Danzig ist die Hauptstadt der Województwo Pomorskie (Wojewodschaft Pommern) und hat ein etwas mehr als 50 km langes Straßenbahnnetz. Auch abseits der Straßenbahn bietet die Stadt einiges. Die Altstadt wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut. Man merkt ihr das an, stellenweise sind ein paar Plattenbauten zu sehen, doch anders als in Warschau ist die Altstadt kein Fremdkörper und immer noch das Zentrum der Stadt. Das Nachtleben ist recht beschaulich. Wer mehr erleben möchte, muss in den Kurort Sopot fahren.
Es gibt folgende Typen:
Konstal 105Na (60 Stück, also 30 Züge im Einsatz)
Konstal 114Na (2 Stück, die 1997 gebaut wurden). Es handelt sich um eine Weiterentwicklung des 112N, der in Warschau im Einsatz ist. Die 114Na sind 6-achsige Doppelgelenkwagen mit Niederflurmittelteil. Beide wurden von Modertrans generalüberholt.
Alstom-Konstal NGd99 (4 Stück). Das ist die Danziger Version des 116Nd wie er in Oberschlesien unterwegs ist. Die Front ist eine andere. Ich weiß nicht ob diese Wagen besser in Schuss sind als die 116Nd. Ich habe jedenfalls hin und wieder einen gesehen, jedoch kein Foto gemacht.
Bombardier NGT6 (3 Stück), baugleich mit der letzten Serie der Krakauer NGT6. Diese sind regelmäßig am 11er unterwegs.
Düwag N8C-NF (46 Stück), die Wagen wurden von Modertrans saniert und stammen aus Dortmund.
Pesa 120NaG (35 Stück)
Pesa 128N (5 Stück), Typenfamilie Jazz, deren Konstruktion an den ULF anknüpft. Das sind Zweirichtungswagen.
Die einzigen Hochflurwagen sind somit die 105Na, die nur auf den Linien 3, 5 und 8 gemischt mit Niederflurwagen eingesetzt werden. Im Fahrplan sind die Hochflurkurse extra gekennzeichnet. Am Wochenende sah ich keinen einzigen 105Na, obwohl die Linien 3 und 8 damit betrieben werden sollen (lt. Fahrplan). Am Wochenende wird somit zu 100% Niederflur angeboten.
Einen Netzplan findet man hier:
http://www.ztm.gda.pl/img/plik_duzy_2473.pdfEs gibt zwei Betriebsbahnhöfe Wrzeszcz und Nowy Port. Die 105Na sind nur in Nowy Port beheimatet.
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Ich beginne in Nowy Port (wörtlich Neuer Hafen, als Danzig noch "deutsch" war hieß es Neufahrwasser). Ein 120NaG (Typenfamilie Swing) hat in der Haltestelle Zajezdnia Nowy Port (Betriebsbahnhof Neufahrwasser) seine Fahrgäste ausgespuckt. Er wird nun nicht wie am Netzplan ersichtlich weiter zur Haltestelle Oliwska fahren, sondern wird im Betriebsbahnhof wenden (befährt den Rechtsbogen). Mich machte die Kürzung vieler Kurse der Linien 5, 7 und 10 zum Betriebsbahnhof schon bei der Reiseplanung stutzig.
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In der Wolności (Freiheitsstraße) ein Düwag N8C unterwegs Richtung Zajezdnia Nowy Port. So ganz schlau werde ich aus der Kürzung nicht und beobachte was passiert. Die Züge fahren in den Betriebsbahnhof und kommen nach 10-20 Minuten wieder heraus und fahren als die Linie weiter, als die sie gekommen sind. Ich fragte einen Fahrer. Seine Antwort war einleuchtend. Es geht um die Ausgleichszeit. Da is in der Schleife kein Überholgleis gibt, würden stehende Züge andere Züge behindern. Naja, Fahrgastfreundlich ist das nicht und wie oft werden wohl Züge in diesen Winkel Danzigs umgeleitet?
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Immer noch in Nowy Port treffe ich den ersten Pesa 128N (Typenfamilie Jazz) in Richtung Brętowo PKM. In der zweiten Zeile scrollt der "Übertext" druch. Nachdem die verschiedenen Schleifen über mehrere Wege erreichbar sind (siehe Netzplan) haben einige Linien Überangaben. Sobald die Stelle passiert ist, verschwindet dieser Text natürlich. Die Innendisplays aller Typen zeigen neben der nächten Haltestelle, Richtung, Uhrzeit und dem Datum auch die Dienstnummer des Fahrers an.
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In der Strajku Dokerów (Straße des Dockarbeiterstreiks) kommt mir der nächste 10er entgegen, ebenfalls in Richtung Brętowo PKM. PKM bedeutet Pomorska Kolej Metropolitalna (Pommersche Metropolbahn) und ist Teil des SKM-Netzes. SKM steht für Szybka Kolej Miejska (Stadtschnellbahn) und ist das S-Bahnsystem der Agglomeration. Die Städte Danzig, Gdynia (Gdingen) und Sopot (Zoppot) bilden die Trójmiasto (Dreistadt), die von der SKM erschlossen wird. Mehr dazu später.
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In der Haltestelle Nowy Port (Góreckiego), zu deutsch Neufahrwasser (Góreckistraße). Die beiden Damen rechts im Bild wichen mir bei den vorigen Fotos aus, damit sie nicht am Bild sind. Ihr Lächeln verrieht jedoch, dass sie dies eher aus Höflichkeit, denn als Abneigung taten.
