Was auf das endgültige "Aus" für den Nordast der Linie 9 folgtCSU für Renaissance der Straßenbahn - 08.12. 20:27 Uhr
Nürnberg - In der Nacht von Samstag auf Sonntag fährt die Linie 9 zum letzten Mal durch die Pirckheimerstraße. Mit der Umstellung auf den Winterfahrplan wird der Nordast der Linie 9 zwischen Hauptbahnhof und Thon stillgelegt. Die Gleise sollen als Betriebsgleise vorerst in der Pirckheimerstraße liegen bleiben.
Im Verkehrsausschuss konnte sich die Grüne-Stadträtin Christine Seer nicht durchsetzen, den Nordast der Linie 9 noch eineinhalb Jahre, bis die Linie 4 Am Wegfeld hält, weiterzubetreiben. Seer befürchtete, dass nach dem Wegfall der 9er weniger Pendler auf die Straßenbahn in Thon einsteigen, weil sie einmal mehr als bisher umsteigen müssen, wenn sie mit dem ÖPNV zum Hauptbahnhof wollen.
Damit die Straßenbahn zwischen Thon und Innenstadt weiter attraktiv bleibt, stellt die VAG deshalb ab kommenden Wochenende mit der Einführung des Winterfahrplans die Linie 4 auf einen Fünf-Minuten-Takt um. Der verkehrspolitische Sprecher der CSU, Michael Reindl, warf Seer vor, mit dem Verlängerungsantrag nur unnötige Kosten zu verursachen: „Es gibt keine wirkliche Verschlechterung.“
Die 9er wird aufgrund eines Stadtratsbeschlusses aus dem Jahr 1999 eingestellt, weil der Parallelverkehr von der U3 und der Linie 9 wirtschaftlich nicht zu vertreten ist. Dieser Beschluss war die Grundlage für die Beantragung der U-Bahnfördergelder.
Gutachter Stephan Krug von der Aachener Ingenieurfirma IVV und Martin Arnold von Intraplan aus München rechneten den Stadträten noch einmal genau vor, warum die 9er verkehrlich keinen Sinn mehr macht, wenn die U3 fährt.
Mit höchstens 2000 bis 2500 Nutzern am Tag könnte die 9er rechnen, wenn sie parallel zur U-Bahn fährt. Auch eine andere Linienführung würde daran nichts ändern. Eine Straßenbahn benötigt aber mindestens 5000 Fahrgäste pro Tag für einen wirtschaftlichen Betrieb. Der Verkehrsausschuss räumte allerdings ein, dass es etliche Anlieger in der Pirckheimerstraße geben werde, die künftig schlechter angebunden sind.
„Bei jeder Maßnahme gebe es Personen, die profitieren, und andere, die einen Nachteil haben“, so Arnold. Der Nutzen der neuen Regelung überwiege die Nachteile aber bei weitem. „Wir müssen leider zur Kenntnis nehmen, dass die Linie 9 keinen wirtschaftlichen Nutzen hat“, so Reindl.
Tobias Schmidt vom Bürgerverein Nürnberg-Nord forderte eine gute Erreichbarkeit von Bussen in der Nordstadt. Es gebe viele Senioren und einige Neubaugebiete, die für eine wachsende Bevölkerung sorgen. Außerdem müsse genau beobachtet werden, welche Folgen der Wegfall der 9er für die Geschäfte in der Pirckheimerstraße hat. Schmidt hofft darauf, dass im Rahmen einer „Hochschul-Straßenbahn“ nach Erlangen die Strecke durch die Pirckheimerstraße wiederbelebt werden könnte.
Gerald Raschke von der SPD stellte dann noch den Antrag, dass das Wirtschaftsreferat und die Verkehrsplaner in einem Jahr Bilanz ziehen sollen. In der Debatte wurde deutlich, dass auch die CSU wieder auf die Straßenbahn setzt. „Sie hat Zukunftschancen und einen festen Platz neben der U-Bahn“, so Michael Reindl, der eine „Renaissance der Straßenbahn“ vorhersagte.
Quelle:
http://www.nordbayern.de/nuernberger-zeitung/nuernberg-region/was-auf-das-endgultige-aus-fur-den-nordast-der-linie-9-folgt-1.1716081