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Ringstraße so green, dass es greener gar nicht mehr geht
18.05.2022 um 11:26
von Wolfgang Freitag
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Wolfgang Freitag
Beschwernisse der Physik: Pilotprojekt eines Wartehäuschens . . . wf
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Eine begrünte Wartehalle und Zigtausende Euro verlorene Kosten: Geschichte eines Pilotprojekts.
Green ist cool und cool ist cool: Wie cool und green muss da erst das „erste coole Wartehäuschen der Greener Linien“ sein! Nun, die PR-Prosa der Wiener Linien ist das eine, die manchmal ein bisserl uncoole Realität etwas ganz anderes. Doch der Reihe nach.
Keine zwei Jahre ist es her, dass sich dem Parlamentsgebäude gegenüber gar Wundersames begab: Eine eher der Farbe Rot zugerechnete Stadträtin und der Geschäftsführer der Wiener Linien kamen – und siehe, es wurde grün! Gewiss, man könnte einwenden, ein Grün sei an der Volksgartenseite der Wiener Ringstraße im Sommer nichts Besonderes, bekanntlich präsentiert sich diese seit Gründerzeittagen baumbestanden; andererseits kann's ja nie grün genug sein, und also ward es ausgerechnet unter Bäumen eingeweiht: das erste dachbegrünte Wartehäuschen der Wiener Linien.
. . . der Wiener Linien, Dr.-Karl-Renner-Ring. wf
Wenig überraschend, dass sich die Einweiher ob so klimamustergültigem Beitrag zur Klimamusterstadt Wien tief bewegt zeigten, schließlich: „Duftender Jasmin und Lavendel auf dem Wartehäuschen – das gab's in Wien noch nie.“ Freilich, das wird's in dieser Form auch nicht so bald wieder geben. Was nämlich ob all dem Umwelt-Tschingderassabum diskret verschwiegen wurde: dass jenes Pilotprojekt per Stück im Vergleich zu den sonst gebräuchlichen Wartehäuschen mit deutlich höheren Kosten zu Buche schlägt – Insider raunen vom Fünffachen.
Doch das Bedauern darf sich in Grenzen halten: Dass das Gewicht eines begrünten Dachs zu tragen keine Kleinigkeit ist, sieht man dem Objekt nur allzu deutlich an; und was in warmen Monaten die Begrünung schamhaft verdeckt, wird in den kalten umso schmerzhafter offenbar – eine Konstruktion, die mehr über die Beschwernisse der Physik als über urbane Eleganz erzählt. Macht nichts: Auf die Zigtausende Euro an sunk costs kommt's, cool und green, wie wir sind, auch nicht mehr an.