Heute fand die Bürgerversammlung im Rathauskeller statt, der Saal war mit 250 Personen gut gefüllt. Die Stimmung war einigermaßen geladen, mit der aktuell geplanten Situation zufrieden war eigentlich niemand. Rufe nach Verbindungen und Umsteigeknoten wurden laut, kritisiert wurde die fehlende Schwedenplatz-Anbindung und die Kürzung des 1A zum Stephansplatz. Am Podium waren die Bezirkschef der Parteien ÖVP (Stenzel) und SPÖ (Stepp), ferner ein Herr von der MA 26, ein Herr von den WL und Verkehrsplaner Käfer. Im Publikum saßen ua der Investor Benko, Gastronom Ali Hashimi, Freda Meissner-Blau, einige altgediente Verkehrsplaner der Stadt Wien und Vertreter aller politischer (Bezirks-)Parteien, die sich rege beteiligten und teils wirklich gute Alternativvorschläge lieferten, die von den Herrschaften am Podium freundlich empfangen, notiert und grob beantwortet wurden.
Erst in den persönlichen Gesprächen nach der Veranstaltung wurde mir aber einiges klarer. Verkehrsplaner Käfer scheint offenbar nicht der Hauptverantwortliche für die Misere der Neuführungen der Linien 2A und 3A zu sein, sein "Job" (er ist, wie er offen zugab, von der Investorengruppe, die die Fußgängerzone Bognergasse-Tuchlauben (öffentlicher Raum!) zu 100% finanziert, beauftragt und bezahlt) ist nur die Freihaltung der Fußgängerzone von jeglichem Busverkehr. Befragt zum Sinn der Befreiung der Fußgängerzone von den Bussen äußerte er zunächst "Sicherheitsbedenken", geriet dann aber in Argumentationsnot und versteifte sich auf ein "das kriegen wir von der Polizei nie genehmigt und aus schluß". Von der Polizei war nur leider niemand da - der zuständige Herr "ließ sich entschuldigen". In weiterer Folge war ich sehr überrascht, daß der Verkehrsplaner im persönlichen Gespräch sogar die geplante Linienführung der Autobuslinien kritisierte, er sei "überzeugt, daß das nicht die optimale Planung sei".
Wer ist jetzt aber Schuld an dem katastrophalen Buskonzept?
Die Politiker? Nein, die übten sich in erster Linie in Beschwichtigung - "wir werden alle Nachteile von den Citybewohnern fernhalten", "der Citybus bleibt jedenfalls bestehen", "wir freuen uns auf die Luxuseinkaufsmeile und das Hotel, die Arbeitsplätze und Touristen bringen", waren die meistverwendeten Ausdrücke. Über Alternativkonzepte schwieg man sich jedoch tunlich aus. Sehr viel hat man sich offenbar noch nicht mit dem Problem beschäftigt.
Am interessantesten war das Gespräch mit dem zuständigen Herrn von den WL, der sich als tatsächlicher Verantwortlicher entpuppte. Auf Alternativkonzepte (Führung von 2A und 3A durch Renn- oder Färbergasse) angesprochen, reagierte er unwirsch- "wir haben das ja eh anhand von Zählungen überprüft", "die Fahrgäste des 3A wollen zum Stephansplatz und da werden wir sie hinbringen", "dann fahren die Busse ja noch mehr mit der Kirchn ums Kreuz", im Großen und Ganzen meinte er, daß "das Konzept, an dem wir 1 1/2 Jahre gearbeitet haben, sicher nicht über den Haufen geworfen wird" und die Buslinien obendrein eh nur "innerstädtischer Luxus" seien, "betriebswirtschaftlich ohnehin nicht vernünftig zu führen" und "außerdem gibts eh noch die U-Bahn".
Conclusio für mich: Am Buskonzept wird nicht mehr gerüttelt werden, die Fußgängerzone wird busfrei werden ("wer zahlt, schafft an", in diesem Fall erkauft sich der Investor öffentlichen Raum) und die innerstädtischen Querverbindungen werden für den Busnutzer bedeutend schlechter werden. Für uns ists wohl wurscht- daß die, die darauf angewiesen sind, damit absolut keine Freude haben, war durch die aufgeheizte Stimmung des Abends hinreichend klargestellt.