Autor Thema: Der Standard Interview: Verkehrsberuhigte Mariahilfer Straße hat Priorität  (Gelesen 15334 mal)

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Zitat von: derstandard.at
Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou verspricht mehr Freiräume und will bei der Pendlerproblematik Niederösterreich in die Pflicht nehmen
Standard: Vor ihrer Regierungsbeteiligung bezeichneten die Grünen den neuen Bahnhof Wien-Mitte als "größten städtebaulichen Unsinn". Als Planungsstadträtin können Sie mit diesem Projekt plötzlich leben?

Vassilakou: Ich muss und werde mit vielen Projekten aus der Vergangenheit leben müssen. Das gehört dazu, wenn man ein Ressort übernimmt. Mein Bestreben ist es, bei neuen Planungen für die grüne Handschrift zu sorgen.

Standard: Sie denken also an keine Nachbesserungen bei den in Bau befindlichen Bahnhöfen?

Vassilakou: Dort wo die eine oder andere Änderung möglich ist, werden wir auch zusehen, dass wir sie angehen - das gilt für alle Projekte. Meine Aufgabe ist es aber vor allem, in die Zukunft zu blicken und die ungeheuren Potentiale von Projekten zu sehen, die jetzt auf uns zukommen.

Standard: Die da wären?

Vassilakou: Von Aspern über den Franz-Josefs-Bahnhof und Rothneusiedl bis zu den ganzen Kasernenarealen des Bundes. Wir wollen hier sicherstellen, dass wir Schwerpunkte in der Planung setzen und auch umsetzen - Energieeffizienz, sanfter Verkehr, Grünraum, Freiflächen.

Standard: Sie versprechen also jede Menge neue Parks?

Vassilakou: Die Reduzierung auf Parks ist mir zu eng. Aber ich verspreche auf alle Fälle neue Freiräume. Das kann genauso eine Piazza sein, für die eine Straßenkreuzung beruhigt wurde.

Standard: Und die Mariahilfer Straße wird autofrei?

Vassilakou: Für mich hat die Verkehrsberuhigung der Mariahilfer Straße absolute Priorität. Jetzt muss ein Verkehrskonzept entwickelt werden. Denn es gibt mehrere Möglichkeiten - eine reine Fußgängerzone, eine Nutzung durch Fußgänger und Radfahrer oder ein Shared-Space-Modell. Eine Umsetzung wird frühestens 2013 erfolgen können.

Standard: Sie wünschen sich auf dem Areal zwischen Franz-Josefs-Bahnhof und alter WU einen schönen neuen Stadtteil. Dass die ÖBB - die bekanntlich nicht gerade im Geld schwimmen - da kräftig investieren, ist unwahrscheinlich.

Vassilakou: Die Gespräche mit den ÖBB laufen - und wir werden sehen, zu welchem Ergebnis wir kommen. Die ÖBB haben jedenfalls ein Interesse an der Aufwertung ihres Besitzes. Ich verhehle nicht, dass ich die Hoffnung hege, die Platte abzureißen.

Standard: Will sich Niederösterreich am Projekt beteiligen? Schließlich ist die Franz-Josefs-Bahn vor allem für Pendler wichtig.

Vassilakou: Ich habe mehrfach betont, dass es gilt, Niederösterreich stärker in die Pflicht zu nehmen. Die Gespräche zur Verkehrspolitik stehen aber noch aus. Es liegt da auch ein spannender Antrag der Wiener ÖVP vor. Sie will einen gemeinsamen Verkehrsausschuss für Wien und Niederösterreich ins Leben rufen. Ich freue mich, wenn Niederösterreich dem zustimmt. Dann hätten wir ein Gremium, in dem wir die Pendlerproblematik auf höchster politischer Ebene diskutieren können.

Standard: Für Finanzstadträtin Renate Brauner hat die Verlängerung der U1 nach Rothneusiedl keine Priorität mehr. Gibt's im Gegenzug eine Chance, dass die U2 künftig doch noch den Hauptbahnhof kreuzt?

