Autor Thema: ULF-Einsätze  (Gelesen 32036 mal)

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W_E_St

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Re: ULF-Einsätze
« Antwort #60 am: 26. Januar 2011, 21:02:17 »
Über Schienenfahrzeuge kann ich wenig sagen, aber ich habe einmal von einem systematischen Vergleich bei Windkraftanlagen gehört (direkt vom Betreiber, der den Test durchgeführt hat).

Vorgeschichte: es gab zu dem Zeitpunkt zwei Hauptkonzepte
- schnellaufender Generator mit mechanischem Getriebe
- langsamlaufender Generator direkt am Rotor und Frequenzumrichter zum Netzanschluß

Über ein Jahr waren die Ausfallzeiten fast gleich, der einzige Unterschied: die Mechanik hatte wenige Ausfälle, die dafür länger andauernd. Die Elektronik hat öfter gesponnen, war dafür rasch repariert.

Wenn man das so auf andere Bereiche umlegen kann würde ich meinen: viel gebracht hat die "Elektronifizierung" nicht, außer einen Haufen schwer recycelbaren Schrott (mechanische Teile lassen sich i.A. relativ leicht in ihre Grundstoffe zerlegen, Elektronikbauteile sind ein Mischmasch aus Silizium, div. Metallen, eventuell Schwermetallen und kaum jemals wieder sinnvoll zerlegbar).
Der wirkliche Vorteil elektronischer Fahrtumrichter ist aus meiner Sicht die Verwendung einfacherer und robusterer Drehstrommotoren, die kaum Verschleißteile haben (keine beweglichen elektrischen Verbindungen)

Zum Radiobeispiel: auch vor 50 Jahren war ein Radio reinste Elektronik, mechanisch oder elektromechanisch ist da wenig!
Was sich dort verändert hat ist einerseits der Miniaturisierungsgrad, wodurch Reparaturen schwerer möglich bis unmöglich sind und weiters scheint die Haltbarkeit von Kondensatoren (besonders Elektrolytkondensatoren) in den letzten 2-3 Jahrzehnten drastisch gesunken zu sein, dafür ist deren Häufigkeit in Geräten extrem gestiegen (besonders in Netzteilen).
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

ULF

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Re: ULF-Einsätze
« Antwort #61 am: 26. Januar 2011, 22:29:33 »
(...) viel gebracht hat die "Elektronifizierung" nicht, außer einen Haufen schwer recycelbaren Schrott (mechanische Teile lassen sich i.A. relativ leicht in ihre Grundstoffe zerlegen, Elektronikbauteile sind ein Mischmasch aus Silizium, div. Metallen, eventuell Schwermetallen und kaum jemals wieder sinnvoll zerlegbar).
(...)
Es gibt aber spezielle Firmen, die sehr gut von Letzterm leben. Zwar werden die Metalle relativ aufwändig wiedergewonnen, da aber die Rohstoffe relativ teuer sind, lohnt es sich allemal. Man denke alleine an Kupfer...
Und zu dem mechnisch versus elektrisch: Beides hat Vor- und Nachteile. Natürlich ist das eine (meist) einfacher wartbar und robuster, nichtsdestoweniger kann elektronisch einige Vorteile gewonnen werden, wenn man es richtig anstellt. Alleine, dass man wenn darin investiert, ein (gutes) System zum Störungsmanagement einbaut... - Kein Suchen nach Fehlern und eventuell kann das System gar selbsttätig Fehler beheben, melden und dafür sorgen, dass beim nächsten Werkstattaufenthalt alles nötige veranlasst wird und da ist. Bei Flugzeugen geht das heute schon wie geschmiert. In anderen Bereichen dauert das noch. Man darf aber nicht vergessen: Wir leben in einem Zeitalter, in dem die Technologien, die wir benutzen, kaum älter als wenige Dekaden sind und oft sich noch nicht vollkommen durchgesetzt haben (Stichwort: Generationenunterschied oder der Technologisierunggrad in diversen Ländern). Zum großen Teil hat man keine Langzeiterfahrung mit irgendwas (um ein kleines Beispiel zu nennen: Es gibt noch keine einzige wissenschaftlich fundierte Langzeitanalyse über die Haltbarkeit von Datenträgern. Man weiß es nicht fundiert, ob bald die ersten DVDs einfach schrott werden, oder ob sie noch 30 lesbar bleiben. Es gibt nur Theorien.). Das ganze endet schließlich bei Konzeptionsverfahren: Bis sich hier eine gewisse Denkweise, Natürlichkeit und Erfahrung mit gewissen Themenkomplexen eingefunden hat, wird es noch dauern. Was heute auf den Unis beispielsweisegelehrt wird, ist zum Teil in der Praxis noch längst nicht Usus... - Aber ich schweife ab... :)

