Autor Thema: Kontrollamtbericht betreffend die Tarifstruktur der Wiener Linien  (Gelesen 20661 mal)

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schaffnerlos

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Es gibt einen Kontrollamtbericht betreffend die Tarifstruktur der Wiener Linien. Hier das Wichtigste in Kürze:

"Die Abteilung K 37 "Tarif und Vertrieb" der WL ist mit den Aufgabenstellungen tariflicher Natur betraut. In einer Aufstellung dieser Abteilung werden insgesamt rd. 40 Fahrausweiskategorien angeführt,"

Jahreskarten verzeichnen Anstieg, am meisten bei den Senioren (+40%). Seniorenjahreskarten machen bereits 32% aller Jahreskarten aus.
Anstieg Hochschülerkarten von 1999 bis 2009 um rd. 76%, Grund:  steigenden Zahl der Studierenden in Wien.
Übertragbare Monatskarten (inkl. Mobilpass): +8%
Wochenkarten -9%.
Bedeutungsverlust der 8-Tage-Klimakarte (früher Umweltstreifenkarte): -28%
Handyticket: stärkste Zuwächse ("Single Ticket" +66%), aber eher bedeutungslos.
Starkes Absinken bei den in Fahrzeugen verkauften Fahrscheinen.
Zuwachs Halbpreisfahrschein durch den vermehrten Transport von Fahrrädern in den U-Bahnen.
 
Jahreskarten: 27,9 % aller Verkaufserlöse, Monatskarten: 17,6 %, Zeitkarten insgesamt: 83%
Einzelfahrscheinen Umsatzrückgang bei den in Fahrzeugen verkauften Tickets, Vorverkaufsfahrscheine konstant.
Fahrausweise für Schüler, Studierende und Lehrlinge: 17,9 % aller Umsatzerlöse.
28% der Umsatzerlöse im Provisionsverkauf (2%).
Online-Ticket-Shop und Handyticket: 0,9% des gesamten Fahrkartenumsatzes.
Jedoch Steigerungen (Handyticket +82%, Online-Ticket-Shop +198%)
 
Vergleich mit Linz, Graz, München und Köln
Zwischenbetrieblicher Vergleich schwierig (Leistungsangebote, Größe, lokalen Besonderheiten differieren).
"Wenn das Verkehrsangebot in Relation zu den Jahreskartentarifen gesetzt wird, zeigt sich, dass die Preisgestaltung bei der WL als günstig bezeichnet werden kann. Auch die übrige Tarifgestaltung der WL war nach Ansicht des Kontrollamtes durchaus kundinnen- bzw. kundenfreundlich."

Außertarifliche Vergünstigungen für bestimmte Personengruppen, werden nicht öffentlich bekannt gemacht.
Bedienstete der Bundespolizei (sowohl in als auch ohne Uniform): Freifahrt, keine schriftliche Vereinbarung mit BPD, lediglich Dienstaufträge, Legitimation anhand Dienstausweis.
Bedienstete der WL und deren Angehörigen, auch für nicht mehr aktive Bedienstete, sehr unterschiedliche Regelungen.
 
* Feststellungen und Empfehlungen des Kontrollamtes:
Im Großen und Ganzen ist alles paletti.
Seniorenbegünstigungen beeinflusst wirtschaftliche Erfolg wesentlich
Im Vergleich mit in- und ausländischen ÖPNV-Unternehmen sind WL ok.
"Das von der WL im Jahr 2006 gemeinsam mit einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft erarbeitete Modell einer standardisierten Berechnung für künftige Tarifanpassungen auf der Basis objektiv messbarer Kosten- und Leistungsgrößen wurde bislang nicht umgesetzt,..."
Anregung, den Fahrkartenverkauf in den Fahrzeugen (Anteil 0,9%) einzustellen. Umfassende Information nötig.
Seniorentarif neu gestalten, (rechnerischer) Einnahmenentfall 28 Mio. EUR p.a. (mehr als 6% aller Tariferlöse), Geleichbehandlung, demografische Entwicklung verstärkt Problem.
Freifahrt: evaluieren, schriftliche Vereinbarung mit BPD, Abgeltung durch Bund anstreben, auch bei Grundwehrdienern
Freifahrt Bedienstete der WL: Vereinheitlichung anstreben, Angehörigen sollen mehr zahlen, Gleichstellung von Lebensgemeinschaften.
Halbpreisfahrscheinen als Kurstreckenkarte kaum bekannt, Stellungnahme Wiener Linien: "Die WL streben für die Nutzung  von Halbpreisfahrscheinen bei Kurzstrecken - insbesondere im Bus- und Straßenbahnnetz - für die Fahrgäste transparentere und sinnvolle Regelungen an. Eine Projektgruppe wurde beauftragt, entsprechende Vorschläge auszuarbeiten."

