Autor Thema: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition  (Gelesen 171702 mal)

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D 3XX

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #480 am: 11. Mai 2021, 18:16:30 »
Um die Südbahn für den Pendlerverkehr attraktiv zu machen, müsste man ab Wiener NEustadt die Schnellzüge und den Güterverkehr auf die Pottendorfer legen.
Das ist ja nach dem Ausbau der Pottendorfer Linie meines Wissens nach ohnehin geplant.
D 3XX

Autobusfan

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #481 am: 11. Mai 2021, 20:58:02 »
Was ist dann aber eigentlich mit den Leuten an der Pottendorfer Linie? Von dort werden ja auch welche nach Wien wollen. Wenn man jetzt den kompletten zwischen Wiener Neustadt und Wien aufenthaltsfreien Verkehr dort drüberleitet, wird es vermutlich bei S60 und REX6 bleiben müssen, oder? Wären bei denen auch Taktverbesserungen möglich/geplant oder bleibt es da dann prinzipiell so, wie es ist?

highspeedtrain

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #482 am: 11. Mai 2021, 22:20:01 »
Was ist dann aber eigentlich mit den Leuten an der Pottendorfer Linie? Von dort werden ja auch welche nach Wien wollen. Wenn man jetzt den kompletten zwischen Wiener Neustadt und Wien aufenthaltsfreien Verkehr dort drüberleitet, wird es vermutlich bei S60 und REX6 bleiben müssen, oder? Wären bei denen auch Taktverbesserungen möglich/geplant oder bleibt es da dann prinzipiell so, wie es ist?

Bei der S60 ist ein Halbstundentakt bis Wampersdorf, in der HVZ auch bis Wr Neustadt geplant. REX nach Deutschkreutz stündlich, in der HVZ halbstündlich. Und - zusätzlich zum FV - zeitweise (bis zu Halbstundentalt) eine schnelle NV-Linie nach Wiener Neustadt, teilweise dann via Semmering Basistunnel nach Mürzzuschlag.

Alles laut Entwurf des Verkehrsdienstevertrags.

hema

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #483 am: 11. Mai 2021, 23:48:54 »
Nun, unter Sima/Nikolai, wurde diese Kühlungsinstallation natürlich nicht mehr aufgebaut  :down:

Dafür ist die Frau H. jetzt weg, das sollte es dir schon wert sein!   >:D
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

moszkva tér

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #484 am: 12. Mai 2021, 06:48:53 »
Nun, unter Sima/Nikolai, wurde diese Kühlungsinstallation natürlich nicht mehr aufgebaut  :down:

Dafür ist die Frau H. jetzt weg, das sollte es dir schon wert sein!   >:D
Ich hab sie nicht so schlecht gefunden, vor allem in Kooperation mit der Grünen BV ist im 2. Bezirk einiges weitergegangen. Leider hat Fr. Lichtenegger nicht ganz verstanden, dass der 2. nicht nur aus dem Karmeliterviertel besteht.

abc

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #485 am: 12. Mai 2021, 07:48:46 »
Was anderes: Letztes Jahr wurde unter Hebein/Lichtenegger am Karmeliterplatz ein angenehmer Wasserspielplatz installiert, der auch sehr gut angenommen wurde. Nun, unter Sima/Nikolai, wurde diese Kühlungsinstallation natürlich nicht mehr aufgebaut  :down:

Dafür gibt es bestimmt wieder Nebelduschen an Hitze-Hotspots wie der Prater Hauptallee.  >:D

Wenn das geschieht, haben die WL ein Problem, die Fahrgäste in Meidling weg zu bringen.

Bis es soweit ist, gibt es ja hoffentlich die U2 zum Matzleinsdorfer Platz. Und ein neuer 8er sowie ein vernünftiger Gürtelradweg (nein, kein Zick-Zack-Radweg, an dem man an mehreren Kreuzungen an zwei bis drei natürlich nicht aufeinander abgestimmten Ampeln mit zehn anderen Radfahrenden auf 5 m² warten muss) könnten die U6 von Kurzstreckenverkehren entlasten und dazu beitragen, dass sie die Hauptaufgabe einer U-Bahn übernehmen kann: große Menschenmengen über lange Distanzen befördern.

