Wenn man kein Auto hat, dann zieht man nicht in eine Gegend, wo der nächste Supermarkt mehr als fünf Fußwegminuten entfernt ist.
Das ist die Sichtweise, wenn man von einem funktionierenden Zusammenspiel zwischen Angebot und Nachfrage ausgeht. Gerade am Wohnungsmarkt ist das aber überhaupt nicht der Fall: Die Geldbörse bestimmt zu einem wesentlichen Teil die Standortwahl.
Ein Auto ist ja in Anschaffung und Unterhalt auch nicht günstig,
wir sprechen immerhin von gut 500 EUR im Monat im Schnitt.. Wenn man z.B. statt 600 also 1.100 EUR im Monat für die Miete (oder einen Kredit fürs Eigentum) ausgeben kann, ist man doch bei der Wohnungssuche schon viel flexibler. Wer kein Auto wird, wird also sicher keine Wohnung suchen, in der er eins braucht, zumindest nicht, um Miete zu sparen - außer er hat gewisse Schwierigkeiten mit den Grundrechenarten.
Und bei denen, die eines haben, bin ich mir nicht sicher, inwiefern sie es wirklich brauchen - oder ob es nicht vielfach eine über lange Zeit und ggf. über Generationen weitergegebene Gewohnheit handelt, die man einfach nicht in Frage stellt. Auch nicht dann, wenn man konservativ überschlagen über 4.000 EUR im Jahr sparen könnte - ausgehend von zwei Elternteilen, die nun eine Jahreskarte benötigen, während die Kinder zwecks Schulweg eh eine haben, und der Nutzung von Carsharing-Angeboten ein paar Mal im Jahr.
Und mir geht dieses Einstellung, man ist nur super wenn man öffentlich unterwegs ist, schon lange gegen den Strich. Hier sind definitiv zu viele Bim Fanatiker die glauben sie wären der Nabel der Welt.
Öffis sind nicht der Nabel der Welt, aber wer gerne wo wohnt, wo die Öffis schlecht sind, wo die Nahversorgung schlecht ist, wo die Siedlungsdichte niedrig ist usw., der soll dann auch nicht darüber meckern, dass Wien nicht noch autogerechter wird!
Und das hat nichts mit Tramfans oder Ferros zu tun, Radfahren und zu Fuß gehen ist ja genauso eine Möglichkeit, die selbstverständlich besser ist als Auto zu fahren!
Danke. Ergänzen möchte ich noch: wenn man sich anschaut, nach den Bedürfnissen welchen Verkehrsträgers >90 % aller Straßen gestaltet sind, sind es weder die Öffis noch der Rad- und Fußverkehr noch andere Nutzungen (Stadtraum ist ja nicht nur Verkehrsraum...), die sich für den Nabel der Welt halten. Man sieht es doch den allermeisten Straßen an: erst mal wurden die Bedürfnisse des MIV bedient, andere Verkehrsträgern und Nutzungen des Stadtraums durften und dürfen sich dann um die Krümel streiten.
Und noch ärger wird es, mit welcher Selbstverständlichkeit vorausgesetzt wird, dass es für immer so bleibt.
Und die vielen Nahversorger zeigst mir über der Donau. Da ist eher alles darauf aufgebaut mit dem Auto in die Einkaufszentren zu kommen.
Und genau das ist ja das Problem einer über Jahrzehnte verfehlten Stadtentwicklungs- und Verkehrspolitik, ganz besonders in Transdanubien. Nun sollte man allerdings daran arbeiten, die zu beheben und vor allem sie bei Neubaugebieten nicht auch noch zu wiederholen, statt gebetsmühlenartig darauf hinzuweisen, dass es ohne Auto nicht geht.
Sprich: man muss dafür Sorge tragen, dass es in Neubaugebieten Nahversorger (und Schulen, Kindergärten und sonstige soziale Infrastruktur) gibt, die fußläufig erreichbar sind - denn aus ökologischer Sicht sind Wege am besten, für die man gar kein Fahrzeug braucht. Und für weitere Wege muss es eben von Anfang an eine gute Öffi- und Radinfrastruktur geben.