Eine Übersicht der Fahrkartenverkäufe stelle ich noch zusammen...

roadrunner

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orf.wien.at : Ende von Fahrscheinverkauf in Strassenbahnen und Bussen?
« Antwort #1 am: 16. Februar 2011, 15:47:11 »
Kontrollamt: Ende für Ticketverkauf in Öffis an
Das Kontrollamt nahm die Wiener Linien in gleich fünf am Mittwoch veröffentlichten Berichten unter die Lupe genommen. Dabei war auch die Tarifstruktur Prüfgegenstand.

Hier wurde empfohlen, die Einstellung des Fahrkartenverkaufs in Bussen und Straßenbahnen anzudenken. Die Prüfer verwiesen darauf, dass bei Einzelfahrscheinen lediglich 0,9 Prozent aller Umsatzerlöse von Verkäufen in Fahrzeugen kämen.

Aus Einsparungsgründen regte das Kontrollamt daher an, "Überlegungen anzustellen, ob diese Vertriebsart nicht eingestellt werden könnte". Schließlich gebe es in jeder U-Bahn-Station Fahrkartenautomaten sowie Kaufmöglichkeiten im Online-Shop und via Handy. Dies würde sowohl das Aus für die Ticketautomaten in Straßenbahnen bedeuten als auch den Kauf eines Fahrscheins beim Busfahrer künftig nicht mehr möglich machen.


Wäre interessant was und ob etwas bei den "Überlegungen" heraus kommt! ;)

Quelle: http://wien.orf.at/stories/499235/

hema

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Re: orf.wien.at : Ende von Fahrscheinverkauf in Strassenbahnen und Bussen?
« Antwort #2 am: 16. Februar 2011, 16:08:24 »
Bei den Automaten könnte man ja argumentieren, dass sie eine Menge kosten und sich logischerweise nie amortisieren können (was auch für die noch viel viel teureren Automaten in den Stationen gilt), aber was kostet ein Busfahrer (mehr), wenn er bei Bedarf auch Tickets ausgibt?  ???
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

haidi

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Re: Kontrollamtbericht betreffend die Tarifstruktur der Wiener Linien
« Antwort #3 am: 16. Februar 2011, 16:44:54 »
Stimmt es, dass nach normalen Kollektivverträgen angestellte Straßenbahnbedienstete keine Freifahrt mehr haben (ausgenommen Fahrt zum und vom Dienst)?

Hannes
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darkweasel

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Re: orf.wien.at : Ende von Fahrscheinverkauf in Strassenbahnen und Bussen?
« Antwort #4 am: 16. Februar 2011, 17:30:09 »
Bei den Automaten könnte man ja argumentieren, dass sie eine Menge kosten und sich logischerweise nie amortisieren können (was auch für die noch viel viel teureren Automaten in den Stationen gilt), aber was kostet ein Busfahrer (mehr), wenn er bei Bedarf auch Tickets ausgibt?  ???
Den kostet es zumindest Zeit, wenn er eine Fahrkarte verkaufen muss, wenn er eigentlich fahren sollte.

