Sehr gut, jetzt geht es den Auto-Rowdys endlich an den Kragen!
Letztes Update am 09.10.2014, 06:00
Polizei zeigt Rotfahrern die Rote Karte
Tausende fahren bei Rot in Kreuzungen ein und behindern den Querverkehr. Der Polizeichef reagiert.
Chefinspektor Johann Preisinger zeigte Mittwochfrüh in der Hauptverkehrsspitze Mut und Entschlossenheit. Er stemmte sich – ausgerüstet mit Warnweste und Signalstab – gegen die Verkehrslawine am inneren Währinger Gürtel. Sein Auftrag: Freihaltung der Kreuzungsbereiche auf der Wiener Hauptverkehrsader. Auch wenn die Ampeln für den Verkehr auf Grün standen, musste er die Autos mit gewagten Sprüngen auf die vierspurige Fahrbahn stoppen. Ein gefährlicher Job. Denn Hunderte Lenker hatten nur die grüne, grün blinkende, gelbe oder rote Ampel im Blick und fuhren nicht selten gefährlich knapp an dem Beamten vorbei.
"Sinn und Zweck ist es, Lenker nicht mehr ins Kreuzungsplateau einfahren zu lassen, wenn offensichtlich ist, dass sie durch Auffahren auf die vor ihnen stehende Kolonne den Querverkehr blockieren. Die Lenker haben dann zu stoppen, auch wenn sie grün haben", erklärt Preisingers Kollege, Chefinspektor Rainer Bernhard die Aktion.
Tausende Anzeigen Unterstützt von der Verkehrsabteilung versuchen Bezirkspolizisten auf fünf Kreuzungen des Inneren Gürtels die Undiszipliniertheit der Autofahrer in den Griff zu bekommen. "Ignoranten und völlig Unbelehrbare werden angezeigt", bestätigt Bernhard. Und das sind nicht wenige. Alleine am Montag kassierten in nur sechs Stunden 144 Lenker Anzeigen; viele davon waren Rotlicht-Fahrer. Die Aktion läuft seit 17. September. Für Tausende Lenker hagelt es seither empfindliche Strafen – darunter auch viele Wien-Pendler: Lenker aus den Bundesländern ignorieren im Stau besonders gerne Ampelschaltungen.
Auslöser für die Aktion ist Wiens nervigste Baustelle, die Gürtelbrücke. Während der Hauptverkehrszeiten sorgt die Staufalle für kilometerlange Kfz-Kolonnen in den Gürtel hinein und somit für nervöse bis wahnwitzige Reaktionen der Lenker.
Präsidenten-Befehl
Wiens Polizei-Präsident Gerhard Pürstl gilt als Architekt der neuen Kreuzungs-Überwachung: "Ich habe die Aktion persönlich angeordnet, denn das rücksichtslose Verstellen der Kreuzungsbereiche ärgert Tausende Lenker." Ursprünglich war die Aktion bis 31. Oktober angesetzt. Doch Pürstl denkt über eine Ausdehnung nach: "Es gibt in der Stadt noch viele andere exponierte Kreuzungen. Die Landesverkehrsabteilung wird sich darum kümmern."
Die Autofahrerclubs stehen der Aktion positiv gegenüber. ÖAMTC-Jurist Martin Hoffer stellt jedoch ein altbekanntes Problem zur Diskussion: "Wenn man den Fließverkehr beschleunigen will, dann muss auch der Umstand berücksichtigt werden, dass Öffis so gut wie immer Vorrang haben. Auch bei Ampelschaltungen." So springt etwa auf der Kreuzung Währinger Straße/Gürtel die Ampel auf Grün, wenn eine Tramway den Gürtel queren will. Hoffer konkret: "Dieses Tabu muss infrage gestellt werden. Jede Maßnahme, die den Verkehrsfluss optimiert, ist zu begrüßen."
Video-Überwachung
Der Verkehrsexperte forderte weiters eine Videoüberwachung von Wiens Problem-Kreuzungen: "Auch als Unterstützung der Beamten. Denn Rotfahrer neigen dazu, ihre Vergehen abzustreiten. Einsprüche und Verzögerungen der Verfahren sind die logische Folge."
Parallel dazu sind die Experten der Verkehrsleitzentrale gefordert. Denn die angekündigte Grüne Welle auf Wiens Hauptverkehrsadern lässt auf sich warten.