Autor Thema: Straßenbahn St. Pölten  (Gelesen 110196 mal)

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coolharry

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Re: Straßenbahn St. Pölten
« Antwort #180 am: 21. Dezember 2022, 15:15:59 »
Natürlich muss ein EBus seinen Akku ständig mitschleppen, aber für den OBus Betrieb benötige ich auch Einspeisestationen, Trafohäuser, etc. Bei Umleitungen nur Probleme. Ein OBus-Netz neu aufbauen wäre ein finanzielles Fiasko.

Trafos braucht man auch bei Akkubussen. Und das sogar mit mehr Leistung als bei O-Bussen. Stichwort Ladezeit.
Grundsätzlich sind Akkubusse die flexibleren Busse. Heute von Null weg ein O-Bussystem bauen, macht auch kaum Sinn. Akkufahrzeuge sind weit besser als früher. Ein finanzielles Fiasko ist es nur, wenn man es nach wenigen Jahren wieder wegwirft. Jedes Invest muss einfach lang genug genutzt werden, dann ist es auch kein Fiasko. Sonst wäre jede Tram ein Fiasko, sind deren Errichtungskosten doch um ein vielfaches höher.
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

T1

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Re: Straßenbahn St. Pölten
« Antwort #181 am: 21. Dezember 2022, 16:01:23 »
Verglichen zu Obussen schon, weil es mehr Anbieter gibt. Was noch dazukommt, bei E-Bussen brauche ich keine Oberleitung bauen, allein was eine O-Bus Weiche kostet...

Natürlich muss ein EBus seinen Akku ständig mitschleppen, aber für den OBus Betrieb benötige ich auch Einspeisestationen, Trafohäuser, etc. Bei Umleitungen nur Probleme. Ein OBus-Netz neu aufbauen wäre ein finanzielles Fiasko.
Umleitungen kann ein moderner O-Bus mit seinem Akku (der deutlich kleiner sein kann als beim E-Bus) heutzutage problemlos umfahren. Und das ein E-Bus billiger als ein O-Bus ist, ist mir auch neu.

Den Kostenvergleich der Infrastruktur würde mich interessieren, so eine eindeutige Aussage (extrem teuer) wie von dir habe ich (für städtische Gebiete) noch nie gehört. Und gerade die Möglichkeit, Teile ohne Oberleitung fahren zu können, macht den O-Bus heutzutage richtig attraktiv, da bei einem verzweigten Netz nur die gemeinsam befahrenen Straßen elektrifiziert werden müssen. Probleme wie Ladezeiten oder Reichweiten gibt es im Gegensatz zum E-Bus nicht, auch Gewicht und Akkuabnutzung sind weit kleinere Probleme als beim E-Bus.

38ger

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Re: Straßenbahn St. Pölten
« Antwort #182 am: 21. Dezember 2022, 21:05:45 »
Wenn E-Busse langfristig günstiger wären als O-Busse wären, warum sollten konventionelle Straßenbahnen dann günstiger sein als Straßenbahnen mit Batterieantrieb?
Die Anschaffungskosten für e-Busse werden perspektivisch natürlich sinken, die Anschaffungskosten für O-Busse eher nicht, dennoch sind die Anschaffungskosten derzeit doch nach wie vor zu Gunsten der O-Busse. Die Betriebskosten sollten doch auch deutlich günstiger sein beim Oberleitungsbetrieb. Wäre jedenfalls meine Einschätzung, warum sonst will man in Linz zwei neue Linien bauen und warum sonst plant man sie Wiedereinführung des O-Busses in Innsbruck?  ???

fr3

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Re: Straßenbahn St. Pölten
« Antwort #183 am: 21. Dezember 2022, 21:20:15 »
Ich denke, die Systeme lassen sich nur bedingt vergleichen. E-Gelenkbusse gibt es noch kaum. E-Busse sind grundsätzlich schwerer als O-Busse, was wiederum die Abnützung der Straße beschleunigt.
Umgekehrt zählt sich der Obus wahrscheinlich nur dann aus, wenn mit dichten Intervallen und Gelenkbussen gefahren wird. Ob diese Voraussetzungen für St. Pölten gegeben sind, kann ich nicht beurteilen. Gibt es irgendwo Einblick in die Studie?

