Autor Thema: Linie 1  (Gelesen 91314 mal)

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N1

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Linie 1
« am: 01. Februar 2011, 03:35:14 »
Während in anderen Städten dem Liniensignal "1" oft die Ehre zukommt, die ältesten oder bedeutendsten Straßenbahnlinien zu bezeichnen, so führte es in Wien lange Zeit ein Schattendasein. Erst mit dem Bestreben, die Gruppe der Buchstabenlinien abzuschaffen (was bekanntermaßen trotz zwei Anläufen nur teilweise geglückt ist), setzte sich das Signal in Wien durch.

Insgesamt existierten vier Linien mit dieser Bezeichnung, die mit der Ausnahme, dass alle die Ringstraße vollständig oder auf Teilabschnitten befuhren, kaum etwas gemeinsam hatten:

  • 1910-1928: Schottentor - Zentralfriedhof
    Der erste 1er war nur im Rahmen des Allerheiligenverkehrs und von 1914 bis 1923 zusätzlich an schönen Sonntagen unterwegs.
  • 1981-1986: Stadlauer Brücke - Ring-Kai (Uhrzeigersinn) - Stadlauer Brücke
    Nach der Einstellung der Strecke in der Praterstraße feierte das Signal 1 nach 53-jähriger Pause ein Comeback. Gemeinsam mit der zweiten neuen Ring-Rund-Linie 2 war diesem 1er kein großer Erfolg beschieden und die Dauer der Existenz folglich kurz.
  • 1986-2008: Ring-Kai (Uhrzeigersinn)
    1986 wurde die Linie 1 geteilt, wobei der Radialast das Signal 21 erhielt. Der 1er befuhr nur mehr den verbleibenden Rundkurs.
  • seit 2008: Stefan-Fadinger-Platz - Prater Hauptallee
    2008 fand das Ringelspiel ein Ende. Aus der Linie 65 und dem Südast der Linie N entstand mittels Verbindung über Ring und Kai eine neue Durchgangslinie - die mittlerweile vierte Linie 1.
Hier eine Kurzstreckentafel des dritten 1ers:
"Der Raum, wo das stattfand, ist ziemlich groß."
Hans Rauscher

moszkva tér

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Re: Linie 1
« Antwort #1 am: 01. Februar 2011, 06:34:07 »
  • 1981-1986: Stadlauer Brücke - Ring-Kai (Uhrzeigersinn) - Stadlauer Brücke
    ...
    Gemeinsam mit der zweiten neuen Ring-Rund-Linie 2 war diesem 1er kein großer Erfolg beschieden und die Dauer der Existenz folglich kurz.
Warum war dieser 1er kein großer Erfolg? War er doch nur eine Modifizierung der Linie A, mit Routenführung über Heine-Taborstraße statt Praterstraße. Lag es am fehlenden Zwilling (Ak) oder fuhren die A/Ak/B/Bk schon vorher am Bedarf vorbei?
Und warum hat man, nachdem klar war, dass der 1er nichts taugt, ihn noch unattraktiver gemacht?

luki32

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Re: Linie 1
« Antwort #2 am: 01. Februar 2011, 07:21:47 »
Warum war dieser 1er kein großer Erfolg? War er doch nur eine Modifizierung der Linie A, mit Routenführung über Heine-Taborstraße statt Praterstraße. Lag es am fehlenden Zwilling (Ak) oder fuhren die A/Ak/B/Bk schon vorher am Bedarf vorbei?
Und warum hat man, nachdem klar war, dass der 1er nichts taugt, ihn noch unattraktiver gemacht?

