Autor Thema: [PM] Risikofaktoren für U-Bahn-Suizide  (Gelesen 7779 mal)

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[PM] Risikofaktoren für U-Bahn-Suizide
« am: 14. Februar 2012, 21:09:34 »
Analyse von Selbstmorden
Risikofaktoren für U-Bahn-Suizide
14. Februar 2012 11:49

Eine neue Studie untersucht Selbsttötungen und Suizidversuche in der Wiener U-Bahn - Die Zurückhaltung der Medien ist am Wichtigsten

Wien - U-Bahnstrecken, wo in Wien die alten "Silberpfeile" verkehren, Stationen mit hoher Passagierfrequenz und an Lokalitäten, in deren Nähe sich Drogenkranke treffen, sind tendenziell häufiger Schauplatz von Suiziden beziehungsweise Suizidversuchen als andere Stellen im Wiener U-Bahnnetz.

Dies haben Thomas Niederkrotenthaler vom Zentrum für Public Health/MedUni Wien und seine Co-Autoren herausgefunden. In der Studie wurden 185 Selbstmorde und 107 Versuche analysiert. In der Prävention am wichtigsten scheint aber Zurückhaltung der Medien in der Berichterstattung zu sein.

Doppelt so viele Tote durch Suizid wie im Straßenverkehr


Die Studie wurde vor kurzem im "Journal of Urban Health", dem Bulletin der New York Academy of Medicine, veröffentlicht. Die Fachleute untersuchten suizidale Ereignisse im Wiener U-Bahnnetz zwischen 1979 und 2009. Es waren insgesamt 292.

Der Anteil dieser Fälle an den Suiziden in Wien ist gering. Im Beobachtungszeitraum wurden in der Bundeshauptstadt 10.319 Selbsttötungen registriert. Die Versuche lassen sich in einem so großen Kollektiv wie in der Wiener Bevölkerung nicht genau quantifizieren. Doch jede wirksame Suizidprävention sollte in Österreich hohe Priorität genießen: Trotz seit Jahren fallender Zahlen sterben in der Alpenrepublik pro Jahr noch immer doppelt so viele Menschen durch Selbsttötung wie im Straßenverkehr.

Weniger Suizide in unterirdischen U-Bahn-Stationen

Die größte Variabilität gab es offenbar bei den auf der jeweiligen Strecke verwendeten U-Bahngarnituren. Bei den stärkeren und potenziell schnelleren alten "Silberpfeilen" (bis zu 80 Stundenkilometer schnell) wurden 76,2 Prozent der Fälle registriert, bei Straßenbahn-ähnlichen Garnituren 23,8 Prozent. Auch nach Korrektur für verschiedene Begleitumstände war die Differenz statistisch signifikant.

Eine Tendenz zu weniger Suiziden bzw. Suizidversuchen wurde bei U-Bahnstationen registriert, die unterirdisch liegen. Eventuell weil diese besser kontrolliert werden können. Das war aber in der Endauswertung statistisch nicht signifikant. Das gleiche galt für die Nähe einer Haltestelle zu Treffpunkten von Drogenabhängigen. Allerdings dürften tendenziell mehr Suizidversuche mit solchen Lokalitäten in Verbindung zu bringen sein, ebenso könnten stark frequentierte U-Bahnstationen eher betroffen sein.

Warum die "Silberpfeile" häufiger betroffen sind, was Suizide bzw. Suizidversuche angeht, ist nicht ganz klar. An der Stromversorgung dieses Typs liegt es nicht. Wie der Erstautor der Studie betonte, wurde bei den Wiener Linien auch darauf hingewiesen, dass ein Geschwindigkeit beim Einfahren von U-Bahngarnituren in Stationen jeweils gleich sei.

Zurückhaltende Medienberichterstattung

Basierend auf den Studienergebnissen erscheinen insbesondere Stationen mit hoher Passagierfrequenz und jene, wo sich Drogenkranke aufhalten, als wichtige Ziele für Prävention.

Einen deutlichen und nachhaltigen präventiven Effekt, der damals auch in der medizinischen Fachzeitschrift "New England Journal of Medicine" publiziert wurde, hatte vor fast 25 Jahren der Aufruf von Wiener Experten an die Medien, mit der Berichterstattung über Selbsttötungen in der U-Bahn am besten aufzuhören: Die Zahl der Suizide sank daraufhin um 80 Prozent und blieb seither niedrig.

Mitte Dezember vergangenen Jahres organisierten die Wiener Linien gemeinsam mit dem Wiener Kriseninterventionszentrum und dem Presserat eine Diskussionsveranstaltung zum Thema Medienberichterstattung und Suizide.

