Autor Thema: Falter-Online-Beitrag über den schlechten Zustand des Schienennetzes  (Gelesen 26870 mal)

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tramway.at

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Spätestens beim Vergleich mit der Dampftramway (was will man da bitte vergleichen?) disqualifiziert sich das Ganze. Und das "häufige vorzeitige Ende" wegen gleisschadensbedingter Langsamfahrstellen ist ebenfalls maximal ein G'schichtl.

Ersteres ist natürlich ein plakativer Vergleich, dem breiten Lesepublikum geschuldet; zweiteres kann ich nicht beurteilen, da zu selten im Netz unterwegs.
Harald A. Jahn, www.tramway.at

95B

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Ersteres ist natürlich ein plakativer Vergleich, dem breiten Lesepublikum geschuldet

Auch plakative Vergleiche können unsinnig sein. Man könnte auch behaupten, dass man zur Stoßzeit quer durch Wien mit dem Auto heute länger unterwegs ist als vor 100 Jahren mit dem Fiaker. Ob das nun stimmen mag oder nicht, als Vergleich taugt es genau so wenig wie das zitierte Beispiel. So was kann man irgendwo gern als lustigen Kommentar einstreuen, aber doch bitte nicht in einem Artikel, der sich ernsthaft mit der Materie beschäftigen soll.

zweiteres kann ich nicht beurteilen, da zu selten im Netz unterwegs.

Langsamfahrstellen betreffen alle Züge gleichermaßen, zudem haben viele Linien (teilweise seit Jahren) eigene "Langsamfahrstrecken"-Fahrpläne. Kürzungen passieren verspätungsbedingt, das liegt im Normalfall am übrigen Verkehr, manchmal am trödelnden Fahrpersonal und seit Corona teilweise auch an der Kombination von punktuell höherem Fahrgastaufkommen und Hochflurer mit gesperrter Tür 1. Wenn man da Pech hat, verliert man bei jeder zweiten Ampel eine Phase, gerade in der HVZ führt das sofort zu Konvoibildung und weiteren Unregelmäßigkeiten. Im Normalfall können aber die Stehzeiten in der Endstation allfällige Verspätungen durch Langsamfahrstellen abfangen bzw. gibt der Rest der Strecke genügend Reserven her, um die Langsamfahrstellenverspätung wieder aufzuholen. (Wollen muss man halt.)

Dass die Netzsituation nicht gerade zur euphorisierenden Motivation des Fahrpersonals beiträgt, ist wiederum ein anderes Kapitel.
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Bus

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Interessant wäre jedenfalls ein betriebswirtschaftlicher Vergleich.

Kostet die Sanierung mehr, als man durch Beschleunigung bzw. Herstellung des Istzustandes erreichen könnte?

Was nimmt man an Geld weg für andere Prestigeprojekte, a la Werbeinsereate für U2/U5, Haltestelle Neu, Personalkosten Sozial Media, Wartung/Reinigung Haltestelle Neu, Errichtung Wasserstofftankstelle etc.

Der wahre Grund für die Verschleppung der Sanierungen? Corona kanns wohl nicht wirklich sein, davor ging ja auch nichts weiter. Vielleicht ist es nur unterbudgetiert?
Das Baufirmen so teuer sein sollen... naja was erwartet man sich? Alles wird teurer. Vielleicht ist Outsourcing nicht immer die beste Variante, auch wenn es die heiligen WU Absolventen nicht anders eingetrichtert bekommen haben?





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Teil 2

„Bei der Erneuerung der Gleise hängen wir etwas hinten nach”, sagt der Geschäftsführer der Wiener Linien, Günter Steinbauer. Gründe dafür seien unter anderem zu hohe Preisforderungen von Baufirmen ...”


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Beauftragen die Wiener Linien für Gleisreparaturen der Straßenbahn wirklich Subunternehmen? Ich dachte das macht der hauseigene Trupp  ???

95B

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Beauftragen die Wiener Linien für Gleisreparaturen der Straßenbahn wirklich Subunternehmen? Ich dachte das macht der hauseigene Trupp  ???

Der hauseigene Trupp kümmert sich um die kleineren Sachen. Größere Erneuerungen werden von Bahnbaufirmen durchgeführt.
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„Bei der Erneuerung der Gleise hängen wir etwas hinten nach”, sagt der Geschäftsführer der Wiener Linien, Günter Steinbauer. Gründe dafür seien unter anderem zu hohe Preisforderungen von Baufirmen ...”


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Beauftragen die Wiener Linien für Gleisreparaturen der Straßenbahn wirklich Subunternehmen? Ich dachte das macht der hauseigene Trupp  ???

Vermutlich nur die Gleise und bestehende Platten, der Rest (Unterlage und Oberfläche) die Baufirma. So habe ich eine WL Story mal verstanden.