Vassilakou: Die Verlegung der U2 zum Hauptbahnhof wurde eingehend geprüft. Sie wäre unglaublich kostspielig und würde sehr lange dauern. Ich bin überzeugt, dass die Anbindung durch U1, mehrere Straßenbahnen, Schnellbahn- und Autobuslinien sich als ausreichend erweisen wird.

Standard: Rothneusiedl könnte ein neues grünes Stadtviertel werden. Ist Ihnen die Entwicklung dieses Gebietes ein Herzensanliegen?

Vassilakou: Es ist verlockend für Politiker, sich mittels eines neuen Stadtteils zu verwirklichen. Dabei verkennt man, wie viel Ressourcen das bindet - während das, was im alten Bestand der Stadt angegangen werden müsste, als zweite Priorität angesehen wird. Diesen Fehler will ich nicht machen. Ich will eine Gesamtstrategie für Wien umsetzen.

Standard: Wie sieht diese aus?

Vassilakou: Ich will eine Stadt, in der man gut lebt und die nicht krank macht - durch Lärm und schlechte Luft. Eine Stadt, die neue Trends aufgreift, etwa City-Farming. Da könnten einige Leitprojekte entstehen - als Wohnprojekte mit integrierten Landwirtschaftsflächen, etwa auf alten Kasernenarealen.

Standard: Diese Flächen würde die Stadt dem Bund abkaufen?

Vassilakou: Oder ein Investor - und die Stadt entwickelt das Gebiet mit ihm gemeinsam.

Standard: Die SPÖ schließt nicht aus, dass die Öffi-Benutzung für manche Fahrgastgruppen teurer wird. Sie haben im Wahlkampf billigere Öffis für alle gefordert.

Vassilakou: Aktuell geht es darum, dass die Öffis für möglichst große Gruppen leistbarer werden.

Standard: Und für andere teurer?

Vassilakou: Kommt darauf an, für welche - aber: ja. Verbesserungen muss es für Vielfahrer und finanziell schwächere Gruppen geben: Jahreskartenbesitzer, Kinder und Studierende.

Standard: Sie haben bald eine Mega-Baustelle zu bewältigen: Die Sanierung der Südosttangente. Wie wollen Sie die Autofahrer, die täglich im Stau stecken werden, besänftigen?

Vassilakou: Die ÖBB sollten ihr Angebot dieser Situation anpassen. Ein gutes Zeichen wäre auch, wenn die Fahrradmitnahme kostenlos wäre. Wir werden jedenfalls ein Verkehrskonzept präsentieren und auf Ausweichrouten hinweisen. Man kann diese Sanierungszeit wie die Euro-Zeit betrachten. Da haben wir tausende Pendler ersucht, auf das Auto zu verzichten. Und es hat funktioniert.

Standard: Die Behinderungen auf der Tangente dauern allerdings länger.

Vassilakou: Möglicherweise kommen aber in der Zeit viele drauf, dass eine andere Form der Mobilität mehr Sinn macht. (Martina Stemmer, Petra Stuiber, DER STANDARD, Printausgabe, 20.1.2011)

MARIA VASSILAKOU (41), ist seit November 2010 grüne Wiener Vizebürgermeisterin und Stadträtin für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz und Energieplanung.

http://derstandard.at/1293371085424/Standard-Interview-Verkehrsberuhigte-Mariahilfer-Strasse-hat-Prioritaet
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

13er

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Es ist so erfrischend, ein solches Interview zu lesen, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Hoffentlich gelingt es ihr, einen Teil davon umzusetzen, dann wird Wien wieder zu der lebenswerten Stadt, die man heute großteils nur mehr aus historischen Bildbänden kennt!
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

hema

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Utopist!  ::)
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haidi

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Ich kann mir vorstellen, dass sie das Eine oder Andere durchsetzen kann, eine verkehrsberuhigte Mariahilfer Straße, da und dort noch eine Behinderung des MIV, wo es weh tut und dann hoft man auf die nächsten Wahlen.