13er

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Re: ULF-Einsätze
« Antwort #62 am: 27. Januar 2011, 00:39:24 »
Hat jemand von euch eine Liste, wie viel die Tramwaywagen in der Vergangenheit gekostet haben? Also z.B. ein E1 mit einem cx-Beiwagen oder noch früher ein B-Dreiwagenzug. Inflationsbereinigen müssten wir die Zahlen halt noch, wäre aber durchaus interessant!
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hema

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Re: ULF-Einsätze
« Antwort #63 am: 27. Januar 2011, 01:54:25 »
Die letztgebauten E1 wurden damals mit 11 Mio Schilling kolportiert! Also alles andere als billig. Allerdings kann man das nicht so einfach mit dem Index auf heute hochrechnen, weil technisches Gerät allgemein wesentlich billiger wurde (relativ natürlich!).

Auch ist es sicher nicht so einfach zu sagen, warum der Preis so und nicht anders war, bzw. ob die veröffentlichten Angaben überhaupt stimmten. In den damaligen Zeiten (versteckt auch heute noch) mussten bestimmte Betriebe durch öffentliche Aufträge über Wasser gehalten werden, die Preise, die denen gezahlt wurden, waren daher nicht marktkonform, sondern politisch motiviert und kontrolliert haben sich politische Stellen sowieso nur selber. Auch der "dankbare" Rückfluss in diverse Partei-, Gewerkschafts- und sonstige Kassen wird nicht zu verachten gewesen sein! 
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Re: ULF-Einsätze
« Antwort #64 am: 27. Januar 2011, 02:24:31 »
Schlimmer noch, wenn es so weit ist, kann man den Fehler meist gar nicht mehr feststellen und muss den gesamten Controller tauschen.
Der dann meistens auch nirgendsmehr zu bekommen ist, wenn man ihn nicht auf Halde hat.

Im persönlichen Leben sieht man das ja auch, z.B. an Radiogeräten der 50er. So eines steht noch immer bei uns daheim in der Gartenhütte und versieht prächtig seinen Dienst. Die heutigen Geräte leben vielleicht höchstens 10 Jahre und das ist schon viel.
Da kenne ich. Meine Eltern haben in den letzten 10 Jahren mindestens vier Gigaset Mobilteile "verbraucht". Meine Sammlung von Telephonapparaten mit Herstellungsdatum kleiner 1990 funktioniert hingegen perfekt. Gerade ein Hörer rauscht vielleicht ein bißchen.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

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Re: ULF-Einsätze
« Antwort #65 am: 27. Januar 2011, 07:36:12 »
Ein großer Vorteil von "mechanisch" gegenüber elektronisch ist aber auch nicht zu verachten:
Bei simplen mechanischen Anlagen, seien es jetzt Autos, Straßenbahnen, oder sonstwas, kann ein begabter Mechaniker Schäden auch ohne die korrekten Ersatzteile beheben. Improvisieren und einen Notbetrieb herstellen, bis eine fachgerechte Reparatur möglich ist, geht immer irgendwie.
Diese Notlösungen können sogar Jahrzehnte in Betrieb sein, wie meine Erfahrungen in Georgien oder ähnlichen Ländern immer wieder zeigen.
Ein Freund von mir, ein Expat in Georgien, fährt einen Geländewagen, um in die schönsten Bergregionen zu kommen. Es ist ein ca. 30 Jahre alter Lada Niva. Wenn ihm der eingeht, findet sich leicht irgendein Bauer oder Schafhirte, der mit einem Haushaltsgerät den Wagen wieder fahrfähig macht, und man kann notfalls sogar aus einem Stück Holz irgendein Teil schnitzen. So gehts wieder 50 km weiter, genug, um zumindest in die nächste Werkstatt zu kommen.
Würde ein Hummer oder RangeRover in der Wildnis verrecken, müsste man ihn womöglich gar mittels Helikopter bergen  :o

Sorry, dass ich zum Off-Topic beigetragen habe.

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Re: ULF-Einsätze
« Antwort #66 am: 27. Januar 2011, 09:54:31 »
weiters scheint die Haltbarkeit von Kondensatoren (besonders Elektrolytkondensatoren) in den letzten 2-3 Jahrzehnten drastisch gesunken zu sein, dafür ist deren Häufigkeit in Geräten extrem gestiegen (besonders in Netzteilen).
Die geringere Haltbarkeit wird die Gerätehersteller kaum stören. Man stelle sich vor, ein Gerät würde mit wenig Verschleiß "ewig" halten - der Zusammenbruch der Wirtschaft wäre die unausweichliche Folge? Wer würde denn all die Waschmaschinen, Küchenmixer, Radios etc. kaufen, wenn die vorhandenen Geräte nicht irgendwann den Geist aufgäben? Ein solches Gerät aus aktueller Produktion kann de facto auch nicht mehr als ein 40 Jahre altes.
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Re: ULF-Einsätze
« Antwort #67 am: 27. Januar 2011, 17:08:41 »
Aber wie man z.B. in Graz sieht, sind auch die Alternativen nicht viel besser.
Soso, und in Graz fahren alle möglichen Alternativfahrzeuge? ;)


