Autor Thema: Langsamfahrstellen U-Bahn  (Gelesen 43311 mal)

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Wagenbeweger

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Re: Langsamfahrstellen U-Bahn
« Antwort #60 am: 28. April 2021, 18:02:50 »
Langsam dahin kriechende Straßenbahnen haben wohl zu wenig druck auf die Politik ausgeübt, mehr Geld für Infrastruktur bereitzustellen. Mit der Schneckentempo U-Bahn versucht man jetzt wohl einen Gang höher zu schalten.

D 3XX

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Re: Langsamfahrstellen U-Bahn
« Antwort #61 am: 28. April 2021, 18:33:25 »
Ich habe jetzt gehört, dass es bei den WiLi ein neues Team von Ingenieuren gibt, die das Netz neu vermessen; anscheinend sind dabei Toleranzabweichungen aufgetreten, die zu den LAs führen. Es betrifft das ganze Netz, und da wo man noch schnell fährt, wurde noch nicht gemessen. Ob die Werte früher zu lax oder jetzt zu  streng sind weiß ich nicht; das Problem ist aber bekannt, es gibt einen Krisenstab, der eine Lösung erarbeiten soll. Es dürfte nicht um tatsächlich "kaputte" Gleise oder Weichen gehen, sondern um Toleranzen, daher sind auch Neulagen wie bei der Pilgrambrücke betroffen.
Bin auch kein Fachmann, aber das erscheint mir plausibel, da die West-U4 ja gerade erst generalsaniert wurde, da kann einfach noch nichts kaputt sein.
D 3XX

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Re: Langsamfahrstellen U-Bahn
« Antwort #62 am: 28. April 2021, 20:00:01 »
Auf der Linie W waren es 39 min Fahrzeit, lt. Plan der U4 sind es 29. Rechnet man die Langsamfahrstellen derzeit hinzu, plus 1 min Wartezeit auf die U6 Längenfeldgase,  so kommen wir auch auf das Stadtbahnniveau.  >:D

Kanitzgasse

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Re: Langsamfahrstellen U-Bahn
« Antwort #63 am: 28. April 2021, 20:24:16 »
Auf der Linie W waren es 39 min Fahrzeit, lt. Plan der U4 sind es 29. Rechnet man die Langsamfahrstellen derzeit hinzu, plus 1 min Wartezeit auf die U6 Längenfeldgase,  so kommen wir auch auf das Stadtbahnniveau.  >:D
Auf der U4 beträgt die Fahrzeit laut Plan derzeit 32 Minuten. Den findet man allerdings nur beim VOR, nicht bei den Wiener Linien.

Nightline

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Re: Langsamfahrstellen U-Bahn
« Antwort #64 am: 29. April 2021, 09:39:19 »
Ich habe jetzt gehört, dass es bei den WiLi ein neues Team von Ingenieuren gibt, die das Netz neu vermessen; anscheinend sind dabei Toleranzabweichungen aufgetreten, die zu den LAs führen. Es betrifft das ganze Netz, und da wo man noch schnell fährt, wurde noch nicht gemessen. Ob die Werte früher zu lax oder jetzt zu  streng sind weiß ich nicht; das Problem ist aber bekannt, es gibt einen Krisenstab, der eine Lösung erarbeiten soll. Es dürfte nicht um tatsächlich "kaputte" Gleise oder Weichen gehen, sondern um Toleranzen, daher sind auch Neulagen wie bei der Pilgrambrücke betroffen.

Hmm, kann mir Laien jemand kurz erklären, was das genau bedeutet? Was genau sagen die Toleranzen aus und warum ist davon auch die Neulage betroffen?

coolharry

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Re: Langsamfahrstellen U-Bahn
« Antwort #65 am: 29. April 2021, 10:15:45 »
Ich habe jetzt gehört, dass es bei den WiLi ein neues Team von Ingenieuren gibt, die das Netz neu vermessen; anscheinend sind dabei Toleranzabweichungen aufgetreten, die zu den LAs führen. Es betrifft das ganze Netz, und da wo man noch schnell fährt, wurde noch nicht gemessen. Ob die Werte früher zu lax oder jetzt zu  streng sind weiß ich nicht; das Problem ist aber bekannt, es gibt einen Krisenstab, der eine Lösung erarbeiten soll. Es dürfte nicht um tatsächlich "kaputte" Gleise oder Weichen gehen, sondern um Toleranzen, daher sind auch Neulagen wie bei der Pilgrambrücke betroffen.

