Wie auch immer. Für die ÖVP sollte jedenfalls gelten: erst (anständig!) forschen, die eigene Vergangenheit über bloße Lippenbekenntnisse hinaus aufarbeiten, dann fordern.
Nicht nur für die ÖVP. Das gilt für die SPÖ und alle anderen genau so.
Nun gut, die SPÖ hat bereits ihre unrühmliche Rolle in der Nachkriegszeit (nach dem Zweiten Weltkrieg) untersucht. Aufzuarbeiten wäre vielleicht noch das Totalversagen der Sozialdemokratie zu Beginn des Ersten Weltkrieges (nicht nur in Österreich), als man sich, allem Internationalismus zum Trotz, aus lauter Staatstragendsein in die Jubelchöre der Kriegsbefürworter eingereiht hat. Keine Ahnung, ob in der Richtung schon etwas geschehen ist - das nahende Jahr 2014 könnte jedenfalls ein Anlass dazu sein.
Die Mittel, mit denen ein Lueger angegriffen wurde, waren auch nicht von einem anderen Stern. Bei ihm sind Zitate auch oft aus dem Zusammenhang gerissen und für politische Zwecke mißbraucht worden.
Zitate gehen immer mit einer gewissen Verkürzung einher. Unredlich wird das Zitieren dann, wenn es sinnverfälschend geschieht, so wie dies Schausberger bei Renner gemacht hat.
Und so demokratiefreundlich, wie die Sozialdemokraten heute hingestellt werden, waren sie damals auch nicht: die Diktatur des Proletariats war ein erklärtes Ziel.
Die "Diktatur des Proletariats" war nicht mehr als ein verbalradikales Zugeständnis an den linken Parteiflügel. Vielmehr begrüßte die Sozialdemokratische Partei die demokratische Republik ganz außerordentlich, weil sie in ihrem marxistischen Weltbild als notwendige Zwischenstufe auf dem geschichtlich determinierten Weg in den Sozialismus angesehen wurde. Deswegen hat sie vor jeder Wahl (vor allem 1927) die absolute Mehrheit weniger erhofft als
erwartet.
Lupenrein demokratisch im heutigen Sinne war wohl keines der drei großen politischen Lager. Die Errichtung von Diktaturen blieb dann aber doch jeweils den Christlichsozialen und den Nationalsozialisten, welche das großdeutsche/deutschnationale Lager absorbiert hatten, vorbehalten.
Generell ist es schwer, historische Vorgänge mit den Augen von heute zu beurteilen. Das sollte Historikern überlassen bleiben.
Das finde ich auch.