Klingelfee

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„Bei der Erneuerung der Gleise hängen wir etwas hinten nach”, sagt der Geschäftsführer der Wiener Linien, Günter Steinbauer. Gründe dafür seien unter anderem zu hohe Preisforderungen von Baufirmen ...”


Quelle:Falter.Morgen
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Beauftragen die Wiener Linien für Gleisreparaturen der Straßenbahn wirklich Subunternehmen? Ich dachte das macht der hauseigene Trupp  ???

Es kommt immer darauf an. Kleinere Baustellen werden intern gemacht. Aber die Großbaustellen, wie zum Beispiel die Sanierung der inneren Währinger Straße werden von externen Firmen durchgeführt.

Und auch wenn die Gleisbauarbeiten durch eigene Mitarbeiter durchgeführt werden. Es sind gewisse Arbeitsschritte, wo die WL weder Personal, noch Maschinen haben.
Bitte meine Kommentare nicht immer als Ausrede für die WL ansehen

haidi

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Dass er beteiligt ist, steht wohl außer Frage, denn alle Niederflurfahrzeuge, die ohne konventionelle Drehgestelle arbeiten, haben einen höheren Schienenverschleiß, das ist systemimmanent. Aber über den tatsächlichen Anteil lässt sich maximal mutmaßen, weil ja auch Vergleichswerte fehlen (es gibt keine Strecke, die nicht mit ULFen befahren wird).
Schon im idealen (also fahrgastlosen) Zustand hat der ULF fast die doppelte Achslast eines E2 - 7,5 zu 4 Tonnen. Nun weiß man von Autobahnen, dass das Gewicht der Fahrzeuge mit der 4. Potenz in die Fahrbahnabnutzung eingeht, so kann man kaum mehr von Mutmaßung sprechen.

(Als ich diese Rechnung vor etlichen Jahren in der WL-Facebook-Gruppe schrieb, wurde dieses Post entfernt und ich gesperrt. also scheint was Wahres dran zu sein.
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S. Böck

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Schon im idealen (also fahrgastlosen) Zustand hat der ULF fast die doppelte Achslast eines E2 - 7,5 zu 4 Tonnen. Nun weiß man von Autobahnen, dass das Gewicht der Fahrzeuge mit der 4. Potenz in die Fahrbahnabnutzung eingeht, so kann man kaum mehr von Mutmaßung sprechen.

Was ich überhaupt nicht verstehe ist, warum man in Wien immer noch den alten Oberbau ("Pferdebahn") anwendet und auf eine Ausführung nach Stand der Technik vollkommen pfeift. Was wurde aus der "Probestrecke" mit dem System Rheinfeder...? (Wäre übrigens eine Frage, die ich als Falter-Redaktör dem Steinbauer stellen würde...!) Schienenbrüche an bestimmten Stellen könnten durch Passstücke, die einen Längsausgleich erlauben, reduziert werden (ähnlich wie im Bereich mancher Brücken). Eine gewisse Elastizität, wie sie auch das System Rheinfeder bietet, trägt zusätzlich auch zur Abnahme des Körperschalls (Vibrationen) bei. Vor Einfahrt in engere oder sonstwie kritische Bögen wäre weiters eine ortsfeste Spurkranz-Schmiereinrichtung ratsam. Sowas gibt es nur an ganz wenigen Stellen im Netz, konkret habe ich eine in Rodaun bei der Ausfahrt in die Beethovenstraße im Kopf. Grundsätzlich ist der "Schmäh" den Gleisbauern der WL also bekannt, weshalb wird sie dann nur ausnahmsweise verbaut...? Weil das Jonasreindl erwähnt wurde: Die Einfahrt wäre eine solche Stelle mit vielen Linien (besonders unten)! Eigener Gleiskörper, keine Beeinträchtigung durch KFZ-Verkehr, nicht einmal durch Passanten. Oder gibt's dort eh eine...? Dann wäre vielleicht ein zweite vor dem Gegenbogen nicht schlecht...

95B

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Was wurde aus der "Probestrecke" mit dem System Rheinfeder...?

Immerhin hat man bei der O-Wagen-Verlängerung einige Streckenteile in Rheinfeder ausgeführt.

Schienenbrüche an bestimmten Stellen könnten durch Passstücke, die einen Längsausgleich erlauben, reduziert werden (ähnlich wie im Bereich mancher Brücken).

Bei uns brechen besonders gern Schweißnähte. Ob das auf Überbeanspruchung, schlechtes Material oder mangelnde Ausführung zurückzuführen ist, weiß ich freilich nicht. Jedenfalls dürfte es deutliche Materialunterschiede zwischen Schienen und Schweißstößen geben: Bei einer Fahrt über die schmallmäßig völlig ungedämmte Floridsdorfer Brücke hört sich das an, als würde der Zug über bloß verlaschte Schienen rumpeln.
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Teil 3 Falter Bericht

Die Misere der Wiener Linien, Teil III

Ein Schienenfresser namens Ulf
Gestern haben wir über besonders desolate Straßenbahnstrecken berichtet. Heute geht es um den Grund für ihren Zustand.