Hannes
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Linie 41

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Es ist so erfrischend, ein solches Interview zu lesen, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Hoffentlich gelingt es ihr, einen Teil davon umzusetzen, dann wird Wien wieder zu der lebenswerten Stadt, die man heute großteils nur mehr aus historischen Bildbänden kennt!
Naja abgesehen von der Mariahilfer Straße wird sie nicht allzu konkret. Der Rest ist leider mehr "das ist leider alles vor meiner Amtszeit beschlossen worden Geschwafel". Daß sie die Projekte, die vorher schon beschlossen wurden und nun in der Bauphase sind, umsetzen muß, ist eh klar. Wäre taktisch besser gewesen, sie hätte noch ein paar konkrete Projekte in petto gehabt.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

13er

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Wäre taktisch besser gewesen, sie hätte noch ein paar konkrete Projekte in petto gehabt.
Steht ja dort, warum sie sich nicht so sehr auf ein Projekt festlegen möchte. Sie nennt ohnehin z.B. den Franz-Josefs-Bahnhof, wo sie wirklich noch mitgestalten kann (in welchem Umfang das im Roten Wien möglich ist, ist wieder eine andere Frage).
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13er

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In der Früh am Weg in die Arbeit lasse ich mich gerne von der "Heute" oder "Österreich" berieseln und da war heute (in ersterer) doch tatsächlich zu lesen, dass die Grünen an eine Umgestaltung des Schnittpunkts Mariahilfer Straße # Gürtel denken, damit die Straße wieder durchlässiger vor allem in Richtung äußere Mahi wird. Dabei ist neben Änderungen an der Straßenführung u.a. auch von einer Umlegung der Straßenbahntrasse zu lesen. Ich kann später daheim den Artikel einscannen.
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martin8721

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In der Früh am Weg in die Arbeit lasse ich mich gerne von der "Heute" oder "Österreich" berieseln und da war heute (in ersterer) doch tatsächlich zu lesen, dass die Grünen an eine Umgestaltung des Schnittpunkts Mariahilfer Straße # Gürtel denken, damit die Straße wieder durchlässiger vor allem in Richtung äußere Mahi wird. Dabei ist neben Änderungen an der Straßenführung u.a. auch von einer Umlegung der Straßenbahntrasse zu lesen. Ich kann später daheim den Artikel einscannen.

Den hab ich auch gelesen.
Im ersten Moment hat sich bei mir ja der Traummodus eingeschalten und ich dachte an ein ganzheitliches Konzept mit einer inneren Mariahilfer Straße als FUZO, wo - zwecks Entlastung der U3 - wieder der 52er und 58er zum Burgring brausen und an der Kreuzung Neubaugasse den 13er treffen.  8)
Danach bin ich allerdings aufgewacht.
Nein, im Ernst:
Wie man diese "Durchlässigkeit" durchsetzen möchte, kann ich mir aber beim besten Willen nicht vorstellen.
Den 8-spurigen Gürtel wird man wohl kaum wegkriegen, außer man untertunnelt ihn - und nicht einmal das ginge hier (außer man reaktiviert den alten Stadtbahntunnel).  ;)
Am Schönsten wäre es ja, wenn man wieder diesen Zustand herstellt, nur mit etwas breiteren Gehsteigen:


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schaffnerlos

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08. Februar 2011

Mariahilfer Straße: Zweiteilung soll Ende finden

Dass sich die Mariahilfer Straße auch nach dem Westbahnhof noch fortsetzt, ist vielen Menschen oft gar nicht bewusst. Wenn es nach den Grünen geht, sollen Äußere und Innere Mariahilfer Straße zusammenwachsen.

Die Mariahilfer Straße ist seit jeher eine zweitgeteilte Straße. Während sich der innere Teil zwischen den Bezirken Neubau und Mariahilfer Straße als Shoppingmeile Nummer 1 herauskristallisiert hat, ist der äußere Teil in Rudolfsheim zum Teil wie eine andere Welt - und damit auch nicht mehr so attraktiv für Touristen, Fußgänger und Schaufenster-Gustierer. Die Grünen wollen dieser Teilung jetzt den Garaus machen und beide Teile zusammenführen.

Wie die Tageszeitung ÖSTERREICH berichtet, plant das Büro von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou eifrig an einer Zusammenführung. Da mit November 2011 auch der Umbau des Westbahnhofs fertig sein wird, gibt es auch schon Pläne für ein neues Verkehrskonzept rund um den Europaplatz.