***

Im Economist vom 1. Mai, S.64,  gab es übrigens anlässlich des von Joe Biden geplanten Infrastrukturprogramms einen Artikel zu den Auswirkungen eines solchen Ausbaus. Neben volkswirtschaftlichen Auswirkungen und der bei Interessierten nicht unbekannten Erkenntnis, dass neu geschaffene Kapazitäten in the long term wieder gefüllt werden, wurde auf eine mir unbekannte kanadische Untersuchung verwiesen: Nathaniel Baum-Snow von der University of Toronto schlussfolgerte aus seinen Untersuchungen, dass US-amerikanische Städte zwischen 1950 und 1990 wegen des Ausbaus der Interstate Highways um 17 % geschrumpft sind - ohne diesen Ausbau wären die Städte um 8 % gewachsen. (Die Primärquelle des Economists scheint diese zu sein - Download nach Anmeldung.)

Im Grunde also eine weitere Untersuchung, die zeigt: wer ernsthaft meint, durch Schnellstraßen Probleme zu lösen, schadet der Stadt. Er (bzw. ja eher: Sie) fördert nicht nur die Suburbanisierung und den Wegzug von Menschen mit mittleren und hohen Einkommen, er/sie macht auch das Leben in der Stadt schlechter, was wiederum den Wunsch nach der Flucht ins Grüne weiteren Vorschub leistet.

Eins sollte man aber nicht vergessen: Prinzipiell gibt es die Problematik mit induzierten Verkehren natürlich auch für ÖV (verursacht u.a. dadurch, dass eine Beschleunigung des Verkehrs mittelfristig nicht zu kürzeren Reisezeiten, sondern zu längeren Wegen führt). Wichtig ist deshalb, dass die Kapazitäten im Gesamtverkehrssystem (also über alle Verkehrsträger) nicht stärker steigen als die Bevölkerungszahl - der ohne Frage notwendige Ausbau des ÖV muss also im Gegenzug dazu führen, dass Kapazitäten im Straßenverkehr zurückgenommen werden. Ansonsten haben wir am Ende einfach mehr Verkehr, aber sicher nicht weniger Autoverkehr.

Das vor allem bei Sozialdemokraten in Österreich wie in Deutschland beliebte Konzept, einfach beides auszubauen, um ja niemandem weh zu tun, ist grundfalsch und absolut schädlich - für Städte, für die Umwelt, fürs Klima, und wahrscheinlich mittelfristig auch für die Sozialdemokraten selbst: Populismus können FPÖ und "AfD" (und z.T. die ÖVP) viel besser, und Menschen, denen eine evidenzbasierte Politik wichtig ist, gehen dann halt zu Grünen oder Neos (zumal diejenigen, die aus Gewohnheit immer die gleiche Partei ankreuzen, in den nächsten Jahrzehnten aussterben werden). Wer es allen recht machen möchte, macht es niemandem recht.

***

Um die verkehrspolitische Presseschau abzuschließen: in der taz kritisiert ein Potsdamer Verkehrsforscher, dass unsere Sprache in Bezug auf den Verkehr stark aufs Auto zugeschnitten ist. Er schlägt z.B. vor, Parkplätze als Autolagerflächen zu bezeichnen (finde ich gut :) ), und spricht autobezogene Formulierungen in Presse- und Polizeimeldungen zu Unfällen an.

Letzteres fällt mir zumindest in deutschen Medien tatsächlich sehr negativ auf (in Österreich bekomme ich schlicht weniger Unfallmeldungen mit und kann es deshalb nicht beurteilen): bei einem Unfall Auto gegen Fußgänger gibt es zwei verschiedene Formulierungen - war der Autofahrer schuld, hat er den Fußgänger übersehen - rein sprachlich also eine lässliche Sünde begangen, wer von uns hat noch nie was übersehen? War der Fußgänger schuld, ist er ohne auf den Verkehr zu achten auf die Straße getreten, dieser Unhold! Dabei hat in der Realität der schuldige Autofahrer im Regelfall zwei Regelverstöße begangen: er hat nicht nur nicht auf den Verkehr geachtet, er war auch noch mit einer unangemessenen Geschwindigkeit unterwegs. (Zur Erinnerung: "50" heißt nicht, dass man zwischen 50 und 55 km/h fahren darf, sondern dass man maximal 50 fahren darf - wenn es die Situation erfordert, muss man langsamer fahren.)

moszkva tér

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #486 am: 12. Mai 2021, 11:02:32 »
Auch viele Metaphern stammen aus der Autosprache: durchdrehen, heiß laufen, Vollgas geben, mit angezogene Handbremse fahren, einen Gang zurückschalten, auf Sicht fahren (ganz besonders hässlich i.Z.m. Corona), rechts/links überholen (politisch), eine Schikane (direkt aus dem Motorsport übernommen), (ein Projekt) an die Wand fahren, in Deutschland: Unfallflucht (Urlaub direkt nach Projektschluss), Schattenparker als Derogativ ...