Von Bernhard Odehnal

Die Hauptursache für den desolaten Zustand heisst ULF. Von der Stadtregierung wurden die Fahrzeuge vor mehr als 25 Jahren als Revolution im öffentlichen Verkehr gefeiert: Die Straßenbahn mit den „niedrigsten Einstiegen weltweit”. Doch mit 43 Tonnen sind die ULFs für das Wiener Netz eigentlich zu schwer. Ihre Räder drücken mit fast doppelt so viel Gewicht wie die älteren Hochflur-Trams auf die Schienen.

„Der ULF hat die Gleisanlagen überdurchschnittlich beansprucht und abgenutzt”, sagt Harald Frey, Verkehrsplaner an der Technischen Universität Wien: Die vielen Mängel im Netz würden sich mittlerweile auf Komfort und Verlässlichkeit der Straßenbahn massiv negativ auswirken.
Günter Steinbauer sieht hingegen auch in den dichten Intervallen eine Ursache für den starken Verschleiß: „Wir fahren viel öfter als früher, auch das belastet die Schienen.” Weil aber nicht alle verschlissenen Schienen zur selben Zeit ausgetauscht werden könnten, „fahren wir an vielen Stellen lieber langsamer als gar nicht”, sagt der Geschäftsführer der Wiener Linien. Dieses Jahr soll die Zahl der Langsamfahrstellen im Netz noch konstant bleiben. Ab 2022 will Steinbauer die in den vergangenen Jahren entstandenen Rückstände bei der Gleiserneuerung abbauen.

Bis 2025 sollen zudem auch 119 Züge vom Typ „Flexity” durch Wien fahren. Sie sind zwar ebenfalls schwer, sollen die Gleise aber etwas weniger als der ULF belasten. Bloß werden sie nur die älteren Hochflurzüge ersetzen. Der ULF wird sich noch mehrere Jahrzehnte lang durch das Wiener Straßenbahnnetz fräsen.

Morgen: Schleichfahrt mit der U-Bahn


Quelle: Falter Online Morgen
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Linie 58

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„Wir fahren viel öfter als früher, auch das belastet die Schienen.”

Wo genau?

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„Wir fahren viel öfter als früher, auch das belastet die Schienen.”

Wo genau?
Naja, jetzt am Ring z.B.:!  ;)

Kanitzgasse

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Auch die aktuelle "Falter"-Printausgabe widmet sich dem Thema. Unter dem Titel "Wiener Bruchlinien" wird auf einer Doppelseite beispielsweise "unser" Harald Jahn zitiert, mit den Worten: "Die Tramway wird in Wien noch immer nicht gewollt" und "Die Wiener Linien sind leider ganz auf Busse und U-Bahnen fokussiert."

Laut WL-Geschäftsführer Günter Steinbauer kommt die Verlegung der Linie 11 in die Neilreichgasse nicht, da "die Verkehrsorganisation" den Bau nicht zulasse, ein neuer Radweg würde "nicht genug Platz für die Straßenbahn" lassen.

Für die Langsamfahrstellen auf der U-Bahn gibt Steinbauer als Grund besonders gehärtete Gleise an, bei denen das Material überraschend schnell ermüde. Das habe die Wiener Linien und "viele in der Branche unerwartet getroffen und nun müssen wir ein paar Kilometer Schienen tauschen." Auch sei unerwartet ein Gutachten der Aufsichtsbehörde gekommen, laut dem Weichen viel schneller als gefährlich abgenützt gelten.

hema

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In den 70er-Jahren gab es am 5er ein 3min-Intervall (HVZ), gemeinsam mit dem 31/5 kam da fast ständig eine Tramway. Bis in die 60er gab es zusätzliche 5er als HVZ-Verstärker bis zur Josefstädter Straße. Auf der Mariahilfer Straße war das HVZ-Intervall unter 2 Minuten (52, 58), als es den 59er und L-Wagen noch gab, sogar noch kürzer. In der Weihnachtszeit fuhren die Züge praktisch Puffer an Puffer. Auch am Ring sah es oft aus wie ein Paternoster-Betrieb. Nur ein paar Beispiele.

Und die Schienen hielten und hielten. Aber Herr Steinbauer sieht natürlich heutzutage sooo kurze Intervalle, dass die Gleise zwangsläufig bröseln müssen!   ::)


Wie sehr bin ich vor zwanzig Jahren in der verblichenen Fanpage stets für meine ULF-Kritik geprügelt worden! Und alles was ich immer prophezeit habe, hat ist traurige Wahrheit gewandelt. That's life!  :'(
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!