Autor Thema: [UA] Kiew  (Gelesen 81700 mal)

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haidi

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Re: [UA] Kiew
« Antwort #45 am: 11. November 2011, 00:27:36 »
Hat der Fahrer nicht auch ein Signal zum Abfertigen gegeben mit der Trittglocke - an geregelten Kreuzungen, wenn die Ampel auf Gelb oder Grün sprang?

Hannes
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Re: [UA] Kiew
« Antwort #46 am: 11. November 2011, 00:42:36 »
Die Vorschrift sah nur die Abgabe des Signals 7 ("Achtung") mit der Trittglocke vor und lautete: Zwei Glockenschläge mit der Warnungsglocke vor jedem Ingangsetzen des Zuges, zwei oder mehrere während der Fahrt.

Daß auch hier Theorie und oft geübte Praxis auseinanderklaffen, ist mir natürlich bewußt.

95B

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Re: [UA] Kiew
« Antwort #47 am: 11. November 2011, 09:15:26 »
Und womit hätte der Fahrer dann ein Glockensignal nach hinten zur Zugsmannschaft geben sollen?  ???
Mit der Tretglocke.
Das kann allerdings zu Missverständnissen führen (gell, 41er? ;D)...

Hat der Fahrer nicht auch ein Signal zum Abfertigen gegeben mit der Trittglocke - an geregelten Kreuzungen, wenn die Ampel auf Gelb oder Grün sprang?
Das war nur inoffizielle Praxis. In Krakau wird das übrigens auch heute noch gemacht: Das Betätigen der Warnglocke während des Haltestellenaufenthalts soll den Fahrgästen signalisieren, sie mögen den Fahrgastwechsel doch bitte beenden. Das ist vor allem bei den E1 und Nürnbergern beliebt, weil es da kein zentrales Schließen gibt.
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Re: [UA] Kiew
« Antwort #48 am: 11. November 2011, 09:37:23 »
Das kann allerdings zu Missverständnissen führen (gell, 41er? ;D)...
Ja, ganz schlechte Idee das mit der Tretglocke. Da könnte es glatt passieren, daß einem der Zugchef den Bügel abzieht. ;)
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

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Re: [UA] Kiew
« Antwort #49 am: 11. November 2011, 14:51:12 »
Das gab´s früher auch in Graz zu Hauf, vor allem an Endstationen und Haltestellen, die häufig von 260er angefahren wurden - es war wie vermutet Schmieröl, das zusammen mit Staub richtig zu einer Art Gussasphalt wurde.

Aber solche Mengen? Das schaut ja aus, als würden im Kiewer Straßenbahnnetz täglich hunderte Liter Schmieröl austreten.  :o
Bei den Haltestellen und Ampeln, also dort, wo die Wagen länger anhielten, bildeten sich richtige Hügel - "vorsicht, Stolpergefahr"  ;D .
Aber auch wenn heutzutage nur mehr 7 Stück unterwegs sind sieht man immer wieder Schmieröl-Flecken, siehe hier:
http://www.railfaneurope.net/pix/at/trams/Graz/260/261-266/2004_07_25_L_1_263_Wagnesweg_1_GH_klein2.jpg

Und diese Spuren werden nicht nur 1x im Jahr von Mutter Natur beseitigt, sondern je nach Witterung ca. alle 2 Wochen...

moszkva tér

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Re: [UA] Kiew
« Antwort #50 am: 24. September 2012, 16:11:27 »
Wieder ein paar Eindrücke aus Kiew: Leider hatte ich kaum Zeit zum Straßenbahnfahren, neue Motive kann ich auch nicht bieten. Daher bringe ich ein paar Schnappschüsse, ein paar Eindrücke von Bus und O-Bus, und eine kleine Ansicht vom Vorortbahnhof (Prymisnyy Woksal) direkt neben dem Fernbahnhof (Kyiw Pasazhyrskyy).

