Edit: Sehe jetzt erst, dass zumindest die Aufschriften im Stationsbereich noch diese Bezeichnung tragen.
Der Nordbahnhof heißt auch heute noch Nordbahnhof.
95B meint sicherlich irrtümlicherweise den U-Bahnhof, Ferry bezieht sich auf den im Video abgebildeten S-Bahnhof.
Der U-Bahnhof (Strecke C, heute Linie 6) liegt unter der Chausseestraße, der gleichnamige S-Bahnhof (Nord/Süd-S-Bahn) vor der Invalidenstraße.
Beide Untergrundbahnhöfe trugen 1990 noch den Namen den einstigen Fernbahnhofes, der zwischen den beiden Bahnhöfen lag. Der U-Bahnhof trägt heute den Namen "Naturkundemuseum".
Chronik:Der Stettiner Bahnhof (Lokal- und Fernverkehr) wurde 1842 als Endpunkt (Kopfbahnhof) für die Stettiner Bahn eröffnet (
Stadt Stettin). Die Stadt Berlin verweigerte zu dieser Zeit die Führung von Bahnstrecken durch das Stadtgebiet, daher mussten die Bahnverwaltungen an der damaligen Stadtgrenze ihre Kopfbahnhöfe errichten. Reisende, die nur Umsteigen wollten bspw. von der Stettiner Bahn an der nördlichen Stadtgrenze zur Anhalter Bahn an der südlichen Stadtgrenze, mussten zunächst (um 1842) zwischen den Kopfbahnhöfen den städtischen Nahverkehr (Pferdebus- und -bahn) nutzen.
Mit dem zunehmenden Stadtverkehr wurden Hoch- und Untergrundbahnstrecken gebaut, die preussiche Eisenbahnverwaltung selbst durfte ab 1882 auch die Stadtbahn in Betrieb nehmen, die eine wichtige Ost-West-Verbindung darstellte. So erhielten nach und nach viele Kopfbahnhöfe einen Anschluß an das städtische Schnellbahnetz (heute als U-Bahn zusammengefasst) oder den bahneigenen Vorortverkehr (= Lokalbahnen), der ab 1924 schrittweise mit Gleichstrom-Triebzügen betrieben wurde (heute als S-Bahn bezeichnet).
Der Krieg hat am Bahnhof Schäden hinterlassen, die aber reparabel gewesen wären. Aufgrund der Lage in Ostberlin, die Zuführung der Strecken verläuft jedoch über Westberlin (Gesundbrunnen) machte mit den aufkommenden Personenkontrollen ab 1951 Schwierigkeiten. Wie auch andere Kopfbahnhöfe in oder an Westberliner Strecken (bspw. Lehrter Bahnhof, Anhalter Bahnhof) wurde der Fernverkehr 1952 aufgegeben. Der Namensgeber, der Nordbahnhof, wurde geschlossen, die beiden Schnellbahnstationen (U+S-Bahn) behielten jedoch die Namen (wie auch bspw. "Görlitzer Bahnhof" oder "Anhalter Bahnhof" bis heute).
Ab August 1961 durchzog sich die Berliner Mauer genau quer über die Gleisanlagen, die Betriebswerkstatt für die Gleichstromzüge lag inmitten des Grenzgebietes. Mitarbeiter der Werkstatt und das beheimatete Fahrpersonal waren ausschliesslich Ostberliner, die Züge gelangten nach der Pass- Zollkontrolle im Tunnelbahnhof nur im Westnetz zum Einsatz. Aber das ist ein anderes Thema ...
Der Fernbahnhof Nordbahnhof + Betriebswerkstatt ist heute nicht mehr vorhanden, geblieben ist der kleine ältere Bahnhof für den Lokalverkehr, jedoch ohne Gleisanschluß (Denkmalschutz). Auf dem einstigen Gelände des Fernbahnhofes, der Betriebswerkstatt für die Gleichstromzüge befindet sich ein mehrteiliger Bürokomplex, der von der Deutschen Bahn genutzt wird (Verwaltungsbereiche von mehr als 50 Organisationseinheiten aller Geschäftsfelder des Konzerns). Die Kantine kann ich bestens empfehlen (öffentlich zugänglich).
U-Bahn Strecke C (heute mit der Linienbezeichnung 6), eröffnet 1923, Titel der Strecke bei Eröffnung: Nordsüdbahn, erste Schnellbahnverbindung in Nord-Süd-Richtung durchzieht die Stadt.