Linie 41

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Re: orf.wien.at : Ende von Fahrscheinverkauf in Strassenbahnen und Bussen?
« Antwort #5 am: 16. Februar 2011, 19:45:53 »
Den kostet es zumindest Zeit, wenn er eine Fahrkarte verkaufen muss, wenn er eigentlich fahren sollte.
Zeit, die wohl eher nicht ins Gewicht fällt, wenn nur 0,9 % der Fahrscheine im Wagen verkauft werden.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

95B

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Re: orf.wien.at : Ende von Fahrscheinverkauf in Strassenbahnen und Bussen?
« Antwort #6 am: 16. Februar 2011, 20:07:13 »
Zeit, die wohl eher nicht ins Gewicht fällt, wenn nur 0,9 % der Fahrscheine im Wagen verkauft werden.
Man sollte die Fahrscheine im Fahrzeug vielleicht noch etwas teurer machen, um einen größeren Anreiz zu geben, Vorverkaufstickets zu benutzen. Außerdem wäre es doch möglich, beispielsweise Zigarettenautomaten zu adaptieren, dass sie auch Einzelfahrscheine ausspucken können. Mit Parkscheinen geht das ja schließlich auch (da steckt aber eine stärkere Lobby dahinter...).
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
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darkweasel

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Re: orf.wien.at : Ende von Fahrscheinverkauf in Strassenbahnen und Bussen?
« Antwort #7 am: 16. Februar 2011, 20:36:42 »
Zeit, die wohl eher nicht ins Gewicht fällt, wenn nur 0,9 % der Fahrscheine im Wagen verkauft werden.
Man sollte die Fahrscheine im Fahrzeug vielleicht noch etwas teurer machen, um einen größeren Anreiz zu geben, Vorverkaufstickets zu benutzen.
Im Bus ja. Aber in der Straßenbahn, was ist da überhaupt der Sinn dahinter, dass die mehr kosten? Da verschwendet der Fahrkartenverkauf ja keine Zeit des Fahrpersonals.

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Re: orf.wien.at : Ende von Fahrscheinverkauf in Strassenbahnen und Bussen?
« Antwort #8 am: 16. Februar 2011, 20:47:20 »
Im Bus ja. Aber in der Straßenbahn, was ist da überhaupt der Sinn dahinter, dass die mehr kosten? Da verschwendet der Fahrkartenverkauf ja keine Zeit des Fahrpersonals.
Na glaubst, Wartung und Betrieb der Automaten ist gratis?
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

haidi

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Re: orf.wien.at : Ende von Fahrscheinverkauf in Strassenbahnen und Bussen?
« Antwort #9 am: 16. Februar 2011, 20:55:19 »
Wenn man es so macht, wie bei den Automaten im Fahrzeug, dann sollte das kein Problem sein:

Geld abgezählt bereithalten
Preis 2,00 oder 2,50 Euro
Maximal 10 Münzen
Fahrer darf nicht wechseln (Automat machts auch nicht)

Dann sollte es bei 0,9 % Anteil ja kein zeitliches Problem sein.

Hannes
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darkweasel

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Re: orf.wien.at : Ende von Fahrscheinverkauf in Strassenbahnen und Bussen?
« Antwort #10 am: 16. Februar 2011, 21:17:06 »
Im Bus ja. Aber in der Straßenbahn, was ist da überhaupt der Sinn dahinter, dass die mehr kosten? Da verschwendet der Fahrkartenverkauf ja keine Zeit des Fahrpersonals.
Na glaubst, Wartung und Betrieb der Automaten ist gratis?
Das muss aber sowieso gezahlt werden - es gibt da nicht wirklich einen Grund, dass man den Leuten einen Anreiz geben muss, sich möglichst nicht in der Straßenbahn einen Fahrschein zu kaufen.

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Re: orf.wien.at : Ende von Fahrscheinverkauf in Strassenbahnen und Bussen?
« Antwort #11 am: 16. Februar 2011, 21:22:22 »
Das muss aber sowieso gezahlt werden - es gibt da nicht wirklich einen Grund, dass man den Leuten einen Anreiz geben muss, sich möglichst nicht in der Straßenbahn einen Fahrschein zu kaufen.