Wir beginnen mit dem Vorortebahnhof:
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Gleich neben dem Vorortebahnhof, eigentlich ist es der Nebentrakt, die Metrostation Vokzalna:
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Spaziert man durch die Stadt, sieht man einige witzige Fahrzeuge. Besonders die Espressomobile nehmen richtig überhand, bieten aber eine ausgezeichnete Möglichkeit, einen brauchbaren Kaffee für nur wenig Geld zu trinken.  :up: Hier ein Espressomobil gleich beim Ausgang von der (nicht zu sehenden) Metrostation Zoloty Vorota, das eponymische Goldene Tor ist gleich im Hintergrund zu sehen:
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Am Sophienplatz vor der Sophienkathedrale wäre eine super Fotostelle für O-Busse. Im Vergleich zu Straßenbahn und Bus sind die Kiewer O-Busse tatsächlich halbwegs ansehnlich, wirken gut gepflegt und modern. Aber hier schlägt die Wiener Krankheit zu, die in Kiew noch weiter perfektioniert wurde: Alles verschnürln, verspannen und vermasten. Die Statue im Hintergrund, deren Kopf von einem Verkehrszeichen verdeckt ist, ist übrigens der Nationalheld Bohdan Chmel'nitzkyj.
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Eine kurze Fahrt (strecken-, nicht zeitmäßig) vom Kontraktova Ploschtscha zur Alter-Bahnhof-Straße (Starovokzalna) kommt einem Kamelritt gleich. Aber immerhin werden die Weichen in Kiew noch proaktiv gepflegt, allerdings nicht mit dem Kärcherwagen. Diese alte Dame kehrt die Weichen mit einem Strohbesen aus und schmiert dann die Mechanik. Leider nur schnell aus dem Fenster erlegt, kein schönes Bild.
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Auch wenn hier Busfotos weniger goutiert werden, diesen Bus habe ich aus dem Fenster erlegt, er steht gerade am Siegesplatz (ploschtscha Peremohy):
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Bei der Schleife in der Starovokzalna wartet ein Zug der Linie 3 auf die Abfahrt. Die Linie 3 ist die einzige halbwegs moderne Straßenbahnlinie in Kiew, sie wird auch "Schnellstraßenbahnlinie" genannt. Sie wird teilweise mit umgebauten Tatra-T5 mit Niederflurteilen betrieben, hat großteils einen eigenen Gleiskörper und Stationen, die mit einem richtigen Bahnsteig und einem Dach ausgestattet sind.
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Die Schnellstraßenbahn wird aber ad absurdum geführt, weil sie die Schleife sich erst wieder mit den lahmen Straßenbahnen teilt, die Endstation einige hundert Meter von Bahnhof und Metro und einen guten Kilometer von der Südseite des Bahnhofes entfernt ist, wo Flughafen- und Regionalbusse wegfahren. Was man durch die flottere Fahrzeit gewinnt, verliert man durch mühsame Umsteigevorgänge umso mehr.  :(
Hier die schönen T3 in derselben Schleife, die großteils nur mehr vom Dreck zusammengehalten und vom Engagement der Mitarbeiter am Laufen gehalten werden.
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Aber immerhin wird/wurde/soll die Schnellstraßenbahn erneuert werden. Dieses Infoplakat habe ich rudimentär übersetzt:
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Erneuerung der schnell fahrenden Straßenbahnlinie
von der Alter-Bahnhof-Straße bis zum großen Umfahrungsstraße
Länge: 20 km
Auslastung: ca. 25.000 Passagiere pro Stunde
Sozialer Effekt: höherer Komfort für Fahrgäste und weniger Lärm
Bauzeit: 2007 - 2009

Finanzierung aus dem Städtischen Budget

Unten die Linie mit ihren Haltestellen: 13 Stück auf 20 km - die könnte wirklich schnell sein. Nächstes Mal fahre ich selber damit und mache vielleicht draußen ein paar Fotos. Allerdings wäre die Waldbahn nach Puschtscha Woditza auch sehr interessant: http://bluetoyellow.com/2012/01/02/video-the-pushcha-voditsa-forest-tram/

moszkva tér

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Re: [UA] Kiew
« Antwort #51 am: 24. September 2012, 16:30:08 »
Sorry fürs Doppelpost: Dieses Panorama möchte ich euch nicht vorenthalten. Ein Blick von der Andreaskathedrale (Andryivskyj Sobor) in Richtung Nordosten, im Bild die Brücke (Podilsko-Voskresenskyj-Brücke), die gerade gebaut wird, wird eine Autobahn sowie die vierte Metrolinie beheimaten. Die vierte Metrolinie wird die Schnellstraßenbahn im Nordosten, die ich bei meinem letzten Ausflug vorgestellt habe, übernehmen. Diese Schnellstraßenbahn im Stadtteil im Hintergrund ist derzeit gar nicht befahren, d.h. mehrere Kilometer des besten Gleiszustandes der Kiewer Straßenbahn sind derzeit - und wer weiß wie lange - komplett ungenutzt.  :down:

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13er

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Re: [UA] Kiew
« Antwort #52 am: 24. September 2012, 16:42:49 »
Super Fotos, danke! Der Tatra: Formvollendet, funktionell, fantastisch. Heute schon eine Legende.

Das, was die бабушка da macht, ist im übrigen eh viel sinnvoller als der Weichenspritzwagen.
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

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Re: [UA] Kiew
« Antwort #53 am: 24. September 2012, 17:54:15 »
Interessante Fotos, auch von mir vielen Dank!