Die Grünen wollen, dass Passanten den Europaplatz leichter queren und so auch leichter zu den Einkaufsmöglichkeiten in Fünfhaus kommen können. Viele Geschäftsleute würden davon profitieren, so die Grünen. Die Grüne Stadträtin Sabine Gretner könnte sich vorstellen, längere Grünphasen einzuführen - oder aber auch Bimtrassen und Straßenführung leicht zu verlegen. (jh)


Quelle: Wienweb

schaffnerlos

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Den 8-spurigen Gürtel wird man wohl kaum wegkriegen, außer man untertunnelt ihn - und nicht einmal das ginge hier (außer man reaktiviert den alten Stadtbahntunnel).  ;)
Den alten Stadtbahntunnel gibt es nimmer mehr, aber man hat ja eh zwei Straßentunnel bereits vorbereitet. Man müsste "nur" die Rampen dazu bauen.

EDIT: Bild von Harald Jahn eingefügt

coolharry

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Den alten Stadtbahntunnel gibt es nimmer mehr, aber man hat ja eh zwei Straßentunnel bereits vorbereitet. Man müsste "nur" die Rampen dazu bauen.

Ja man könnte wenn man wollte!
Vermutlich markierens dann breitere Zebrastreifen (mir ist bewusst das die nicht so heissen) und lässt sonst alles beim alten.

Grüße

Harald
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

martin8721

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Den alten Stadtbahntunnel gibt es nimmer mehr, aber man hat ja eh zwei Straßentunnel bereits vorbereitet. Man müsste "nur" die Rampen dazu bauen.

Ja man könnte wenn man wollte!
Vermutlich markierens dann breitere Zebrastreifen (mir ist bewusst das die nicht so heissen) und lässt sonst alles beim alten.


Oder man beauftragt Santiago Calatrava mit dem Bau einer Monumental-Brücke zwischen innerer und äußerer Mariahilfer Straße.  ;)

http://www.fullmoons.ch/usrimages/Calatrava/calatrava_athen.jpg

War ja bei der Triesterstraße kurz angedacht, wurde dann aber aufgrund exorbitanter Kosten doch nicht gemacht.

haidi

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Vermutlich markierens dann breitere Zebrastreifen (mir ist bewusst das die nicht so heissen) und lässt sonst alles beim alten.
Stimmt eh:
Zitat
§ 2 Abs. 12 StVO
Schutzweg: ein durch gleichmäßige Längsstreifen (sogenannte „Zebrastreifen”) gekennzeichneter, für die Überquerung der Fahrbahn durch Fußgänger bestimmter Fahrbahnteil;

Zum Tunnel: Die FPÖVP würden die Straßenbahn durch den Tunnel schicken, damit sie "den Fußgängern nicht mehr im Weg ist".

Hannes
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95B

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Ich belebe dieses alte Thema wieder, auf orf.at ist nämlich Folgendes zu lesen:

Neuigkeiten soll es darüber hinaus demnächst in der Frage geben, was mit der regelmäßig überfüllten Buslinie 13A passieren wird. Das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie über die Führung von Gelenkbussen - sie haben eine höhere Passagierkapazität - oder den Bau einer Straßenbahnlinie auf der Route soll Anfang November vorliegen, kündigte Vassilakou an.

Gesamter Artikel: http://wien.orf.at/news/stories/2503449/
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

60er

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Die Grünen reden zwar schon seit längerer Zeit über die durchaus sinnvolle Umgestaltung und Verkehrsberuhigung der inneren Mariahilfer Straße. Dass es aber im Zuge einer Umgestaltung vielleicht auch sinnvoll wäre, dort wieder Gleise zu verlegen und die Straßenbahn wieder einzuführen, wird bei der Diskussion darüber offenbar völlig vergessen oder ignoriert. Statt sich für ausschließlich für einen 13er stark zu machen, der mit 99%iger Wahrscheinlichkeit sowieso nie kommen wird, könnten die Grünen endlich einmal auch andere sinnvolle Straßenbahnprojekte (die wohl wesentlich leichter umsetzbar wären) angehen.