tramway.at

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Re: Straßenbahn St. Pölten
« Antwort #184 am: 21. Dezember 2022, 21:58:27 »
Es gab gerade einen sehr interessanten Vortrag von Günter Mackinger im Zuge einer Ringvorlesung auf der TU. Ist zwar lang, zahlt sich aber aus:

https://oc-presentation.ltcc.tuwien.ac.at/paella/ui/watch.html?id=ed877136-9fae-4f20-9074-025205c140b8

Er ist natürlich Trolleypapst, manches mag etwas in diese Richtung gefärbt sein, aber basically kann ich ihm nur beipflichten. Große Batteriebusse und die Wasserstofftechnologie erscheinen mir als Irrwege.
Harald A. Jahn, www.tramway.at

Ferry

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Re: Straßenbahn St. Pölten
« Antwort #185 am: 22. Dezember 2022, 07:44:24 »
Wäre jedenfalls meine Einschätzung, warum sonst will man in Linz zwei neue Linien bauen und warum sonst plant man sie Wiedereinführung des O-Busses in Innsbruck?  ???

Ach? Innsbruck plant die Wiedereinführung des O-Bus-Betriebs? Wo hast du das her?
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")

coolharry

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Re: Straßenbahn St. Pölten
« Antwort #186 am: 22. Dezember 2022, 08:43:36 »
Große Batteriebusse und die Wasserstofftechnologie erscheinen mir als Irrwege.

Irrwege sind sie nur, wenn man meint eines davon sei der Heilsbringer. Man muß viel mehr auf den Einsatzzweck achten. So kann für einen Überlandbus Wasserstoff passender sein als eine Batterie. So kann für einen Schienenersatzverkehr ein Batteriebus besser sein als ein O-Bus und so kann bei voraussichtlich geringerem Fahrgastaufkommen ein O-Bus besser sein als eine Tram und eine Tram besser sein als eine U-Bahn, wenn sich das Fahrgastaufkommen nicht soweit steigert, dass es gerechtfertigt wäre.
Ein Irrweg ist nur zu glauben mit einer Art die Eierlegendewollmilchsau erschaffen zu haben. Aber genau darin liegt die Crux an dem ganzen. Wenn man mehrere Technologien braucht, braucht man auch für jede ihre speziellen Einrichtungen.
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Straßenbahn Graz

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Re: Straßenbahn St. Pölten
« Antwort #187 am: 22. Dezember 2022, 09:53:00 »

Bhf_Breitensee

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Re: Straßenbahn St. Pölten
« Antwort #188 am: 22. Dezember 2022, 11:08:05 »
Wenn sich in Linz und Salzburg und einst auch in Kapfenberg und Innsbruck O-Busse bewährt haben, warum nicht auch in St. Pölten.? Der Bgm betonte ja, dass der S-Bahn Ausbau Nord-Süd nicht so schnell kommt, aber der O-Bus in 2 Jahre umgesetzt werden kann. Noch dazu wurden die neuen Lichtmasten so dimensioniert, dass sie auch die Oberleitung tragen können.

Bus

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Re: Straßenbahn St. Pölten
« Antwort #189 am: 22. Dezember 2022, 11:30:25 »
Wenn sich in Linz und Salzburg und einst auch in Kapfenberg und Innsbruck O-Busse bewährt haben, warum nicht auch in St. Pölten.? Der Bgm betonte ja, dass der S-Bahn Ausbau Nord-Süd nicht so schnell kommt, aber der O-Bus in 2 Jahre umgesetzt werden kann. Noch dazu wurden die neuen Lichtmasten so dimensioniert, dass sie auch die Oberleitung tragen können.

Nur was soll der Vorteil eines OBusses sein gegenüber einem Gelenkbus mit welchem Antrieb auch immer. Da wäre dann eine Straßenbahn wohl besser.

Kurzzug

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Re: Straßenbahn St. Pölten
« Antwort #190 am: 22. Dezember 2022, 12:01:29 »
Im Endeffekt ist die Entscheidung nicht O-Bus ja/nein, sondern wie viel Oberleitung. Dieselbusse wird man bis 2040 aufgeben müssen, H2 ist innerstädtisch wenig sinnvoll, man muss sich also ein sinnvolles Verhältnis von Batterie zu Oberleitung überlegen. Das Minimum an Oberleitung ist die Aufladestation an den Linienenden, das ist aber gerade für St. Pölten mit den vielen Durchbindungen (ergibt sehr lange Linienläufe für so eine Stadt) und Endstationen am Stadtrand eher ungünstig. Gleichzeitig ist eben wegen diesen Streckenführungen am Stadtrand eine durchgehende Oberleitung unrealistisch.