Der Dreiteiler wurde allerdings sicher nicht aus einem T5 umgebaut, sondern wahrscheinlich aus einem K2. ;)

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Re: [UA] Kiew
« Antwort #54 am: 24. September 2012, 18:40:40 »
Der Dreiteiler wurde allerdings sicher nicht aus einem T5 umgebaut, sondern wahrscheinlich aus einem K2. ;)
Ich habe jetzt Wikipedia bemüht, dort steht, dass auf der Linie 3 K1 bzw. K1M8 fahren.
Es sind Tatra T6B5, die bei Tatra Süd Yuzhmash in Dnipropetrovsk umgebaut wurden.

Das, was die бабушка da macht, ist im übrigen eh viel sinnvoller als der Weichenspritzwagen.
Vor allem ist sie schneller vor Ort als der Weichenspritzwagen. In diesen Ländern bekommen ältere Herrschaften öfter kleinen Schmattes bezahlt, dass sie sich um solche Dinge wie z.B. Straßenbahnweichen kümmern, die gleich neben ihrem Haus sind. So werden in diesen Ländern auch die Blumenbeete im Park gegossen usw. usw.

Super Fotos, danke! Der Tatra: Formvollendet, funktionell, fantastisch. Heute schon eine Legende.
Ja, in Tschechien und der Slowakei sind sie eine Legende. Wenn man sie aber so verkommen lässt, wie in Kiew, ist das nur mehr ein Trauerspiel. Ich kann mir bezüglich Zustand der Gleise und der Fahrzeuge in Kiew nicht vorstellen, dass Alexandria oder Kalkutta eine schlechtere Straßenbahn haben  :'(

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Re: [UA] Kiew
« Antwort #55 am: 24. September 2012, 19:57:39 »
Ja, in Tschechien und der Slowakei sind sie eine Legende. Wenn man sie aber so verkommen lässt, wie in Kiew, ist das nur mehr ein Trauerspiel. Ich kann mir bezüglich Zustand der Gleise und der Fahrzeuge in Kiew nicht vorstellen, dass Alexandria oder Kalkutta eine schlechtere Straßenbahn haben  :'(
Wann warst du das letzte Mal in (Ober-)Schlesien? ;)
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Konstal 105Na

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Re: [UA] Kiew
« Antwort #56 am: 24. September 2012, 22:51:09 »
Der Dreiteiler wurde allerdings sicher nicht aus einem T5 umgebaut, sondern wahrscheinlich aus einem K2. ;)
Ich habe jetzt Wikipedia bemüht, dort steht, dass auf der Linie 3 K1 bzw. K1M8 fahren.
Es sind Tatra T6B5, die bei Tatra Süd Yuzhmash in Dnipropetrovsk umgebaut wurden. 

Der dreigliedrige Tatra mit Niederflurmittelteil ist ein KT3 (in der Ukraine mit dem Zusatz "UA", in Russland mit "R" versehen). Davon gibt es 14 in Kiew und 2 in Кривий Ріг (Krywyj Rih; dt. so viel wie Schiefes Eck/Horn"  :D ). Zudem gibt es noch ein Exemplar in Moskau. Entstanden sind die KT3 aus T3. Im Prinzip handelt es sich bei den KT3 vom Konzept her um die dieselben Wagen wie bei den Pilsener KT3R-NT, welche ebenfalls aus T3 entstanden. Ich weiß nicht, ob in Kiew überhaupt jemals K2 im Einsatz waren.
Die K1 bzw K1M8 sehen ganz anders aus, als die KT3.

Zusätzlich sollte es noch einen ЛВС-2009 (LWS-2009) geben, welcher ebenfalls Niederflur anbietet.

Vor allem ist sie schneller vor Ort als der Weichenspritzwagen. In diesen Ländern bekommen ältere Herrschaften öfter kleinen Schmattes bezahlt, dass sie sich um solche Dinge wie z.B. Straßenbahnweichen kümmern, die gleich neben ihrem Haus sind. So werden in diesen Ländern auch die Blumenbeete im Park gegossen usw. usw.

Zudem haben diese Menschen eine Beschäftigung und verkümmern sozial nicht so stark wie anderswo, ist zumindest mein Eindruck. Man merkt daran aber, dass es in den Ex-Sowjetrepubliken den Leuten deutlich schlechter geht, als etwa in Tschechien, Polen, Ungarn etc.

Super Fotos, danke! Der Tatra: Formvollendet, funktionell, fantastisch. Heute schon eine Legende.
Ja, in Tschechien und der Slowakei sind sie eine Legende. Wenn man sie aber so verkommen lässt, wie in Kiew, ist das nur mehr ein Trauerspiel.


In vielen Städten der ehemaligen UdSSR dürfte die Straßenbahn in schlechtem Zustand sein, leider. In Kiew dürfte die Straßenbahn für ukrainische Verhältnisse noch in gutem Zustand sein.
Hier ein Bild von einem KTM-5 in Горлівка (Horliwka) im Donezbecken:

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Dagegen sehen die kiewer Tatras gut aus.