Die unterirdische Haltestelle unter der
Chausseestr. Ecke Invalidenstraße wurde als "Stettiner Bahnhof", benannt nach dem etwa 300 Meter (oder: eine Tram-Haltestelle) entfernt in der Invalidenstraße gelegenen Kopfbahnhof.
S-Bahn Nord/Süd-Bahn:
zwischen 1936 und 1939 eröffnet, verbindet im Norden die Nord- und Stettiner Bahn unterirdisch durch das Stadtgebiet geführt mit der Potsdamer und Anhalter Bahn im Süden. Dieser Tunnel ist nur für die Gleichstromzüge der Berliner S-Bahn befahrbar (besonderes auf die Triebwagen abgestimmtes Lichtraumprofil). Der 4-gleisige Tunnelbahnhof (damals mit einer Betriebswerkstatt an der Oberfläche) wurde unter dem Namen Stettiner Bahnhof" eröffnet, verfügte über einen direkten Zugang in die Empfangshalle des Fernbahnhofes.
Bahnhofsnamen:Nach Kriegsende gehörte die Stadt Stettin nicht mehr zu Deutschland. "Politisch korrekt" um jegliche Ansprüche auf ehemalige Gebiete der Volksrepublik Polen von der Hand zu weisen, benannte die Ostberliner Stadtregierung Dezember 1950 den Fern- und S-Bahnhof
Stettiner Bahnhof um in
Nordbahnhof und beruft sich nun auf die Nordbahn, die hier gleichsam endet und keine politischen Diskussionen aufkommen lässt.
Der U-Bahnhof der städtischen Untergrundbahn wurde erst im Januar 1951 in "
Nordbahnhof" umbenannt.
Ab August 1961 (Mauerbau) spiellte der Name der beiden Tunnelstationen, an denen die Züge eh ohne Halt durchfuhren, keine Rolle.
1991 wurde der städtische Untergrundbahnhof in "
Zinnowitzer Straße" umbenannt, da der Namensgeber "Nordbahnhof" ja im Stadtbild keinen Punkt mehr darstellt, die Zinnowitzer Straße eine größere Orientierungshilfe gibt als das brachliegende Bahngelände (zu dieser Zeit eine Sandwüste ehemaligen Grenzstreifens).
Das in der Invalidestrasse benachbarte Naturkundemuseum bot ab 2007 ihr Haus als Namensgeber an. Nach einigen Diskussionen um Geld, Entfernung zum Museum und Schleichwerbung wurde dem 2009 entsprochen.
So heisst der unterirdische S-Bahnhof (Deutsche Bahn) seit 1950 unverändert "Nordbahnhof" und erinnert an den damaligen Fernbahnhof. Touristen haben damit eine schlechte Orientierungshilfe.
Der unterirdische U-Bahnhof (städtische Verkehrsbetriebe, BVG) heisst heute "
Naturkundemuseum".
Beide Bahnhöfe waren von 1961 - 1990 sogenannte Geisterbahnhöfe, da beide Bahnhöfe in Ostberlin gelegen von Zügen des Westnetzes ohne Halt durchfahren wurden. Daher werden in vielen Publikationen und Diskussionen (selbst unter Berlinern) diese beiden Bahnhöfe verwechselt, gerade wenn es um die Geschichte der beiden Stationen geht. Viele Berliner können auch die städtische U-Bahn mit den gelben Zügen von den S-Bahnzügen des DB-Konzerns mit der rot-gelben (= traditionelle Lackierung aus der Reichsbahnepoche der 20er Jahre, unter Verwendung der Deutschlandfarben schwarz-rot-gelb) nicht unterscheiden. Das ist besonders im Kundendienst zu bemerken (Fundbüro, Kundentelefon) aber auch in den Medien (Zeitungs- oder Fernsehbericht mit der Abbildung eines falschen Bahnhofes / Fahrzeuges).
Links:
Stellwerk U-Bahnhof Stettiner Bahnhof / Nordbahnhof / Zinnowitzer Straße / Naturkundemuseum:
http://www.berliner-verkehrsseiten.de/u-bahn/Stellwerke/Stw_Nf/body_stw_nf.htmlBeschreibung S-Bahnhof Nordbahnhof:
http://www.stadtschnellbahn-berlin.de/bahnhof/bahnhof.php?bhf=339Stadtplan und Luftbild (Der U-Bhf. ist noch nicht umbenannt):
http://binged.it/swityx