Ich werde ihn bei Gelegenheit einscannen und die Details posten, aber nur so viel: mir ist letztens ein Artikel von 1998 in die Finger geraten. Inhalt: ein Tramwayfahrer, der von Jugendlichen im Dienst schwerst verletzt wurde, arbeitet wieder. Das ist also nichts neues, es wird nur momentan massiv hochgespielt.
Der Fahrer eines E1 der Linie 18 am Margaretengürtel wurde damals von 3 Jugendlichen angegriffen, nachdem er diese wegen des Ziehens der Notbremse zur Rede gestellt hatte. Einer der Jugendlichen (die anderen waren mehr oder weniger nur verbal beteiligt) zog ein Messer; der Fahrer trug eine Stichverletzung am Bauch und Arm davon.
Das Beispiel ist insoferne ein sehr gutes für die derzeitige Diskussion, und zwar aus folgenden Gründen:
- Dies ist der schwerste Vorfall, der mir bekannt ist. Er ist jetzt schon 16 Jahre her.
- Die Jugendlichen wurden sehr schnell gefasst, auch weil sich einer der Beteiligten stellte, um nicht selbst als Gewaltttäter zu gelten. Ganz ohne Videoüberwachung und sonstigen Sch..ß.
Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass wieder mal politische Kräfte eine angebliche "Häufung" herbei reden, um ihre Interessen durchzusetzen. Das gab's ja schon mehrmals, ich nenne nur zwei Beispiele:
- Die Berichterstattung über die ständigen bösen Unfälle beim Ein- und Aussteigen, um endlich neue Türfühlerkanten und Spiegel zu bekommen. (Die Unfälle sind keineswegs statistisch signifikant weniger geworden.)
- Die Berichterstattung über Selbstmordfußgänger und Kamikazeradfahrer, um endlich den 13A aus der Mariahilfer Straße weg zu bekommen.
(Ein Musterbeispiel war ja auch, die Mariahilfer Straße den Grünen zuzuschanzen, obwohl die fix fertigen Pläne dafür seit über 10 Jahren in der Bügermeisterschublade lagen.)
Tja, was wird jetzt passieren? Wir dürfen uns alle videoüberwachen lassen, die Fahrer kriegen Alibipiepserln (auf die keine Sau reagieren wird; oder wer macht schon was, wenn's d' das Notsignal einschaltest?), und das wird gar nichts bringen, außer dass die Berichterstattung beendet ist. Und zahlen tut's eh der Steuerzahler, und es ist gut für die Wirtschaft ("Sicherheitsausrüster") und die Politik (Kampf gegen den bösen Terrorismus und die bösen Ostkriminaltouristen und der Betriebsrat kann sich den "großen Erfolg" auf die Fahnen heften).
Bei der geworfenen Bierdose hätten übrigens 1998 die Fahrer höchstens gelacht. Jetzt gilt das plötzlich als "schwerer Übergriff"...