Ganz einfach, dieser 1er und 2er störten und wurden durch den den MIV gestört (Ringquerung, was aber beim 1er zum 21er keinen Unterschied machte, beim 2er und 43er genau so), daher die Aufteilung, das wurde noch als große Verbesserung gefeiert.
Der Herr Ex-Landtagspräsident und graue Eminenz von Simmering ist heute noch böse, daß "sein" Ringelspiel abgeschafft wurde, und torpdiert deswegen über den Herrn GR Troch den 4er.

mfG
Luki
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moszkva tér

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Re: Linie 1
« Antwort #3 am: 01. Februar 2011, 07:26:34 »
Warum war dieser 1er kein großer Erfolg?

Ganz einfach, dieser 1er und 2er störten und wurden durch den den MIV gestört (Ringquerung, was aber beim 1er zum 21er keinen Unterschied machte, beim 2er und 43er genau so), daher die Aufteilung, das wurde noch als große Verbesserung gefeiert.

D.h. die Erfolglosigkeit lag nicht in bei der mangelnden Fahrgastakzeptanz, sondern in der "Inkompatiblität" zum MIV?

W_E_St

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Re: Linie 1
« Antwort #4 am: 01. Februar 2011, 10:10:53 »
Als ein Problem wird schon die Verschiebung des Bruchpunkts von der Urania zum Schwedenplatz bzw. Schottentor kolportiert. Das schaut bei den aktuellen Linien 1 und 2 besser aus, aber genausowenig ideal. Ob es bei der Urania ideal war/wäre kann ich nicht wirklich beurteilen, aber zumindest wär es im Gegensatz zu heute und 78-86 nur ein Bruchpunkt, der Rest des Rings wäre umsteigfrei befahrbahr.
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

13er

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Re: Linie 1
« Antwort #5 am: 01. Februar 2011, 10:20:21 »
Ich habe die Geschichte so gehört, dass die langen Linien damals zu anfällig gewesen sein sollen (Fahrtbehinderungen, damit verbundene lange und unregelmäßige Intervalle, etc.) und es als Frotzelei gesehen wurde, vom 1er in den 1er bzw. vom 2er in den 2er umzusteigen, wenn man die Abbiegepunkte überfahren wollte (z.B. von der Börse zur Oper mit dem 2er). Aber anstatt weitere Ringlinien einzurichten (geplant wäre ja auch noch ein 3er aus der Mariahilfer Straße ring-rund gewesen), hat man wie für Wien üblich die politisch einfachste Lösung gewählt.
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

Linie 41

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Re: Linie 1
« Antwort #6 am: 01. Februar 2011, 10:58:36 »
und es als Frotzelei gesehen wurde, vom 1er in den 1er bzw. vom 2er in den 2er umzusteigen, wenn man die Abbiegepunkte überfahren wollte (z.B. von der Börse zur Oper mit dem 2er).
Naja, das läßt auf ein Fehlen der Zwillingslinie schließen. Wobei natürlich der Ersatz vieler Ringlinien mit vielen Abzweigpunkten durch 2 Flaschenhalslinien der Logik nach nicht wirklich funktionieren kann. Insofern ist die Rückkehr zu "echten" Durchgangslinien wirklich ein Fortschritt.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

Ferry

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Re: Linie 1
« Antwort #7 am: 01. Februar 2011, 13:10:14 »
Ich habe die Geschichte so gehört, dass die langen Linien damals zu anfällig gewesen sein sollen (Fahrtbehinderungen, damit verbundene lange und unregelmäßige Intervalle, etc.)
Das habe ich auch gehört. Damals gab es auch für kurze Zeit die Idee, den 1er bis Praterstern und den 2er bis Wattgasse zu kürzen und ergänzend dazu die Line 21 ein- und die Linie 43 wiedereinzuführen, wodurch die Linienlänge etwas gekürzt worden wäre.
Zitat
und es als Frotzelei gesehen wurde, vom 1er in den 1er bzw. vom 2er in den 2er umzusteigen, wenn man die Abbiegepunkte überfahren wollte (z.B. von der Börse zur Oper mit dem 2er).
Und das war der Grund, warum es dann letztlich doch nicht dazu gekommen ist, sondern das Ringelspiel eingeführt wurde.
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")

hema

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Re: Linie 1
« Antwort #8 am: 01. Februar 2011, 14:55:14 »

