Fahrzeuge wurden also, im Vergleich zu den 2-Achsern, nicht wesentlich länger.
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haidi

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Re: [UA] Kamjanske
« Antwort #13 am: 08. August 2016, 09:51:31 »
Die Logistik beim Abstellen der Fahrzeuge in der Remise muss auch gewaltig gewesen sein, damit die Fahrerin in der Früh ausfahren konnte.
So eine Anlage wie die Tfz-Abstellanlage in Kledering wird man wohl nicht haben.
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

95B

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Re: [UA] Kamjanske
« Antwort #14 am: 08. August 2016, 09:53:20 »
Die Logistik beim Abstellen der Fahrzeuge in der Remise muss auch gewaltig gewesen sein, damit die Fahrerin in der Früh ausfahren konnte.
So eine Anlage wie die Tfz-Abstellanlage in Kledering wird man wohl nicht haben.

Da es im real existierenden Sozialismus nie genug Arbeitsplätze geben konnte, wird es auch kein Problem gewesen sein, entsprechende Mannzahlen im Verschub vorrätig zu haben.
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