Wenn man jetzt anfängt, die wichtigen Korridore zu elektrifizieren, wird man schon einige Linien mit relativ kleinen Batterien fahren können, die Linie 12 sogar im reinen Oberleitungsbetrieb. Durch die Senkung der variablen Betriebskosten durch Oberleitungsbetrieb hat man außerdem die Möglichkeit mit weniger Aufwand guten Wochenendverkehr anzubieten.

Zuletzt: O-Bus-Weichen muss man wahrscheinlich kaum einbauen, da ja Batteriebetrieb möglich ist. Um einige am Hbf wird man nicht herumkommen, hier ist auch einiges Sparpotential gegenüber den Errichtungskosten für herkömmliche reine Oberleitungsbusse.

Wenn sich in Linz und Salzburg und einst auch in Kapfenberg und Innsbruck O-Busse bewährt haben, warum nicht auch in St. Pölten.? Der Bgm betonte ja, dass der S-Bahn Ausbau Nord-Süd nicht so schnell kommt, aber der O-Bus in 2 Jahre umgesetzt werden kann. Noch dazu wurden die neuen Lichtmasten so dimensioniert, dass sie auch die Oberleitung tragen können.

Man muss das Ganze ohnehin unabhängig von der S-Bahn sehen. Die wird gewisse Teile von St. Pölten nie erschließen.

Nur was soll der Vorteil eines OBusses sein gegenüber einem Gelenkbus mit welchem Antrieb auch immer. Da wäre dann eine Straßenbahn wohl besser.

Für die Straßenbahn musst du die Gleise bis zur Endstation legen. Das ist bei Akku-O-Bussen nicht nötig.

38ger

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Re: Straßenbahn St. Pölten
« Antwort #191 am: 22. Dezember 2022, 12:46:45 »
Wäre jedenfalls meine Einschätzung, warum sonst will man in Linz zwei neue Linien bauen und warum sonst plant man sie Wiedereinführung des O-Busses in Innsbruck?  ???

Ach? Innsbruck plant die Wiedereinführung des O-Bus-Betriebs? Wo hast du das her?

Fix beschlossen oder in Umsetzung dürfte es noch nicht sein, aber wie der User Straßenbahn Graz schon verlinkt hat wurde immerhin auch ein O-Bus zu Testzwecken ausgeborgt.

http://www.strassenbahn.tk/inntram/news_348.html#2

Vom 15.7.2021 gibt's auch einen Artikel dazu auf strassenbahn.tk, schaff's leider nicht ihn zu verlinken, aber wer such, der findet...

Bhf_Breitensee

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Re: Straßenbahn St. Pölten
« Antwort #192 am: 28. Dezember 2022, 22:33:36 »
Hybridbusse und Wasserstoffbusse haben gem Mackinger-Vortrag schlechtere Wirkungsgrade und eine geringere Nachhaltigkeit. Daher erscheint der O-Bus nachhaltiger.

haidi

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Re: Straßenbahn St. Pölten
« Antwort #193 am: 29. Dezember 2022, 00:54:22 »
Abgesehen davon wird der Wasserstoff hauptsächlich aus Erdöl oder Erdgas erzeugt.
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

coolharry

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Re: Straßenbahn St. Pölten
« Antwort #194 am: 29. Dezember 2022, 06:58:16 »
Abgesehen davon wird der Wasserstoff hauptsächlich aus Erdöl oder Erdgas erzeugt.

Ja derzeit. Weil der Ausbeutegrad besser ist. Sprich man braucht weniger Strom um mehr Wasserstoff zu erzeugen als bei der Elektrolyse aus Wasser.

C4H8 ergibt halt 4x CO2 und 4xH2
2x H2O ergibt halt nur 2x H2 und ein O2

Das sollte siche, wenn man es irgendwann wirklich schafft zu viel Strom aus erneuerbarem zu erzeugen, ändern. Da man aber dafür bis jetzt einfach zu blöd ist, niemand das Risiko eingehen will in Wüstenstaaten Megaphotovoltaik zu finanzieren, wirds das so bald nicht spielen. Letztere werden, solange sie noch Öl haben auch dieses verkaufen.
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