Es gibt genug bessere Alternativen – ich wäre ja (jetzt ist es zu spät...) auf jeden Fall für Niederflurfahrzeuge mit Drehgestellen gewesen (das ist das einzig Vernünftige, wenn man keine blöden Engstellen im Innenraum und keinen ULFoiden Fahrkomfort haben will)... Und auch da gäbe es ja genug. Bombardier-Fabrikate, Citadis (mein Favorit!), Škoda und andere tschechische Fahrzeuge...



Aber es gibt natürlich auch viel bessere (und billigere) drehgestelllose NF-Fahrzeuge als den ULF. Aber jetzt hilft's halt nix mehr... :'( :'( :'(

luki32

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Re: ULF-Einsätze
« Antwort #68 am: 27. Januar 2011, 20:01:46 »
Aber es gibt natürlich auch viel bessere (und billigere) drehgestelllose NF-Fahrzeuge als den ULF. Aber jetzt hilft's halt nix mehr... :'( :'( :'(

Ich bitte um Beispiele, aber nicht aus dem Bauch, sondern mit Fakten.

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Re: ULF-Einsätze
« Antwort #69 am: 27. Januar 2011, 21:36:42 »
Ich bitte um Beispiele, aber nicht aus dem Bauch, sondern mit Fakten.
Z.B. Citadis 302. Was für Fakten meinst du denn?

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Re: ULF-Einsätze
« Antwort #70 am: 27. Januar 2011, 23:41:13 »
AEG hat in den frühen 70ern zum Beispiel absolut unverwüstliche Schlagbohrmaschinen gebaut... gerüchteweise soll unter anderem diese Haltbarkeit die Firma ruiniert haben. Diese Maschinen haben damals 3000 Schilling gekostet, laut meinem Vater ein guter Arbeiter-Monatslohn und seine ist seit 1972 im Dauereinsatz bei eher ambitionierten Heimwerkern. Funktioniert immer noch wie neu (voriges Jahr sind auf der Steuerplatine ein paar Lötstellen gerissen, das war das einzige Problem jemals).
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luki32

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Re: ULF-Einsätze
« Antwort #71 am: 28. Januar 2011, 07:15:08 »
Ich bitte um Beispiele, aber nicht aus dem Bauch, sondern mit Fakten.
Z.B. Citadis 302. Was für Fakten meinst du denn?

Ich meine damit, woher Du weißt, daß die besser funktionieren.
Und welche Einstiegshöhe haben die? Bei neuen Systemen werden ja öfters Hochhaltestellen gebaut, was in Wien nicht so leicht möglich wäre.

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Re: ULF-Einsätze
« Antwort #72 am: 28. Januar 2011, 07:24:41 »
Und welche Einstiegshöhe haben die? Bei neuen Systemen werden ja öfters Hochhaltestellen gebaut, was in Wien nicht so leicht möglich wäre.
(Quelle: railway-technologies.com)

Laut dieses Dokumentes 350 mm.

benkda01

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Re: ULF-Einsätze
« Antwort #73 am: 28. Januar 2011, 07:30:48 »

Edit:


Ich meine damit, woher Du weißt, daß die besser funktionieren.
Inwieweit sie besser funktionieren, kann ich objektiv nicht beurteilen. Die ausgesprochene Beliebtheit dieser Fahrzeuge, die Laufruhe, das Raumerlebnis, die Ästhetik und die Qualität (kein billiges ULF-Plastik-Klumpert) sprechen aber für sich.
Ich habe diese Fahrzeuge bereits in vier Städten benutzt, in einer davon zwei Wochen lang täglich mehrmals, und bin wirklich von ihnen überzeugt. Die einzige Störung die ich jemals erlebt habe, war eine Türstörung (ich weiß, das sagt in einer so kurzen Zeitperiode nichts ).

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Re: ULF-Einsätze
« Antwort #74 am: 28. Januar 2011, 09:18:40 »
Ich meine damit, woher Du weißt, daß die besser funktionieren.
Und welche Einstiegshöhe haben die? Bei neuen Systemen werden ja öfters Hochhaltestellen gebaut, was in Wien nicht so leicht möglich wäre.

Hi Luki,

Hochbahnsteige ist übertrieben,d as ist ein bissl ein höherer Randstein mit ca 35 cm, da kan  man auch ganz easy runtersteigen.
zB http://www.viennaslide.com/p/0520-france/Grenoble/2007-05-27_A_Alsace-Lorraine_2043_02.html
Harald A. Jahn, www.tramway.at