Natürlich, theoretisch könnte man einen der beiden einsparen. Ist ja bei i, y und ü oder c, k und z oder f, v und w genauso. Aber das gibt's in anderen Sprachen auch, nicht nur im Deutschen.
Ja, im Tschechischen mit dem y und i im Prinzip ja auch. Oder das antiquierte u°.
Als Linguist möchte ich da etwas dazu sagen. Natürlich könnte man die deutsche Sprache um einige Buchstaben(kombinationen) erleichtern, da sie für die Aussprache nicht relevant sind, wie die von Ferry angesprochenen. Ich weiß jedoch aus Erfahrung, dass es die Deutschlernenden dann schwieriger haben, zumindest in einigen Fällen. Warum? Die Antwort liegt bereits im Wort "Fällen". A und Ä alternieren im Deutschen sehr oft miteinander und so kann man jedem, der deutsch lernt, erklären es heißt ein Apfel und mehrere Äpfel. Würde man das ä streichen, so müsste man "Epfel" schreiben und die Alternation a->e erfinden, die aber nicht immer vorkommt. Später dann, wenn jemand genug Sprachgefühl hat, erkennt er dann durch diese Alternationen selbst eine korrekte Wortbildung. Würde man "Epfel" schreiben, würden viele Deutschlernende sicher versuchen die Pluralform mit einer Endung zu Bilden, da die Alternation a->e unlogisch erscheint. Die Alternation Vokal->Umlaut gibt es im Deutschen sehr oft wie etwa u->ü oder o->ö. Jemandem, der sich mit der Sprache befasst, erscheint es somit logisch, dass man "Äpfel" und nicht "Epfel" schreibt es heißt schließlich auch "Storch->Störche"
Das von 13er angesprochene tschechische "ů" hat eine ähnliche Funktion wie das deutsche "ä". Es weißt auf eine gängige Alternation ů->o hin. So heißt es z.B. Bůh (dt. Gott) aber in allen anderen 6 Fällen wird das ů zu einem o z.B. Boha (des Gottes)
Würde man das ů abschaffen und stattdessen u schreiben, müsste man die Alternation u->o erfinden, die aber nicht immer vorkommt. Im Polnischen ist es mit dem ó genauso. Es wird als u gesprochen, weißt aber auf eine Alternation hin, wie z.B. Bóg (Gott) und Boga (des Gottes).
Es geht bei diesen für die Aussprache überflüssigen Buchstaben somit nicht um Ästhetik (auch wenn viele Germanisten*), im Gegensatz zu Polonisten, Romanisten, Bohemisten, etc. meinen es ginge um Ästhetik) sondern darum Alternationen zukennzeichnen. Diese Buchstaben erschweren vielleicht für die Menschen ohne Sprachgefühl die Sprache, für all jene jedoch, die Sprachgefühl haben und sich vielleicht für die Sprache interessieren, sind sie von Vorteil. Für Menschen ohne Sprachgefühl ist es meiner Meinung nach irrelevant, wie man etwas schreibt. Diese Sorte Mensch muss, je nach Talentmangel, mehr oder weniger auswendig lernen, wie man etwas schreibt. Dafür sind diese Menschen in anderen Disziplinen begabt.
*)Bei solchen Germanisten denke ich mir immer, was sind das nur für Linguisten? Das wären bessere Künstler (wo es um Ästhetik geht), als Sprachwissenschaftler (wo es um sogenannte Hard Facts geht)
Die slawischen Sprachen sind, soweit sie mir bekannt sind, relativ arm an Rechtschreibausnahmen. Im Prinzip wird so geschrieben, wie man spricht, die wenigen Ausnahmen die es gibt, sind durch, ich nenne es immer "menschliche Schwerfälligkeit", entstanden. Die meisten dieser Ausnahmen erscheinen aber wieder logisch, sobald man das Wort konjugiert.
Über den Unterschied zwischen Dialekten und Sprachen gibt es einen wunderschönen, wenn auch nicht immer zutreffenden Spruch: "A language is a dialect with an army and a navy!", sprich wenn eine politische Einheit sagt das ist eine Sprache dann ist das auch eine Sprache, nicht mehr und nicht weniger.
Richtig, da gibt es genug Beispiele dafür. So wird/wurde in Moldawien die Amtssprache Moldawisch genannt, obwohl es sich um Rumänisch handelt.
Linguisten definieren normalerweise, dass alles was untereinander verständlich ist keine eigene Sprache ist.
Mit dieser mir bekannten Definition habe ich ein Problem (wie mit so vielen wissenschaftlichen Definitionen, etwa was ist ein Kontinent; was ist ein Planet), denn in wie weit ist Verstehen auch Verstehen? Ich spreche Deutsch und verstehe Niederländisch ganz gut. Auch die Niederländer, mit denen ich manchmal Deutsch sprach, die selbst jedoch wenig bis gar kein Deutsch konnten, verstanden mich im Großen und Ganzen. Ist Niederländisch desswegen jetzt ein deutscher Dialekt? (Wovon man einst ausging). Ich spreche Polnisch und verstehe auch im Großen und Ganzen Tschechisch, dennoch würde ich beide Sprachen nicht als eine erachten. Im Gegensatz dazu verstehen sich oft Deutschsprachige untereinander nicht, obwohl sie dieselbe Sprache sprechen. Laut dieser Definition müssten, viele Dialekte des deutschsprachigen Raumes, als eigene Sprache gelten.
Ich definiere eine Sprache viel eher an ihrem grammatikalischen Aufbau, denn der ändert sich innerhalb eines Dialektes weniger stark, als innerhalb verwandter Sprachen. Zwar sind in den slawischen Sprachen die Deklinationsschemata sehr ähnlich und manchmal gleich, aber weitere grammatikalische Eigenschaften (Passivkonstruktionen, Vergangenheitsbildung, etc) können zum Teil erheblich von einander abweichen.
So konsequent sind sonst nur die Slawen, die die kyrillische Schrift parallel verwenden, wie beispielsweise die Serben. Die schreiben auch auf latein z.B. Nju Jork, während die Kroaten natürlich New York schreiben.
Polnisch ist auch sehr konsequent, was die Anpassung von Fremdwörtern an die Standardsprache betrifft. Das von dir genannte Beispiel schreibt sich auf polnisch "Nowy Jork". Andere Beispiele sind: Wideo (Video), Seks (Sex), Wulkan (Vulkan)