D.h. die Erfolglosigkeit lag nicht in bei der mangelnden Fahrgastakzeptanz, sondern in der "Inkompatiblität" zum MIV?
Die Hauptursache der Erfolglosigkeit war rein "gewerkschaftlicher Natur", lange Linien akzeptierte man einfach nicht. Drum ist es zum 3er und 4er (52 und 58 plus Ringrunde) gar nicht erst gekommen. Allerdings waren diese Linien mit der großen Schleife rund um die Stadt wirklich nicht das Gelbe vom Ei. Und gegen echte Durchgangslinien hatte man bekanntlich halt was (natürlich auch die Gewerkschaft*, wegen deren Länge)!

Auch heute wird gegen 1er und 2er (eigentlich gegen alles, was länger als etwa sechs Kilometer bzw. eine halbe Stunde Fahrzeit ist) opponiert, vorwiegend allerdings von (sowieso) ungehörten Minderheitenfraktionen.  8)



*) Ich kenne noch die alten Erzählungen, wie man gegen den L-Wagen Sturm gelaufen ist, bis er endlich erfolgreich zur Strecke gebracht wurde!  :D
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

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Re: Linie 1
« Antwort #9 am: 02. Februar 2011, 08:45:40 »
Auch heute wird gegen 1er und 2er (eigentlich gegen alles, was länger als etwa sechs Kilometer bzw. eine halbe Stunde Fahrzeit ist) opponiert, vorwiegend allerdings von (sowieso) ungehörten Minderheitenfraktionen.  8)
Die jahrzehntelang währende Eigendefinition, dass lange Linien störungsanfällig zu sein haben, wird man eben nicht von heute auf morgen los. Im Gegenteil - mit dem Zentralexpedit kann man sogar aktiv dazu beitragen, dieser Definition nach so langer Zeit ein Stück Wahrheit einzuhauchen.
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

moszkva tér

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Re: Linie 1
« Antwort #10 am: 02. Februar 2011, 08:53:59 »
Zitat
und es als Frotzelei gesehen wurde, vom 1er in den 1er bzw. vom 2er in den 2er umzusteigen, wenn man die Abbiegepunkte überfahren wollte (z.B. von der Börse zur Oper mit dem 2er).
Und das war der Grund, warum es dann letztlich doch nicht dazu gekommen ist, sondern das Ringelspiel eingeführt wurde.
Allerdings war das bei A/Ak/B/Bk genauso. Wer vom Schwedenplatz zum Stubentor wollte, musste bei der Urania umsteigen, wollte er nicht die große Runde fahren.

Linie 41

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Re: Linie 1
« Antwort #11 am: 02. Februar 2011, 11:07:56 »
Es gab ja noch andere Linien!
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

luki32

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Re: Linie 1
« Antwort #12 am: 02. Februar 2011, 11:27:48 »
Es gab ja noch andere Linien!

Und welche andere Linien fuhren zu Zeiten vom Linienbündel A/B Deiner Meinung nach direkt vom Schwedenplatz im Uhrzeigersinn zum Dr. Karl Lueger Platz?

mfG
Luki
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Re: Linie 1
« Antwort #13 am: 02. Februar 2011, 12:27:08 »
Natürlich gab es seit 1945 keine Linie, die planmäßig vom Stubenring in den Kai oder umgekehrt fuhr. Nach meinen Beobachtungen gab es dafür aber auch keinen Bedarf, da ich niemals Fahrgäste beim Umsteigen vom Ring- in einen Kai-Wagen oder umgekehrt am damaligen Aspernplatz beobachten konnte.

Linie 41

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Re: Linie 1
« Antwort #14 am: 02. Februar 2011, 12:36:05 »
Stimmt, ich habe übersehen, daß TK und O nicht über den Ring fuhren.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.