Hmm, kann mir Laien jemand kurz erklären, was das genau bedeutet? Was genau sagen die Toleranzen aus und warum ist davon auch die Neulage betroffen?

Bin jetzt auch nur Laie erklär es mir aber so: Normalerweise sind Schienen 1435mm auseinander. Von diesem Wert darf etwa abgewichen werden, da auf mm genau zu arbeiten bei sowas nahezu unmöglich ist (Analog zu: Elektriker arbeiten auf mm genau, Installateure auf cm, Trockenbauer auf dm und bei Baufirmen kannst froh sein wenns am Grundstück bleiben  >:D)  . Ich sag einmal das der zulässige Bereich wohl irgendwo zwichen 1425mm bis 1445mm liegen darf ohne das ein Fahrzeug von den Schienen zu rutschen droht. Eventuell war dieser Bereich früher bei 1415mm bis 1455mm und das ist jetzt zu weit auseinander.
Diese Werte sind Hausnummern und dienen nur zur besseren Vorstellung was gemeint ist.
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

Schienenchaos

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Re: Langsamfahrstellen U-Bahn
« Antwort #66 am: 29. April 2021, 10:19:07 »
Diese Werte sind aber von Bauingenieuren in den Trassierungsvorschriften und Regelplänen nach vorheriger Berechnung und dem Stand der Technik festgelegt. Die Mannschaft der WL in den entsprechenden Abteilungen rekrutiert sich ja auch großteils von den entsprechenden Universitäten, weshalb mir da grobe Schnitzer eigentlich als sehr unwahrscheinlich erscheinen!

coolharry

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Re: Langsamfahrstellen U-Bahn
« Antwort #67 am: 29. April 2021, 10:24:44 »
Diese Werte sind aber von Bauingenieuren in den Trassierungsvorschriften und Regelplänen nach vorheriger Berechnung und dem Stand der Technik festgelegt. Die Mannschaft der WL in den entsprechenden Abteilungen rekrutiert sich ja auch großteils von den entsprechenden Universitäten, weshalb mir da grobe Schnitzer eigentlich als sehr unwahrscheinlich erscheinen!

Ja eh. Wenn aber jetzt einer daher kommt und diese Spielräume zusammen gestrichen hat, habens jetzt das Problem.
Normen und Richtlinien ändern sich. Manchmal schneller manchmal langsamer. Aber wenn sie geändert werden hat das oftmals direkte Auswirkungen. Vor 10 Jahren führte auch noch keiner ein Aufheizprotokoll für Trinkwassererwärmer (in Zentralanlagen). Heute vorgeschrieben.
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

Schienenchaos

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Re: Langsamfahrstellen U-Bahn
« Antwort #68 am: 29. April 2021, 10:29:57 »
Genau dafür gibt es einen Bestandsschutz einerseits und Übergangsfristen andererseits. Solche Verschärfungen werden nicht über Nacht eingeführt.

coolharry

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Re: Langsamfahrstellen U-Bahn
« Antwort #69 am: 29. April 2021, 10:47:25 »
Genau dafür gibt es einen Bestandsschutz einerseits und Übergangsfristen andererseits. Solche Verschärfungen werden nicht über Nacht eingeführt.

Aber Übergangsfristen enden über Nacht.
Wenn man es bis dahin verschlafen hat.
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

Taurus

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Re: Langsamfahrstellen U-Bahn
« Antwort #70 am: 29. April 2021, 11:12:13 »

Vielleicht hat man bisher einfach die vorgegebenen Werte nicht oder mit einer anderen Methode nachgemessen.
Das scheint mir am wahrscheinlichsten.

Vielleicht täusch ich mich, aber ich meine, gerade bei der Gleisgeometrie wird viel von den Betrieben selbst festgelegt ( weil eine Normung auf Grund der Historie schwierig ist).