Katana

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #487 am: 12. Mai 2021, 21:39:50 »
Auch viele Metaphern stammen aus der Autosprache: durchdrehen, heiß laufen, Vollgas geben, mit angezogene Handbremse fahren, einen Gang zurückschalten, auf Sicht fahren (ganz besonders hässlich i.Z.m. Corona), rechts/links überholen (politisch), eine Schikane (direkt aus dem Motorsport übernommen), (ein Projekt) an die Wand fahren, in Deutschland: Unfallflucht (Urlaub direkt nach Projektschluss), Schattenparker als Derogativ ...
Bei vielen wirst du recht haben, manches kann aber auch aus der Zeit der Kutschen stammen (überholen, an die Wand fahren, mit angezogener Handbremse) und die Schikane stammt lt. Duden aus dem Französischen in der Bedeutung "das Recht verdrehen". Wieso hätte man das Wort für den Motorsport aus dem Nichts erfinden sollen?

moszkva tér

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #488 am: 13. Mai 2021, 07:35:42 »
Auch viele Metaphern stammen aus der Autosprache: durchdrehen, heiß laufen, Vollgas geben, mit angezogene Handbremse fahren, einen Gang zurückschalten, auf Sicht fahren (ganz besonders hässlich i.Z.m. Corona), rechts/links überholen (politisch), eine Schikane (direkt aus dem Motorsport übernommen), (ein Projekt) an die Wand fahren, in Deutschland: Unfallflucht (Urlaub direkt nach Projektschluss), Schattenparker als Derogativ ...
Bei vielen wirst du recht haben, manches kann aber auch aus der Zeit der Kutschen stammen (überholen, an die Wand fahren, mit angezogener Handbremse) und die Schikane stammt lt. Duden aus dem Französischen in der Bedeutung "das Recht verdrehen". Wieso hätte man das Wort für den Motorsport aus dem Nichts erfinden sollen?
Stimmt sicher. Einige Worte können auch multiple Wurzeln haben.

Aber das beste Wort aus der Autosprache: Vorglühen.

Katana

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #489 am: 13. Mai 2021, 07:46:03 »
Vorglühen ist wichtig, sonst gibt es Startprobleme!

D 3XX

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #490 am: 13. Mai 2021, 12:37:43 »
Ich hab immer gesagt: Vorglühen brauch ich nicht, bin ja kein Dieselmotor.  ;D

Es gibt aber auch einige Worte/Redewendungen, die aus der Eisenbahnersprache kommen, z.B. Doppelgleisigkeit (z.b. in der Verwaltung), im Eilzugtempo, etwas auf Schiene bringen, es läuft wie auf Schienen, nur Bahnhof verstehen, mit Volldampf, etc.
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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #491 am: 13. Mai 2021, 12:44:13 »
Ich hab immer gesagt: Vorglühen brauch ich nicht, bin ja kein Dieselmotor.  ;D

Unsere südschwedischen Nachbarn bezeichnen ein Gemisch aus Bier und Cola* als Diesel.
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

D 3XX

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #492 am: 13. Mai 2021, 12:48:15 »
Aha, noch nie davon gehört. Wieder was gelernt.
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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #493 am: 13. Mai 2021, 13:34:04 »
Aha, noch nie davon gehört. Wieder was gelernt.

Ist sicher kein kultureller Verlust, das nicht zu kennen.
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

diogenes

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Re: Verkehrspolitik der Rot-Pinken Koalition
« Antwort #494 am: 13. Mai 2021, 16:09:49 »
Bier mischt sich selten gut mit anderen Getränken.
Ceterum censeo in Vindobona ferrivias stratarias ampliores esse.
Oh 8er, mein 8er!