Dabei wurde auch mit Hinblick auf negative Beispiele aus Deutschland erneut darauf hingewiesen, dass eine reißerische Berichterstattung leicht einen "Werther"-Nachahmeeffekt auslösen kann. Bei prominenten Suizidopfern ließe sich zwar eine Berichterstattung nicht vermeiden, doch sollte auch in diesen Fällen vorsichtig und sensibel vorgegangen werden. (APA)


Q: http://derstandard.at/1328507693724
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Re: [PM] Risikofaktoren für U-Bahn-Suizide
« Antwort #1 am: 14. Februar 2012, 21:23:17 »
Zitat
Warum die "Silberpfeile" häufiger betroffen sind, was Suizide bzw. Suizidversuche angeht, ist nicht ganz klar. An der Stromversorgung dieses Typs liegt es nicht. Wie der Erstautor der Studie betonte, wurde bei den Wiener Linien auch darauf hingewiesen, dass ein Geschwindigkeit beim Einfahren von U-Bahngarnituren in Stationen jeweils gleich sei.
Vermutung: Die Höhe des Bahnsteiges.

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Re: [PM] Risikofaktoren für U-Bahn-Suizide
« Antwort #2 am: 14. Februar 2012, 21:29:52 »
Darum also wurde vermutlich bei den Suiziden der letzten Wochen fast ausnahmslos von einer Betriebsstörung gesprochen...

Ich muss aber zugeben, ich bin in letzter Zeit auch stark suizidgefährdet, wenn ich in der U-Bahn ständig (es hat aktuell wirklich signifikant zugenommen, dürfte eine Al Kaida-Offensive sein) mit völlig hirnverbrannten Durchsagen terrorisiert werde. Oder ich werd noch zum Amokläufer. Es ist wirklich unfassbar, dass einem Fahrgast von der Friedensbrücke zum Schwedenplatz und von dort zum Kagraner Platz ohne Übertreibung um die 10 Durchsagen (ohne Stationsansagen) zugemutet werden, und das von der überaus nervigen Kindergartentantenstimme. Von Hunden über Betteln und Hausieren bis hin zur Benützung diverser Einrichtungen, die jeder mit einem IQ > 10 problemlos benützen kann. Der Rest ist Darwin.
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Re: [PM] Risikofaktoren für U-Bahn-Suizide
« Antwort #3 am: 14. Februar 2012, 21:37:02 »
Zitat
Warum die "Silberpfeile" häufiger betroffen sind, was Suizide bzw. Suizidversuche angeht, ist nicht ganz klar. An der Stromversorgung dieses Typs liegt es nicht. Wie der Erstautor der Studie betonte, wurde bei den Wiener Linien auch darauf hingewiesen, dass ein Geschwindigkeit beim Einfahren von U-Bahngarnituren in Stationen jeweils gleich sei.
Vermutung: Die Höhe des Bahnsteiges.
Wenn ich diese Häufigkeitsverteilung mit der Linienlänge in Verbindung setze, komme ich auf ein Verhältnis von 1:1, denn ca. 76,5 % des U-Bahn-Netzes werden von Silberpfeilen befahren und ca. 23,5 % von der U6. So einfach ist das. Trau eben keiner Statistik, die du nicht selbst...
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Re: [PM] Risikofaktoren für U-Bahn-Suizide
« Antwort #4 am: 14. Februar 2012, 21:41:40 »
Außerdem von gewissen Tendenzen zu sprechen und dann gleichzeitig zu erwähnen, dass diese statistisch nicht signifikant sind, ist auch eine ziemliche Chuzpe. Man musste wohl irgendein bestimmtes Ergebnis vorlegen, denn es kommt eigentlich für mich heraus, dass alle Rahmenbedingungen eher zufällig sind und keine Tendenzen herauszulesen sind.
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Re: [PM] Risikofaktoren für U-Bahn-Suizide
« Antwort #5 am: 14. Februar 2012, 21:46:17 »
Außerdem von gewissen Tendenzen zu sprechen und dann gleichzeitig zu erwähnen, dass diese statistisch nicht signifikant sind, ist auch eine ziemliche Chuzpe. Man musste wohl irgendein bestimmtes Ergebnis vorlegen, denn es kommt eigentlich für mich heraus, dass alle Rahmenbedingungen eher zufällig sind und keine Tendenzen herauszulesen sind.
Die New Yorker Reviewer werden wohl kaum die Möglichkeit gehabt haben, den Wahrheitsgehalt der Aussagen zu überprüfen... womit wir wieder einmal bei der Traumwelt der heutigen Wissenschaft gelandet wären, wo es nicht um den Inhalt geht, sondern um $publikationen++; 8)
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Re: [PM] Risikofaktoren für U-Bahn-Suizide
« Antwort #6 am: 14. Februar 2012, 21:48:02 »
Glaubst du nicht, dass New Yorker mit ihrem mickrigen U-Bahn-System gerne einmal in die Weltstadt der U-Bahn reisen würden, um unser weltbestes System besser kennenzulernen und sich davon ein paar Anregungen zu holen?
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Re: [PM] Risikofaktoren für U-Bahn-Suizide
« Antwort #7 am: 14. Februar 2012, 22:01:11 »
Glaubst du nicht, dass New Yorker mit ihrem mickrigen U-Bahn-System gerne einmal in die Weltstadt der U-Bahn reisen würden, um unser weltbestes System besser kennenzulernen und sich davon ein paar Anregungen zu holen?
Die wären höchst erschüttert, wenn sie kämen: So wenige Kameras, keine Zugangssperren, keine bis an die Zähne bewaffneten Guards... wie soll denn das funktionieren? Aber die WL hätten eine Antwort parat: "Yes, you know, mister, Vienna is differänt, nedwoahr, sis wos olwehs so, und des kamma, oiso, you kännot kompehr tet, jo, weu se Vienna Lains, se hef sri zentschuri egsbiriends, kän ju eh understand me? Se hef oiso sri zentschuri egsbiriends wif pärson transport, sis is duh, äh - woart amoi, heast, wie sogt ma Joahrtausend auf Englisch? Ah, waaßtas ah ned, na wurscht - oiso, mister, sis is du yeartausends of egsbiriends, and sis kän as no one make after!"