Quelle/Źródło: fotozajezdnia.pl User/Użytkownik: szubak

po sygnale odjazdu nie wsiadac

Ferry

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Re: [UA] Kiew
« Antwort #57 am: 25. September 2012, 09:58:01 »
Wenn man sie aber so verkommen lässt, wie in Kiew, ist das nur mehr ein Trauerspiel. Ich kann mir bezüglich Zustand der Gleise und der Fahrzeuge in Kiew nicht vorstellen, dass Alexandria oder Kalkutta eine schlechtere Straßenbahn haben  :'(
Also ich weiß nicht - ich habe ein Buch mit Aufnahmen von nach Alexandria gelieferten Tatras (K6T6?), und die sehen mehr als verschlissen aus. Keine Scheinwerfer, teilweise keine Türen, keine Fensterscheiben mehr usw. Bei manchen fragt man sich, wie die überhaupt noch fahren können. Die Fahrzeuge aus Kiew hingegen wirken zwar abgenutzt (sie haben ja auch schon ein respektables Alter), aber technisch doch noch einigermaßen intakt. Kein Vergleich mit Ägypten!
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")

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Re: [UA] Kiew
« Antwort #58 am: 25. September 2012, 10:15:20 »
Hier ein Bild von einem KTM-5 in Горлівка (Horliwka) im Donezbecken:
So ähnlich (vielleicht mit etwas ebenerem Boden) schauen manche Konstals in Oberschlesien aber leider auch aus, da hat 95B schon Recht. Die "Modernisierung" der Sitze unter Anbringung einer Polsterung kommt dann wunderbar zur Geltung, wenn das Wasser bei Regen langsam vom undichten Dach auf den Sitz träufelt und aufgesogen wird.  :D

Die Straßenbahn in Horliwka scheint übrigens auch ein interessanter Betrieb zu sein, die haben dort solche КТМ-5-Umbauten:  :D

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Quelle: http://www.phototrans.eu/14,203457,0,____5____2.html

moszkva tér

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Re: [UA] Kiew
« Antwort #59 am: 25. September 2012, 10:20:38 »
Zuerst einmal Dank an Konstal für die Erläuterungen zu den Bauarten  :up:

Wenn man sie aber so verkommen lässt, wie in Kiew, ist das nur mehr ein Trauerspiel. Ich kann mir bezüglich Zustand der Gleise und der Fahrzeuge in Kiew nicht vorstellen, dass Alexandria oder Kalkutta eine schlechtere Straßenbahn haben  :'(
Also ich weiß nicht - ich habe ein Buch mit Aufnahmen von nach Alexandria gelieferten Tatras (K6T6?), und die sehen mehr als verschlissen aus. Keine Scheinwerfer, teilweise keine Türen, keine Fensterscheiben mehr usw. Bei manchen fragt man sich, wie die überhaupt noch fahren können. Die Fahrzeuge aus Kiew hingegen wirken zwar abgenutzt (sie haben ja auch schon ein respektables Alter), aber technisch doch noch einigermaßen intakt. Kein Vergleich mit Ägypten!

Das war natürlich sehr polemisch von mir formuliert, ich kenne weder die Betriebe von Alexandria noch von Kalkutta persönlich. Es schockiert mich halt nur, dass man bei der Straßenbahn in Kiew praktisch alle Nachteile eines Rumpelbusses in der Straßenbahn hat.

Bezüglich technisch intakt: Ja, wie sie im Motorbereich und bei den sicherheitsrelevanten Einrichtungen ausschauen, kann ich nicht beurteilen. Aber wenn man ein Holzbrett nimmt, um eine Türstörung so zu beheben, damit die Tür nicht nach innen aufspringen und Leute hinausstürzen können, macht das kein gutes Bild. Obwohl da den Bediensteten auch ein Lob zusteht - man könnte den Kurs ja mangels funktionierenden Fahrzeuges auch ganz ausfallen lassen.



(Bild von mir, bereits in diesem Thread anlässlich meines Besuches vor einem Jahr gepostet)

Noch was zu den Tatra T6B5 aus Kiew: Diese sind doch gut 20 Jahre jünger als die T3 (selbe Generation wie die KT6 in Alexandria) und wirken teilweise mieser und verfallener als die T3. Es kann sein, dass die Tatra-New-Generation einfach weniger robust ist.

Ein bisschen erinnert mich das an Wien: Die E/E1 aus den 1960ern werden auch seit Jahren heruntergewirtschaftet und waren dennoch nahezu unzerstörbar. Die E2 aus den 1980ern machen einen deutlich weniger robusten Eindruck. Von den Ulfen will ich gar nicht reden. In Wien spricht ja die Störungsstatistik eine deutliche Sprache. Gut möglich, dass die alten Modelle einfach noch viel mehr für die Ewigkeit gebaut wurden, auch bei Tatra.