Nowy Port ist, auch wenn es auf meinen Bildern nicht so aussieht, etwas heruntergekommen. Die reichsten der Stadt sind hier nicht zu Hause. Dennoch fühlte ich mich nicht unsicher. Man sieht jedoch mehr ungepflegte Alkoholiker, Leute, die offensichtlich nicht mehr im Stande sind, einer geregelten Arbeit nachzugehen und ein "normales" Leben zu führen. Die Invaliditätspension (Alkolismus wird in Polen als Krankheit anerkannt und man bekommt somit Geld vom Staat) fließt großteils in die lokalen Einzelhandelsgeschäfte. Fürchten muss man sich aber nicht. Jedoch muss man damit rechnen um Geld oder Zigaretten angesprochen oder gebeten zu werden, jemandem Alkohol oder eine Mahlzeit zu kaufen. Auch der Gleiszustand ist in Nowy Port stellenweise schlechter. Ansonsten ist er im Netz aber sehr gut und man kommt in der Regel schnell voran.
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Ein 5er in der Haltestelle Nowy Port (Oliwska), auf deutsch Neufahrwasser (Olivaer Straße). Oliwa (dt. Oliva) ist ein Bezirk Danzigs. Er wird sich gleich nach Strzyża begeben, wo Umsteigemöglichkeit zur PKM besteht. Wo immer man in die SKM bzw. PKM umsteigen kann, gibt es den jeweiligen Zusatz im Haltestellennamen (Ausnahme Dworzec Główny also Hauptbahnhof).
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Die wunderschöne Halle des Betriebsbahnhofs Nowy Port.
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In der Al. Hallera (Hallerallee) begegnet mir diese 105Na-Doppeltraktion. Es handelt sich um eine Einziehfahrt, daher der Zieltext Zajezdnia Nowy Port przez Brzeźno (Betriebsbahnhof Neufahrwasser über Brösen). Brzeźno ist ein Bezirk der Stadt.
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In die Gegenrichtung fährt ein 3er in Richtung Stogi Pasanil.
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In der Schleife Strzyża wartet dieser N8C als 12er auf seine Fahrgäste.
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Am nächsten Morgen begann ich am Hauptbahnhof. Ein 7er in Richtung Łostowice Świętokrzyska (Schönfeld Heiligkreuzer Straße) bei der Einfahrt in die Haltestelle Dworzec Główny. Der Großteil der Straßenbahntrassen sieht so aus. Eigener Gleiskörper umgeben von mehrspurigen Straßen.
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Dahinter kommt ein Konstal 114Na als 9er. Ursprüngich hatten die Wagen eine andere Front. Sollte man am Hauptbahnhof ankommen, nicht abschrecken lassen. Die Gegen rundherum macht nur bedingt den Eindruck, dass die Altstadt sehenswert ist. Geht man allerdings ein paar Gassen weiter, sieht man eine nett wiederaufgebaute Altstadt. Die Straßenbahn fährt nicht direkt durch die Altstadt, erschließt sie jedoch mit den Haltestellen Plac Solidarności, Dworzec Głowny, Brama Wyżynna (sehenswert) und Okopowa.
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Danach fuhr ich mit dem 10er nach Brętowo. Die Strecke wurde erst vor kurzem eröffnet (ebenso die Strecke des 12ers nach Migowo). In Brętowo kann man bahnsteiggleich in eine Richtung der PKM umsteigen. Hier gibt keine Schleife.
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In Migowo gibt es ebenfalls keine Schleife. Hier verlässt der N8C soeben die Anfangstation. Następny Przystanek Budapesztańska (Nächste Haltestelle Budapester Straße). Bessonders beeindruckend finde ich den im Bau befindlichen Bau im Hintergrund.
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Nicht das schönste Straßenbahnfoto. In der Schleife Siedlce (Schidlitz) ein N8C vor der Kościół św. Franciszka z Asyżu (Franz von Assisi Kirche).
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In der Aleja Wojska Polskiego (Allee der Polnischen Armee) gibt es nur eine Spur pro Richtung, dafür einen Radfahrstreifen.
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In Jelitkowo (Glettkau) gibt es eine viergleisige Rasengleisschleife. Die beiden häufigsten Fahrzeugtypen (120NaG und N8C) warten auf Fahrgäste. Ein kleines Manko im Netzplan ist, dass die werktags hier verkehrenden Kurse des 2ers nicht eingezeichnet sind. Das hätte man ähnlich wie beim Abschnitt über Dworzec PKS lösen können.
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Ein 8er beim Befahren der Schleife. Auch das letzte Stück hier her ist Rasengleis.
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Nur wenige Minuten Fußweg von der Schleife sieht es so aus. Sonne, Strand und Meer.
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In der Aleja Rzeczypospolitej (Republiksallee) treffen sich zwei 120NaG als 2er. Ein wenig Sprachwissenschaft. Rzeczpospolita setzt sich aus den Worten Rzecz (Ding, Sache) und Pospolity (gemein, allgemein) zusammen, ist also eine wörtliche Übersetzung des Wortes Res Publica. Für Tramwaycafe: Betont wird es auf der drittletzten Silbe und bildet eine Ausnahme.
Rzeczpospolita wird übrigens nur für die polnische Republik verwendet. Für alle andere Republiken verwendet man das Wort Republika.