Wenn man, wie im Kontrollamtsbericht angeregt, den Fahrscheinverkauf in den Fahrzeugen ganz aufgibt, entfällt ohnedies der Ausgabezuischlag.  :P

darkweasel

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Re: orf.wien.at : Ende von Fahrscheinverkauf in Strassenbahnen und Bussen?
« Antwort #12 am: 16. Februar 2011, 21:27:10 »
Das muss aber sowieso gezahlt werden - es gibt da nicht wirklich einen Grund, dass man den Leuten einen Anreiz geben muss, sich möglichst nicht in der Straßenbahn einen Fahrschein zu kaufen.

Wenn man, wie im Kontrollamtsbericht angeregt, den Fahrscheinverkauf in den Fahrzeugen ganz aufgibt, entfällt ohnedies der Ausgabezuischlag.  :P
Ja eh. Da ist wohl nicht daran gedacht, dass für manche Leute die nächste Vorverkaufsstelle (oder Trafik) nicht unbedingt in fußläufiger Nähe ist. Davon, das abzuschaffen, halte ich genau nichts. Es würde, wenn überhaupt, die Quote der unfreiwilligen Schwarzfahrer erhöhen, die bis zur nächsten U-Bahn-Station fahren, um sich dort einen Fahrschein zu kaufen - was sollen sie auch sonst tun?

Wenn ich den Fahrgästen nicht die Möglichkeit gebe, sich einen Fahrschein zu kaufen, dann muss ich mich nicht wundern, wenn sie schwarzfahren.

Revisor

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Re: orf.wien.at : Ende von Fahrscheinverkauf in Strassenbahnen und Bussen?
« Antwort #13 am: 16. Februar 2011, 22:33:34 »
Ja eh. Da ist wohl nicht daran gedacht, dass für manche Leute die nächste Vorverkaufsstelle (oder Trafik) nicht unbedingt in fußläufiger Nähe ist. Davon, das abzuschaffen, halte ich genau nichts. Es würde, wenn überhaupt, die Quote der unfreiwilligen Schwarzfahrer erhöhen, die bis zur nächsten U-Bahn-Station fahren, um sich dort einen Fahrschein zu kaufen - was sollen sie auch sonst tun?

Wenn ich den Fahrgästen nicht die Möglichkeit gebe, sich einen Fahrschein zu kaufen, dann muss ich mich nicht wundern, wenn sie schwarzfahren.
Doch, die Fahrgäste haben Möglichkeiten genug, sich Fahrausweise zu verschaffen, genau 91% nutzen diese Möglichkeiten auf irgend eine Art. Wegen der restlichen 9% Sturköpfe, die noch dazu ein Feind ihrer eigenen Geldbörse sind, soll die ganze Infrastruktur rund um die Automaten und die Geräte selbst erhalten bleiben? Und damit hast du auch schon den Grund, warum die Fahrscheine in den Fahrzeugen teurer sind, weil es sonst viel mehr Leute gäbe, die bei der Tür 1 wegen des Fahrkartenautomaten einsteigen wollen. Man wollte ja vernünftigerweise den Fahrscheinverkauf von den Fahrzeuigen fernhalten , um den Betrieb so wenig wie möglich zu behindern. Und wie man sieht, ist das auch gelungen. Jetzt bleibt nur noch der kleine Rest davon zu überzeugen und sei es durch Abschaffung des Fahrscheinverkaufs im Fahrzeug, sich ebenfalls einer der vielen Möglichkeiten des Fahrscheinvorverkaufs bzw. des Handytickets zu bedienen.

Linie 41

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Re: orf.wien.at : Ende von Fahrscheinverkauf in Strassenbahnen und Bussen?
« Antwort #14 am: 16. Februar 2011, 22:44:19 »
Fahrer darf nicht wechseln (Automat machts auch nicht)
Seitdem die letzten blauen Fahrscheinautomaten aus dem Verkehr gezogen wurden, wechseln die Automaten auch alle (sofern genug Wechselgeld im Automat ist).
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.