Da hätten wohl auch die New Yorker keine passende Replik bei der Hand. :)
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Re: [PM] Risikofaktoren für U-Bahn-Suizide
« Antwort #8 am: 14. Februar 2012, 22:27:21 »
Wenn ich diese Häufigkeitsverteilung mit der Linienlänge in Verbindung setze, komme ich auf ein Verhältnis von 1:1, denn ca. 76,5 % des U-Bahn-Netzes werden von Silberpfeilen befahren und ca. 23,5 % von der U6. So einfach ist das. Trau eben keiner Statistik, die du nicht selbst...
Journalisten... können nicht einmal mehr Statistiken lesen.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

haidi

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Re: [PM] Risikofaktoren für U-Bahn-Suizide
« Antwort #9 am: 14. Februar 2012, 23:24:57 »
Glaubst du nicht, dass New Yorker mit ihrem mickrigen U-Bahn-System gerne einmal in die Weltstadt der U-Bahn reisen würden, um unser weltbestes System besser kennenzulernen und sich davon ein paar Anregungen zu holen?

Ein Besuch beim weltbesten abschreckenden Beispiel sollte Pflicht sein für jeden Ubahn und Straßenbahnbetrieb der Welt.

Hannes
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Re: [PM] Risikofaktoren für U-Bahn-Suizide
« Antwort #10 am: 14. Februar 2012, 23:41:09 »
Die wären höchst erschüttert, wenn sie kämen: So wenige Kameras, keine Zugangssperren, keine bis an die Zähne bewaffneten Guards...
Um dem Ganzen auch was Ernsthaftes abzugewinnen:  :D Ich war in der letzten Woche ausführlich im New Yorker Subway-Netz unterwegs und überdurchschnittlich viele Kameras sind mir dort nicht aufgefallen. Außerdem kein einziger bewaffneter Guard. Manche Subway-Stationen sind sogar nur äußerst schütter mit Personal besetzt, kein Vergleich zu dem Personalaufgebot zB in London. Lediglich an einer Station (in der Bronx) war Polizei zugegen. Bei Interesse kann ich einen kleinen Bildbericht anfertigen, auch wenn das nur rudimentär mit dem Thema dieses Forums zu tun hat. Straßenbahn gibts außer im Museum ja leider keine mehr.

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Re: [PM] Risikofaktoren für U-Bahn-Suizide
« Antwort #11 am: 15. Februar 2012, 07:48:36 »
Bei Interesse kann ich einen kleinen Bildbericht anfertigen, auch wenn das nur rudimentär mit dem Thema dieses Forums zu tun hat.
Beim "sonstigen öffentlichen Verkehr" ist es schon gut aufgehoben! :up:
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Re: [PM] Risikofaktoren für U-Bahn-Suizide
« Antwort #12 am: 15. Februar 2012, 08:09:13 »
Mich würd's sehr interessieren!  :up:
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Re: [PM] Risikofaktoren für U-Bahn-Suizide
« Antwort #13 am: 15. Februar 2012, 10:37:42 »
Mich würd's sehr interessieren!  :up:
Auf jeden Fall!
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Re: [PM] Risikofaktoren für U-Bahn-Suizide
« Antwort #14 am: 16. Februar 2012, 00:27:36 »
Zitat
Warum die "Silberpfeile" häufiger betroffen sind, was Suizide bzw. Suizidversuche angeht, ist nicht ganz klar. An der Stromversorgung dieses Typs liegt es nicht. Wie der Erstautor der Studie betonte, wurde bei den Wiener Linien auch darauf hingewiesen, dass ein Geschwindigkeit beim Einfahren von U-Bahngarnituren in Stationen jeweils gleich sei.
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