Ich habe jetzt gehört, dass es bei den WiLi ein neues Team von Ingenieuren gibt, die das Netz neu vermessen; anscheinend sind dabei Toleranzabweichungen aufgetreten, die zu den LAs führen. Es betrifft das ganze Netz, und da wo man noch schnell fährt, wurde noch nicht gemessen. Ob die Werte früher zu lax oder jetzt zu  streng sind weiß ich nicht; das Problem ist aber bekannt, es gibt einen Krisenstab, der eine Lösung erarbeiten soll. Es dürfte nicht um tatsächlich "kaputte" Gleise oder Weichen gehen, sondern um Toleranzen, daher sind auch Neulagen wie bei der Pilgrambrücke betroffen.

Hmm, kann mir Laien jemand kurz erklären, was das genau bedeutet? Was genau sagen die Toleranzen aus und warum ist davon auch die Neulage betroffen?
Zur Erklärung von Coolharry möchte ich noch ergänzen, dass abgesehen von der Spurweite viele Maße existieren die vorgegeben sind.




Tunafish

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Re: Langsamfahrstellen U-Bahn
« Antwort #71 am: 29. April 2021, 12:08:38 »
In der Schienenverkehr aktuell 4/2021 wurde von einem Gleismesszug am Schweinbarther Kreuz berichtet, nach dessen Messung unter anderem durch verschärfte Richtlinien eine sofortige Streckensperre veranlasst wurde. Der Ursprung könnte also tatsächlich außerhalb des Zuständigkeitsbereiches der Wiener Linien liegen.

Nightline

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Re: Langsamfahrstellen U-Bahn
« Antwort #72 am: 29. April 2021, 12:13:23 »
Danke für eure Erläuterungen! Aber was ist jetzt eine mögliche Lösung für dieses Dilemma?

Schienenchaos

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Re: Langsamfahrstellen U-Bahn
« Antwort #73 am: 29. April 2021, 12:28:30 »
In der Schienenverkehr aktuell 4/2021 wurde von einem Gleismesszug am Schweinbarther Kreuz berichtet, nach dessen Messung unter anderem durch verschärfte Richtlinien eine sofortige Streckensperre veranlasst wurde. Der Ursprung könnte also tatsächlich außerhalb des Zuständigkeitsbereiches der Wiener Linien liegen.
Am Schweinbarther Kreuz gab es schon zu Zeiten des Planbetriebes LAs mit Vmax 10. Seit 1 1/2 Jahren gibt es dort weder Planverkehr noch Unterhaltsarbeiten, denn das Ende der Strecke war ohnedies besiegelt. Insofern hinkt dieser Vergleich mMn sehr.

Signalabhängigkeit

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Re: Langsamfahrstellen U-Bahn
« Antwort #74 am: 29. April 2021, 12:41:58 »
Bin jetzt auch nur Laie erklär es mir aber so: Normalerweise sind Schienen 1435mm auseinander. Von diesem Wert darf etwa abgewichen werden, da auf mm genau zu arbeiten bei sowas nahezu unmöglich ist (Analog zu: Elektriker arbeiten auf mm genau, Installateure auf cm, Trockenbauer auf dm und bei Baufirmen kannst froh sein wenns am Grundstück bleiben  >:D)  . Ich sag einmal das der zulässige Bereich wohl irgendwo zwichen 1425mm bis 1445mm liegen darf ohne das ein Fahrzeug von den Schienen zu rutschen droht. Eventuell war dieser Bereich früher bei 1415mm bis 1455mm und das ist jetzt zu weit auseinander.
Diese Werte sind Hausnummern und dienen nur zur besseren Vorstellung was gemeint ist.

Ein Beispiel aus dem Netz der ÖBB Infra:

Die Eingriffsschwelle bei Gleisen, die mit 80 bis 119 km/h befahren werden dürfen, liegt bei -6 bzw. + 25 mm, die Soforteingriffsschwelle bei -7 bzw. +27 mm.
Bei Gleisen die mit mehr als 230 km/h reden wir da von einer Soforteingriffsschwelle von -2 mm, also die Aussage "auf mm genau zu arbeiten ist nahezu unmöglich" würde ich nicht teilen.  ;)