Ohne die Lösung hier schon aufzudecken, komm' ich mit einem etwas weitgefassteren Blick daher: Es sieht für mich massiv so aus, als ob in Italien der Straßenbahnwagenbau irgendwann am Anfang der Niederflurära die Kehrtwendung von «weltweit führend» auf «notorisches Megaklumpert» geschafft hätte. Was für Meilensteine wurden früher gesetzt, und was für Fiaski fährt man heute ein. Dass in Mailand immer noch so 150 Peter-Witt-Wägen herumfahren, ist sicher kein Zufall, wobei die Siri im Vergleich zu anderen zeitgenössischen Vehikeln noch etwas hochgradig Verlässliches zu sein scheinen. Von der Hochflurigkeit abgesehen fährt sich in Rom mit Abstand nichts so gut wie die Stangagelenkwägen – und die sind aus einer Zeit, als man im deutschsprachigen städtischen Raum noch fast ausschließlich in Zweiachsergarnituren mit starrem Fahrgestell dachte, teils in Holz. In Turin sind die 2800er ebenso Maß der Dinge, gefolgt von den 5000ern, immerhin Perlen der allerersten Niederflurgeneration.
In Rom ist man offensichtlich sehr glücklich darüber gewesen, dass der 3er jahrelang im Scherzverkehr betrieben wurde: Und das letzte Stückerl fehlt ja immer noch, wohl bis in den Sommer. Als der 3er noch sporadisch im Straßenbahnbetrieb fuhr, dann bevorzugt an Sonn- und Feiertagen: Wagenmangel, akuter Wagenmangel. Altwägen gesammelt verfügbar, Neubauwägen schon als Ersatzteilspender kannibalisiert, wie es in den lokalen Medien so schön heißt.
Tja, und jetzt Turin: Die 7000er, Sinnbild für «Fatti e misfatti della linea 3» (© Nico Molino, «Tram e tramvie di Torino»), scheinen endgültig zerbröselt zu sein, womit man zahlreiche 2800er(!) und 5000er am 3er braucht. Damit ist es vor Ort nur sehr opportun, endlich wieder eine andere Linie dauerhaft im Busbetrieb führen zu können. Seitdem ich regelmäßig in Turin bin, so etwa in den letzten 10 Jahren, ist es mir nie passiert, dass die Linien 3, 4, 9, 10, 15 und 16 allesamt auf ihrer gesamten Strecke fuhren; den 18er, seit Jahren komplett im Scherzverkehr betrieben, lasse ich dabei sogar komplett außer Acht. Und wenn die Turiner jemals wieder ihr gesamtes Straßenbahnnetz befahren wollen, inklusive ein bissi Neubaustrecke, dann haben sie das Riesenproblem: Womit fahren? Frisch gekaufte Ansaldo-Breda-Stehzeuge? No way. Ausländisches Wagenmaterial? Irgendwer scheint das nicht zu wollen…